Dienstag, 9. Mai 2017

So ist die Schweiz

Also - wie ist sie denn nun, die Schweiz? Ist sie wirklich so, wie man sie sich ausserhalb des Landes vorstellt? Stimmen die Klischees von Heidi, dem Wohlstand, der Idylle?

Wunderschön ist in jedem Fall die Landschaft. Ich denke, das ist unbestritten. Eine Fahrt durch das Emmental oder ein Ausflug ins Berner Oberland lassen einen immer wieder staunen. Hier scheint die Natur noch ursprünglich zu sein, die Berge grösser, die Bäume grüner. Und in den Dörfern ist die Zeit oft ein wenig stehen geblieben. Tradition und das Glück der geringen Zerstörung im Krieg sorgen dafür, dass an vielen Stellen Altes bewahrt wird.

Hoch sind die Berge überall, man kann sie nicht übersehen, egal wo man sich in der Schweiz aufhält. Um daher wirklich mal ein wenig in die Ferne schauen zu können, muss man schon hoch hinaus. Wer also, wie mein Chef, an der Küste aufgewachsen ist, dem wird hin und wieder die Weite fehlen.

Und weil die Schweiz ein kleines Land ist, wirkt alles irgendwie gedrungener, enger, die Distanzen quer durchs Land sind deutlich kürzer. Dafür ist die zwischenmenschliche Distanz, ich schrieb es schon einmal, gefühlt grösser. Der Freundlichkeit (und manchmal stoischen Geduld und Langsamkeit) der Einheimischen steht eine starke Zurückhaltung, die teilweise schon devot wirkt, entgegen. Man wird fast nie ein böses Wort hören, lieber erträgt man das, was einem widerfährt, ordnet sich brav ein, entschuldigt sich öfter als nötig und bedankt sich immer "viel mal".

Anders als wir Deutschen sind Schweizer stolz auf ihr Land und zeigen das auch. Schweizer Fahnen findet man immer und überall, und im Gegensatz zu "uns" ist der Nationalfeiertag hier auch Anlass zur Freude und zum Schmücken der Häuser, und nicht nur ein Tag, an dem man glücklicherweise nicht arbeiten muss.

Und die sonstigen Klischees? Ein Kollege aus Berlin meinte einmal zu mir, dass doch die Strassen in der Schweiz sicherlich fantastisch ausgebaut und in einem einwandfreien Zustand seien. Ja, so stellt man sich die Schweiz eben vor - Reichtum, Überfluss und Nummernkonten. :) Ganz so ist es nicht, auch wenn der Wohlstand sicherlich ein Markenzeichen des Landes ist. Trotz der im Vergleich hohen Gehälter darf man eben auch die hohen Lebenshaltungskosten nicht vergessen, und so schwimmt längst nicht jede Familie im Geld.

Allerdings sind verschiedene Dinge, wie z. B. Elektronik, kaum teurer als in Deutschland und damit im Verhältnis zum Einkommen deutlich günstiger. Und daher kann man sich eben eher mal ein Apfel-Gerät als Statussymbol leisten. Gefühlt würde ich sagen, dass 50 Prozent der Schweizer ein Telefon mit Apfel besitzen. Als ich noch regelmässig Zug fuhr, habe ich mir hin und wieder den Spass gemacht, und die Ladegeräte gezählt, die im Wagon eingesteckt waren. Das war fast ausnahmslos iPhone-Zubehör.


Über leckere Schokolade aus der Schweiz muss ich wohl nicht viele Worte verlieren (übrigens findet man in den Supermärkten hier fast ausschliesslich einheimische Produkte und die vielen Marken, die man in Deutschland kennt, tauchen gar nicht auf). Und wer Käse mag, der findet, wie erwartet, eine riesige Auswahl - alles aber zu hohen Preisen, an die man sich gewöhnen muss.

Nun wird der Eine oder Andere anmerken, dass viele Beobachtungen in ähnlicher Weise auch auf seine Heimat zutreffen - gerade wenn ich an Süddeutschland denke, stimmt das sicherlich. Der Übergang ist z. B. in Sachen Natur ja auch fliessend. Aber für mich als Berliner, der rund 1000 km nördlich gewohnt hat, sind die Unterschiede schon gravierend, und auch die Mentalität hier ist eine ganz andere. Ich empfinde sie als sehr angenehm, und die deutschen Dialekte sind, wenn man sie denn erst mal versteht, sympathisch. Ungewohnt ist nur, dass es halt noch drei weitere Amtssprachen gibt, und somit öffentliche Bekanntmachungen, je nach Zielgruppe, auch in vier Sprachen erscheinen.

Ich mag sie sehr, die Schweiz. Auf der Suche nach mehr Ruhe, Gelassenheit, weniger Chaos, Dreck und Krach hat mich die Liebe in ein Land gebracht, in dem ich, gemeinsam mit Rosalie, gern alt werden möchte.


Montag, 8. Mai 2017

Die Idylle muss warten

Eigentlich wollte ich heute, nach dem Kommentar von Ayse, einen Post über die Idylle (und die Klischees) der Schweiz schreiben. Aber das miese Wetter da draussen und der Ärger gesten haben mich nicht in Stimmung bringen können.

Ärger? Ja, allerdings nicht direkt bei uns daheim. Es ging, wie meistens in den letzten Wochen, um Ärger mit dem Ex. Die Kommunikation zwischen Rosalie und ihm ist in letzter Zeit dermassen gestört, dass selbst Kleinigkeiten schon zu Problemen führen. Und gestern ist ihr Noch-Ehemann, nur, weil er drei Mails nicht richtig gelesen hat, am Telefon derartig laut und ausfällig geworden, dass man Angst haben musste, er könnte ohnmächtig werden.

Auch wenn meine Liebste sehr sachlich und ruhig reagierte, hat uns das Beide nicht kalt gelassen, weil es mal wieder gezeigt hat, wie verbohrt die Gegenseite ist, oder, wie Rosalies Anwalt schrieb, "begriffsstutzig". Selbst einfachste Sachverhalte werden ohne jegliche Selbst-Reflexion sofort als Angriff und Kritik interpretiert, wohl auch deshalb, weil er mit seinen Vermutungen, falschen Anschuldigungen und Forderungen bisher vor Gericht immer verloren hat.

Dass dies einem Mann, der es gewohnt war, daheim alles bestimmen und durchsetzen zu können und keinen Widerspruch zu hören, nicht gefällt, merkt man nun sehr deutlich. Rosalie hat sich in den letzten Jahren emanzipiert, ist selbstbewusst und weiss inzwischen sehr genau, wie ihre Rechte aussehen und was ihr zusteht. Damit wird sich auch ihr künftiger Ex abfinden müssen, ob ihm das passt oder nicht.

Freitag, 5. Mai 2017

Schon ein halbes Jahr

Die Zeit vergeht so schnell, dass einem schwindelig werden kann. Mein 50. liegt bereits fast ein Jahr zurück, meine Mutter wurde gestern 75 und ich bin jetzt schon ein halbes Jahr hier in der Schweiz!

Sechs Monate - wo sind sie geblieben? Wohl auch, weil Rosalies "Baustellen" uns kaum Raum zum Innehalten lassen, verrinnt Woche um Woche im Eilzugtempo. Aber was zählt: Ich fühle mich hier zu Hause und angekommen. Ob Haus, Sprache, Orte, Wege, Job - vieles ist schon ganz selbstverständlich. Sogar der Weg zum Coiffeur ist bereits im Kopf gespeichert. :)

Und Berlin ist sooo weit weg. Meine alte Wohnung, der frühere Arbeitsplatz - ich vermisse rein gar nichts davon, auch die Stadt nicht, selbst wenn sie mir noch so vetraut ist. Stattdessen freue ich mich, abends nach Hause zu kommen, auf dem Weg dahin noch einen Blick auf die beeindruckenden Alpen werfen zu können, und dann daheim im Garten oder auf dem Balkon die ländliche Idylle zu geniessen. Das mag vermutlich nicht jeder Stadtmensch von sich behaupten können, aber ich fühle mich in der Ruhe und Abgeschiedenheit sauwohl!

Bald kommt der Sommer, und dann werden wir auch die warmen Abende wieder draussen verbringen, grillieren, Wein trinken und einfach sein. Ich bin glücklich, keine Flüge mehr buchen zu müssen, um das erleben zu dürfen, und statt am Sonntagabend in der Business Lounge in Zürich nun am grossen Holztisch auf der Terrasse sitzen zu können. :)

Donnerstag, 4. Mai 2017

Wieder schick

Nun sind sie wieder ab - die Haare (auf dem Kopf). Sie werden zwar ohnehin stetig weniger, aber noch langt es für eine Frisur, die nicht nur daraus besteht, drei lange Haare quer über die Glatze fest zu kleben. :)

Bevor ich Rosalie kennenlernte, hatte ich eine sehr, sehr kurze, weil vor allem praktische Frisur. Duschen - und fertig. Kein Kamm, kein Fön. Meine Liebste meinte dann, diese "Frisur" würde mein Gesicht härter erscheinen lassen und ich solle doch mal schauen, wie es aussieht, wenn sie etwas länger wären.

Also habe ich sie wachsen lassen. Nein, ich sehe jetzt nicht aus wie ein Hippie, die Haare sind nur etwas länger als früher. Zu Anfang war ich skeptisch, inzwischen bin ich ganz zufrieden damit, und beim Vergleich alter und neuer Bilder von mir muss ich meinem Schatz Recht geben.

Da so eine Frisur dann aber hin und wieder doch professionelle Hilfe braucht, war ich gestern wieder bei meinem neuen Stammcoiffeur. Obwohl es erst mein zweiter Besuch war, erkannte mich die Dame sofort wieder, begrüsste mich und bot mir zu meiner Verblüffung gleich ein Bier an, weil es noch 15 Minuten dauern würde.

So genoss ich also ein Feierabendbier, während ich auf meine "Behandlung" wartete. Die wurde dann wieder flink und professionell durchgeführt, und nach weiteren 15 Minuten war ich schon fertig. Ich weiss gar nicht, wie man es als Frau aushält, für die Schönheit Stunde um Stunde auf dem Stuhl zu sitzen - meine Hochachtung!

Ich war froh, dass der Boxenstopp so schnell vorbei war. Nun kann der Sommer kommen, ich hab die Haare schön!


Mittwoch, 3. Mai 2017

Es geht mir gut!

Gestern kam mir auf dem Weg zur Kaffeemaschine wieder eine Gruppe dunkel gekleideter Menschen mit verweinten Augen entgegen. Durch meine Arbeit im Spital, und insbesondere in unmittelbarer Nähe zum Intensiv-Bereich, begegne ich ständig Angst, Trauer und Verlust. Wenn ich Menschen auf dem Weg zum "Raum der Stille" gehen sehe, werden die eigenen Probleme und Gebrechen plötzlich ganz klein.

Rückenschmerzen? Ach was, Kinderkram! Scheidungskrieg? Lächerlich. Hey, ich bin am Leben, geniesse es, jeden Tag meine Liebste, die Sonne und die Alpen sehen zu können und nicht als Patient zu meinem Arbeitsplatz gebracht zu werden. Es geht mir gut!

Ganz kurz flammt sie in solchen Momenten manchmal auf, die Angst vor dem Tod, und die Fragen nach dem "Danach" stellen sich ganz automatisch. Dabei ist es doch eigentlich, ganz nüchtern betrachtet, gar kein Problem: In dem Moment, wo mein Herz nicht mehr schlagen will, ist alles vorbei - ich muss nicht mehr darüber nachdenken, dass ich nicht mehr da bin. Ich spüre keinen Schmerz, keinen Verlust.

Ob ich nun einfach weg sein werde, in einem anderen Leben wieder zurück komme oder ein gemütliches Dasein im Himmel führen kann, weiss ich nicht. Aber dass ich Schmerz zurücklassen werde bei denen, die mir nahe standen, ist bitter. Ihnen wird jeden Tag bewusst werden, dass ich nicht mehr bei ihnen bin. Ich kann nur hoffen, dass ich diesen Menschen vorher nicht noch zur Last falle.

