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Mittwoch, 20. Mai 2020

Normalität

Ich hatte mich schnell daran gewöhnt, dass der Weg vom Schlafzimmer ins Büro nur 3 Meter beträgt. Damit ist nun leider Schluss. Ab Montag herrscht hier im Spital wieder Normalbetrieb und ich muss täglich anwesend sein. Vor allem die Zeitersparnis war schon ein schöner Luxus, auch wenn ich mir nicht vorstellen könnte, nur noch von daheim zu arbeiten.

Allerdings werde ich vorläufig auf leisen Sohlen das Haus verlassen, denn der "Rest" der Familie bleibt noch wenigstens für die nächsten zwei Wochen zu Hause. Wenn die "Kinder" dann zu Hause mal aufstehen, hab ich schon fast Feierabend. ;-)

Das Büro wurde inzwischen ein wenig umgeräumt, damit wir so einigermassen den Mindestabstand einhalten können und nicht ständig eine Maske tragen müssen. Die Partnerin meiner Kollegin leidet an einer Immunschwäche, daher ist sie verständlicherweise etwas besorgt, sich hier anzustecken, auch wenn die Gefahr gering ist. Und so werden auch Meetings zum Teil weiterhin als Videokonferenz stattfinden, auch wenn man sich persönlich treffen könnte.

Aber diese Arbeitswoche ist mit dem heutigen Tag beendet, denn auch hier in der Schweiz ist morgen ein Feiertag, der hier "Auffahrt" heisst. Herren- oder Vatertag kennt man hierzulande nicht, es wird also weniger getrunken als in Deutschland. ;-) Aber das Wetter wird herrlich und wir freuen uns auf ein schönes, langes Wochenende.

In diesem Sinne - bis bald!

Mittwoch, 1. April 2020

Zügige Bise

Es ist April und man friert immer noch auf dem Weg ins Büro? Das geht ja gaaar nicht! Schuld ist hier nicht nur die kalte Luft, sondern es kommt noch ein Schweizer Wetterphänomen dazu: die Bise. Sie entsteht bei bestimmten Hochdruckwetterlagen mit Ostwind. Durch die geographische Besonderheit mit den Alpen im Süden und dem Jura im Norden entsteht eine Art Sog, der die Luftmassen beschleunigt und nun die ohnehin schon kühle Luft noch kälter erscheinen lässt.

Diese Bise war bissig heute Morgen. Aber nun kann ich mich aufwärmen im Büro, mit Kaffee und Wasser möglichst einigeln und den Tag ohne Viren überstehen ...

Bleibt gesund!


Mittwoch, 25. März 2020

Zurück an der Front

Um die Gefahren einer Ansteckung für das Team zu minimieren, haben wir uns die Anwesenheitstage aufgeteilt. In der Regel ist immer nur einer im Büro, die anderen machen Homeoffice. Das klappt ganz gut, und ich muss sagen, dass ich mich durchaus daran gewöhnen könnte, zumindest einen Tag pro Woche von zu Hause aus zu arbeiten. Mal schnell den Kater füttern oder in der Küche etwas zu essen holen, die Pause im Garten verbringen, und natürlich der extrem kurze Heimweg - das hat schon was!

Wie lange das noch so geht, steht in den Sternen. Vorerst staune ich, dass hier im Spital die Lage offenbar noch relativ ruhig ist. Schaut man die Nachrichten, vor allem über das Tessin und die dortigen Krankenhäuser, bekommt man ein mulmiges Gefühl. Davon ist hier jedoch noch gar nichts zu sehen. Wann wird sich das ändern?

Wir hier in der IT versuchen uns so gut es geht zu schützen und so selten wie möglich auf die Stationen zu gehen. Ob uns das vor einer Ansteckung schützen wird, werden wir sehen. Jetzt beginnen meine beiden Bürotage für diese Woche ...

Mittwoch, 18. März 2020

Leere Strassen?

Von wegen! Weniger Menschen als sonst sind vermutlich schon unterwegs, aber heute Morgen auf dem Weg ins Büro war es keinesfalls gespenstisch ausgestorben, wie das in den Medien dargestellt wird. Es gibt eben viele, die nicht daheim bleiben können oder auch wollen.

