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Donnerstag, 13. Februar 2020

Unsere Glückszahl

Für einige Menschen bedeutet diese Zahl Unglück, für uns ist sie schon immer etwas Besonderes gewesen. Daher erscheint sie bei einem ganz wichtigen Datum gleich zwei Mal: 13.02.2013. An diesem Tag, genau vor sieben Jahren, habe ich Rosalie zum ersten Mal getroffen!

Wir haben also heute einen Grund zum Feiern. Und so viel ist seit jenem Tag, den ich noch gut in Erinnerung habe, passiert. Darüber habe ich auf diesem Blog ja ausführlich berichtet. Unzählige Kilometer habe ich im Flugzeug zwischen Berlin und Zürich zurückgelegt, sodass ich mit den vielen gesammelten Meilen jetzt zumindest knapp die Hälfte des Flugtickets für unsere nächste USA-Reise bezahlen konnte.

Inzwischen bin ich auch schon mehr als drei Jahre in meiner neuen Heimat. Wo ist nur die Zeit geblieben? Mein "altes Leben" liegt gefühlt schon eine Ewigkeit zurück.

Da wir das berühmte verflixte Jahr nun überstanden haben, wird es Zeit für neue Ziele. Jetzt, wo Rosalies Scheidung endlich überstanden und auch das Gerichtsverfahren gegen die Bauspekulanten gewonnen ist, bedeutet das vor allem, uns mehr um unsere Gesundheit zu kümmern. Mich plagt immer noch der Rücken, Rosalie zwickt und zwackt es in allen möglichen Gelenken. Das muss jetzt besser werden, und das wird es natürlich nicht von allein ...

Heute Abend werden wir erst eiinmal mit einem Glas Wein anstossen und dann gemütlich ins lange Wochenende starten.


Dienstag, 14. Mai 2019

Schatten der Vergangenheit

Gestern wurde ich - oh Wunder - tatsächlich noch zu einem Vorstellungsgespräch für den Job, der meinen beruflichen Erfahrungen am meisten entspricht, eingeladen. Eigentlich wollte nur der Chef des Bereichs anwesend sein, aber er brachte dann doch noch eine weitere Person, die sich als externer Coach vorstellte, mit.

Die Beiden spielten dann so etwas wie good cop, bad cop. Während der Chef mich ständig anlächelte und die "netten" Fragen stellte, stocherte der Externe in meinem Lebenslauf und in den Zeugnissen herum und versuchte, Ungereimtheiten aufzudecken. So meinte er, dass das Zeugnis der Behörde ja sehr passiv sei und gar nicht viel drin stehen würde.

Ja, es ist halt Behördeneutsch, und ich musste das Werk damals auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin zwei Mal ändern lassen, weil es davor noch schlimmer war. Nicht nur, dass Begriffe und Abkürzungen verwendet wurden, die man ausserhalb der Behörde und erst recht in der Schweiz gar nicht kennt: Es wurde z. B. auch eine Form des "Codes" benutzt, die unterstellt, ich würde im Büro ständig nach sexuellen Kontakten zu Kolleginnen suchen. So ein Fauxpas sollte natürlich einem HR-Bereich nicht passieren, ist aber vielleicht kein Wunder, denn Zeugnisse schreibt man in der Behörde eher selten. Wer einmal da ist, geht in der Regel nicht mehr. Ganz viele machen ihre Ausbildung dort und bleiben bis zur Rente.

Das macht den Laden zu einem trägen, verstaubten Haufen. Und die strengen Hierarchien führen ebenfalls dazu, dass nur ganz wenige die Chance erhalten, überhaupt irgendeine Karriere zu machen. Es ist nämlich zum Beispiel so, dass sich ein "Zuarbeiter" nicht auf eine Dezernentenstelle bewerben kann, selbst wenn er die fachlichen Voraussetzungen mitbringen würde. Neben der fachlichen Qualifikation wird immer auch die zumindest zweijährige Tätigkeit in der unmittelbar darunter liegenden Hierarchie-Stufe verlangt. Man muss also die lange Kette durchlaufen, um irgendwann mal in eine Stelle wechseln zu können, die vielleicht auch Personalführung beinhaltet.

Genau das war gestern auch eine Frage vom bad cop. Die ausgeschriebene Stelle beinhaltet nämlich Personalführung, und der Vorwurf war, dass ich das ja bisher noch nie gemacht hätte. Die Frage, warum nicht und warum jetzt war dann halt nicht so leicht zu beantworten und für einen Schweizer offenbar kaum nachvollziehbar. Dabei habe ich für Behördenverhältnisse schon eine steile Karriere hinter mir von der "Registraturkraft" zum "Hauptsachbearbeiter". Das schafft fast niemand, und ohne Unterstützung durch Führungskräfte und ein wenig Vitamin B ist es auch kaum möglich.

Das alles interessierte aber nicht, stattdessen kam mehrfach die Frage nach dem "warum nicht früher".

Ich kann verstehen, dass man in der Position natürlich möglichst die perfekte Person mit Führungserfahrung und super fachlicher Qualifikation sucht. Es ist aber wie schon bei der anderen Stelle die Crux, dass man Menschen auch die Chance geben sollte, Erfahrungen zu machen - wie will man sich sonst weiter entwickeln? Jede Führungskraft hat mal angefangen, und nur weil ich schon die Fünf im Alter habe, geht das nicht mehr? Keine Erfahrung, also auch keine Entwicklung?

Es könnte gut sein, dass mir mein Behördendasein nun den nächsten Schritt verbaut, da es für Aussenstehende so aussieht, als hätte ich in den 13 Jahren nicht genug getan. Da reicht es vielleicht auch nicht, dass mein Chef-Chef sich letzte Woche persönlich dafür eingesetzt hat, dass ich eine Perspektive bekomme, nachdem er hörte, dass ich ein Zwischenzeugnis angefordert habe: "So einen guten Mann könne man doch nicht gehen lassen." Tja, vielleicht hätte er sich das früher mal überlegen sollen ...

Der "bad cop" bescheinigte mir abschliessend gestern immerhin, dass ich ein "Machertyp" sei. Ob das Argument genug ist, um mir eine Chance zu geben, werde ich vielleicht am Freitag wissen. Dann soll ich eine erste Rückmeldung bekommen.