Dienstag, 2. Mai 2017

Eine Baustelle weniger

Letzte Woche kam die ersehnte Bestätigung: Eine der grossen "Baustellen" bei Rosalie ist geschlossen. Endlich!

Es war kein voller Erfolg und wir haben in Anbetracht der Anstrengungen (auch finanziell), die wir in den letzten Monaten erbringen mussten, nicht alles erreicht, was wir uns gewünscht hätten, aber zumindest ein dickes Trostpflaster ist dabei heraus gesprungen und die Gewissheit, dass die Arbeit, der Ärger und das eingesetzte Geld nicht umsonst und die von uns aufgeführten Mängel im Haus keinesfalls an den Haaren herbei gezogen waren. Offenbar haben die Verkäufer nun doch kalte Füsse bekommen und waren darauf bedacht, den Schaden für sich so gering wie möglich zu halten. Und wir haben uns auf den Deal eingelassen, da eine Verhandlung vor Gericht immer auch ein Risiko darstellt, erst recht in unserer Situation. Also haben wir lieber den (recht grossen) Spatz in der Hand behalten ...

Damit sind die Probleme im Haus natürlich nicht beseitigt, aber es gibt uns etwas Spielraum, um über mögliche Lösungen nachzudenken. Auf der anderen Seite verschafft es uns ein wenig Luft im Rosenkrieg meiner Liebsten, der in vollem Gange ist. Und hier ist noch kein Ende in Sicht und es wird noch diverse Nachtschichten brauchen, um die Fakten so deutlich zu machen, dass der Richter ein gerechtes Urteil fällen muss, anstatt sich von den Nebelkerzen des Noch-Gatten verwirren zu lassen, der das Vermögen weiterhin fleissig beiseite schafft.

Montag, 1. Mai 2017

Apathie

Seit rund einem halben Jahr ist nun die von Rosalie und mir gestaltete neue Homepage der nicht mehr existenten Gemeinde online. Wir haben sowohl dort allgemein als auch ganz gezielt per Mail die Personen, die z. B. Immobilien für Feiern im Ort zur Verfügung stellen, gebeten, uns Texte und Fotos zu senden, damit wir ihre Angebote kostenlos vorstellen können.

Gekommen ist bis heute nicht eine einzige Antwort. Das kann nur zwei Gründe haben: Entweder haben die Leute absolut null Interesse an ihrem/unseren Dorf und es ist ihnen schei**egal, was um sie herum geschieht, oder sie haben aufgrund der Seil- und Machenschaften im Dorf Angst, sich zu äussern. Kann man sich vielleicht als Aussenstehender kaum vorstellen, ist aber bereits in anderen Zusammenhängen in der Vergangenheit unter der Hand hier so gesagt worden.

Nun ja, es war ein Versuch, etwas für das Dorf tun zu können. Offenbar ist dieser Testballon geplatzt. Es gibt schlicht niemanden, der sich engagieren möchte, nicht ein mal mit einer siimplen Mail. Diese Erkenntnis ist nicht neu, ich kenne das aus meiner früheren ehrenamtlichen Tätigkeit nur zu gut. Alle wollen Leistungen in Anspruch nehmen, und natürlich am besten kostenlos, aber beteiligen möchte sich niemand. Das geht dann so weit, dass man am Ende selbst keine Lust mehr hat und aufgibt. So war es bei mir vor zwei Jahren auch, nachdem ich mit einem Zweiten über 15 Jahre lang viel Zeit und auch Geld investiert hatte, um etwas für Andere zu tun.

Schade, dass es so etwas wie eine Gemeinschaft, in der man auch gemeinsam etwas erreichen kann, ohne nur auf den persönlichen Vorteil aus zu sein, immer seltener gibt. Das ist wohl der Lauf der Dinge.

P. S. In der Schweiz ist übrigens heute kein Feiertag. Ich muss also arbeiten. Man kann eben nicht alles haben. :)

Freitag, 28. April 2017

Erste Erfahrungen mit Ärzten in der Schweiz

Auf meinem alten Blog habe ich hin und wieder über meine Erlebnisse während eines Arztbesuchs in Berlin berichtet. Als Pflichtversicherter kam ich mir immer mal wieder vor wie ein notwendiges Übel, das innerhalb weniger Sekunden eine Diagnose und ein Rezept erhielt, um möglichst schnell wieder draussen zu sein. Teilweise wurde ich nicht einmal untersucht, es reichte, wenn ich meine Symptome schilderte und am besten gleich die Therapie selbst vorschlug.

Nun habe ich erste Erfahrungen mit Ärzten in der Schweiz gesammelt - und bisher sind sie sehr positiv. Man nimmt sich Zeit, hört zu, erklärt, untersucht und ich spüre so etwas wie Empathie. Ein sehr angenehmes Gefühl, erwartet man doch gerade von medizinischem Fachpersonal ein gewisse Anteilnahme.

Ja, sicher, die Kehrseite der Medaille soll auch nicht verschwiegen werden: Ich bezahle teuer dafür, die Rechnungen werden demnächst ins Haus flattern und mir - da es das erste Mal ist - feuchte Augen bereiten. Gesundheit in der Schweiz ist extrem kostspielig, das muss auch gesagt werden. Aber ich finde es schade, dass ich in Deutschland nicht zumindest die Wahl habe, mir diesen Luxus zu leisten, solange ich nicht extrem gut verdiene oder selbständig bin. Wenn ich zum Beispiel an mein Rückenleiden denke, hätte ich gern mehr investiert, wenn es dazu geführt hätte, dass meine Beschwerden wirklich mal analysiert worden wären, anstatt eine Diagnose zu stellen, sobald ich durch die Tür trete, die dann auch noch völlig falsch ist.

Und, nicht zu vergessen, hat mir der Scharlatan von Arzt Wochen später schriftlich mit einem Anwalt gedroht, nur weil ich meine Erfahrungen ganz sachlich und ohne jegliche Beleidigung auf G**gle mit einem Stern bewertet habe (wie inzwischen ganz viele weitere verärgerte Patienten mit exakt der selben Feststellung - ob die wohl auch alle so ein Schreiben erhalten werden?). Da dies seinerzeit kurz vor meinem Umzug war und ich keine Lust auf einen Rechtsstreit hatte, habe ich meine Rezension dann gelöscht.

Wegen meiner blöden Ohrentzündung muss ich heute nun ein weiteres Mal zum Arzt, diesmal zu einem HNO. Ich bin gespannt, ob sich die positiven Erfahrungen fortsetzen. :)

Schönes Wochenende!

Donnerstag, 27. April 2017

Vertrauen

Was wäre ein Leben ohne Vertrauen? Immer auf dem Sprung sein, immer auf vermeintliche Gefahren achten, die hinter der nächsten Ecke lauern könnten, immer den möglichen Feind wittern, immer einen Verrat vermuten - wer hält das auf Dauer ohne emotionalen Schaden aus?

Je länger ich mich mit diesem Thema beschäftige, desto mehr erkenne ich, wie weit zurück in der Zeit ich gehen muss, um die Ursachen für mein mangelndes Vertrauen zu finden. Wie so vieles, was einen in der Kindheit geprägt hat, ist sicher auch diese "Schwäche" in meiner Vergangenheit begründet.

Meine Mutter hat mich damals verlassen, als ich 12 war. Von einem Tag zum anderen war sie nicht mehr da, zog ein Leben jenseits der Grenze vor und liess mich mit meinem Vater zurück. Danach sahen wir uns jahrelang nicht, mein Leben änderte sich radikal, unsere Beziehung verblasste. Ich schrieb dazu ja kürzlich noch mehr. Das allein nagte sicherlich schon an meinem Urvertrauen.

Hinzu kam die Tatsache, dass ich zu keiner Zeit Vertrauen in meine Stiefmutter aufbauen konnte und auch mein Vater sich nicht eindeutig positionieren wollte oder konnte, wenn es darum ging, für mich einzustehen.

Fortan wurde ich zum Einzelkämpfer, liess niemanden wirklich an mich heran.

Als ich dann von zu Hause weg war, bestätigte meine erste Frau mich nach zwei Jahren darin, niemandem zu trauen, als sie fremd ging und sich nicht einmal besonders viel Mühe gab, dies vor mir zu verbergen. Das war eine bittere Erkenntnis, auch wenn ich damals als 23jähriger noch lange nicht so reflektiert war.

Ich habe mich mein Leben lang schwer damit getan, mich zu öffnen. Wirkliche Freunde gibt es ganz wenige, und oft habe ich auch kein Interesse daran, viel von mir preis zu geben. Ausserdem haben mich die Erfahrungen über die Jahre resoluter gemacht. Bei E. im Jahr 2010 habe ich fast vorschnell die Reissleine gezogen, als sich herausstellte, dass ihr Interesse inzwischen mehr einem Kollegen galt als mir.

Seit dem sind wieder sieben Jahre vergangen. Jahre, in denen ich viel über mich nachgedacht habe, viel lernte und nach einigen durschrittenen Tälern endlich ein wenig zur Ruhe komme.

Das hat (auch) viel mit Rosalie zu tun. Wir kennen uns inzwischen mehr als vier Jahre. Allein schon durch ihren Blog weiss ich eine ganze Menge von dem, was in ihrem Leben passierte, bevor wir uns trafen. Dazu gehören auch die Männer, die in jener Zeit eine Rolle spielten. Zu einigen besteht noch immer Kontakt, und ich wage - als Mann glaube ich, das sagen zu können - die Behauptung, dass diese Männer, auch wenn sie es nicht offen aussprechen würden, insgeheim die Hoffnung auf eine richtige oder auch "nur" sexuelle Beziehung womöglich nicht völlig aufgegeben haben.

Ich gebe zu, und mein Schatz weiss das auch, dass mich das in der ersten Zeit schon hier und da verunsichert hat. Bedingt auch durch meine Erfahrungen gab es Momente, wenn wir gerade mal wieder 1000 km entfernt voneinander waren, in denen ich mir meiner selbst unsicher und ganz und gar nicht selbstbewusst war und mich fragte, ob mein Vertrauen denn wirklich gerechtfertigt sei.

Nein, ich möchte dabei jetzt nicht über Liebe, Besitz, Betrug und Eifersucht philosophieren. Es geht mir wirklich nur um das Vertrauen, etwas, das ich nie richtig gelernt habe.

Wenn ich dann in der Ferne am Zweifeln war, habe ich versucht, in mich hinein zu hören, hinterfragt, woher denn gerade das aktuelle Gefühl kommt, wie es mir dabei geht usw. Oft war der Ursprung dabei gar nicht direkt eine Äusserung meiner Liebsten, sondern irgend etwas Anderes in meinem Alltag, was mich plötzlich an allem zweifeln liess.

Ich hätte den Schritt, mein Heimatland dauerhaft zu verlassen, aber nicht gewagt, wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, das Richtige zu tun. Dazu gehört auch das Vertrauen in Rosalie. Dafür reicht(e) es allerdings nicht, dass sie mir das in einer Nachricht schrieb. Worte sind schnell geschrieben und schnell vergessen.

Nein, es war viel mehr. Es war und ist die Art, wie sie mich ansieht, wie ihre Augen leuchten, wie sie mir die Wange streichelt, wie sie mich festhält, wenn wir durchgeschwitzt im Bett liegen, und es ist die Überzeugung in ihrer Stimme, wenn sie mir sagt, dass ich mir wegen ihres Kontakts mit diesem oder jenem Mann keine Sorgen machen müsse und sie ihr Leben mit mir teilen möchte.

Und genau das ist in meinem Kopf gespeichert, sobald mal wieder eine Nachricht auf Rosalies Telefon genau in dem Moment auftaucht, wenn wir gemeinsam ein Video auf ihrem Display schauen oder etwas lesen. Gut, ein wenig necken tue ich sie dann schon mal, aber das nächste Lächeln entwaffnet mich gleich wieder.

Es ist schön, wenn man vertrauen kann.