Bei uns sind es vor allem die Entwickler und die Chefs, die von daheim arbeiten. Für uns an der Front ist das nicht möglich, aber wir schränken uns soweit ein, dass nach Möglichkeit nur einer im Büro ist. Für mich fallen damit wöchentlich zwei Bürotage an. Die sind aktuell auch nötig, weil viele Ärzte mit der ungewohnten Videotechnik völlig überfordert sind. Schliesslich versucht man, die täglichen Rapporte nicht mehr in einem Raum abzuhalten, sondern sich per Video auszutauschen. Das geht regelmässig schief und so ist es wichtig, dass jemand in der Nähe ist und Händchen halten kann.

Zumindest haben wir keinen direkten Patientenkontakt, aber die Gefahr ist im Krankenhaus natürlich besonders gross. Handschuhe gibt es nicht, es muss also ein Mundschutz, Desinfektion und Hände waschen ausreichen. Und dann kann ich nur hoffen, dass ich mich und die Familie, die b. a. w. komplett daheim bleibt, nicht infiziere.

Montag, 16. März 2020

Heute Morgen

... war ich der Einzige, der aufstehen musste. Die restliche Family darf daheim bleiben und schläft wohl noch. Ansonsten allerdings war der Unterschied auf den Strassen kaum zu spüren. Business as usual.

Sollte allerdings das öffentliche Leben auch hier weiter eingeschränkt werden, wird sich das wohl bald ändern. Hier im Spital sind die administrativen Tätigkeiten nach Möglichkeit von daheim zu erledigen, was beim IT-Support technisch möglich ist. Aber es gibt halt immer wieder Situationen, in denen die Anwesenheit vor Ort nötig ist. Insofern werden wir den Tag mal abwarten und überlegen, ob und wie wir hier etwas organisieren können, um die Risiken einer Ansteckung zu minimieren.

Also: schön gesund bleiben!

Dienstag, 3. Dezember 2019

Anspruch und Wirklichkeit

Wer erinnert sich noch an seine Kindheit? Irgendwo mal 15, 20 Minuten auf ein Verkehrsmittel warten? Das Fahrrad nehmen oder gar laufen? Heutzutage scheint das für viele Teenies fast unzumutbar zu sein. Es ist gut und recht, wenn die Eltern fleissig arbeiten und das Geld heran schaffen, aber wenn das Kind gefahren werden möchte, dann haben sie gefälligst pünktlich vor der Tür zu stehen!

Mal ganz abgesehen davon, dass hier mal wieder Eigenwohl vor dem ansonsten so gefürchteten Ende der Welt rangiert, habe ich mit dem Anspruchsdenken der Jugend heute so meine Probleme. Es geht da gar nicht nur um die Kinder von Rosalie, und ich finde es gut, wenn sie darauf nicht immer einsteigt und die Kinder dann, trotz grosser Proteste und schlechter Laune, halt auch mal auf den Bus warten oder nach Hause laufen müssen.

Ich höre das auch von anderen Eltern, die ihre Sprösslinge chauffieren, weil die entweder ständig die Zeit verschlafen oder schlicht zu bequem sind. Ich gebe zu, der öffentliche Verkehr lässt zu wünschen übrig und es gibt Momente, da muss einfach mal ein Auto her, weil man sonst keine Chance hat, von A nach B zu kommen. Doch Mami und Papi als Taxiunternehmen zu missbrauchen, das 24 Stunden verfügbar ist, kann nicht die Lösung sein. Die Kinder haben ein Abo für den Nahverkehr und gesunde Füsse, sodass ihnen wohl zuzumuten ist, mal den Bus zu nehmen oder auf das Eltern-Taxi zu warten, weil die Arbeit nicht immer zur richtigen Zeit zu Ende ist. Davon geht die Welt ganz sicher nicht unter.

Donnerstag, 26. September 2019

Mal was Positives

Ich bin wieder im Büro! Ja, das ist auch gut, und ich hoffe, dass ich den Tag durchhalte und der Rücken still bleibt.