Momentan bin ich eher skeptisch, was meine Zukunft und vor allem meine berufliche Karriere hier betrifft. Dabei ist das eigentlich ein Irrsinn. Ich habe einen tollen Stand in den Kliniken und im Team, meine Arbeit wird sehr geschätzt, mein Chef hat mir eine super gute Beurteilung im letzten MAG vorgelegt, und gestern hat mir eine Mitarbeiterin sogar spontan eine Flasche Wein geschenkt, weil sie so zufrieden war mit meiner professionellen Unterstützung. Wenn das alles nicht genug ist, zählen hier wohl andere Werte, und dann muss ich mir überlegen, ob ich hier auf Dauer wirklich am richtigen Platz bin, zumal auch das Gehalt nicht sonderlich entschädigt.

Wir werden sehen.


Freitag, 5. Mai 2017

Schon ein halbes Jahr

Die Zeit vergeht so schnell, dass einem schwindelig werden kann. Mein 50. liegt bereits fast ein Jahr zurück, meine Mutter wurde gestern 75 und ich bin jetzt schon ein halbes Jahr hier in der Schweiz!

Sechs Monate - wo sind sie geblieben? Wohl auch, weil Rosalies "Baustellen" uns kaum Raum zum Innehalten lassen, verrinnt Woche um Woche im Eilzugtempo. Aber was zählt: Ich fühle mich hier zu Hause und angekommen. Ob Haus, Sprache, Orte, Wege, Job - vieles ist schon ganz selbstverständlich. Sogar der Weg zum Coiffeur ist bereits im Kopf gespeichert. :)

Und Berlin ist sooo weit weg. Meine alte Wohnung, der frühere Arbeitsplatz - ich vermisse rein gar nichts davon, auch die Stadt nicht, selbst wenn sie mir noch so vetraut ist. Stattdessen freue ich mich, abends nach Hause zu kommen, auf dem Weg dahin noch einen Blick auf die beeindruckenden Alpen werfen zu können, und dann daheim im Garten oder auf dem Balkon die ländliche Idylle zu geniessen. Das mag vermutlich nicht jeder Stadtmensch von sich behaupten können, aber ich fühle mich in der Ruhe und Abgeschiedenheit sauwohl!

Bald kommt der Sommer, und dann werden wir auch die warmen Abende wieder draussen verbringen, grillieren, Wein trinken und einfach sein. Ich bin glücklich, keine Flüge mehr buchen zu müssen, um das erleben zu dürfen, und statt am Sonntagabend in der Business Lounge in Zürich nun am grossen Holztisch auf der Terrasse sitzen zu können. :)

Freitag, 2. Dezember 2016

Der erste Monat

Nun ist der erste Monat in der Schweiz vorüber. Gut vier Wochen, in denen Vieles neu war. Und nein, ich habe es noch nicht bereut, umgezogen zu sein. :)

Ganz im Gegenteil. Es ist schön, am Wochenende nicht auf die Uhr schauen zu müssen mit dem Gedanken, in Kürze wieder den Rucksack packen und nach Berlin zu fliegen. Ich freue mich jeden Abend darauf, mit meiner Liebsten gemeinsam in der Küche beim Z`Nacht sitzen zu können und sich über den Tag auszutauschen. Beim täglichen Weg zur Arbeit bewundere ich den tollen Blick auf die Alpen im Morgenrot und geniesse den Luxus, im eigenen Auto fahren zu können, anstatt sich mit fremden Menschen im Zug zu drängeln. Auch mein Biorhythmus stellt sich allmählich auf die neuen Bedingungen ein und ich werde nicht mehr jeden Morgen schon um 4 Uhr wach.

Bisher fehlt mir nichts. Nun ist es sicherlich auch noch zu früh dafür, und wenn ich jetzt schon Sehnsucht nach Berlin hätte, müsste ich meine Entscheidung wohl wirklich in Frage stellen. Aber ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Ganz sicher nicht beruflich! Meine frühere Chefin hat mir gestern gerade ein Mail geschrieben mit dem, was sich derzeit dort im Job abspielt, und das bestätigt meine Vermutung, dass ich mich, trotz mancher Kritik am neuen Job, eigentlich nur verbessern konnte!

Nun freue ich mich erst einmal auf die Weihnachtszeit. Ich werde zwischen den Jahren frei haben, und da die Kinder beim Vater sein werden, können wir es uns dann auch mal zu zweit gemütlich machen!


Montag, 31. Oktober 2016

Reise in die Vergangenheit

Es ist vollbracht! Was ich mir so locker und leicht vorgestellt hatte, wurde dann aber doch noch zu einer emotionalen und auch physischen Herausforderung. Doch der Reihe nach ...

Mein letzter Arbeitstag am vergangenen Mittwoch begann gegen 9:30 Uhr in meinem Team. Ich wechselte noch ein paar Worte mit meiner Teamleiterin, bevor um 10 Uhr die gesamte Chef-Etage antrabte und mich vor versammelter Runde verabschiedete. Dazu erhielt ich noch ein Berlin-Überlebenspaket mit allerlei witzigen Souvenirs aus der Stadt. Ich hab mich wirklich gefreut und noch eine kurze Rede an mein Team gerichtet. Schließlich habe ich sechs Jahre mit ihnen verbracht.

Nach vielen guten Wünschen und zahllosem Händeschütteln ging der Abschiedsmarathon weiter zu meinem Projektteam, dem ich während der letzten drei Jahre angehörte. Dort haben wir zusammen Mittag gegessen. Nachdem ich mich dann gegen 14 Uhr auch von diesem Team verabschiedet hatte, fuhr ich zum letzten Mal mit dem Lift nach unten, passierte das Drehkreuz und gab meinen Dienstausweis ab.

Der Moment fühlte sich gut an, ich war entspannt, hatte ein breites Grinsen im Gesicht, spürte keinerlei Wehmut und schlenderte gut gelaunt zum Flughafen. Dort wartete schon meine Lieblingsmaschine, die "Weiße". Skywork verfügt über fünf dieser kleinen Dornier 328, jedoch besitzt nur eine diese besondere, weiße Lackierung. Und diese Maschine war die erste, mit der ich damals nach Bern flog. Deshalb ist sie für uns etwas Besonderes und ich habe mich gefreut, dass genau dieses Flugzeug mich abholte zu meinem vorerst letzten Flug in die Schweiz. Ich hatte das Glück, in der ersten Reihe sitzen zu können, und so ganz ohne Gepäck (ich hatte nur Geld und Schlüssel dabei) war es um so angenehmer. Ich habe diesen letzten Flug noch einmal genossen.

In Bern nahm mich meine Liebste in Empfang und wir fuhren direkt nach Hause. Wir haben noch in Ruhe ein Glas Wein getrunken, sind aber früh schlafen gegangen, denn am nächsten Tag warteten über 1000 km Autofahrt auf uns.