Mittwoch, 26. April 2017

Die ewige Erkenntnis

Wer kennt das nicht: Man hat eine Aufgabe, und weil es sich entweder nach viel Arbeit anhört oder man nicht recht weiss, wie man es anstellen soll, schiebt man sie und schiebt und schiebt.

Besonders deutlich wurde mir das alljährlich mit der mühsamen Steuererklärung. Mühsam? Eigentlich nicht. Bei mir gab es nie viel abzuziehen und anzusetzen. Im Wesentlichen beschränkte sich das Ausfüllen der Formulare auf die Übertragung der Daten von der Steuerkarte plus aktueller Werte von Versicherungen, Fahrwegen usw. Mit Elster wurde das alles noch einfacher, weil das Programm einem die meiste Arbeit abnahm und man sogar auf Fehler aufmerksam gemacht wurde.

Und doch habe ich die Erklärung äusserst ungern gemacht und möglichst lange vor mir her geschoben, nur um dann nach der Fertigstellung den Kopf zu schütteln ob der Erkenntnis, dass es ganz einfach war und überhaupt nicht weh getan hat!

In letzter Zeit wiederholt sich dieser Aha-Effekt öfter im Büro. Es gibt immer wieder Aufgaben, die mir noch gänzlich fremd sind und bei denen ich keinen Schimmer habe, worum es geht oder wen ich fragen könnte. Doch kommt dann der Punkt, an dem ich mich mehr wehren kann und aus Zeitnot heraus handeln muss, stelle ich fast immer fest, dass es ganz leicht war: Manchmal hat sich das Problem von selbst gelöst, manchmal reicht das Gespräch mit dem betroffenen Kollegen und in den anderen Fällen finde ich die Lösung durch Nachlesen oder logisches Denken binnen kurzer Zeit selbst.

Das sind dann die Momente, in denen ich mir sage: Beim nächsten Mal stellst Du Dich nicht so an! Aber irgendwie will das noch nicht ganz zu einem Lebensmotto bei mir werden.

Ich arbeite daran.

Dienstag, 25. April 2017

50 Seiten Klischees

Was war das für ein Hype um Anastasia und Christian. Obschon ich seinerzeit nach der Veröffentlichung viele negative Rezessionen gelesen hatte, wollte ich mir selbst ein Bild machen und begann, den ersten Teil zu lesen.

Weit bin ich nicht gekommen. Nach etwa einem Viertel des Buches wurde es mir zu albern. Die mit 21 noch jungfräuliche Anastasia, die sich für den Richtigen aufsparen wollte, dann immer und immer wieder hin- und hergerissen wird von den guten und schlechten Seiten des Herrn Grey (klar, man lässt sich mal schnell ein Notebook oder ein Auto schenken, kein Problem), dabei aber vom ersten Mal an ein Naturtalent in allen nur denkbaren Stellungen ist und perfekt bla*en kann, ein paar lustige Fesselspiele hier, Erniedrigungen da, Klischees überall - und das soll Literatur sein? Und für welche Zielgruppe? Teenies, traumatisierte Hausfrauen?

Und warum ich jetzt darauf komme? Meine Liebste und ich bekamen neulich den zweiten Film zu diesen mühsamen Romanen in die Finger. Und irgendwie hatte ich die Hoffnung, es könne doch nur besser werden ... Zehn Minuten dauerte diese Hoffnung, dann musste ich abschalten. Frau S. trifft ganz zufällig Herrn G. in einer Ausstellung, will den Typen in der ersten Sekunde überhaupt nicht sehen und ist voller Wut (wohl noch aus Teil eins), um dann etwa drei Minuten später mit ihm voller Lust im Bett zu landen. Also alles wie immer, alles wie gehabt.

Wenn zumindest die Sexszenen noch irgendwie heiss wären, aber auch da nur das typische Gerammel eines amerikanischen Films. Gähn.

Es gibt ja Romane, die kann man mal eben so als Urlaubslektüre mitnehmen, sie lesen sich so weg, ohne besonders hohen Ansprüchen genügen zu müssen. Aber in diesem Fall geht das für mich gar nicht. Weg damit!

Montag, 24. April 2017

Arbeitserprobung

Ich bin ja nicht sehr oft krank, aber wenn, dann haut es mich in letzter Zeit meist gleich richtig aus den Latschen. So auch dieses Mal. Ein Infekt ohne Schnupfen, dafür mit lästigem, pausenlosen Reizhusten, dazu dann auch noch die Ohrenentzündung ... Ich hab gut eine Woche fast dauerhaft flach gelegen.

Seit Freitag bemühe ich mich, den Kreislauf und mich wieder in Schwung zu bringen, aber das fällt irgendwie schwer. Mir wird immer noch schwindelig, jede Treppe ist eine kleine Herausforderung, mein linkes Ohr ist fast "taub" und ich höre nur ein Pfeifen und Rauschen.

Ob das normal ist bei einer Mittelohrentzündung, weiss ich nicht. Vielleicht brauche ich noch etwas Geduld. Und ob es überhaupt klug war, schon arbeiten zu gehen, wird sich auch zeigen. Am Donnerstag hab ich ohnehin einen Arzttermin, spätestens dann kann ich meine Wehwehchen noch einmal ansprechen.

Und bis dahin werde ich mich gut beobachten, weiter mein Antibiotikum schlucken und hoffen, dass ich wieder zu Kräften komme. Immerhin war das Wochenende sehr schön, auch wenn ein grosser Teil der Zeit mal wieder für Rosalies Scheidung drauf ging. Aber wir haben das herrliche Wetter zumindest zwischendurch im Garten ein wenig geniessen können, bevor ab Mittwoch der Winter zurück kommt.

Also dann: Willkommen zurück, Alltag!

Donnerstag, 20. April 2017

Außer Gefecht

Eine Kleinigkeit hatte ich bei meinem Urlaubspost noch vergessen.

Als wir am Donnerstag vom Strand zurück kamen, war mir furchtbar kalt und ich kroch trotz 24 Grad Wärme ins Bett, aus dem ich den ganzen Abend nicht mehr heraus kam. Nur dank IBU hielt ich den Freitag und Samstag noch ganz gut durch, danach verbrachte ich die restlichen Tage mit trockenem Reizhusten und starken Kopfschmerzen im Bett. An Schlafen war selbst nachts kaum zu denken, weil mein hoher Puls und der ständige Hustenreiz mich erfolgreich davon abhielten (und Rosalie zum großen Teil leider auch).

In der Nacht zum Mittwoch kamen nun auch noch Ohrenschmerzen dazu. Ein Schmerz, der mir aus der Kindheit nur zu bekannt ist: Mittelohrentzündung. Wieder war ich die halbe Nacht wach, meine Liebste kümmerte sich liebevoll und versuchte, mit allerlei Mitteln die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Irgenwann nach drei Uhr sind wir eingeschlafen und am Morgen dann endlich zum Arzt gegangen.

Der bestätigte meine Diagnose, und nun nehme ich Antibiotika und bleibe im Bett. Ansonsten könne man halt nicht viel machen bei einem Infekt. Also warte ich und hoffe. Da Rosalie auch frei hat, bin ich aber bestens versorgt, auch wenn sie die Zeit eigentlich hauptsächlich für ihre Kinder haben wollte. Aber in meinem Zustand muss ich auch ab und zu bemuttert werden ... ;-) Allerdings bin ich letzte Nacht ins Wohnzimmer umgezogen, damit zumindest mein Schatz schlafen kann, denn der Husten nervt weiterhin ohne Erbarmen.

Sobald es mir besser geht, gibt es dann auch wieder mehr zu lesen.

Dienstag, 18. April 2017

Französisch kann ich gut

... aber mit der Sprache haperts. Ja, den Spruch kennt man. Ich muss leider wirklich sagen, dass ich von der Möglichkeit, eine einfache Konversation in Frankreich zu führen, noch Lichtjahre entfernt bin.

Das zeigte sich schon auf der Hinfahrt Richtung Côte d'Azur. Gefühlt muss man auf den Autobahnen in Frankreich alle zehn Minuten eine Mautstelle passieren und dort entweder ein Ticket ziehen oder die angefallenen Gebühren berappen. Und prompt beim zweiten Mal muss ich die falsche Gasse erwischt haben, denn der Automat wollte meine Kreditkarte nicht annehmen. Nach kurzer Zeit meldete sich eine menschliche Stimme aus dem Gerät. Zum Glück saß Rosalie ja neben mir und konnte das Problem auflösen. Ich wäre völlig überfordert gewesen. Die Dame aus dem Off schaltete das Gerät ausnahmsweise frei und wir konnten nach Bezahlung durchfahren.

Französisch zu lesen und zu sprechen sind halt zwei Paar Schuhe. Da der Franzose auch dazu neigt, schnell zu sprechen, wird das Verstehen damit noch schwieriger. Ich war nur "froh", dass selbst meine Liebste trotz ihrer großen Erfahrung hin und wieder nachfragen musste.

Aber zurück zu unserem Urlaub. Schön war er, wie erwartet und erhofft. Das Haus, in dem wir wohnten, hatte eine tolle Lage mit Blick aufs Meer, und über das Wetter da unten muss man in der Regel ohnehin kaum ein Wort verlieren ... Bis auf den Donnerstag, an dem es ziemlich stürmte, hatten wir perfektes Frühsommerwetter.

Wenn man mit pubertierenden Kindern  unterwegs ist, steht man vor der Herkules-Aufgabe, sie überhaupt zu irgend etwas zu motivieren, außer im Haus (nicht etwa wenigstens draußen) herum zu liegen und in Handys und Notebooks zu starren. Wir haben daher nach einer guten Mischung zwischen Chillen (was ja auch für uns Erwachene im Urlaub wesentlicher Bestandteil ist) und ein paar Ausflügen gesucht.

Ingesamt ist uns das auch recht gut gelungen. Schwierig wurde es immer dann, wenn wir mal versucht haben, den Kindern die Schönheit der Gegend schmackhaft zu machen und darum darauf bestanden, dass zum Beispiel zumindest im Café mal das Handy in der Tasche bleibt. Die Gesichter der Kinder sprachen Bände: Das ist ja soooo langweilig. Wann fahren wir wieder zurück?

Dabei ist der Charme der Côte d'Azur wirklich eine Augenweide, das südländische Flair einfach traumhaft. Aber so etwas erkennt man vielleicht erst, wenn man älter ist. Ich habe es jedenfalls genossen, einfach nur da zu sitzen, meine Kaffee zu genießen und die Leute zu beobachten oder aufs Meer zu schauen. Wir haben gut gegessen, leckeren Wein aus der Region getrunken und sind schön braun geworden.

Samstagabend waren wir wieder zu Hause, mitten im Regen und bei zehn Grad weniger als am Urlaubsort. Was für ein abruptes Ende. Doch ein paar schöne Erinnerungen haben wir natürlich mitgenommen, auch auf Bildern. Hier sind ein paar davon, u. a. das seltene Exemplar eines Mittelmeer-Laubfrosches, der sich zu uns verirrte hatte.

Der Blick von der Terrasse
Mitten in Südfrankreich
Der Frosch
Noch ein Blick von der Terrasse
Typisch Frankreich
Sonnenuntergang am Meer
Eine Bucht wie aus dem Bilderbuch

Samstag, 8. April 2017

Ferien!

Hurra - wir haben Urlaub! Eine Woche raus aus dem Alltag, raus aus Papierkram, Kollegenärger und Anwaltskrempel, ab in den Süden!

Wir fahren mit den Kindern ans Meer nach Frankreich, werden eine schöne Zeit verbringen bei hoffentlich tollem Frühlingswetter und (fast) ohne Internet!

Deswegen kehrt hier jetzt auch Ruhe ein und ich lasse Euch ein paar Tage allein. Zurück komme ich dann sicherlich mit ein paar schönen Bildern und vielen Eindrücken von einer Region, die mir noch völlig fremd ist und auf die ich mich sehr freue. Dank Rosalie und ihrer Kinder gibt es keine Sprachbarrieren, sodass auch die Kommunikation vor Ort sichergestellt ist. :)

Also - bis bald und eine schöne Karwoche!