Aber ich meinte eigentlich das Arbeitsklima hier. Vielleicht sollte es ja normal sein, aber wenn man schon auf dem Weg ins Büro und dann auch gleich vom Büro zum Pausenraum auf diverse Menschen trifft und mit freudigem Gesicht, Handschlag und ein paar netten Worten begrüsst wird, egal ob von Kollegen, medizinischem Personal oder Putzleuten, dann hinterlässt das ein gutes Gefühl.

Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass mir der Wechsel recht schwer fallen würde und ich mich noch nicht mit Nachdruck um eine andere Stelle kümmere. Wie ich gerade sehe, wird uns Ende Oktober der Abschlussbericht zur Situation im Team und der Ausblick auf das, was kommen könnte, vorgestellt. Das wird noch einmal ein wichtiger Termin, um zu überlegen, ob ich hier ausharre oder meine Fühler doch stärker ausstrecken sollte, um etwas Anderes zu finden.

Für den Moment passt es so, wie es ist, zumal kein Chef in der Nähe ist, der einen nervt, und wir eigentlich führerlos sehr zufrieden sind.

Mittwoch, 24. Juli 2019

Fox-Trott

Dank unserer Aussenkamera haben wir schon öfter den oder die Füchse ertappt, wenn sie nachts um unser Haus schleichen. Meist ist das Licht aus, sodass man nur Infrarot-Aufnahmen sieht. Diesmal war das Licht zufällig eingeschaltet und ich stand dem Herrn Fuchs Auge in Auge gegenüber, nur durch eine Glasscheibe getrennt. Ich weiss nicht, wer sich mehr erschreckt hat ... Hier sieht man ihn, wie er neugierig die Treppe herauf kommt. Ein stattliches Exemplar:



So stelle ich mir einen Fuchs vor. Daher war ich vorgestern völlig irritiert, als ich im Auto während der Fahrt zur Arbeit um die Ecke bog und ein Tier am Ende der Strasse sah. Im "Halbschlaf" dachte ich zunächst aufgrund der Kontur an ein junges Reh - aber es war ein Fuchs! Ein ganz eigenartiges Exemplar, sehr dünn und hochbeinig. Er war völlig sorglos, lief gemütlich vor meinem Auto über die Strasse und jagte auf dem Rasen ein Insekt.

Am nächsten Morgen sah ich ihn wieder. Diesmal hatte ich mein Handy parat und konnte ein Foto machen, während er gemütlich am Strassenrand döste.



Er sieht schon ungewöhnlich aus, oder? Man stellt sich einen gedrungenen, kräftigen Körper vor. Dieser Herr hier sieht eher wie ein kleiner Windhund aus. Da er auf dem Bild liegt, sieht man die Statur nicht ganz so gut. Vermutlich ist er noch jung und unbedarft und deswegen so sorglos. Warum er allerdings immer mitten im Dorf unterwegs ist, und dann doch am hellichten Tage, kann ich mir kaum erklären.

Dienstag, 14. März 2017

Teure Bussen

Falls deutsche Leser jetzt verwirrt sind: Es handelt sich im Titel nicht um Fahrzeuge. :) In der Schweiz gibt es ja kein "ß", daher sind "die Busse" und "die Busse" bei gleicher Schreibweise völlig verschiedene Aussagen.

In meinem Fall geht es um die Strafe, die womöglich auf mich zukommt. Endlich konnte ich mal ohne Stau durchfahren auf der Strasse, grüne Welle zum ersten Mal seit vier Monaten auf dem Weg ins Büro. So sehr ich mich gefreut habe, so sehr war ich erschrocken, als ich im Rückspiegel ein gelbes Blitzen sah. War da irgendwo ein Kasten versteckt?

Da ich unweit des Ereignisses meinen Stellplatz habe, ging ich zurück, um mir die fragliche Situation anzuschauen, und tatsächlich, rechts an einem Pfeiler hängt ein Blitzerkasten! In Deutschland fotografieren solche Dinger an Kreuzungen meist nur Rotsünder, ob das hier auch so ist oder mich der Schein doch nicht getrügt hat, werden die nächsten Wochen zeigen. Fakt ist: Es könnte teuer werden. Ich hatte etwa 60 km/h auf der Uhr. Abzüglich der gesetzlichen Toleranz von 5 km/h macht das 55. Und genau das wird "spannend", denn die Bussgelder in der Schweiz sind happig. In Deutschland wären für bis zu 10 km/h Überschreitung ja nur 15 Euro fällig. Hier aber sind die Strafen drastisch: Bis 5 km/h sind 40 Franken zu zahlen, ab 6 und bis 10 km/h schon 120 Franken!