Die Fahrt war über weite Strecken sehr angenehm, lediglich die unendliche LKW-Kolonne auf der rechten und oft auch mittleren Spur nervte sehr. Lange waren wir gut im Zeitplan, doch kurz vor Leipzig warnte das Radio dann vor einer Vollsperrung auf der A9. Wir suchten und fanden eine riesige Umfahrung, doch nach etwa 25 km durch verschlafene Dörfer im Burgenlandkreis hieß es, die Sperrung sei nun aufgehoben, und wir entschlossen uns, umzukehren und die geplante Strecke Richtung Berlin weiter zu fahren. Ein wenig Stau gab es immer noch, und so kamen wir mit einer Stunde Zeitverlust im Hotel im Norden der Stadt an. Wir aßen noch sehr gut und fielen dann ins Bett.

Der Freitag wurde dann zu einer Reise durch die Zeit, von meiner Kindheit bis hin zu meinen langjährigen Beziehungen. Begonnen hatte er mit einem Besuch bei meiner Ex. Sie schrieb mir zuvor, dass sie noch Dinge von mir gefunden hätte und mir diese gern mitgeben wolle. Also führte uns der erste Weg zu meinem früheren Zuhause während meiner Ehe bis zum Jahr 2007. Meine Ex war überrascht, dass Rosalie mit dabei war, verhielt sich aber ganz locker. Wir tranken einen Kaffee und ich sortierte Dutzende Schallplatten (das sind die schwarzen, runden Dinger, die man mit einer Nadel abtastet, um etwas hören zu können) und Bücher. Dazu stand noch eine große Kiste mit Unterlagen parat, die wir dann ins Auto luden. Als alles drin war, wuchsen schon meine Bedenken, ob wir am Ende wirklich alles ins Auto bringen werden ...

Weiter ging es zu E., die ganz in der Nähe wohnt. Dort tranken wir ebenfalls einen Kaffee, plauderten eine Weile, und mit weiteren guten Wünschen verließen wir auch diesen Ort, an dem ich mich bis 2013 immer wieder gern aufgehalten hatte, Richtung Wohnung.

Während meiner Abwesenheit hier hatte eine Bekannte noch ein wenig geputzt, und so sah mein Zuhause bestens präpariert aus für die Übergabe. Doch bis dahin mussten wir es erst mal noch leer räumen. Das war dann doch eine größere Herausforderung, als ich gehofft hatte. Nachdem etwa 50% der Kartons, Taschen und Tüten im Wagen verstaut waren, näherte sich die Kapazität unseres Autos schon bedenklich ihrem Ende. Irgendwann mussten wir einsehen, dass wir ganz sicher nicht alles würden unterbringen können. Also blieb nichts weiter übrig, als ein paar besonders sperrige Dinge, auf die ich vorerst verzichten konnte, bei meinem Papa im Keller einzulagern.

Und so brachen wir an der Stelle ab und fuhren, mitten im Berufsverkehr, nun zum Ort meiner Kindheit. Dort leerten wir das Auto und gingen anschließend gleich noch mit Papa und Stiefmutter essen. Erwartungsgemäß wurde auch hier der Abschied schwer und tränenreich.

Erst im Dunkeln kamen wir wieder in meiner Wohnung an und mussten nun im Dunkeln das Auto beladen. Das war alles Andere als einfach und zehrte an den Nerven. Wir mussten jeden Zentimeter der Ladefläche nutzen, um alles unterzubringen. Mit Schieben, Drücken, Umpacken und Fluchen haben wir es irgendwann tatsächlich geschafft, meine persönlichen Dinge komplett unterzubringen. Rosalie hat ganze Arbeit geleistet und ihr Auto im wahrsten Sinne bis unters Dach voll gepackt, während ich ständig drei Etagen rauf und runter lief, um alles aus der Wohnung zum Auto zu tragen.

Spät am Abend waren wir zurück im Hotel, tranken noch ein Glas Wein und fielen wieder direkt ins Bett. Am Samstag um 10 Uhr stand ja schon die Schlüsselübergabe an. Eigentlich wollten wir vor dem Vermieter dort sein, um noch die letzten leeren Tüten und Kartons zu entsorgen, aber das gelang uns nicht. Also betraten wir gemeinsam meine Wohnung, schrieben die Zählerstände auf und tauschten ein paar Formulare aus. Mehr war ja nicht zu tun, schließlich sollte alles so bleiben wie bisher. So eine lockere Wohnungsübergabe hatte ich in meinem Leben noch nie!

Alles war schnell erledigt, ich gab meine Schlüssel ab und war die Wohnung los! Es blieb gar keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen oder zu fühlen, wie es mir dabei geht, denn wir hatten ja schon das nächste Ziel vor Augen: meine Mutter und meinen Halbbruder in der Oberpfalz! Eine halbe Stunde später verließen wir Berlin Richtung Bayern!

Meine Mutter hatte sich 1979 von meinem Vater getrennt und war zu einem neuen Mann nach Bayern gezogen. Nachdem wir uns in den ersten Jahren öfter sahen, wurde die Beziehung im Laufe der Jahre immer oberflächlicher. Letztendlich habe ich sie im Jahr 2003 zuletzt gesehen. So lange war ich daher auch nicht mehr in ihrem Wohnort, und es war etwas Besonderes, in diese Kleinstadt zurück zu kehren.

Wir waren rechtzeitig im Hotel und konnten vor dem Treffen noch ein wenig durch den Ort bummeln und im Hotel ausruhen. Um 19 Uhr waren wir im Restaurant verabredet. Es wurde, nach fast 14 Jahren Pause, ein besonderes Wiedersehen! Alt war sie geworden, meine Mutter, und Vieles hatte sich in ihrem Leben verändert, seit ihr neuer Mann 1996 verstarb. Das Vermögen war aufgebraucht, das Haus verkauft, und heute reicht es nicht einmal mehr, um den Sohn zum Essen einladen zu können. Ein trauriges Schicksal und eine Ironie des Schicksals: Damals, 1979, setzte sie sich ins gemachte Nest bei ihrem neuen, reichen Mann, während mein Vater zwar ein gutes Auskommen hatte, aber keinesfalls reich war. Heute, bald 40 Jahre später, bucht mein Papa eine Kreuzfahrt, während meine Mutter kaum weiß, wie sie die Miete aufbringen soll.

Wir hatten im Vorfeld schon klar gemacht, dass wir sie einladen werden, und sie haben den kleinen Ausflug vom grauen Alltag sichtlich genossen. Wir haben von alten und neuen Zeiten erzählt und hatten einen schönen Abend. Nach knapp drei Stunden haben wir uns verabschiedet, und irgendwie hat sie mir und uns schon leid getan, wenngleich sie sicherlich nicht unschuldig an ihrer Situation ist. Im nächsten Jahr wird sie 75, das könnte sicherlich ein Grund sein, um sie noch einmal zu besuchen. So könnten wir meinem Halbbruder vielleicht auch den Wunsch erfüllen, sein früheres Pferd noch einmal zu sehen, das er mangels Geld nicht mehr besuchen kann ...