Freitag, 7. April 2017

Die Jugend von heute

In Vorbereitung eines Urlaubs mit Kindern stellt sich zunehmend die Frage, ob es denn am Zielort um Himmels Willen auch WLAN gibt. Und wir Erwachsenen fragen uns dann: Ist das normal?

Früher nahm man seinen Walkman oder einen portablen CD-Player und ein paar Bücher mit auf die Reise und war glücklich. Heute interessieren Bücher kaum noch und selbst ein Handy mit Spielen ist öde und langweilig. Nein, WLAN muss schon sein, damit man auch auswärts chatten und (auch auf dem Notebook) Videos schauen kann und überhaupt mit der Welt verbunden ist.

Ist das nun der Lauf der Dinge? Haben die Kinder heute einfach nur andere Prioritäten, weil es auch andere Möglichkeiten gibt und das ganz normal ist, oder wird es Zeit, die Kids auch mal offline zu schalten und auf Entzug zu setzen?

Ich kann mir eine Woche ohne Internet wunderbar vorstellen. Bei Rosalie als Newsjunkie ist das schon etwas schwieriger, bei den Kindern fast unvorstellbar. Man kann sie auch kaum noch für das Schöne ausserhalb des Displays begeistern - traumhafte Landschaften, tolles Meer, herrliches Wetter, ein gemütlicher Spaziergang. All das ist sekundär geworden und lässt sie höchstens noch für ein paar Momente aufblicken.

Sicherlich ist bei dem Video-Konsum viel dummes Zeug, aber es lässt sich auch nicht leugnen, dass es die Kinder nicht nur dumm macht oder bleiben lässt. So sind z. B. die Englisch-Kenntnisse deutlich besser geworden, und dank riesiger Mediatheken im Netz kann man bei entsprechendem Interesse so manchen interessanten wissenschaftlichen Bericht finden.

Daher wäre es sicherlich falsch, die Sucht nach Displays gänzlich zu verdammen. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch die SZ in diesem Artikel. Ich mache mir nur Sorgen, dass der Ausgleich zu kurz kommt. Frische Luft, Bewegung, Natur, Abenteuer, all das, was in unserer Generation noch gelebt wurde, findet heute nur noch virtuell statt. Was macht das mit den Kindern, und wie kann es gelingen, sie weg zu locken, ohne dass es nur Theater, lange Gesichter und "Krieg" zu Hause oder im Urlaub gibt?

Donnerstag, 6. April 2017

Schwein gehabt!

Vier Wochen voller schlafloser Nächte liegen hinter mir, seit ich dieses Post schrieb. ;) Nun ist der Bescheid zugestellt worden, und wie erhofft bin ich mit der mildesten Strafe davon gekommen ...

Im Grunde gibt es "milde" Strafen in der Schweiz gar nicht, aber es ist die geringste Busse, die im Stadtverkehr möglich ist. Wie man sieht, bin ich nach Abzug der Toleranz rasante zwei Kilometer pro Stunde zu schnell gewesen und muss daher 40 Franken, rund 36 Euro, zahlen. Wäre ich nur weitere 4 km/h schneller gewesen, müsste ich schon 120 Franken berappen, daher habe ich wirklich Glück gehabt, dass ich rechtzeitig wieder vom Gas gegangen bin. Und das mir, wo ich sonst immer penibel darauf bedacht bin, nicht zu schnell zu fahren, weil mich auf diese Art verschwendetes Geld extrem ärgert.

Immerhin kenne ich den stationären Blitzer an dieser Ampel nun und weiss, dass er nicht nur bei ROT blitzt, sondern auch "Raser" fotografiert. Das wird mir garantiert nicht wieder passieren. Und deshalb "freue" ich mich, in den Kreis der Geld-Spender für die Stadt aufgenommen worden zu sein. :-D

Beim Ex von Rosalie purzeln monatlich gern mal drei oder vier solcher Spendenaufrufe in den Briefkasten. So gesehen bin ich also wirklich ein braver Auslandsdeutscher.

Mittwoch, 5. April 2017

Die Kunst des Aufzugfahrens

Es ist sicherlich im Grunde nichts, worüber man sich aufregen sollte, denn das Leben ist schon anstrengend genug. Trotzdem passiert es meist genau dann, wenn man es eilig hat, dass jemand, der die Funktion der Rufknöpfe für den Aufzug nicht verstanden hat, einen selbst in seiner Fahrt nach unten oder oben schamlos ausbremst.

Da gibt es diejenigen, die grundsätzlich beide Knöpfe, als auf- und abwärts drücken, wohl in der Hoffnung, dass dann schneller ein Fahrkorb anhält. Dann gibt es Menschen, die meinen, wenn der Aufzug unten steht und nach OBEN kommen soll, obwohl man selbst hinunter möchte, müsse man den Aufwärts-Knopf betätigen. Die sind dann extrem verwundert, wenn der Aufzug, obwohl sie auf Ergeschoss drücken, trotzdem ins 6. OG fährt.

Liebe Leute, ist das wirklich sooo schwer??

Lustig wird es allerdings bei den modernen Aufzügen mit Display im Wartebereich. Hier drückt man den Button für die Etage, in die man fahren möchte, und die Software weist einem dann einen bestimmten Aufzug zu. Das klappt meist recht gut, aber in meiner alten Firma erschien dann schon gern mal der Hinweis:
"Zurzeit sind keine Aufzüge verfügbar, bitten versuchen Sie es später noch einmal."

Tja, da hat man die Wahl, Überstunden zu machen oder das Treppenhaus zu benutzen, um den Feierabend beginnen zu können ...


Dienstag, 4. April 2017

Fundstücke aus der Kindheit

Bevor ich meine sieben Sachen (viel mehr waren es tatsächlich nicht) zusammen suchte, um damit in die Schweiz zu ziehen, fuhr ich bei meiner Ex vorbei. Sie hatte mir mitgeteilt, dass sie auf dem Dachboden noch Dinge gefunden hätte, die mir gehören.

Tatsächlich fanden sich noch ein paar längst verschollen geglaubte Habseligkeiten, darunter ein großer Stapel Schallplatten (die schwarzen runden flachen Dinger, denen man mittels einen Gerätes mit Diamantnadel Töne entlocken kann). Zwischen Platten mit klassischer und Pop-Musik fanden sich auch Tonträger, die aus meiner Kindheit stammten. Hauptsächlich waren es Märchen, aber auch Kinderlieder.

Leider besitze ich im Augenblick keinen Plattenspieler, sodass die Erinnerungen zumeist nur über die Cover und ein paar Bruchstücke im Gedächtnis zu den Liedern und Stimmen der Erzähler funktionieren. Doch es gibt ja Yo*tu*e, eine wahre Fundgrube, auch für Hörbeispiele!

Und so fand ich auch das komplette Audiofile einer meiner Lieblingsplatten aus der Kindheit. Ich weiß nicht mehr, warum ich sie so mochte, zumal es ziemlich heiß her geht in den Geschichten. Aber ich habe diese Platte unendlich oft gehört und konnte die Texte mitsprechen. Das hat sich so eingegraben, dass ich viele Passagen noch heute auswendig aufsagen kann.

Und nun fragt Ihr Euch womöglich, um welche Schallplatte es geht ... Vielleicht erratet Ihr es ja, wenn ich einen meiner Lieblingssätze aus einer Geschichte zitiere: "Und die Mutter blicket stumm auf dem ganzen Tisch herum."

Na, irgend eine Idee? Und wenn wir schon dabei sind, zum Schluss noch zwei meiner Lieblingssätze aus der Vergangenheit:
"Je kürzer das sst, desto schneller das Bums!"
"Da, wo wir hinfahren, brauchen wir keine ... Strassen!"

Montag, 3. April 2017

Testfahrt

Das Auto von Rosalie ist längst in die Jahre gekommen, nach 14 Jahren gehen selbst Sonnenblenden kaputt und elektrische Fenster lassen sich nur noch mit manueller Untertstützung schließen. So langsam wird es Zeit, sich nach einer Alternative umzuschauen.

Ein Familienauto soll es wieder sein - gross, sicher, bequem. Erste Wahl wäre wie bisher ein schwedisches Modell, doch die Preise, auch für Gebrauchte, sind ziemlich happig. Alternative? Ich bin ja Skoda-Fan, fahre auch aktuell wieder einen. Und sei kurzem gibt es von dieser Marke nun auch einen SUV. Warum also nicht mal den neuen Wagen, der in vielen Tests hervorragend abgeschnitten hat, selbst testen!

Haben wir gemacht. Und sind ziemlich begeistert. Wir hatten einen Termin für eine Probefahrt bei einem Händler in der Nähe vereinbart. Bevor wir losfuhren weihte er uns noch in die "Geheimnisse" des schicken schwarzen Flitzers ein. Und davon gab es einige: vollautomatisches Einparken, Tempomat mit automatischem Abstandhalten, Spurassistent, automatisches Öffnen und Schließen der Heckklappe usw. usw.

Dann erhielten wir den Schlüssel und los ging es. Ich bin als Erster gefahren und war in den ersten Minuten damit beschäftigt, die Elektronik zu bändigen. Konnte man früher ein Auto intuitiv fahren, braucht man heute schon hin und wieder einen Blick in die Anleitung, nur um schon zu wissen, was die ganzen Anzeigen im Display bedeuten.

Die Grundausstattung ist aber die selbe wie bei meinem kleinen, sodass ich mich halbwegs zu Hause fühlte und die 190 PS auf der Landstraße mal kurz aufheulen lassen konnte.

Nach der Hälfte der Fahrzeit wechselten wir die Plätze und Rosalie war dran. Schliesslich soll es ja mal ihr Auto werden. Sie war noch etwas mehr beeindruckt von den vielen Anzeigen und dem riesigen Display, das mit einem kommunizieren will, aber das Fahren hat ihr auch Spaß gemacht.

Nach knapp einer Stunde waren wir wieder zurück. Und unser Fazit? Es steckt eine Menge drin in dem Fahrzeug und es macht Spaß, damit zu fahren. Sicherlich ist die Materialwahl im Inneren nicht immer so wertig wie bei den teuren SUV der Nobelmarken. Die Frage ist - ist es das wert?

Ein Neuwagen kommt für uns aus Kostengründen ohnehin nicht in Frage, und bis es mal Jahreswagen von dem Kodiaq geben wird, dauert es noch eine Weile. Genug Zeit, um auch die  Modelle anderer Hersteller mal auszuprobieren und Unterschiede zu gewichten. Bis dahin hoffen wir, dass das gute alte Stück von meiner Liebsten noch halbwegs brav weiter fährt und uns durch die nächsten Urlaubs-Ausflüge bringt. Und dann ist hoffentlich auch die Scheidung vorbei und etwas Geld da, um sich konkreter mit einem anderen Auto beschäftigen zu können.

Vielleicht ... denn dass die andere Partei keine Skrupel beim Ausgeben hat, bewies der Ex von Rosalie gerade eindrucksvoll. Während er vor vier Tagen ein Mail schrieb und bei ihr um "Verständnis" bat, weil er womöglich im nächsten Monat nicht den kompletten Unterhalt zahlen könne auf Grund eines "Liquiditätsengpasses", kam er dann gestern völlig unverfroren mit einem nagelneuen Vol*o für einen sechsstelligen Betrag angefahren. Da fällt einem nichts mehr zu ein ....



Samstag, 1. April 2017

Saugen und Blasen

Es ist nun schon acht Monate her, seit ich die Zusage für eines meiner grössten Abenteuer im bisherigen Leben erhielt. Was ich seinerzeit im Blog nicht erzählt habe: Noch vor der Unterschrift auf meinem neuen Arbeitsvertrag erhielt ich ein weiteres Angebot für ein Vorstellungsgespräch.