Da kann die Freude über die grüne Welle schnell zur Trauerfeier werden. Seid also gewarnt, solltet Ihr mal mit dem Auto in der Schweiz unterwegs sein: Zügiges Fahren kann unangenehme Nebenwirkungen hervorrufen. Was in Deutschland eine Bagatelle ist, führt bei den Eidgenossen schnell zu einer handfesten Bestrafung. Selbst kleinste Vergehen sind teuer: So zahlt man bereits 40 Franken, wenn man ausserorts brutto (!) 6 km/h zu schnell ist. Fährt man also statt der erlaubten 80 km/h mit 86 km/h durch die Messstelle (was ja schnell mal, zum Beispiel beim Überholen, passieren kann), ist man nach Abzug der Toleranz 1 km/h zu schnell und wird zur Kasse gebeten ...

Ändern kann ich es jetzt nicht mehr, nur noch abwarten und den Briefkasten beobachten, und schon mal 120 Franken bereithalten für den worst case ...


Mittwoch, 14. Dezember 2016

Andere Länder, andere Autofahrer

Bekanntlich stamme ich aus einer Grossstadt, den Autoverkehr habe ich meist als zügig, etwas aggressiv, aber geordnet und recht sicher empfunden. In südlichen Ländern wie Portugal dagegen habe ich das blanke Chaos erlebt ...

Wieder ganz anders ist der Verkehr in der Schweiz. Hier stelle ich oft zögerliches, ja ängstliches Fahrverhalten fest, staune fast täglich über Verstösse gegen Verkehrsregeln wegen Unachtsamkeit (falsche Fahrtrichtung in der Einbahnstrasse, Befahren einer Kreuzung, obwohl nur die Fahrrad-Ampel grün zeigt, versehentliche Spurwechsel in der Kurve). Das sehr zurückhaltende Fahren hängt dabei ganz sicher mit den drastischen Strafen zusammen, die im Falle eines Verstosses fällig werden, sei es bei schon geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder dem Überfahren einer roten Ampel. Gibt man in Berlin Gas, wenn die Ampel direkt vor einem von Grün auf Gelb springt, macht man hier schon mal eine Vollbremsung. Gestern war ich froh über das ABS in meinem Fahrzeug, weil ich damit nicht gerechnet hatte.

Da auf allen Autobahnen hierzulande eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h gilt, ist auch das Fahrverhalten auf diesen Strassen etwas anders. Meist gibt es lange Kolonnen auf der linken Spur, die mit 123 km/h an den langsamer fahrenden LKW vorbei ziehen. Um hier nicht hinter einem solchen LKW ausgebremst zu werden oder sich einfach auf die linke Spur in den Sicherheitsabstand zwischen zwei PKW zu drängeln, muss man sehr weitsichtig fahren und sich rechtzeitig um einen Spurwechsel kümmern.

Das gilt natürlich nur, wenn man überhaupt fahren kann. Die Schweiz ist klein und eng, die Hauptschlagader zwischen West und Ost ist daher oft überlastet, im Berufsverkehr geht um Bern und Zürich herum meist so gut wie nichts mehr. Wir haben da Glück, weil wir genau in die andere Richtung müssen und meist freie Fahrt haben, während meine Kollegen über lange Staus jammern.

In jedem Fall ist es ein schöner Luxus, wieder Auto fahren zu können. Gerade zum Feierabend, der nie auf die Minute pünktlich ist, muss ich nicht darauf achten, ob ich den Zug noch erreichen oder eine halbe Stunde warten werde, und es ist natürlich viel angenehmer, als sich in vollen Abteilen drängeln zu müssen.

