Donnerstag, 25. Januar 2018

Die lieben Kollegen (14) - Wir müssen reden

Am Dienstag fand eine "Krisensitzung" statt. Der Chef stellte fest, dass im Team die Stimmung schlecht sei und die Arbeit darunter leiden würde. Er zählte ein paar Beispiele auf, aber er kniff an  dem Punkt, wo es darum ging, Ross und Reiter zu nennen.

Stattdessen hat er das gesamte Team jetzt verdonnert, sich Gedanken zu machen, was gut und was schlecht ist, und dies nächste Woche in der Sitzung zu diskutieren. Er zieht also den Schwanz ein und delegiert die Kritik an die Teammitglieder. Was für ein Weichei!

An diesem Dienstag sollte der eine Kollege bereits um 7 Uhr erscheinen, um am Einsatz-Meeting teilnzunehmen. Der dachte gar nicht daran und tauchte erst 7:35 Uhr auf. Konsequenzen? Keine. Dann bat mein Chef ihn, doch am Mittwoch um 7 Uhr zu erscheinen, damit er sich ein Bild machen könne vom Stand der Dinge. Doch der (in dem einen Jahr, das ich jetzt hier bin, war er maximal 10 x überhaupt vor 8 Uhr im Büro, meist dafür zu spät, denn eigentlich sollen alle Kollegen bis 8:30 Uhr anwesend sein) meinte, 'wenn er wirklich so früh hier wäre, würde er lieber seine liegen gebliebenen Aufgaben abarbeiten'. Heisst übersetzt: Ich schaffe das sowieso nicht und ausserdem ist es mir auch egal. Chef aber meinte nur: "Okay, das musst Du wissen ...". Was für ein Weichei.

Besagter Kollege hat auch seit rund 6 Wochen den Auftrag, ein neues Formular zu erstellen, womit die Bereiche im Haus Aufträge für uns generieren können. Obwohl er immer wieder beteuerte, dass das ja kein Problem sei und er fast fertig wäre, gab es bis gestern keinerlei Ergebnisse. Doch heute ist nun Deadline, also musste er gestern in einer Feuerwehrübung versuchen, noch was zu retten. Ich war in den letzten drei Tagen jeweils fast 11 Stunden auf Arbeit, um den Rollout zu koordinieren, davon nicht mehr als jeweils 15 Minuten im Büro. Es blieb also fast alles liegen, was an Aufträgen rein kam, denn der "Rest" des Teams ist natürlich taub und blind. Und dieser "Kollege" fragte mich dann doch gestern Nachmittag allen Ernstes, ob ich denn wirklich noch was für den Rollout zu tun hätte, denn es sei soo viel liegen geblieben! Mein Chef schwieg mal wieder, und ich dachte nicht daran, seine Arbeit wieder mitzumachen. Und so hatte ich es nicht sonderlich eilig und war erst kurz vor Feierabend wieder im Büro. Der Arbeitsvorrat ist nun gewaltig - ist mir aber egal.

Mein Teil am Rollout ist jetzt - eigentlich - erledigt. Ab heute ist der Kollege zuständig. Schade, der morgendliche Termin um 7 Uhr wurde ausgerechnet heute abgesagt. Und natürlich ist der junge Mann noch nicht da - die Arbeit macht sich schliesslich von allein. Fest steht, dass ich sein Telefon nicht abnehmen werde, und wenn man mich anruft, werde ich schön auf ihn verweisen. Ich hab es wirklich satt, für alle mitzudenken und mitzuarbeiten.

Und nun - Kaffee! :)

P. S. Das Telefon des Kollegen klingelt schon seit 7:36 Uhr. Tja, so ein Pech, keiner da ....
P. P. S. Und der dauerkranke Kollege, der immerhin am Dienstag mal wieder da war, schreibt gerade, er habe um 8:30 Uhr einen Arzttermin und käme später. Und das fällt ihm um 8 Uhr ein? Was für eine Überraschung. Ich kann wohl froh sein, wenn er überhaupt erscheint ...

6 Kommentare:

  1. Puh! Man braucht weder solche Chef-Inkompetenz noch solche "Kollegen". Bin ich froh, dass ich jetzt raus aus allem bin.

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    1. Glückwunsch! Ich muss das noch eine ganze Weile aushalten, und es sieht nicht danach aus, dass es kurzfristig besser wird. Ganz im Gegenteil. Ich hatte gestern noch eine interessante Begegnung in diesem Zusammenhang. Dazu nächste Woche etwas mehr.

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  2. Also mittlerweile denk ich ja, da die ganze Misere eher am Führungsstil des Chefs liegt.
    Ist doch wie bei kleinen Kindern, wenn keine klaren Ansagen kommen, geht's rund.
    Deswegen nehmen sie sich ja alle Freiheiten raus, deine Kollegen - gut die sind sicher von Charakter her eher bissel na ja, aber wenn das dann auf Chef ohne Eier trifft....
    Sein Gehalt als Chef bekommt man doch auch dafür, das man sich mal unbeliebt macht. Dachte ich.

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    1. Das isch eso. Aber genau das kann halt nicht jeder. Ich mache das niemandem zum Vorwurf, aber als Chef kommt man eben nicht drum herum. Dass er hier aus dem Team heraus Chef wurde, macht es sicher nicht leichter, aber entschuldigen tut es sein Verhalten nicht, denn er ist nun mal für das Wohl des Teams verantwortlich.
      Mich stört auch sein Auftreten gegenüber den Kunden. Auch dort gibt es keine klaren Ansagen, nur Gesäusel, so, als ob er schweizerischer als Schweizer sein will, die immer sehr vorsichtig formulieren. Ich sehe mich schon manchmal genötigt, einzugreifen, was mir dann verwirrte Blicke von ihm einbringt. Dann nehme ich mich zurück, um ihn nicht als Chef zu hintergehen. Er entscheidet (nicht) und muss es dann auch ausbaden.
      Das ist alles ziemlich mühsam und manchmal gibt es Momente, wo mir dann schon alles egal ist. Ein deutliches Warnzeichen, dass sich etwas ändern muss ...

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    2. Ich arbeite ja nun in einer größeren Firma. Und das seit Jahren. Es ist bisher noch jedes mal erbarmungslos in die Hosen gegangen, wenn ein "normaler" Mitarbeiter aus dem selben Team plötzlich Teamleiter wurde. Realistisch sehe das man mal aus beiden Perspektiven: Der Chef ist jetzt der, der früher gemeinsam mit einem über die jeweilige Regierung hergezogen ist, oder aber er ist jetzt Vorgesetzter von Leuten, die ihn sehr gut kennen. Und vor allem seine Schwächen kennen - denn die haben sie als Team jahrelang kompensiert. Das muss man schon ein sehr gefestigter Charakter sein, um klar zu kommen. Und die Handlungsweisen Deines Chefs....na ja, ein Alphamännchen ist was anderen.
      Die Probleme gabs im übrigen nicht, wenn jemand aus einem anderen Team plötzlich der Vorgesetze war.

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    3. In meinem früheren Team war die Chefin auch aus der Mitte aufgestiegen. Sie hat ihre Schwächen der Mitarbeiterführung mit übertriebener Pampigkeit vertuscht.
      Ich hätte nicht tauschen wollen, aber dessen muss man sich halt bewusst sein und darf diesen Faktor nicht unterschätzen. Schade nur, dass offenbar bei der Stellenauswahl auf eine Führungspersönlichkeit nur wenig Wert gelegt wird.
      Nun haben wir den Salat ...

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