Das war schon verrückt damals - ein Jahr lang passierte nichts, und dann plötzlich trudelten zwei Einladungen im Abstand von drei Wochen ein. Nur wenige Tage, nachdem ich eine mündliche Zusage erhalten hatte, wollte mich eine Firma aus einer ganz anderen Branche auch gern kennen lernen. Leider war das Zeitfenster sehr klein, denn ich hatte nur noch ein paar Tage, um den unterschriebenen Vertrag zurück zu senden. Doch weil ich neugierig war, rief ich bei der anderen Firma an. Sie hätte mich nur zu gern eingeladen, weil nach Aussage der Personalerin bisher kaum interessante Bewerbungen eingegangen waren. Ich hab dann versucht, noch einen Termin zu finden, aber wegen Urlaub und anderen Termin-Kollisionen bot sich leider keine Chance für ein Vorstellungsgespräch.

So werde ich also nie erfahren, was mir möglicherweise entgangen ist. Interessant wäre in jedem Fall die Lage gewesen, denn ich hätte mit dem Auto in rund zehn Minuten dort sein und direkt vor dem Haus kostenfrei parkieren können. Aber wer weiss, wofür es gut war, dass mir diese Entscheidung abgenommen wurde.

Und ausserdem - wer möchte schon in einem Unternehmen arbeiten, das mit "Saugen und Blasen" Werbung macht? :-D

Wenn einem nicht gerade etwas höchst Unanständiges dazu einfällt, denkt man sicherlich gern an diesen Sketch!

Freitag, 31. März 2017

Frei-Tag

Es ist wieder so weit - mein Superfreitag ist dran, ich hab frei! Was für ein wundervolles Stück Lebensqualität.

Und was stellt man an so einem schönen, frühsommerlichen Tag an? Unten warten Berge von Papier auf Rosalie, die für die Scheidung durchgesehen werden müssen. Eigentlich ist keine Zeit zum Chillen. Sicher, Papier ist geduldig, aber der Leidensdruck steigt mit jedem Tag. Und es gibt einige Fristen bei Gericht, die einzuhalten sind. Also werden wir wohl nicht umhin kommen, nach einem gemütlichen Frühstück und ein paar Erledigungen in der Stadt (z. B. Müll entsorgen - wie schön!) das Wohnzimmer zum Büro zu machen und den Tag mit Zahlen und Stellungnahmen zu verbringen.

Ein kleines Highlight wartet heute Abend noch, auf das ich gespannt bin. Davon aber ein anderes Mal mehr ...

Zumindest die Katzen, die den Garten besuchen, machen es richtig:
Stillleben mit Katze

Donnerstag, 30. März 2017

Wie lange noch?

Je länger dieser Scheidungskampf bei Rosalie dauert, desto mehr bewundere ich sie für ihre Ausdauer. Das wurde mir gestern erst wieder bewusst, als sie von dem aktuellen Schriftwechsel zwischen den beiden Parteien berichtete. Ich war zu diesem Zeitpunkt im Büro und merkte sofort, wie mein Puls in die Höhe ging, samt Adrenalinausstoss und Schweissausbruch. Und das schon als nicht direkt Beteiligter!

Wenn man mit offensichtlichen Lügen konfrontiert wird, die im Freundeskreis verbreitet werden, wenn man um jeden Rappen kämpfen muss, der einem eigentlich per Gesetz und Beschluss zusteht, und zeitgleich der Gatte das Geld mit beiden Händen ausgibt, und wenn dann noch die Kinder in die Schusslinie geraten - das kostet unheimlich viel Kraft. Rosalie ist gefordert, immer wieder nach Argumenten zu suchen, ohne allzu emotional zu werden, obwohl sie innerlich kocht, immer wieder daran zu glauben, dass die Gerechtigkeit siegen wird, und sich immer wieder zu motivieren, überhaupt weiter für ihr gutes Recht zu kämpfen ...

Ich helfe, so gut ich kann, erwarte sie mit einem Glas Wein schon auf dem Parkplatz vor dem Haus, versuche, ihr Mut zu machen, Argumente zu sammeln und sie darin zu bestärken, dass sie keinesfalls die Böse in diesem "Spiel" ist, wie es der künftige Ex so gern darstellt.

Anstatt die letzten Sonnenstrahlen des Frühlingstages zu geniessen, sass meine Liebste nach Feierabend noch bis halb elf in der Küche am Tisch und schrieb ihre Antworten auf die Frechheiten des Noch-Gatten. Solange er nicht an einer fairen Lösung interessiert ist, wird das wohl noch Monate so weitergehen ...


Mittwoch, 29. März 2017

Die lieben Kollegen (7)

Ich hab mich hier schon öfter über Zusammenarbeit und Verlässlichkeit im Team ausgelassen. Das aktuelle Beispiel dieser Woche zeigt mal wieder, dass der Ärger meines Chef leider nur zu berechtigt ist.

Mein junger Kollege hatte sich den Montagvormittag frei genommen, weil er etwas Privates erledigen wollte. Allerdings war er um 12 Uhr noch immer nicht da. Kurz darauf kam ein Mail, es würde sich bei ihm alles verzögern und er könne frühestens 14 Uhr im Büro sein. Doch das würde sich ja kaum lohnen, da er um 16 Uhr schon wieder los müsse. Also hat mein Chef ihm spontan den ganzen Tag frei gegeben.

Gestern Morgen kam um 8 Uhr ein Mail, er wäre krank. Er (ein Tamile!) hätte das indische Essen am Vorabend nicht vertragen ... Ohne Worte, das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Mein Chef wäre fast explodiert, als er die Nachricht las. Damit war ich also den zweiten Tag allein im Team.

Und da er mittwochs sowieso immer frei hat, weil er ab Mittag zur Schule geht, fehlt er nun drei Tage am Stück. All seine offenen Aufgaben bleiben an mir hängen, und da er nie etwas dokumentiert, habe ich keine Ahnung, wie der aktuelle Stand ist, und kann mich bei jedem Fall erst einmal durchfragen.

SO macht TEAM-Arbeit wirklich keinen Spass.

Dienstag, 28. März 2017

Ich bin wieder komplett

Nach mehr als einem Monat und insgesamt sechs Besuchen im Shop des Providers habe ich nun endlich mein Handy zurück! Das Wichtigste: es funktioniert!

Etwas skeptisch bin ich trotzdem. Mein Telefon war jetzt zum dritten Mal wegen des selben Fehlers zur Reparatur eingeschickt worden, und eigentlich hatte man mir zugesagt, dass ich diesmal definitiv ein neues Gerät erhalten würde. Diese Aussage war allerdings - wie so viele in den letzten Wochen - falsch.

Der Mitarbeiter vor Ort hat mir gestern erklärt, dass Samsung sehr streng ist, wenn es um den Austausch des kompletten Gerätes geht. Stattdessen wird so lange herum repariert, bis das Handy irgendwie dann doch wieder funktioniert. In meinem Fall wurden dafür so gut wie alle Einzelteile ersetzt - selbst das Display und der Home-Button wurden ausgetauscht. Somit habe ich im Grunde ein ganz neues Gerät, zusammengesetzt von Hand aus diversen Einzelteilen. Wie sich das rechnen soll, wenn man noch die in der Schweiz besonder teure Arbeitszeit berücksichtigt, kann ich mir nicht erklären.

Meine Sorge ist nur, dass die Qualität des Gesamtpakets, wie die Wasserdichtigkeit, gelitten haben könnte. Aber zumindest tritt der ursprüngliche Fehler nicht mehr auf und ich habe wieder ein "gesundes" Smartphone (ausserdem wird es jetzt sommerlich, da brauche ich keinen Handwärmer mehr). Nach über einem Monat und drei Reparaturen. Das ist ja mal eine Leistung!


Montag, 27. März 2017

Mutter

Irgendwie hat ja jeder sein Päckchen im Leben zu tragen, und den meisten Menschen wird das bereits im Kindesalter geschnürt. Genau so geht es mir auch.

Ich war 12, als meine Mutter von einem Tag zum anderen "verschwand". Sie liess meinen Vater und mich allein, ohne ein Wort. Der Westen lockte, der Reichtum, das schöne Leben. Als ich eines Tages nach Hause kam, war die Wohnung voll mit Menschen und Medizinern. Mein Papa war zusammen gebrochen und musste anschliessend acht Wochen im Krankenhaus verbringen. Ich suchte ein paar Sachen zusammen und zog für diese Zeit zu meiner Grosstante. Von jetzt auf gleich waren sowohl Vater als auch Mutter nicht mehr erreichbar. Ein Albtraum.

Zum Glück durfte ich nach ein paar Tagen meinen Vater täglich nach der Schule besuchen, das machte es etwas erträglicher, aber ihn wie ein Häufchen Elend im Krankenhaus zu sehen, ist für einen 12jährigen verstörend. Ich hatte grosse Mühe mit mir und meinem Leben in dieser Zeit.

Nach rund zwei Monaten konnte ich dann endlich mit meinem Vater wieder nach Hause. Er lernte in dieser Zeit im Krankenhaus seine Frau, also meine spätere Stiefmutter kennen. Noch so ein Schicksalsschlag für mich, denn wir haben uns gehasst. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Meine Mutter sah ich dann etwa drei Jahre später wieder. Wir trafen uns bei ihren neuen Schwiegereltern, wo ich ein paar Tage verbrachte. Dort lernte ich auch meinen Halbbruder kennen, denn sie hatte von ihrem neuen Mann noch ein (von Geburt an behindertes) Kind bekommen. Schon zu diesem Zeitpunkt war meine Mutter für mich mehr Bekannte als Verwandte, alles fühlte sich fremd an.

Während mein Vater ein paar Jahre später heiratete und sich das Verhältnis zu meiner Stiefmutter zumindest normalisierte, starb der neue Mann meiner Mutter und sie war plötzlich mit ihrem behinderten Kind allein. Das war nun für sie der wohl grösste Schicksalsschlag. Sie hatte seit vielen Jahren nicht mehr gearbeitet und lebte fortan von den Ersparnissen ihres verstorbenen Gatten.

Und so kehrten sich mit der Zeit die Verhältnisse um - meinem Vater ging es finanziell immer besser, meiner Mutter immer schlechter. Dazu kam ihre Hypochondrie, sodass sie vor lauter Angst, unterwegs krank zu werden, auch ihren Enkel, also meinen Sohn, seit der Einschulung nie wieder gesehen hat.

Auch wir haben uns nach 14 Jahren im letzten Oktober zum ersten Mal wieder getroffen. Gesehen habe ich eine verarmte, alte Frau, die sich nicht einmal einen Restaurant-Besuch leisten kann, mit Mühe das Geld für das Nötigste zusammen kratzt, und mit ihrem Sohn, der keine Arbeit hat, tagein tagaus zu Hause sitzt. Offenbar gibt es auch keine Freunde oder Bekannte in ihrem Umfeld. Aus dem Luxusleben vor dreissig Jahren wurde ein Leben am Existenzminimum.

Im nächsten Monat wird sie 75. Es wird ein einsamer und trauriger Geburtstag werden.


Freitag, 24. März 2017

Freundschaften

Gestern Abend beim Essen sprach ich mit meiner Liebsten über Freundschaften. Rosalie hatte sich gerade einer Schein-Freundschaft "entledigt" und war verärgert ...

Was aber zeichnet denn eine "richtige" Freundschaft aus, und hab ich eigentlich welche?

Mein ganzes Leben lang hatte ich schon immer mehr Kontakt zu Frauen als zu Männern. Das schliesst den Bereich Freundschaften ein. Eine klassische Männerfreundschaft gab es in meinem Leben nie. Ob ich damit etwas verpasse? Ich weiss es nicht, und ich weiss auch nicht, ob mir mit den wenigen Personen, die ich als Freunde bezeichnen würde, etwas fehlt.

Natürlich macht es ohnehin nicht die Masse, sondern wirklich die Klasse, aber wenn man die Personen, die man als wahre Freunde ansieht, zum Teil nur alle paar Monate oder gar Jahre sieht - ist das dann tatsächlich eine Freundschaft?