Montag, 14. November 2016

Neue Strukturen

Zwei Wochen bin ich nun da, und so langsam bekomme ich Struktur in die neue Morgenroutine. Begann der Tag früher schon um 4 Uhr, klingelt der Wecker heute erst zwei Stunden später. Meist bin ich sogar vorher wach und kann verhindern, dass Rosalie wach wird.

In Berlin habe ich auf den Morgenkaffee verzichtet und lieber ein paar Minuten länger geschlafen. Nun kann ich mir die Zeit nehmen, in Ruhe in der Küche eine Tasse von dem schwarzen Zeug trinken, ein wenig Radio hören, eine Kleinigkeit essen und mir überlegen, was ich anziehen möchte. Nach dem Anziehen stand früher die tägliche WA-Morgennachricht für meine Liebste. Die gibt es nun nicht mehr, dafür den Kaffee ans Bett und einen heissen Kuss zum Wecken.

Statt zur U-Bahn gehe ich dann zum Auto neben dem Haus und fahre gemütlich die 35 km nach Bern. Auch der Weg "sitzt" nun und ich finde ohne Navi meinen gemieteten Parkplatz. Nach 45 Minuten bin ich dann im Büro. Da gibt es noch viel zu lernen ...

Da man in der Schweiz länger arbeitet als in Deutschland, bin ich erst gegen 18 Uhr zurück zu Hause. Das ist schon eine Umstellung, schliesslich fehlen mir rund drei Stunden Freizeit nach Feierabend. Viel Zeit für Privates bleibt dann nicht. Aber dafür kann ich den Abend mit Rosalie verbringen und sie im Bett in die Arme schliessen.

Ja, so langsam kehrt der neue Alltag ein, und er fühlt sich gut an!

Dienstag, 18. Oktober 2016

Was ich nicht vermissen werde

Morgens um 5:30 Uhr in der U-Bahn ...

Säuerlicher Gestank von Obdachlosen, die sich im Zug aufwärmen, krude Typen mit Strickmütze und Sonnenbrille, obwohl draußen finstere Nacht ist, Handy-Junkies, die ihre Timeline checken, Partygäste, die von der letzten Nacht noch übrig geblieben sind und lautstark ein letztes Bier zischen, Verwirrte, die laut schimpfend über den Bahnsteig rennen und zwischendurch in den Mülltonnen nach Pfandflaschen suchen.

Ab 1. November ist die Zeit des ÖV vorbei, dann fahre ich nach knapp 10 Jahren wieder mit dem Auto ins Büro. Manchmal hat es ja etwas Amüsantes, mit der Bahn zu fahren und dabei Leute zu beobachten oder noch einmal kurz die Augen zu schließen, etwas zu lesen oder nur vor sich hin zu träumen. Aber jetzt freue ich mich doch wieder auf den Luxus des eigenen Autos, meine "vier Wände" unterwegs, auf den Komfort, nicht auf die Uhr schauen zu müssen, um den Anschluss zu erreichen, in der Kälte auf den Zug warten zu müssen, und stattdessen unterwegs für mich allein zu sein. Erfreulicherweise hat es auf meinem Weg selten Stau, sodass die Fahrt in der Regel entspannt und entspannend sein sollte.

Apropos Auto - nichts Positives bisher zum defekten Auto von Rosalie. In jedem Fall wird es teuer. Es bleibt noch eine Woche, dann muss er fit sein für die Fahrt nach Berlin ...

Dienstag, 30. August 2016

Berlin erwacht

In den letzten Jahren klingelte mein Wecker wochentags stets um 4:05 Uhr und ich war größtenteils lange vor dem Morgengrauen im Büro.

Seit gestern kann ich nun täglich eine Stunde länger schlafen und erlebe Berlin, wenn es gerade erwacht. Um 6 Uhr ist die Stadt schon deutlich lauter, es ist ein Grundrauschen hörbar, ohne dass man einzelne Geräusche genau definieren könnte. Das typische Surren eine Großstadt. In der U-Bahn sind schon viel mehr Menschen unterwegs. Einige checken die Timeline von FB (deutlich zu erkennen am Finger, der minutenlang zum Scrollen von unten nach oben über den Bildschirm schnellt), manch einer liest auf seinem eReader, Andere versuchen, noch etwas Schlaf nachzuholen, und die Männer aus der Nachtschicht fahren mit ihrem Feierabend-Bier nach Hause. Im Winter kommen noch Obdachlose dazu, die in der Wärme des U-Bahn-Waggons ein wenig ausruhen und teilweise üble Gerüche im Zug verbreiten.