Schließlich folgte am Sonntag die letzte Etappe. Nach einem guten Frühstück im Hotel fuhren wir in Richtung Schweiz. Die Sonne schien, und wegen des Wochenendes waren kaum LKW unterwegs. Wir kamen gut voran und hatten nur vor der Grenze ein wenig Herzklopfen - es wäre ein Albtraum gewesen, wenn uns der Zoll überprüft hätte. Wir hatten zwar nichts Verbotenes dabei, aber allein der Gedanke, das Auto komplett leer räumen zu müssen, ließ leichte Panik aufkommen. Unser Auto wurde aber kaum beachtet, wir durften ohne Halt durchfahren und waren erleichtert!

Jetzt konnten wir entspannt die letzten Kilometer in Angriff nehmen und kamen noch bei Tageslicht in unserem wundervollen Haus an. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis wir das Auto ausgeladen hatten:


Heute, rund einen Tag nach der Ankunft, ist noch längst nicht alles eingeräumt. Das wird etwas Zeit brauchen, aber auch ein bisschen Erholung muss nach diesen aufregenden Tagen noch sein, bevor morgen das nächste große Abenteuer beginnt: der erste Tag im neuen Job!

Nun bin ich also hier, so ganz und gar! Noch kann ich das gar nicht recht fassen und werde sicherlich noch ein paar Tage brauchen, um das alles zu verarbeiten und zu begreifen. Es waren sehr viele Eindrücke, und ständig kommen neue hinzu.

Wie es mir damit geht und was mir in den nächsten Tagen so passiert - ich werde berichten!

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Abgesang

Die letzte Schulung ist vorüber, das letzte dienstliche Mail geschrieben, ein allerletztes Formular ausgefüllt, die letzte Nacht im Berliner Bett verbracht. Nun beginnt der Showdown. Viele Hände sind heute noch zu schütteln, wenn ich gegen 9:30 Uhr in die Firma fahre, ein paar warme Worte vor versammelter Mannschaft von meiner obersten Chefin zu überstehen, 3 kg Schweizer Schokolade zu verteilen und ein abschließendes Mittagessen mit meinem Projektteam zu organisieren. Dann kann er kommen, der Abschied von meiner Firma. Noch einmal durch das Drehkreuz, beim Pförtner meinen Ausweis abgeben, alles Gute wünschen, und dann werde ich weg sein, einfach so, und mich direkt auf den Weg zum Flughafen machen.

Auf diesen Moment bin ich sehr gespannt und werde versuchen, genau in mich hinein zu hören. Was empfinde ich dabei, ist da überhaupt so etwas wie Wehmut nach 14 Jahren Behörde? Oder einfach nur Erleichterung? Ich bin gespannt ...

Und so geht es dann weiter: Abflug nach Bern heute Nachmittag von Tegel - das erste und einzige Mal so ganz ohne irgendwelches Gepäck! Morgen früh dann gegen 8 Uhr werde ich mich mit Rosalie auf den weiten Weg zurück nach Berlin machen. Ihr Auto ist gerade rechtzeitig wieder fit geworden! Übernachten werden wir hier in einem kleinen Gasthof vor den Toren der Stadt. Von dort geht es dann am Freitagmorgen erst zu meiner Ex-Frau, die noch ein paar Sachen gefunden hat (nach fast 10 Jahren - starke Leistung!). Dann folgt ein kurzer Abstecher auf einen Kaffee zu E. Und von dort aus geht es weiter zu meiner Wohnung, um meine Sachen einzuladen. Am Nachmittag (ich hoffe, es passt alles ins Auto ...) werden wir dann noch zu meinem Papa fahren und gemeinsam essen. Abschließend dann im Hotel eine letzte Nacht in der alten Heimat.

Am Samstag um 10 Uhr gebe ich die Schlüssel für meine Wohnung ab, und wir machen uns danach auf den Weg in die Oberpfalz, wo wir meine Mutter besuchen werden (die ich seit 14 Jahren nicht gesehen habe, aber das ist eine andere Geschichte). Nach einer Nacht dort im Hotel - wir werden bis dorthin die Hälfte der Strecke absolviert haben - folgt der Schlussspurt bis in die Schweiz. Ich erwarte die Ankunft dort Sonntag am späten Nachmittag.

Es bleibt dann noch ein Tag zur Erholung, bevor am Dienstag der neue Job wartet.

Es werden spannende, anstrengende Tage, aber ich freue mich darauf. Drückt uns die Daumen, dass alles klappt wie geplant, dass das Auto durchhält und wir die 2000 km ohne Probleme überstehen.

Ich werde berichten ...




Dienstag, 25. Oktober 2016

50 Jahre Leben

... und das ist alles, was davon übrig ist? So sieht es jetzt gerade bei mir aus, wenn ich auf dem Sofa sitze. Nicht gerade sehr gemütlich, aber es ist ja nur vorübergehend. Und da sich Tüten besser packen lassen im Auto, habe ich größtenteils auf Kartons verzichtet. Zumal noch immer nicht feststeht, mit welchem Wagen wir fahren werden.

Aber es ist schon verdammt wenig, was mir aus fünfzig Jahren geblieben ist, oder? Wie sieht das bei Euch aus? Leider waren meine beiden langen Beziehungen von einem eher unschönen Ende geprägt, sodass schon dadurch das Eine oder Andere verloren gegangen sein könnte. Darüber hinaus fehlen auch Dinge aus meiner Kindheit, zum Beispiel mein Tagebuch, das ich zeitweise mal führte. Es ist einfach verschwunden.

Mir geht es hier natürlich nur um die rein persönlichen Dinge und Erinnerungen, nicht um Bekleidung und Mobiliar. Aber wenn ich mir Rosalies Hab und Gut anschaue, könnte man meinen, ich sei schon mehrfach abgebrannt. Dem ist aber nicht so. Meine Bücher und CDs sind zum großen Teil bei meiner Ex geblieben, Fotos habe ich noch viele besessen, und auf Memorabilien habe ich früher (männertypisch?) nicht so viel Wert gelegt.

So passt nun mein Leben mehr oder weniger gut in einen Skoda Octavia. Schon verrückt.