Ich denke schon, denn wenn wir uns dann wirklich mal sehen oder zumindest sprechen, ist es immer so, als wäre der letzte Kontakt gestern gewesen. Alles ist vertraut, es gibt keine Hemmungen, etwas zu erzählen und es tut auch gut. Und auch wenn man so selten Kontakt hat, weiss ich doch, dass ich im "Ernstfall" auf sie zählen kann. Das gilt umgekehrt natürlich genauso.

Wenn man Freunde vom anderen Geschlecht hat, kommt meist auch das Thema Se* irgendwann einmal ins Spiel. Wenn es dann brenzlig wird, muss man sich entscheiden. Bei einer der Freundinnen, die ich seit der Schulzeit kenne, haben wir das sehr schnell getan. Ob es uns vor etwas bewahrt oder etwas verwehrt hat, lässt sich nicht sagen. Es spielt aber für mich auch keine Rolle. Viel spannender ist, dass wir uns schon mehrfach über Jahre durch verschiedene Umstände aus den Augen verloren hatten und uns doch immer wieder fanden. Dass oft so viel Zeit dazwischen lag, merkte man nur daran, dass es so viel zu erzählen gab. Die Vertrautheit aber war jedes Mal sofort wieder da.

Bei E. war es bekanntermassen anders (diese lange Geschichte steht in meinem alten Blog). Wir hatten zuerst eine Beziehung, und nach einem kurzen, heftigen Ende wurde daraus eine Freundschaft. Auch das kann also funktionieren, obwohl es wohl eher selten ist.

Die Chance auf eine Männerfreundschaft hatte ich nie. Es ist mir niemand über den Weg gelaufen, der dafür in Frage gekommen wäre. Man kann ja nicht danach suchen, aber ich hab auch nie jemanden kennen gelernt, dem ich gern mein Innerstes offenbart hätte. In der Schule sass ich neben einem Jungen. Wir waren ein super gutes Team, aber ein Freund war er nie. Seit der Trennung von meiner Frau treffe ich mich regelmässig mit dem Man der besten Freundin meiner Ex. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mit ihm über meine Probleme zu sprechen. Unsere Unterhaltungen bleiben immer nur an der Oberfläche, und nach einem guten Essen und zwei, drei Gläsern Bier geht uns dann meist auch der Gesprächsstoff aus.

Es wäre wohl fast ein Wunder, wenn sich jetzt in meiner neuen Heimat in der Richtung noch etwas entwickeln würde. Aber ich vermisse auch nichts. Alles ist gut so, wie es ist, und ich hatte in meinem Leben fast nie das Gefühl, allein zu sein. Das ist doch schon eine Menge wert.


Donnerstag, 23. März 2017

Die lieben Kollegen (6)

Ich hab lange nichts mehr von meinen Kollegen erzählt. Gestern Abend waren zum ersten Mal fast alle zusammen bei einem Feierabend-Bier, nur die üblichen Verdächtigen fehlten - die beiden jungen Kollegen, die auch ständig meinem Chef Anlass zum Ärgern geben.

Das war auch am Tag zuvor in der Teambesprechung wieder der Fall. Offenbar war die Kritik mal wieder zu viel für den einen, sodass er sich gestern krank gemeldet hat. Und das hatte zur Folge, dass sich der zweite Kollege trotz vorheriger Zusage dann auch wieder fürs Bier abgemeldet hat.

Die beiden jungen Männer sind leider eine gewisse Belastung für unser kleines Team. Ich spüre das auch selbst, wenn ich im Büro bin. Ohne die beiden ist die Stimmung im Team besser und aufgelockerter. Insbesondere einer der Kollegen meidet mich zudem wie der Teufel das Weihwasser und würde mich nie von sich aus ansprechen. Ob er nun Angst hat vor mir oder mich als Konkurrenz sieht - keine Ahnung. Beides wäre albern und kindisch.

Dafür war der Abend gestern im Herzen von Bern sehr angenehm. Ich konnte zwar nur zwei kleine Bier trinken (Auto), aber ich brauche auch keinen Alkohol, um mich zu amüsieren. Ausserdem hatte man es sowieso auf mich "abgesehen": Genüsslich stellten meine Kollegen fest, dass ich mit Abstand der Älteste im Team bin. Der nächste in der Rangliste ist drei Jahre jünger, der jüngste von allen ist ganze 27 Jahre später geboren als ich.

Du meine Güte - ich werde wohl wirklich alt! War es nicht gerade gestern, dass ich als junger Kollege in Teilzeit während des Studiums jobbte? :)) Das soll aber nicht heissen, dass ich mich grämen würde über mein Alter. Ganz im Gegenteil, ich bin froh über die Erfahrungen, die ich schon machen konnte und die mir im Alltag nützlich sind. Nur die kleinen Gebrechen, die sich immer mal wieder zeigen, wären durchaus entbehrlich. Aber es ist nun einmal so, dass man das Eine nicht ohne das Andere bekommt. Und solange ich noch ohne Hilfsmittel (bis auf eine Brille beim Autofahren) durchs Leben komme, kann ich zufrieden sein.

Mittwoch, 22. März 2017

Was kann ich für Sie tun?

Wie berichtet, sind wir seit ein paar Wochen im Besitz der Domain unseres Dorfes, da es, zumindest verwaltungstechnisch, nicht mehr eigenständig existiert. Genau das haben wir auch im Text auf der Homepage erwähnt und darauf hingewiesen, dass man sich für offizielle Informationen doch bitte an die neue Grossgemeinde und deren Website wenden solle.

Offenbar haben es einige Mitmenschen im Dorf nicht ganz so mit dem Lesen. Am Freitag erreichte uns das erste Mail unter der neuen Adresse, und es war - eine Anfrage an die Verwaltung! Wir sassen gerade im Zug Richtung Zürich, als wir die Nachricht bekamen mit der Frage, an wen man sich wenden müsse, um seinen Partner im Ort anzumelden. Sie hätte dazu auf der Homepage nichts gefunden ...

In dem Moment musste ich lachen, aber im Nachhinein ist es mehr als traurig, dass uns solche Mails geschrieben werden, und es unterstreicht meine These aus diesem Post, dass viele Menschen völlig apathisch sind und gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert. Im Vorfeld der Fusion gab es Info-Material, Gemeindeversammlungen, Artikel in Zeitungen und sogar eine Abstimmung. Hat die Dame das alles verschlafen, verdrängt oder vergessen?

Wir sind ja nette Menschen, also haben wir ganz kurz und sachlich darauf hingewiesen, dass wir keinesfalls die Gemeinde sind, es die Verwaltung im Dorf nicht mehr gebe und sie sich nun im neuen Hauptort anmelden müsse (was ohne Auto eine halbe Weltreise ist).

Lebt es sich eigentlich besser, wenn man so naiv und ignorant durch die Welt geht?


Dienstag, 21. März 2017

Wie bitte? Oder: Der Kunde ist immer der Dumme (2)

Kennt Ihr noch aus alter Zeit die Sendung "Wie bitte?", die viele Jahre auf RTL lief? Sie zeigte auf satirische Weise Fälle, bei denen Kunden über den Tisch gezogen oder vera*scht wurden. Man war hin- und hergerissen zwischen Lachen und Weinen, wenn man solche Szenen sah. Service-Wüste Deutschland in Reinkultur!

Genau so einen Fall erlebe ich gerade mit meinem Handy, allerdings in der Schweiz. Bereits hier habe ich ja berichtet, was mir letzte Woche widerfahren ist. Gestern Vormittag kam nun das SMS, dass die Reparatur (also der zweite Versuch) durchgeführt sei und ich das Handy abholen könne.

Ich war schon skeptisch, als ich mich auf den Weg machte ... Vor Ort im Laden unterliess ich diesmal den Fehler, das Leih-Handy zurück zu setzen, bevor ich mein eigenes in den Händen hielt. Zu Recht, wie sich heraus stellte! Der Berater brachte das Gerät und gleich zu Anfang schalteten wir es einfach nur ein. Bereits nach 15 Sekunden war mir alles klar. :( Ich bat also den Angestellten, das Handy doch mal zu berühren und mir zu sagen, ob DAS normal sei. Das konnte er natürlich nicht bestätigen.

Angeblich sei diesmal das komplette Innenleben ausgestauscht worden. Wenn das stimmen sollte, frage ich mich, ob das ein Serienfehler ist oder welche Komponente denn noch schuld an der Erhitzung sein könnte. In den letzten Wochen wurde ich schon fast schizophren, weil ich mich ständig fragte, ob das vielleicht doch normal sei mit der starken Erwärmung. Aber wenn der Sohn von Rosalie eine Stunde lang auf dem gleichartigen Gerät spielt und dabei so gut wie nichts merkt, kann es wohl kaum richtig sein, dass ich nach dem Aufruf einer Webseite ein Heizgerät in den Händen halte ...

Die entscheidende Frage war nun: Was jetzt? Der arme Kundenberater meinte, es gebe zwei Möglichkeiten. Entweder er würde es noch ein weiteres Mal einschicken mit dem Hinweis, was genau schon alles gemacht worden sei, oder ich solle doch wegen eines Austauschs direkt mit Samsung Kontakt aufnehmen, weil man als Provider da nichts tun könne.

Ich fand diese Aussage etwas eigenartig, aber brav, wie ich bin, nahm ich mein kaputtes und das Leih-Handy und ging wieder zurück ins Büro. Dann rief ich Samsung an. Die kurze und knappe Antwort der Hotline: Ich könne das Gerät ja gern einsenden, aber wenn es um einen Austausch gehe, wäre doch immer der Händler zuständig und nicht der Hersteller!

Das sass. Ich musste mich kurz sammeln, dann rief ich die Hotline meines Providers an. Ich schilderte den Fall, und dort war man mit mir einer Meinung, dass doch gefälligst der Shop sich zu kümmern habe und man mir ein neues Handy geben müsse (zumindest im Sinne des Kunden, denn genau wie in Deutschland sind drei Reparaturversuche im Rahmen der Gewährleistung zulässig).

Also wieder zurück zum Shop. Zum insgesamt vierten Mal. Diesmal fragte ich direkt nach einem Vorgesetzten. Der Chef sei erst morgen wieder da, sagte man mir. Aber ich liess mich nicht abwimmeln und ging zu dem Berater, mit dem ich schon eine Stunde zuvor gesprochen hatte. Der "zauberte" dann doch noch eine Stellvertreterin aus dem Hut, die er gern fragen würde.

Okay. Ich wartete. Und wartete. Dann kam er zurück, an seinem Blick konnte ich nicht ablesen, welche Lösung er mir anbieten würde. Als er dann anfing, von einer weiteren Reparatur zu reden, beschleunigte sich schon mein Puls. Aber die Idee war, dass dies nur ein Proforma-Auftrag sein solle und man vor Ort einen Totalschaden bescheinigen würde. Und im Anschluss daran würde ich direkt ein neues Gerät erhalten. Heureka!

Da das ganze Prozedere eine Weile dauern würde, schlug man mir vor, doch nach Feierabend vorbei zu kommen, um das nagelneue Gerät abzuholen. Gesagt, getan.

Kurz vor Feierabend klingelte mein Leih-Handy, der Shop wollte mich erreichen. Leider konnte ich das Gespräch nicht annehmen, da ich beschäftigt war, und zurückrufen konnte man die Nummer nicht. Also trabte ich nach Dienstschluss wieder in den Laden, nun schon wieder mit einem mulmigen Gefühl.

"Mein" Berater kam auf mich zu und meinte gleich, wir müssten einen anderen Weg gehen ... Man könne leider das Telefon doch nicht direkt tauschen, denn drei Reparaturen sehe das Gesetz vor, und die müssten von der Zentrale durchgeführt werden. Man hätte aber mit dem Repair-Center vereinbart, dass das Gerät unmittelbar ausgetauscht werden solle und keine weitere Reparatur durchgeführt werden würde.

Abgesehen davon, dass ich das erst glaube, wenn es soweit ist, bedeutet das nun also wieder zwei Wochen Wartezeit, bis das (vielleicht neue) Gerät angekommen ist. Unglaublich, was man sich dem Kunden gegenüber erlaubt, und eigentlich sollte es einen dazu bringen, den Anbieter zu wechseln. Nur leider ist es vermutlich überall das Selbe ...