All das werde ich kaum vermissen, wenn ich ab November nach 10 Jahren ÖV wieder mit dem Auto fahren werde. Dann erlebe ich das Erwachen der Schweizer Hauptstadt. Der einzige Vorteil am Abend, in der Bahn auf dem Heimweg schon etwas abschalten zu können, ist zu verschmerzen. Dafür bin ich unabhängig, kann laut Musik hören (und ungestraft mitsingen) und habe es deutlich bequemer. Und anders als in Berlin brauche ich kaum kilometerlange Staus während der Rush Hour zu befürchten.

So Vieles ändert sich bald. Es wird eine spannende Zeit.

Montag, 8. August 2016

Ein verrückter Tag

Manchmal muss man einfach verrückt sein, oder?

Eine meiner Aufgaben bis zum Umzug ist, einen günstigen und praktischen Weg zur Arbeit zu finden. Es gibt verschiedene Varianten, alle in Kombination von Auto und ÖV. Es sei denn, ich würde einen Parkplatz in unmittelbarer Nähe zum Büro finden. In jedem Fall werde ich aber ein Auto brauchen! Die Frage ist nur, was für eins? Für einen kurzen Weg zum Bahnhof reicht sicher ein winziges Auto, aber für längere Wege über die Autobahn wäre dann etwas mehr Komfort und Sicherheit auch gut und wichtig.

Nun habe ich letzte Woche ein Angebot für einen Stellplatz entdeckt, der sehr gut gelegen ist, und hab mich sofort beworben. Fehlt also nur noch ein Auto ...

Die erste Frage - welche Marke? Bezahlbar natürlich, aber Spaß sollte das Fahren auch machen! Recht schnell kam ich auf Skoda, eine Marke, mit der ich schon in der Vergangenheit gute Erfahrungen gemacht hatte - viel Komfort zum fairen Preis!

Nächste Frage - wo kaufen? Mein Budget stand ja fest, Neuwagen schieden aus. Also Preise vergleichen. Und siehe da, die Preise in der Schweiz unterschieden sich im Grunde nicht von denen in Deutschland, erst recht, wenn man noch die Bürokratie bedenkt, um das Auto dann zu überführen.

Also standen die Rahmenbedingungen fest und ich konnte auf die Suche gehen. Ein Skoda sollte es sein, mit Klima und Navi, nicht all zu alt, und wenn möglich in schwarz.
Nach zwei Tagen Suche im Netz, letzten Freitag, fand ich einen Kandidaten, gut ein Jahr alt, mit reichlicher Sonderausstattung, zu einem attraktiven Preis. Ich habe nicht lange gezögert und für den nächsten Tag einen Termin für eine Probefahrt vereinbart.

Am Samstag gegen 11 Uhr waren wir da, bekamen den Schlüssel, und schon von außen habe ich mich ein bisschen verliebt. Dann stiegen wir ein, mein Handy hatte gleich eine Bluetooth-Verbindung zum Bordcomputer und spielte mein Lieblingslied. Da war es fast um mich geschehen ... Als das Auto danach meldete, es hätte alle meine Kontakte im Computer gespeichert, konnte ich praktisch gar nicht mehr zurück! Ach ja, gefahren bin ich auch noch!  :-) Ein fast perfektes Auto, dem nur ein wenig vom Luxus des alten Volvos von Rosalie fehlt, was aber für den Preis nicht der Rede wert ist.

Nach gut einer Stunde kamen wir wieder beim Händler an. Der meinte, solche Autos seien sehr gefragt und gingen in der Regel in kurzer Zeit weg. Und so habe auch ich nicht gezögert und direkt unterschrieben! Als kleinen Bonus gab es noch ein Jahr Garantie und eine kostenlose Inspektion obendrauf.

In drei Wochen steht er zur Abholung bereit, und ich freue mich sehr darauf. Neun Jahre lang war ich ohne Auto, nun bin ich also wieder mobil.