Montag, 24. Oktober 2016

Endspurt

Am Freitagabend ist der erste Koffer voller Kleidung in der Schweiz angekommen und ich habe einen Schrank in meinem neuen Heim in "Besitz" genommen. Ein schönes Gefühl! Damit sind nun zumindest die meisten Sommerhemden schon mal an ihrem Platz, bis es draußen wieder heiß wird.

Gestern Abend ging es dann zum letzten Mal mit dem Zug nach Zürich und anschließend mit Zwischenstopp in der Lounge nach Berlin. Ich nehme Euch mal schnell mit:

Richtungsanzeige im Zug
In der Business Lounge
Mein sonntäglicher Flug
Meine Maschine wartet
Und nach einer Stunde war der Flug ganz unspektakulär, wie Dutzende zuvor, einfach vorbei ... Tschüss, SWISS, so schnell werde ich Dich nicht wieder brauchen. Aber es war angenehm mit Dir!

Nun beginnt der Endspurt. Heute, nach meinem dreistündigen Seminar, werde ich zu Hause die Hardware abbauen und verpacken (bis auf den Router), sowie die letzten Kisten packen. Am Dienstagabend dann der letzte Check, Abtauen des Kühlschranks usw.

Und dann ist schon Mittwoch - mein letzter Morgen in Berlin und letzter Büro-Tag. Bisher noch immer keine guten Neuigkeiten von Rosalies Auto. Es kann gut sein, dass wir doch mit meinem Wagen fahren müssen und dann eventuell ein paar nicht ganz so wichtige Dinge bei meinem Papa zwischenlagern. Noch besteht ein wenig Hoffnung ...





Freitag, 21. Oktober 2016

Der Umzug beginnt

Ich war fleißig! Inzwischen sieht meine Wohnung aus wie ein Schlachtfeld, aber irgendwann musste das ja mal passieren. Gestern Morgen überkam mich kurz eine leichte Panik, ob denn wirklich all meine Sachen, die ich mitnehmen werde, am Ende in Rosalies Auto (sofern es bis dahin wieder fährt ...) hinein passen würden. Also habe ich erst einmal alle Schränke durchwühlt. Nachdem dann nicht mehr als drei Kisten mit Ordnern, Bürokram und Bildern sowie vier Taschen mit CDs zusammen kamen, war ich beruhigt.

Dafür ist nun in allen Zimmern das Chaos ausgebrochen. Überall liegen Taschen, Tüten und Klamotten rum, dazu Berge mit Dingen, die wegzuwerfen sind (ich glaube, mit meinen Sachen habe ich bereits einen Müllcontainer ganz allein gefüllt). Trotzdem habe ich jetzt ein gutes Gefühl, immerhin ist nicht mehr zu übersehen, dass es nun wirklich los geht! Und heute Abend, nachdem ich eine weitere Schulung hinter mich gebracht haben werde, fliege ich mit dem ersten Koffer voller Kleidung zu meiner Liebsten. Es wird ein ganz kurzes Wochenende, aber in diesem Fall spielt das keine Rolle, denn wir können nun die Stunden zählen, bis wir uns danach wiedersehen. Melancholie wird es also am Sonntag nicht mehr geben.

Die gab es dafür gestern, vermischt mit ein paar Tränchen. Es war ein schöner Abend mit E. Wir haben zusammen gut gegessen, die letzten Jahre noch ein wenig Revue passieren lassen und uns noch ein paar Mal ganz lange gedrückt. Immerhin kennen wir uns nun auch schon 10 Jahre, eine lange Zeit ...

Und nun auf ins Wochenende!

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Abschied ist

... ein bisschen wir Sterben, sang einst Katja Ebstein. Ganz so melodramatisch mag es vielleicht nicht sein, aber der letzte Besuch bei meinem Papa gestern war schon schwierig! Bereits bei meiner Ankunft liefen ihm die Tränen in dem Wissen, dass es nie wieder so sein wird. Natürlich wünscht er mir und uns alles Gute und freut sich, aber der Gedanke, dass ich wegziehe, bereitet ihm Kummer. Da hilft auch der Trost nicht, dass wir weiterhin telefonieren und skypen können wie bisher und ich natürlich auch sobald wie möglich wieder nach Berlin kommen werde.

Ich habe zwar versucht, diesen Abschied ein wenig zu entzerren, indem wir uns nächste Woche noch einmal zum Essen treffen, wenn Rosalie und ich mit dem Auto in der Stadt sind, aber das ist noch etwas Anderes als mein gewohnter Besuch zu Hause bei ihm. Beim Abschied gestern konnte er mir kaum noch in die Augen sehen, hat mich nur lange gedrückt, sich dann umgedreht und ging zurück ins Wohnzimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.

In den letzten Jahren war ich sein großer Rückhalt und einziger richtiger Bezug zu SEINER Familie (bzw. dem Rest davon), und er hat gestern auch immer wieder betont, dass nun bloß noch seine Stieftochter "übrig" sei. Ich werde versuchen, dieses Gefühl des Verlassenwerdens so schwach wie möglich zu halten, in dem wir wie bisher regelmäßig telefonieren. Gegen den Gedanken im Kopf, dass ich nun 1000 km entfernt bin, wenn wir miteinander sprechen, kann ich allerdings wenig tun ...

Der nächste Abschied wartet dann auch gleich heute Abend, wenn ich mich mit E. zum Essen treffe. Sie schrieb mir gestern schon, dass sie bei dem Gedanken feuchte Augen bekommen werde. Wir stehen uns immer noch nah durch die gemeinsame Zeit. Dabei geht es hier nicht um eine Liebesbeziehung, die war es ja so richtig von ihrer Seite sowieso nie. Ich war und bin ihr auf andere, sehr spezielle Weise nah, als Zuhörer, Eingeweihter, Versteher, Freund. Es gibt in ihrem Leben außer mir auch kaum jemanden, mit dem sie ihr Leben, ihre Gedanken und Erlebnisse in dieser Art teilen kann. Und ich bin ihr für so Vieles dankbar und hoffe, dass wir uns auch nach meinem Umzug weiterhin austauschen werden. Sie hat mein Leben nach der Trennung von meiner Frau entscheidend beeinflusst und verändert, und das werde ich ihr nie vergessen. Ich fürchte allerdings, wenn ich ihr das heute noch einmal sage, brechen alle Dämme ...

Bis es soweit ist, nutze ich den freien Tag für notwendige Aufräumarbeiten, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie viel Zeug ich denn nun mitnehmen möchte, wenn meine Liebste und ich nächste Woche gemeinsam hier sind. Es sollte ja alles ins Auto passen! Zwischendurch noch zum Friseur, damit ich vernünftig aussehe an meinem ersten Arbeitstag in der Schweiz (und weil es viel billiger ist als dort!).