Ich war also gestern drei Mal umsonst in diesem Laden und warte nun wieder zwei Wochen mit meinem Ersatzhandy darauf, ein funktionierendes eigenes Telefon zu bekommen, für das ich mal viel Geld bezahlt habe.

To be continued ...

Montag, 20. März 2017

Die letzte Zahlung

Nun ist sie da, die letzte Steuererklärung aus Deutschland. Wie erwartet, muss ich Steuern nachzahlen, aber immerhin nicht ganz so viel wie befürchtet. Und danach ist das Kapitel dann auch endgültig abgeschlossen.

Ganz ohne deutsche Behörden geht es aber trotzdem nicht. Schliesslich darf ich noch an den Bundestagswahlen teilnehmen, doch dafür muss ich mich als sogenannter "Auslandsdeutscher" erst ins Wählerverzeichnis eintragen lassen. So will es der Bundeswahlleiter. Also wieder mal Formulare ausfüllen, wie schön! :) Aber diese eine Wahl, die einzige, an der ich derzeit überhaupt teilnehmen darf, möchte ich mir nicht nehmen lassen, auch wenn ich in dem Land nicht mehr lebe.

Dorthin möchte ich nur noch als Tourist zurückkehren. Rosalie und ich suchen derzeit nach Terminen für einen weiteren Berlin-Besuch, aber es ist gar nicht so einfach, da die Flugpreise doch zum grossen Teil recht hoch sind. Und, ehrlich gesagt, haben wir keine Lust, mit easyJet von Genf nach Schönefeld zu fliegen, wo doch Bern-Tegel so bequem ist.

Dabei gäbe es noch einige Menschen, die ich gern wiedersehen würde. Letzte Woche erhielt ich ein Mail von meiner Klavierlehrerin! Wir haben uns etwa 30 Jahre lang nicht mehr gesehen und ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, nach ihr zu suchen, weil ich annahm, sie wäre schon verstorben. Aber dank Sta*frien*s hat sie mich gefunden und möchte sich gern mal mit mir treffen.

Als kleines Kind wollte ich gern Klavier spielen, später ging mir die Lust aus und ich musste nur durchhalten, weil ich es fürs Studium brauchte. Jeden Montag, wenn der Gang zur Klavierstunde anstand, hoffte ich, sie wäre vielleicht verhindert und ich könnte wieder gehen ... Leider kam das äusserst selten vor. :) Im Rückblick muss ich sagen, dass meine Lehrerin erstaunlich viel Geduld mit mir hatte, wo ich doch selten geübt und damit kaum Fortschritte gemacht habe. Ob sie sich daran noch erinnern kann?


Samstag, 18. März 2017

Wir haben den Frühling gesehen

Draußen ist heute ein Wetter zum Verkriechen, aber wir haben gestern den Frühling gesehen, wenn auch unter dem Hallendach. Ganz gemütlich gegen 10 Uhr brachen wir auf Richtung Zürich. Die Strecke, welche ich bis Ende Oktober jeden Sonntag zurücklegen musste, fuhren wir gestern freiwillig. Es war seltsam, wieder mit diesem Zug zu fahren, vorbei an den vielen Orten, deren Reihenfolge ich nach 3,5 Jahren auswendig wusste und genau sagen konnte, wie lange es von diesem oder jenem Punkt noch bis zur Ankunft dauern würde.

Gegen Mittag kamen wir an der Messe Zürich an - Giardina 2017! Es war das dritte Mal, dass ich mit Rosalie die Ausstellung besuchte, das erste Mal aber als "Einheimischer". Das Beeindruckendste an dieser Messe sind für mich die Schaugärten: Kleine Paradise aus Bäumen, Blumen, Teichen, Mauern, Wegen und Gartenhäuschen. Es ist kaum zu glauben, dass man solche kleinen Idyllen mit echten Pflanzen für die paar Tage Messe in so eine Halle zaubern kann - und das sich das für die Aussteller auch noch lohnt! Riesige Bäume und tonnenschwere Brunnen, die transportiert werden, Teiche, die angelegt, dicht gemacht und mit Wasser gefüllt werden müssen. Was für ein Aufwand!

Aber die Ergebnisse sind dann auch durchaus sehenswert und man bekommt Lust, so etwas im eigenen Garten auch realisieren zu wollen. Und darum geht es ja letztlich. Natürlich ist Vieles eine Preisfrage, aber man braucht schließlich noch Träume und Wünsche ...

Mit vielen Eindrücken und nach interessanten Gesprächen mit Ausstellern waren wir 12 Stunden später wieder zu Hause und ließen den Tag bei einem gemütlichen Glas Wein ausklingen.

Während ich jetzt auf dem Bett sitze und hinaus in den Landregen schaue, ist Rosalie schon unterwegs, um im Keller des Ex einmal mehr Unterlagen zu kopieren ...

Freitag, 17. März 2017

Trübe Aussichten

Was ist los bei den Meteorologen da "oben"? Warum produzieren die immer so ein Mistwetter am Wochenende? Die ganze Woche über, wenn man im Büro sitzen muss, ist es schön, und kaum kündigt sich der Samstag an, kommt der Regen:



Ich finde das nicht in Ordnung! Abgesehen davon - es gibt Theorien, die besagen, dass wir tatsächlich selbst schuld sind an den gefühlt immer schlechten Aussichten fürs Wochenende. Andere Artikel widerlegen das dann aber auch gleich wieder:

http://www.spektrum.de/news/wird-das-wetter-immer-am-wochenende-schlecht/1257407
https://www.welt.de/wissenschaft/article1138014/An-Wochenenden-ist-das-Wetter-schlechter.htm

Wie dem auch sei, an diesem Wochenende wird es keine Gelegenheit zum Angrillen geben, jedenfalls nicht hier. Zuvor haben wir trotzdem noch einen schönen Tag, denn Rosalie und ich fahren nachher gemütlich mit dem Zug Richtung Zürich, werden uns auf der Giardina inspirieren lassen und ein paar schöne Stunden in wundervoll gestalteten Gärten verbringen.

Der Frühling kann kommen!


Donnerstag, 16. März 2017

Beifall, Shitstorm oder Apathie?

Das Dorf, in dem wir seit dem letzten Jahr wohnen, hat viel von den Klischees, die man immer mal wieder hört, nicht nur in der Schweiz. Das halbe Dorf ist verwandt und verschwägert, es wird gehetzt und getratscht. Leider begegnet uns auch immer wieder Desinteresse, wenn es um den Erhalt des Dorfes und seiner historischen Merkmale geht.

Nachdem ich vor rund einem Monat die Domain des Ortes gekauft habe, sind wir vor einer Woche zu Phase zwei übergegangen und haben einen kurzen Text online gestellt, in dem wir darüber aufklären, warum wir diese Site übernommen haben, und die Besucher auffordern, uns ihre Wünsche und Ideen für künftige Inhalte mitzuteilen. Ich habe mit allem gerechnet, auch damit, dass sich Leute darüber aufregen, wie ein zugereister Ausländer sich erdreisten kann, diese Seiten betreiben zu wollen.

Es finden zwar täglich einige Besucher auf die neue alte Homepage, die Resonanz ist bisher aber überschaubar: es gibt keine. Nun wurde auch noch in einer Tageszeitung darüber berichtet. Wer jetzt denkt, das sollte doch die Einwohner im Ort interessieren - ja, das dachten wir auch. Aber nicht einmal dann stiegen die Besucherzahlen signifikant an. Das mag zum Teil an der Altersstruktur der Einwohner liegen, aber sicher nicht nur ...

Es ist leider in unserer Zeit offenbar wirklich so, dass nur noch wenige Menschen über ihren Tellerrand, also ihr eigenes Grundstück hinweg schauen und sich auch für etwas mehr als sich selbst und die Familie interessieren. Wie schade.

Da der Aufwand, auch der finanzielle, sehr gering ist, werden wir die Startseite vorläufig mal so belassen und abwarten. Vielleicht tut sich ja mit der Zeit doch noch etwas, und wenn nicht - denn isch es äso! :)


Mittwoch, 15. März 2017

Die wundervolle Schweizer Schriftsprache

Folgende Meldung steht beispielhaft für eine Sprache, die manchmal wie aus alter Zeit tönt:

"Fahren in angetrunkenem Zustand

Ein alkoholisierter Lenker verliert die Herrschaft über sein Auto. Nachdem er am Strassenrand einen Stromschacht rammt überschlägt sich das Auto mehrfach.

Der Lenker und sein Mitfahrer werden bei diesem Unfall verletzt. Am Sonntag, 26. Februar 2017, um 0 Uhr 25 fuhr ein 40 - jähriger Autolenker von Düdingen in Richtung Freiburg. Beim Weiler St. Wolfgang verlor er, infolge seines physischen Zustandes, die Herrschaft über sein Fahrzeug.

Der Wagen kam rechts von der Strasse ab und rammte einen Stromschacht. Dabei machte das Auto einen zweifachen Überschlag und kam in der Wiese neben der Strasse zum Stehen.

Der Lenker und sein 30 - jähriger Beifahrer wurden bei diesem Unfall verletzt. Beide wurden per Ambulanz ins nächste Spital transportiert. Da das abbruchreife Auto erheblich Öl und Treibstoff verlor, wurden die Stützpunktfeuerwehr Düdingen und Spezialisten vom Amt für Umwelt aufgeboten, um die kontaminierte Erde zu entsorgen."

Quelle: http://www.polizei-schweiz.ch/ger_details_70885/Freiburg_FR_-_Fahren_in_angetrunkenem_Zustand.html

Ist das nicht schön!? :) Ausserdem mischen sich immer mal wieder Begriffe in den Alltag, die ich aus Deutschland überhaupt nicht kenne. Oder wisst Ihr (ohne nachzuschauen), was ein "Grossist" ist?

 

Dienstag, 14. März 2017

Teure Bussen

Falls deutsche Leser jetzt verwirrt sind: Es handelt sich im Titel nicht um Fahrzeuge. :) In der Schweiz gibt es ja kein "ß", daher sind "die Busse" und "die Busse" bei gleicher Schreibweise völlig verschiedene Aussagen.

In meinem Fall geht es um die Strafe, die womöglich auf mich zukommt. Endlich konnte ich mal ohne Stau durchfahren auf der Strasse, grüne Welle zum ersten Mal seit vier Monaten auf dem Weg ins Büro. So sehr ich mich gefreut habe, so sehr war ich erschrocken, als ich im Rückspiegel ein gelbes Blitzen sah. War da irgendwo ein Kasten versteckt?

Da ich unweit des Ereignisses meinen Stellplatz habe, ging ich zurück, um mir die fragliche Situation anzuschauen, und tatsächlich, rechts an einem Pfeiler hängt ein Blitzerkasten! In Deutschland fotografieren solche Dinger an Kreuzungen meist nur Rotsünder, ob das hier auch so ist oder mich der Schein doch nicht getrügt hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Fakt ist: Es könnte teuer werden. Ich hatte etwa 60 km/h auf der Uhr. Abzüglich der gesetzlichen Toleranz von 5 km/h macht das 55. Und genau das wird "spannend", denn die Bussgelder in der Schweiz sind happig. In Deutschland wären für bis zu 10 km/h Überschreitung ja nur 15 Euro fällig. Hier aber sind die Strafen drastisch: Bis 5 km/h sind 40 Franken zu zahlen, ab 6 und bis 10 km/h schon 120 Franken!

Da kann die Freude über die grüne Welle schnell zur Trauerfeier werden. Seid also gewarnt, solltet Ihr mal mit dem Auto in der Schweiz unterwegs sein: Zügiges Fahren kann unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Was in Deutschland eine Bagatelle ist, führt bei den Eidgenossen schnell zu einer handfesten Bestrafung. Selbst kleinste Vergehen sind teuer: So zahlt man bereits 40 Franken, wenn man ausserorts brutto (!) 6 km/h zu schnell ist. Fährt man also statt der erlaubten 80 km/h mit 86 km/h durch die Messstelle (was ja schnell mal, zum Beispiel beim Überholen, passieren kann), ist man nach Abzug der Toleranz 1 km/h zu schnell und wird zur Kasse gebeten ...