Okay, ich habe bisher weder eine Aufenthaltsbewilligung noch einen Parkplatz, Versicherung oder Krankenkasse, aber schon das Auto. Die Reihenfolge mag verrückt sein, aber was soll's - alles Weitere wird sich nun auch noch finden!

Und hier ist er:

Freitag, 5. August 2016

Reisebekanntschaften

Es ist Freitag und damit höchste Zeit, heute Mittag endlich wieder nach Hause zu fliegen! Dabei finde ich es ein wenig erstaunlich, dass ich bei meinen regelmäßigen Flügen seit mehr als 3 Jahren bisher keine neuen Bekanntschaften gemacht habe (und mich die Flugbegleiterinnen noch immer nicht mit Handschlag begrüßen *g*). Schließlich könnte ich mir vorstellen, dass es mehrere Leute wie mich gibt, die regelmäßig pendeln. Aber das liegt zum Teil sicher auch daran, dass ich immer ganz zuletzt einsteige und, da ich vorn meinen Platz habe, nicht sehen kann, wer so alles im Flieger sitzt. Mit rund 200 Passagieren ist die Chance, öfter neben der selben Person zu sitzen, außerdem doch sehr klein.

Vor rund einem Jahr habe ich beim Abflug in Berlin einen Mann gesehen, dessen Gesicht mir bekannt vorkam. Er saß zwei Reihen vor mir und in der Business Class, und als wir uns zufällig ansahen, nickten wir uns zu, ohne dass ich genau wusste, woher ich den Mann kennen würde. Ich vermutete, ich hätte ihn irgendwann einmal an Bord als Flight Attendent gesehen. Aber schon bald war ich mit meinen Gedanken wieder woanders.

Ein paar Tage später in Zürich passierte ich gerade das Drehkreuz auf dem Weg zum Flieger, als hinter mir ein Mann angerannt kam, seine Krawatte und Jacke in die Tasche stopfte und ebenfalls durchs Drehkreuz ging. Es war der Herr vom Donnerstag, noch in Dienstuniform - er hatte gerade Feierabend und kam vom Flieger am Gate nebenan! Diesmal schüttelten wir uns ganz spontan die Hände und kamen während des Wartens auf den Einstieg ins Gespräch. Bei ihm ist es genau anders herum - er ist nach Berlin zu seinem Partner gezogen und fliegt nur zur Arbeit nach Zürich! Er hat ein wenig von seinem Job als Flight Attendant erzählt und ich von meinen Beweggründen fürs Pendeln und meiner damals gewonnenen Reise. Dann schwärmte er von Key West und der Fahrt mit dem Auto über die langen Brücken. Da er dann im Flugzeug ganz hinten saß und ich ganz vorn, haben wir uns beim Einsteigen verabschiedet.

Danach sind ein paar Monate vergangen, und wir haben uns noch einmal in Tegel wieder getroffen, diesmal war er in Begleitung seines Partner unterwegs und wir haben uns während des Wartens auf den Einstieg wieder nett unterhalten.

Das war aber auch schon alles. Sicher unterhält man sich mal spontan mit einem Sitznachbarn, und hin und wieder ergeben sich auch nette oder kuriose Gespräche, wie z. B. mit einer Opernsängerin, die so wenig Geld verdient, dass sie zusätzlich in der Schweiz als Zugbegleiterin arbeiten muss. Oder mit völlig hektischen Amis, denen ich während der gesamten Landung mehrmals erklären musste, wie sie am schnellsten zum Terminal E kommen und ihren Anschlussflug erreichen, weil unser Flieger 20 Minuten Verspätung hatte und sie in Sorge waren, den Flug nach NY zu verpassen. Oder mit einem Professor, der vor vielen Jahren ein Haus in der Schweiz geerbt hat und nun alle paar Wochen hinfliegt. Und das Haus steht gleich im Nachbardorf von Rosalies bisheriger Wohnung. Oder mit einer kalifornischen Studentin, die gern zu ihrem Freund nach Zürich ziehen wollte und von der Schweiz geschwärmt hat (bis auf die Kälte im Winter ...). Aber meist waren die weit mehr als 200 Flüge doch eher monoton. Und nun ist es zum Glück bald vorbei, weniger als 10 Mal muss ich noch pendeln!