Noch schnell einen Kaffee, und dann geht es los!

Samstag, 8. Oktober 2016

Aufbruchstimmung

Nun sind es noch zweieinhalb Wochen bis zum Umzug, es wird Zeit, sich intensiver Gedanken zu machen, was ich wie verpacken muss, welche Dinge mitkommen werden, wie viele Kisten es werden und ob das alles dann am Ende tatsächlich ins Auto passen wird. Hauptsächlich handelt es sich um Kleidung, ein paar Ordner, PC, die Musikanlage ... Aber was am Ende nicht ins Auto passt, müsste ich zurück lassen! Gut, schlimmstenfalls könnte ich ein paar Dinge bei meinem Vater lassen, aber wie sollte ich die dann später nachholen, ohne nochmals mit dem Auto nach Berlin fahren zu müssen?

Und so sieht es in meiner Wohnung inzwischen ziemlich nach Umzug aus - überall liegen Sachen herum, ein Koffer steht schon parat, und ich bin dabei, den Keller zu sichten, Zeug wegzuwerfen oder für die Reise vorzubereiten.

Das macht Spaß, zumal ich mich so langsam auf das Private konzentrieren kann, da es auf Arbeit nicht mehr viel zu tun gibt. Dort warten nur noch acht Schulungen, die ich durchführen muss, ansonsten kann ich mich zurücklehnen und genau überlegen, an welchen Tagen ich wann Feierabend mache, um bis zum Stichtag sämtliche Überstunden abgebaut zu haben. An diesem letzten Tag will ich erst gegen 10 Uhr ins Büro fahren, mit dem Team Mittag essen, meinen Ausweis abgeben und dann ohne jegliches Gepäck, nur mit Portemonnaie und Hausschlüssel, nach Bern fliegen! Darauf freue ich mich schon wie ein kleines Kind.

Doch zurück zur Gegenwart. Trotz des miesen Herbstwetters machen wir uns gerade ein schönes Wochenende in Berlin! Gestern war Shoppping-Tag und Rosalie und ich haben noch mal ordentlich zugeschlagen. Ich war in meiner Lieblings-Boutique und habe mich mit ein paar neuen Hemden und einem Blazer eingedeckt, und mein Schatz hat eine neue Winterjacke und bequeme Schuhe gefunden.

Davor waren wir am Donnerstagabend noch im Theater. Das Stück selbst war leider nicht der Renner, auch wenn die Besetzung eigentlich für Qualität stand. Doch es schleppte sich so dahin und der Schluss war alles Andere als überzeugend. Viel lustiger war das Programmheft. Wir blätterten vor Beginn der Vorstellung gemeinsam darin, und als Erstes entdeckte ich auf der rechten Seite "meinen Namen": Monsieur B. Hey, ein Stück, in dem "ich" mitspiele! Kaum hatte ich das ausgesprochen, fing Rosalie an zu lachen. Auf der linken Seite stand doch tatsächlich der (richtige) Vorname meines "Vorgängers" - Monsieur Silence! Nun mussten wir beide laut lachen, und das war vermutlich die beste "Szene" im ganzen Stück.

Die Handlung hatte dann aber gar nichts mit Beziehungen zu tun. Ich glaube, unsere Geschichte wäre an diesem Abend viel spannender gewesen. Die Leser/-innen von Rosalie werden die beteiligten Personen sicher gut kennen, die beide eine große Rolle in den vergangenen Jahren gespielt haben. Und wer hätte schon Ende 2012 damit gerechnet, dass Rosalie dreieinhalb Jahre später neben mir sitzen und mit mir den Umzug in die Schweiz planen würde.

Das Leben schreibt eben oftmals doch die besten und spannendsten Geschichten.

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Zehn Jahre

Am vergangenen Wochenende habe ich mit Rosalie über unser künftiges Zusammenleben gesprochen. Wir machen uns beide keine Sorgen, dass es da Probleme geben könnte. Aber in dem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass ich mittlerweile seit fast 10 Jahren allein wohne!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich Anfang 2007 meine Sachen packte und damals zunächst zu E. zog. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie eine eigene Wohnung, habe stets mit meinen Partnerinnen zusammen gelebt. Und so war ich einerseits gespannt, wie sich das anfühlen würde, allerdings mischte sich andererseits auch Skepsis darunter, ob ich das überhaupt würde meistern können, sowohl organisatorisch als auch emotional.

Als ich dann nach etwa drei Monaten den Wohnungsschlüssel in der Hand hielt und zum ersten Mal in MEINER Wohnung die Tür hinter mir schloss, fühlte es sich gut an! Niemand, der mir Vorschriften machte, niemand, mit dem ich mich herumärgern musste, niemand, mit dem ich mich absprechen musste. Da ich dann auch kein Auto mehr hatte, musste ich meine Gewohnheiten etwas umstellen. Aber das funktionierte alles - der Kühlschrank war nie leer, die Rechnungen pünktlich bezahlt und ich bin nicht im Dreck unter gegangen. Ich war mein eigener Herr und nur für mich selbst verantwortlich. Das war ein gutes Gefühl, und wäre die Wohnung etwas größer und in einem anderen sozialen Umfeld gewesen, hätte ich es noch viel länger dort ausgehalten.

So bin ich dann nach rund vier Jahren in eine etwas größere, schönere Wohnung gezogen. Sieht man vom Lärm ab, war das in gewissem Sinne ein Glücksgriff, denn die Nähe zum Flughafen sollte sich nach etwas mehr als einem Jahr dort als sehr vorteilhaft erweisen!

Nun sind insgesamt also fast zehn Jahre vergangen, und in gut drei Wochen wird mein Single-Haushalt Geschichte sein. Es war eine wertvolle Erfahrung, ich habe viel gelernt, hatte viel Zeit für mich zum Nachdenken, aber jetzt freue ich mich wieder darauf, mein Leben rund um die Uhr zu teilen. All das, was mich damals in meiner Ehe eingeschränkt und eingezwängt hat, wird mir mit Rosalie ganz sicher nicht passieren. Dafür sind wir uns in vielen Dingen zu ähnlich. Dass ich mich "nebenbei" auch an ein anderes Land und einen neuen Arbeitsplatz gewöhnen "muss", macht es nur noch spannender.

Was mir dabei in Zukunft so widerfahren wird, werde ich natürlich berichten.


Montag, 26. September 2016

Deal!

Mein Wohnungsnachfolger hat den Kaufvertrag unterschrieben, die Ablösesumme wird heute angewiesen. Mein Plan funktioniert also wie vorgesehen und ich kann das Thema Wohnung abhaken.