Ändern kann ich es jetzt nicht mehr, nur noch abwarten und den Briefkasten beobachten, und schon mal 120 Franken bereithalten für den worst case ...


Montag, 13. März 2017

Frisches Grün

Endlich - aufatmen, geniessen, Sonne tanken. Der Frühling ist da, und ich hoffe, er lässt sich nun nicht mehr vertreiben. Zwar mussten wir am Samstag noch ein wenig das Haus auf Vordermann bringen, aber gestern konnten wir dann auch ein bisschen Frühlingsluft schnuppern und die Terrasse vom Winter zurück erobern - nicht ohne ein Glas Wein, versteht sich.

Das sind dann die Momente, in denen man trotz zeitweiliger Zweifel, ob man das mit Haus und Garten wirklich alles richtig gemacht hat, das Fleckchen Erde geniessen kann, die Ruhe, die Natur, einfach alles. Nicht zu vergessen das erste frische Grün, das hier auf den Bildern in der Abendsonne leuchtet. Wenn man nach einem anstrengenden Tag hierher zurück nach Hause kommt, kann man sich ein wenig erden und einfach sein, den Fischen zuschauen oder einfach die Augen schliessen und dem Rauschen des Wassers lauschen ...

Freitag, 10. März 2017

Der Kunde ist immer der Dumme

Ich hatte ja am Dienstag berichtet, dass mein Handy nach dem Einschalten gern mal einer Kochplatte gleicht und ich es daher am Montag zur Reparatur beim Provider gebracht habe. Man war dort sehr zuvorkommend, und die Aussicht, in nur vier Tagen mein repariertes Gerät zurück zu bekommen, fand ich sehr kundenfreundlich. Doch das täuschte gewaltig.

Gestern Mittag erhielt ich eine SMS, dass mein Gerät abgeholt werden könne. Also nutzte ich die Mittagspause für einen Spaziergang zum Geschäft. Ein Azubi empfing mich freudig und ich teilte ihm mein Anliegen mit. Er ging nach hinten zum Service und dort sah ich ihn zwei Minuten lang mit einem Techniker diskutieren. Dann kam er - ohne Handy - zurück und meinte, das Handy sei gar nicht fertig, sondern es ginge um einen Kostenvoranschlag! Wie bitte? Ich hab doch noch Gewährleistung, das Gerät ist erst sieben Monate alt! Ich will und werde nichts bezahlen!

Der arme Azubi ging erneut nach hinten und diskutierte. Dann kam er wieder - dieses Mal mit Handy. Es sei ein Irrtum gewesen und mein Handy war in der falschen Kiste. Nun gut, kann passieren. Wir setzten mein Ersatzhandy zurück und schoben die SIM-Karte zurück in mein Handy. Während es startete, fragte ich, was denn gemacht worden sei. "Nur ein Reset", meinte der Azubi. Da schwante mir Böses ... Und richtig - kaum war mein eigenes Handy wenige Sekunden eingeschaltet, spürte ich schon wieder die Hitze aufsteigen, nicht nur im Telefon, auch in mir.

Etwas barsch bat ich den Azubi, doch mal anzufassen und mir zu erklären, wie man das eine "Reparatur" nennen könne und ob das nicht nach dem tollen Reset mal ausprobiert worden wäre. Schliesslich hätte ich am Dienstag explizit darauf hingewiesen, dass ich dergleichen schon gemacht und es nichts gebracht habe. Während ich mich echauffierte, wurde der arme Azubi immer kleiner, sodass ich mich genötigt fühlte, ihm zu sagen, dass er ja nichts dafür könne und es nicht persönlich nehmen solle.

Also ging er mit meinem Handy, das schon wieder Fieber bekommen hatte, erneut zum Techniker. Ich sah, dass der das Telefon kurz berührte ... Und DAS konnte man nicht vorher testen? Unglaublich. Nach kurzer Beratung kam der arme Azubi zurück und teilte mir mit, dass mein Handy nun zur Reparatur an die Zentrale gesandt werden müsse und dass dies zwei Wochen dauern werde.

Mit anderen Worten - SIM-Karte wieder raus aus meinem Handy und erneut in das gerade zurückgesetzte Ersatzgerät hinein. Immerhin habe ich inzwischen Übung im Wiederherstellen der Daten, und zum Glück ist das heutzutage dank Sicherung kein Hexenwerk mehr. Aber ärgerlich ist der Umstand, dass man offenbar der Meinung war, der Kunde sei doch nur zu dämlich für einen Reset und damit wäre alles erledigt. Was für eine Arroganz! In Deutschland hätte ich genau damit gerechnet und hatte die Hoffnung, hier in der Schweiz wäre es besser ...

Nun laufe ich also weitere 14 Tage mit einem perfekt funktionierenden Ersatzgerät herum. Damit kann ich leben. Allerdings habe ich jetzt auch WA wiederhergestellt, denn so lange möchte ich nicht auf die Nachrichten von meiner Liebsten während des Tages verzichten.

Schönes Wochenende!

Donnerstag, 9. März 2017

Vom Banausen zum Genießer

Bevor ich Rosalie kennen lernte, war Wein für mich ein Getränk, das ich zwar gern und lieber als Bier konsumierte, aber von Qualität, Traubensorten und Anbaugebieten hatte ich keine Ahnung. Nicht, dass ich Wein aus Tetrapacks getrunken hätte, aber eine Flasche, die deutlich mehr als fünf Euro kostet, wäre mir kaum ins Haus gekommen. Und Rotwein trank ich auch mal aus dem Kühlschrank ...

Das hat sich in den letzten vier Jahren drastisch geändert! Da meine Liebste in einem Weingebiet lebt, konnte ich mich dem Thema gar nicht entziehen. Und wenn ich früher fast ausschliesslich Rotwein getrunken habe, bevorzuge ich heute, zumindest in den wärmeren Jahreszeiten, doch eher den weissen. Wenn man sich dann mal etwas intensiver mit den verschiedenen Rebsorten, Anbaugebieten und Winzern beschäftigt und dazu die eine oder andere "dégustation de vins" mitmacht, bemerkt man im Laufe der Zeit durchaus gravierende Unterschiede, kann mit Begriffen wie Assemblage, Barrique, Abgang oder Tanninen durchaus etwas anfangen. Und man lernt die Qulität eines Weins und damit auch den zum Teil gerechtfertigten Preis zu schätzen.

Zum Glück haben Rosalie und ich einen ganz ähnlichen Geschmack, das macht den Weinkauf und und Weingenuss einfacher. :) Wir lieben im Sommer den Chasselas und im Winter einen Tempranillo aus Spanien. Es ist ein Genuss, am Abend auf der Terrasse im Korbstuhl mit einem Glas Wein zu sitzen. Bald ist es endlich wieder soweit. Santé!

Mittwoch, 8. März 2017

Musik, Bilder, Emotionen

Kennt Ihr das auch? Es gibt Musik, die geht einem durch und durch. Ganz plötzlich sind Bilder, Gedanken, Situationen aus der Vergangenheit fast greifbar.

Ich hab einige solcher Stücke, mit denen ich gewisse Momente assoziiere. Das neueste ist der alte Song der Beach Boys "Kokomo". Ich hab ihn im Blog schon mal verlinkt. Sobald ich die ersten Takte höre, bekomme ich eine Gänsehaut und bin in Gedanken mit Rosalie im Auto unterwegs zwischen den Floridy Keys bei strahlendem Sonnenschein und heissen Temperaturen. Dieses Lied lief damals im Radio, während wir unterwegs nach Miami waren. Der ganze Urlaub war ein einziger Traum, und das Lied steht als Symbol für diese unvergesslichen Wochen mit meinem Schatz.

Es gibt noch andere Musikstücke, zum Teil auch klassische, mit denen ich vor allem Kindheitserinnerungen verbinde. Manche Lieder waren im Gedächtnis verschüttet, um so intensiver fallen dann die Reaktionen aus, wenn ich sie plötzlich zufällig doch mal wieder höre.

Auch mit Gerüchen passiert mir das hin und wieder. So gibt es irgendein Reinigungsmittel, dass mich an die Supermärkte der Algarve erinnert, wenn dort gerade gewischt worden ist, oder ein Parfüm, bei dem ich das Bild einer Jugendfreundin vor mir sehe.

Schon verrückt, was da so alles im Kopf gespeichert ist.

Dienstag, 7. März 2017

Offline

Durch meinen Umzug in die Schweiz brauchte ich einen neuen Handyvertrag, und damit erhielt ich auch ein neues, schönes Smartphone.

Doch die Freude wehrte nicht lang. Zuerst funktionierte die so genannte Nachtuhr nicht mehr, und dann bemerkte ich immer öfter, dass das Telefon kochend heiss wird, sobald ich das Display einschaltete. Unabhängig davon, ob ich irgendetwas tat, stieg die Gerätetemperatur und der Akkustand sank fast minütlich. Nach zehn Minuten konnte man das Teil kaum noch anfassen. Nein, es ist kein Samsung Note 7 ...

Gestern hatte ich genug und marschierte zum Provider. Dort zeigte man sich sehr kundenfreundlich. Ich konnte mein Gerät zur Reparatur dort lassen und erhielt immerhin für die nächsten Tage ein Ersatzhandy. Ich bin zwar immer skeptisch, wenn so ein diffiziles Gerät geöffnet wird, in wiefern es anschliessend wirklich noch gut funktioniert (schon bei meinem Notebook habe ich da mal schlechte Erfahrungen machen müssen), und ausserdem graut mir vor der Neueinrichtung aller Apps, wenn ich es zurück bekomme, aber dafür hoffe ich zumindest, dass der Fehler dann nicht mehr auftritt.

Da es mühsam ist, für die nur (!) vier Tage, die man für die Reparatur veranschlagt hat, das WA-Profil zu migrieren, bin ich derzeit also auf diesem Wege nicht erreichbar. Fast wie in der Steinzeit! :D Nein, im Ernst, ausser von meiner Liebsten und meinem Papa erhalte ich ohnehin kaum Nachrichten, und es gibt ja noch SMS, Mail und Telefon. Und im Gegensatz zu meinem News-Junkie Rosalie hätte ich es für die paar Tage notfalls auch ohne Handy ausgehalten.



Montag, 6. März 2017

Zurück in der Zukunft

Vorbei ist er, der erste Besuch in der alten Welt seit meinem Umzug. Teilweise fühlte es sich an wie ein Flashback. Es gab Momente, in denen war ich gedanklich wieder im alten Leben, aber zumeist fühlte ich mich im Hier und Jetzt und war dankbar über die Gewissheit, dass ich die Stadt in einigen Tagen wieder verlassen kann.

Besonders schön war der Moment, an dem wir gemeinsam das Drehkreuz in Tegel passierten. In der Vergangenheit war das immer unser persönlicher "Tränenpalast", an dem ich vor dem Tor zurückbleiben musste und meiner Liebsten nur einen Handkuss hinterher schicken konnte. Das wird nun nicht mehr passieren, denn jetzt können wir immer zusammen die Heimreise antreten. So auch gestern.

Wir hatten einen recht ruhigen Flug mit unserem Lieblings-Flugbegleiter (bei der Airline gibt es nur wenige, und dieser smarte, vermutlich schwule Herr ist ein super sympathischer Typ), und 90 Minuten nach dem Abflug in Tegel setzten wir schon in Bern auf! Und weitere 50 Minuten später waren wir daheim. Genial!

Unser Flugzeug ist übrigens das kleine ganz rechts im Bild! :)

Nun hat uns der Alltag wieder, und gleich gestern Abend gab es für Rosalie wieder einen Grund, sich  über den Ex zu ärgern. Die Erholung hält leider nicht lange an ...