Die Grossbaustelle von Rosalie beschäftigt mich natürlich auch jeden Tag. Schon deswegen verfolge ich die Kommentare auf ihrem Blog sehr aufmerksam, denn sie enthalten viele Argumente, über die es sich lohnt, nachzudenken.
Auch wenn ich das Thema Scheidung aus einer anderen Perspektive sehe als sie selbst, kann ich genauso wenig objektiv sein. Doch das hindert mich nicht daran, über die Anregungen in diesen Kommentaren nachzudenken. Und im Zentrum steht immer wieder das Wort "Loslassen". Natürlich - aus verschiedenen Beweggründen, wie Gesundheit, Grossmütigkeit, Vergebung - wäre es angezeigt, Frieden zu schliessen und einen Schlussstrich zu ziehen.
Und hier kommt mein "ja, aber ...". Geld ist nicht alles, das stimmt. Und mit Geld kann man sich auch keine Gesundheit kaufen. Doch hier geht es eben nicht um ein paar Tausend Franken, die man eben mal abhaken könnte. Es geht um die Existenz und Rosalies Zukunft. Egal, ob es mich in ihrer Nähe gäbe oder nicht - ein Verzicht würde sofort die Frage aufwerfen, wie es weitergehen soll. Die Immobilie braucht Unterhalt, das Auto ist 14 Jahre alt und fällt bald auseinander, und für einen Urlaub mit Kindern muss man sehr genau aufs Geld schauen. Und das, während der künftige Ex sich einen Neuwagen für einen sechstelligen Betrag bestellt, schwindelerregend teure Urlaube macht, die er auch für seine Neue samt Kind spendiert, und vor lauter Grössenwahn gar nicht mehr weiss, wie viel Geld er in den letzten vier Jahren überhaupt ausgegeben hat.
Es ist eben nicht nur ein Ungleichgewicht - es ist ein Alles (Ex) und fast Nichts (Rosalie). Dass hier das Loslassen mehr als schwer fällt, weil es eben nicht nur um Vergebung, sondern um greifbare finanzielle Ängste geht, kann ich gut verstehen, und daher unterstütze ich meine Liebste dabei, sich zu wehren. Meinem Schatz geht es bei weitem nicht darum, jeden Teller im Schrank aufzurechnen, ein erkennbar faires Angebot seinerseits würde völlig ausreichen. Doch er ist der Meinung, von der Errungenschaft nur einen Bruchteil abgeben zu müssen, weil sie ja so wenig dazu beigetragen habe.
Ob eine vom Gericht veranlasste finanzielle Gerechtigkeit am Ende für emotionale Genugtuung sorgen wird, angesichts der Tatsache, dass der Ex seiner Neuen das Geld hinterher wirft, während Rosalie in der Ehe um jeden Rappen betteln musste, kann ich nicht beurteilen. Aber so, wie sich der Ex jetzt verhält, in dem er nicht einmal bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen, um für seinen Sohn, falls notwendig, eine vernünftige Ausbildung zu ermöglichen, ist zu befürchten, dass ohne Gegenwehr von Rosalie kein Ende der Dekadenz in Sicht ist und damit auch das Erbe für die Kinder in Gefahr gerät.
Es ist also nicht nur in Rosalies persönlichem Interesse, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, und es geht auch nicht um Rache. Ihre Kinder sollen später nicht fragen müssen, warum sie denn zugelassen habe, dass der Papa das ganze Vermögen mit der Neuen verprasst habe und sie selbst auf alles verzichtete.
Die emotionale Belastung kann ich meinem Schatz nicht abnehmen, aber ich stehe fest an ihrer Seite und helfe, wo immer ich kann, damit sie zu ihrem Recht kommt. Und gemeinsam werden wir das durchstehen!
In Unkenntnis der dramatis personae und von Details wird es wohl darauf ankommen, was gesetzlich geregelt ist und was abweichend hiervon z.B. in einem Ehevertrag vereinbart wurde. Ich vermute, dass wenn sich ein "Reicherer" von einem "Ärmeren" scheiden lässt, muss das nicht automatisch bedeuten, dass der "Ärmere" auch danach ein Recht darauf hat, weiter am Reichtum des "Reicheren" teilzuhaben, unabhängig davon, ob irgendeine eine Immobilie Unterhalt braucht oder irgendein Auto auseinanderfällt. Das ist auch plausibel. Wenn die Schweizer Gesetze etwas anderes aussagen, umso besser für Sie. Freiwillig einen Ex-Partner subventionieren wird niemand. Vielleicht müssen Sie sich klar sein, von welche Anspruchsgrundlagen Sie ausgehen.
AntwortenLöschenHallo Thomas, nein, es geht hier nicht um arm oder reich. Es geht um die Aufteilung der gemeinsam (!) erarbeiteten Errungenschaft. Als Rosalie auszog, hatte sie keinen Zugriff auf die Konten oder sonstiges Vermögen. Und nun meint der Ex, er müsse davon auch nichts abgeben, weil er während (!) der Ehe mehr gearbeitet habe als sie. Das entbehrt natürlich jeder gesetztlichen Grundlage und verkennt auch die Tatsache, dass es Rosalie gar nicht möglich war, mehr Geld zu verdienen, denn wer hätte sich um Kinder und Haushalt kümmern sollen?
LöschenAus diesem Grund hat es nichts mit Good Will zu tun, sondern mit völlig normalen Gesetzmässigkeiten während einer Scheidung - das Vermögen, das während einer Ehe entstanden ist, wird geteilt. Nur möchte der Ex eben nichts abgeben und muss dazu nun mitttels Gericht gezwungen werden. Das kostet Zeit, Geld und Nerven ...