Sonntag, 26. Februar 2017

Belastungsgrenze

Wenn man über Monate (oder sind es mittlerweile doch eher schon Jahre?) emotional und physisch an der Belastungsgrenze ist, beginnt man, sich irgendwann Sorgen zu machen über die eigene Gesundheit. Schlaflosigkeit, Nervosität, Mattigkeit sind Symptome, die man nicht ignorieren kann und sollte.

Doch wenn so viel auf dem Spiel steht, verdrängt man solche Indizien, versucht, stark zu bleiben und einfach weiter zu machen, so gut es geht. Und immer, wenn man denkt, es könnte nicht schlimmer werden, kommt noch ein neuer Schock, eine neue Demütigung, eine negative Nachricht hinzu.

Wie lange hält man das durch? Ist es am Ende nur ein Hauch, der das Fass zum Überlaufen bringt, ein scheinbar kleines Ereignis, dass den eigenen Körper veranlasst, ein deutliche Alarmsignal auszusenden? Und wie mag das aussehen, erkennen wir es rechtzeitig?

Rosalies Kinder wollten gern bis Sonntag bei uns bleiben, bevor sie mit ihrem Papa in die Berge fahren. Wir wussten schon vorher, dass ihm das nicht passt, weil er allein ist und daher gern schon mit den Kindern - ohne Absprache und obwohl es Rosalies Wochenende ist - am Freitag mit ihnen losfahren wollte.

Als die Kinder am Mittwoch wie üblich zum Papa wechselten, haben wir schon gewettet, ob sein übliches Gejammer und der Hundeblick die Kinder zum wiederholten Male dazu bringen würde, ihre Meinung zu ändern und dem armen Papa zuliebe auf die Mama zu verzichten. Wir haben diese Nummer zwischen den Kindern und ihm selbst schon einmal live per Video miterleben dürfen. Ein Theater, wie man es einem erwachsenen Mann kaum zutrauen würde.

Freitag am Morgen kam dann auch prompt die Nachricht, dass er die Kinder schon am Samstag abholen würde, und nicht erst Sonntag, wie eigentlich mal von den Kindern gewünscht war. Wieder einmal hat er sich gegen die Kinder und Rosalie durchgesetzt und deren Gutmütigkeit ausgenutzt.

Meine Liebste war sehr aufgewühlt und verärgert, was ich gut verstehen konnte. Sie wollte an dem Freitagvormittag ins Büro, um vor dem Urlaub noch etwas zu erledigen. Doch dann teilte sie mir am Mittag per Audio mit, dass sie sich schlecht fühle und nach Hause fahren würde.

Auf halbem Weg zwischen Büro und Zuhause schrieb sie mir erneut, dass sie nicht ganz sicher wäre, ob die Symptome nicht auch Anzeichen für einen leichten Infarkt sein könnten. Ich hab ihr daraufhin zugeredet, sofort ins Spital zu fahren und das abklären zu lassen.

Dann verging die Zeit ohne eine Nachricht. So langsam wurde ich im Büro unruhig. Es könnte einfach nur ein Migräne-Anfall oder eine psychosomatische Störung sein, was bei den starken Emotionen sicherlich nicht verwunderlich gewesen wäre. Es könnte aber eben auch ... Zum Glück wusste ich, dass sie in guten Händen ist, sollte Hilfe wirklich notwendig sein. Aber ich setzte mir eine Frist von zwei Stunden, dann wollte ich meine Arbeit abbrechen und nach dem Rechten sehen.

Genau nach zwei Stunden meldete sich Rosalie endlich. Es sei soweit alles in Ordnung. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Auch wenn der "Vorfall" nun offenbar wirklich "nur" psychosomatisch bedingt war - der Körper verlangt irgendwann seine Auszeit, und wir müssen aufpassen, dass wir rechtzeitig die Notbremse ziehen. Gesundheit ist durch nichts zu ersetzen und lässt sich nicht kaufen.

6 Kommentare:

  1. Drück sie von mir, gebt auf euch acht und wenn die andere Seite zu weit geht, dann zieht einen Strich mit "bis hierhin und nicht weiter" das ist auch für die Kinder wichtig, denn sie werden ja dadurch auch zum Spielball gemacht.

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    1. Da hast Du absolut Recht! Es ist nicht leicht, diesen Strich zu ziehen, ohne den Kindern zu schaden. Sie erfassen nur einen Bruchteil dessen, was passiert, und man kann ihnen auch nicht zumuten, noch tiefer hineingezogen zu werden. Im Grunde wollen sie einfach weiter machen, wie bisher, und niemandem schaden, doch das ist eigentlich nicht möglich. Und wir können auch nicht verhindern, dass sie manipuliert werden. Eine schwierige Situation.
      Aber jetzt ist erst einmal Urlaub, und den werden wir genießen, fernab von allen Sorgen.
      Jetzt gehe ich hoch und übernehme das Drücken. :)

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  2. Was für'n.... ok, ich schreib's lieber nicht.
    Die Zeiten, ihn endgültig loszuwerden, kommen auch noch, aber leider spätestens erst, wenn die Kinder erwachsen/volljährig werden. Bis dahin muss man sich mit dem-/der Ex ruplagen und wider Willen abgeben. Bei uns hat es nie irgendwelche gravierenden Probleme gegeben diesbezüglich, aber ich sehe es auch immer bei meinem Mann und seiner Ex. Ätzend ist das... Aber bald haben wir es auch geschafft, in ein paar Jahren.

    Bitte auch für mich einmal drücken!:)

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    1. Das artet ja langsam in Arbeit aus mit dem Drücken! :))

      Ich denke und hoffe, dass, wenn dann mal die Scheidung durch ist, sich auch die Gemüter wieder beruhigen und man nach einer gewissen Karenzzeit auch wieder normal miteinander umgehen kann.
      Aber bis es soweit ist, wird es noch manche Belastungsprobe geben ...

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  3. Ja, das war ein Schreck, als ich das auf ihrem Blog gelesen habe. Sie muss wirklich aufpassen auf sich!

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    1. Stimmt. Die Berlin-Pause kam zur rechten Zeit. Ich bin froh, dass wir eine der Großbaustellen nun schließen können, die Scheidung ist schon belastend genug und wird noch viel Kraft und Nerven kosten.
      Ich werde auf meine Liebste aufpassen!

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