Ein schönes Wochenende, hoffentlich nicht so verregnet wie gerade hier in Berlin!

Mittwoch, 20. Juli 2016

Schritt für Schritt

Lange hat es nicht mehr so viel Freude gemacht, eine ToDo-Liste abzuarbeiten. Mit jedem Haken komme ich meinem Wunschziel einen Schritt näher.

Am Wichtigsten war natürlich die Unterschrift unter meinen Arbeitsvertrag. Hier geht er auf die Reise zu meinem neuen Arbeitgeber:

Ein wenig gewagt mag es sein, da ich noch keinen Aufhebungsvertrag habe, aber ich gehe mal davon aus, dass das nach der mündlichen Zusage jetzt nur noch Formsache sein wird ...

Zurück geht es inzwischen ohnehin kaum noch - Wohnung gekündigt, Festnetz und Mobilfunk gekündigt, Versicherungen aufgelöst. Ihr seht, es ist mir wirklich ernst! :-)

Derzeit bin ich am Studieren, wie ich künftig am besten zu meinem Arbeitsplatz gelange. Der bequemste Weg ist natürlich ein Auto. Man ist unabhängig von Fahrplänen, muss nicht bei jedem Wetter auf windigen Bahnhöfen stehen und kann unterwegs gleich noch einkaufen gehen. Leider ist das auch die teuerste Variante, zumal ich am Arbeitsort einen Parkplatz mieten müsste! Allerdings muss ich von daheim bis zum nächsten Bahnhof in jedem Fall auch ein Auto benutzen. In der Schweiz gibt es so gut wie keine kostenlosen Parkplätze, sodass auch das Parken am Bahnhof in jedem Fall Kosten verursacht. Und da die Verbindung in die Stadt "nur" halbstündlich besteht  (innerhalb der City bin ich halt sehr verwöhnt), wäre das speziell für den Feierabend immer mit einer genauen Planung verbunden, um nicht 29 Minuten auf den Zug warten zu müssen. Ganz optimal ist daher auch diese Lösung nicht, schließlich sind Schweizer Arbeitstage auch so schon länger als in Deutschland. Aber es ist noch Zeit, da wird uns etwas einfallen.

Gestern bekam ich ein Mail meines neuen Arbeitgebers - eine Einladung zum Teamausflug im September. Das wäre natürlich ein genialer Einstieg! Leider ist der Termin ein Montag, und für den Sonntag davor habe ich meinen üblichen Flug nach Berlin schon gebucht. Nun werde ich versuchen, diesen Flug zu verschieben, auch wenn das zusätzliche Gebühren verursacht. In diesem Fall wäre es mir das wert, denn wo kommt man besser mit den Kollegen ins Gespräch als auf solchen zwanglosen Veranstaltungen!

Der Amtsschimmel wiehert übrigens auch in der Schweiz. Um überhaupt arbeiten zu dürfen, ist eine Aufenthaltsbewilligung notwendig. Diese muss ich spätestens am ersten Arbeitstag im Büro abgeben. Eigentlich ein unkompliziertes Verfahren für Personen aus der EU. Das Dumme daran: Ich kann sie erst beantragen, wenn ich in der Schweiz angekommen bin. Das wäre nach der aktuellen Planung der 30. Oktober, ein Sonntag. Wie soll ich dann innerhalb eines Tages die Bewilligung erhalten, wenn das ein bis zwei Wochen dauern kann? Außerdem muss ich binnen fünf Tagen nach Arbeitsantritt meine neue Bankverbindung angeben, um mein Gehalt zu bekommen. Und auch eine neue Krankenkasse sollte ich bis November gefunden haben. Ohne diese Bewilligung wird das auch schwierig. Vermutlich werde ich bei dem Termin der Einreise wohl etwas schummeln müssen und den Antrag schon jetzt stellen.

Für alles gibt es sicher eine Lösung, sodass ich in 104 Tagen gut vorbereitet mein neues Büro betreten werde. Was für eine plötzliche Wende nach der langen Suche!