Das ist natürlich eine perfekte Lösung und kommt beiden Seiten sehr entgegen. Ich kann mich nun vollkommen auf meine persönlichen Dinge konzentrieren: Sachen einpacken, putzen, Keller aufräumen, Kühlschrank bis zum Stichtag leer essen und abtauen ... Ich spare aber damit viel Zeit, und das ist wichtig, denn die letzten beiden Wochen werden beruflich noch sehr anstrengend, da ich dann noch über 100 Leute schulen muss. Das war der Deal, damit ich Ende Oktober gehen kann.

Also - ein guter Start in die Woche. Den wünsche ich Euch auch!

Montag, 19. September 2016

Eine gute Idee

Wo ist das Wochenende geblieben? Schon ist wieder Montag und ich bin zurück in Berlin.

Und wie war es? In erster Linie verregnet! Immerhin gab es eine kurze trockene Phase, die wir nutzen konnten, um dem jährlichen Fest der Winzer bei 13 Grad einen Besuch abzustatten, Wein zu trinken und ein paar lokale Spezialitäten zu kosten. Dass wir zwischendurch mal eine Zeit lang mit Rosalies künftigem Ex samt Freundin an einem Tisch saßen, war ein weniger schönes Detail. Aber das ist ein anderes Thema.

Ansonsten haben wir jede Minute zum Bloggen genutzt. Diesmal nicht privat, sondern so richtig öffentlich. Es geht um die Zukunft unseres Dorfes, und das Ziel ist, die Einwohner aufzurütteln, um sich gegen die haarsträubenden Pläne des Noch-Bürgermeisters zur Wehr zu setzen. Ob sich der Aufwand lohnt, müssen wir abwarten, aber wir wollen zumindest kämpfen.

Und dann ist mir noch eine Idee gekommen, schließlich naht die Wohnungsübergabe schon mit großen Schritten! Die Chancen stehen gut, dass ich die Wohnung samt Inhalt und ohne großen Aufwand übergeben kann. Aber sauber und ordentlich soll sie natürlich schon aussehen. Ich habe weder Zeit noch Lust, um mich in den letzten Tagen darum zu kümmern. Es gibt aber eine Bekannte in meinem Umfeld, deren Job das Putzen ist. Ich habe ihr schon unzählige Male mit ihrem Notebook geholfen, natürlich kostenlos, und sie wollte sich immer mal revanchieren. Nun wäre die Gelegenheit dafür! Ein bisschen Fenster putzen, Staub wischen und saugen und Küche und Bad reinigen. In der kleinen Wohnung sollte das kein großer Aufwand sein, zumal es ja bei mir nicht dreckig ist.

Ich fliege am 26. Oktober zu Rosalie und wir kommen einen Tag später mit dem Auto zurück in die Stadt. Es wäre also ausreichend Zeit. Und die Idee ist, dass wir die beiden Tage bis zur Heimreise dann sowieso im Hotel bleiben, damit die Wohnung übergabefertig ist. Da ich vom Käufer der Wohnung noch einen kleinen Obolus für die Möbel bekomme, wäre das Geld dann auch gleich gut angelegt und meine Liebste und ich haben es noch ein wenig schön in der Stadt, bevor wir gen Süden fahren.

Langsam nimmt der Umzug Konturen an und alles fügt sich. Ich bin guter Dinge. Beste Voraussetzungen für einen guten Wochenstart!

Freitag, 16. September 2016

Zeit des Abschieds

Weniger als sechs Wochen bin ich noch in Berlin. Und immer öfter ertappe ich mich bei dem Gedanken "das letzte Mal dies, das letzte Mal das". Das ist nicht wehmütig, lediglich eine Feststellung, manchmal mit einem Lächeln.

Gestern flossen aber mal wieder ein paar Tränen - bei meinem Papa. Jetzt, wo der Termin näher rückt und wir unseren Abschied im Oktober planen müssen, wird ihm offenbar doch bewusst, dass es "ernst" wird und sein Sohn bald 1000 km weit weg ist. Unser nächstes ("letztes") Treffen wird also noch einmal etwas Besonderes sein ... Es wird eine meiner vorrangigen Aufgaben im November sein, den ersten Besuch in Berlin zu planen!

Auch mit meinem Sohn hatte ich diese Woche schon dieses letzte Mal, das verlief aber ganz locker. Er ist ja erwachsen, selbständig, reist durch sein Studium ständig in Deutschland umher und im Grunde fällt es kaum auf, ob ich nun in Berlin oder Bern bin.

Weitere Abschiedsbesuche, nicht nur bei Ärzten, stehen in den nächsten Wochen an, aber ich bin ja nicht aus der Welt! Sobald etwas Normalität eingekehrt ist und ich freie Tage planen kann, werde ich sicher immer wieder mal in meine Heimat zurückkehren und dann auch die Menschen wiedersehen können, mit denen ich mich jetzt regelmäßig getroffen habe, wenn auch nicht spontan und auf Zuruf.

Hey, es ist Freitag, und Freitag ist Reisetag! Daher mache ich mich am Mittag wieder auf den Weg. Das Wochenende werden wir erneut hauptsächlich am Notebook verbringen, weil wir uns mit zwei Klagen beschäftigen müssen und noch dazu das Dorf mobilisieren wollen, um gegen die geplanten neuen Bauzonen aktiv zu werden. Alles Themen, die Rosalie eigentlich gern mal auf ihrem Blog aufgreifen möchte, aber die Zeit reicht einfach nicht. Auch in der Schweiz hat der Tag leider nur 24 Stunden.

Uns steht ein heißer Herbst bevor.


Donnerstag, 25. August 2016

Läuft bei mir!

Was die Vorbereitungen meines Umzuges betrifft, kann ich mich momentan wirklich nicht beklagen. Auch die Frage nach dem "Wohin mit meinen Möbeln", die ich hier vor ein paar Tagen stellte, könnte nun beantwortet sein. Es deutet sich im Augenblick eine für mich geniale Lösung an.

Vor gut einer Woche war mein Vermieter mit einem Kaufinteressenten für die Wohnung bei mir. Es war der erste, der wirklich den Eindruck machte, die Wohnung kaufen zu wollen. Was genau er damit vor hat, blieb zwar im Dunkeln, aber er machte Fotos und schien recht begeistert. Nun werden seine Absichten tatsächlich ernst, und das Beste: Er ließ über meinen Vermieter anfragen, was ich denn für die Inneneinrichtung als Ablöse haben wolle!

Das wäre natürlich DER Knaller - ich übergebe die Wohnung ohne zu malern mit allen Möbeln, die ich sonst hätte verkaufen, verschenken oder wegwerfen müssen! Und da ich auch sonst nichts mitnehmen möchte, blieben zusätzlich Geschirr, TV, Lampen usw. drin. Statt viel Arbeit und Mühe bekäme ich nun noch ein paar Euro als Geschenk obendrauf (ist mehr ein symbolischer Preis, ich wäre ja froh, wenn ich mich um nichts kümmern muss, das ist Vorteil genug).

Der Interessent war sehr angetan von meinem Vorschlag und hat mich gestern Abend bereits nach meiner Kontonummer gefragt. Es sieht also so aus, als würde der Berlin-Ausflug mit Auto Ende Oktober kaum Stress bedeuten, sondern eher zu einem gemütlichen Abschieds-Wochenende mutieren. Ist das nicht toll?

Mittwoch, 10. August 2016

Zu Hause zu Gast

In dieser Woche bleibe ich mal daheim! Kein Flug, kein Wein beim Warten in der Business Lounge, keine Kühe und Schafe (also die richtigen, vierbeinigen) vor der Tür. Stattdessen Lärm und Hektik. Und trotzdem ganz viel Wohlfühlen! Mein Schatz wird mich besuchen kommen (wer Rosalie also mal live sehen möchte, sollte morgen Nachmittag nach Flugzeugen Richtung Berlin Ausschau halten *g*) und wir werden uns ein paar schöne, möglichst gemütliche Tage in der Stadt machen.

Es wird das vorletzte Mal sein, dass ich Rosalie in meiner Wohnung als Gastgeber empfangen werde. Beim übernächsten Mal, Ende Oktober, ist dann von meinen vier Wänden nichts mehr übrig (also von dem, was drinnen stand!) und wir machen gemeinsam die Tür hinter uns zu. Künftig werde ich in meiner Heimatstadt dann auch "nur noch" Gast sein, ein Zimmer buchen, mich mit den Touri-Massen durch Berlin drängeln und Familie oder Freunde besuchen.

Das wird sicher ein ganz neuer Blickwinkel sein. Es werden einem Veränderungen schneller auffallen und vielleicht mag ich dann die Stadt auch wieder mehr als derzeit? Wer weiß. Fehlen wird mir nichts, und es ist genug für mich, alle paar Monate mal Großstadtluft zu schnuppern. Gerade gestern fragte mich meine Chefin, wie ich mich denn fühlen würde und dass sie die Sicherheit mag und sich gar nicht vorstellen könne, in DEM Alter noch mal etwas ganz Neues zu beginnen (sie ist genauso alt wie ich und darf das sagen *g*). Und ich hab ihr geantwortet, dass ich sehr ENTspannt sei und GEspannt auf die Zukunft, mich total freue und bisher keine Sekunde gezweifelt habe, dass es tatsächlich die richtige Entscheidung war.

Ich denke, diese Einstellung ist perfekt, um den Schritt zu wagen! Inzwischen wäre es ohnehin zu spät zum Umkehren, zurück kann ich ja kaum noch. Wohnung, Telefon und Job gekündigt, Arbeitsvertrag unterschrieben, Auto gekauft - der Weg ist klar und ich will ihn genau so. Auf ins neue Leben!

Dienstag, 9. August 2016

Ja, ich will ...

... nein, nicht heiraten. Ich möchte eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz! Ohne die kann ich meine neue Stelle nicht antreten. Das Verfahren ist für EU-Bürger mehr oder weniger Formsache, solange man einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen kann.

Erfreulicherweise muss man für diesen Antrag nicht persönlich vorsprechen, sondern kann die Unterlagen samt Passbildern per Post an die zuständige Behörde schicken. Das habe ich an diesem Wochenende getan, und nun warte ich gespannt auf die Ausstellung meines Ausländer-Ausweises, mit dem ich mich dann bei der Gemeinde anmelden und mich um Bankkonto, Krankenkasse und Versicherungen kümmern und auch das Auto anmelden lassen kann. Schick sieht er leider nicht aus, ist nur ein Papier-Büchlein, aber es kommt ja auf den Inhalt an! *g*

Da ich natürlich weiterhin Deutscher bleibe, kann ich meinen Personalausweis behalten, im Gegensatz zum Führerschein, den ich dann innerhalb eines Jahres gegen ein Schweizer Dokument umtauschen muss. Da ich auch Fahrzeuge bis zu 7,5 t fahren darf, muss ich neben dem obligatorischen Sehtest auch noch zu einem Vertrauensarzt (was immer der untersuchen soll) - oder verzichte auf diese zusätzliche Berechtigung.

Falls man übrigens die Frist versäumt, muss man unter Umständen eine Kontrollfahrt absolvieren, um den Führerschein zu erhalten. Also mache ich auch das am besten recht bald! Womöglich blamiert man sich noch in dieser Prüfungssituation. :-)

Freitag, 29. Juli 2016

Der Umzugsplan

Es sind noch knapp drei Monate bis zum eigentlichen Umzug, aber da es eine "Punktlandung" werden muss, sollte ich mir rechtzeitig Gedanken über den Ablauf machen. Die Herausforderung: Bis zur Übergabe muss die Wohnung (natürlich) leer, gereinigt und ggf. gemalert sein. Das ist in vielen Fällen kein Problem, zumindest dann, wenn die neue Wohnung in Reichweite liegt und man in der Übergangsphase pendeln kann.

In meinem Fall heißt das allerdings, dass ich noch im laufenden Alltag dafür sorgen muss, dass alle Möbel rechtzeitig, aber auch nicht zu früh verschenkt, verkauft oder entsorgt werden (denn ich nehme nichts davon mit), und dass möglichst auch schon Reinigung und Schönheitsreparaturen begonnen haben. Das wiederum bedeutet aber auch, dass mein Bett irgendwann nicht mehr da ist, ich brauche also irgendwo für ein paar Tage Asyl oder eine gute Luftmatratze. Und da wir meine persönlichen Dinge, die sich nicht schon vorher mit dem Koffer per Flugzeug in die Schweiz bringen lassen, mit Rosalies Auto transportieren wollen und sie dafür natürlich auch in Berlin sein wird, benötigen wir sogar zwei Schlafplätze. Die Idee dabei ist, dass ich an einem Mittwoch direkt nach meinem letzten Arbeitstag zu ihr fliege, wir dann am Donnerstagmorgen gemeinsam die 993 km nach Berlin fahren, dort den Rest erledigen, einpacken, putzen, und am Sonntag, direkt nach der Wohnungsübergabe, in unser gemeinsames Heim zurückkehren.

Klingt nach einem Plan, oder? :-) Schönes Wochenende, auch von Rosalie, die noch neben mir schläft!