Montag, 29. Juli 2019

Vergangenheit ganz nah

Das war seltsam heute Morgen. Bis zum Abitur musste ich jeden Samstag zur Schule. Also aufstehen kurz nach sechs Uhr, leise sein, um die Eltern nicht zu wecken, müde in eine leere Strassenbahn steigen, endlich zurück gegen halb zwei und ins kurze Wochenende starten. Kennt Ihr das auch noch?

Daran musste ich vorhin denken, denn die Kinder haben Ferien und Rosalie schon Urlaub, sodass ich der Einzige war, der sich "mitten in der Nacht" aus dem Bett quälen und zur Arbeit gehen musste. Zum Glück bleibt das nur bis Mittwoch so. Am Donnerstag ist hier Nationalfeiertag, danach beginnt dann endlich auch mein Urlaub.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Wir haben gestern die letzte Folge der aktuellen Staffel von "This is us" angeschaut (Achtung Spoiler!). Der Titel 'Das sind wir' passt hier wirklich gut, denn u. a. geht es ja um eine Frühgeburt. Und die Daten des kleinen Jack sind fast exakt wie bei meinem Sohn: 12 Wochen zu früh, Gewicht 2,5 Pfund. Meiner war lediglich noch 100 Gramm leichter. Zur Grösse wird da zwar nichts gesagt, aber das sollte auch in etwa hinkommen.

Und wenn ich die Bilder so sehe, erinnere ich mich nur zu gut an die Zeit: Ängste, Sorgen, wenig Schlaf. Tag und Nacht verbrachte man fast ohne Pause am Inkubator. Ganze acht Wochen dauerte es, bis wir unseren Knirps mit nach Hause nehmen durften. Im Film läuft bisher ja alles bestens, bei uns, und das ist typisch für Frühchen, gab es mehrere schwierige Situationen, in denen das Leben des Babys am seidenen Faden hing.

Mein Sohn ist ein Kämpfer und hat diese Phasen ohne bleibende Schäden überstanden. Was für ein Glück! Man darf gespannt sein, ob das in der nächsten Staffel auch für die Filmeltern so gut laufen wird.

14 Kommentare:

  1. Dss mit der Samstagschule kenne ich auch noch. Gräßlich! kommst du aus Ost-Berlin oder gab es das im Westen auch? Allerdings hatte ich beim Abitur, als ich etwas weiter fahren mußte, die Angewohnheit, das Beste daraus zu machen, indem ich auf der Rückfahrt einen Zwischenstopp bei der Schwimmhalle einlegte und schwimmen ging.

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    1. Ich bin im Ostteil gross geworden. Da ich in einer speziellen Schule war, hatte ich ab der dritten Klasse das Vergnügen, fast eine Stunde unterwegs zu sein pro Richtung. Damit fing das Wochenende immer sehr spät an und ich musste früh aus dem Haus. Samstags war das eine besondere Strafe, wenn um diese Zeit sonst niemand unterwegs war, und ich hab die Tage verflucht.
      Kann sich heute niemand mehr vorstellen ...

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    2. Samstagsschule gab es auch "bei uns in West-Berlin". Ich kann mich erinnern, dass es in der Grundschule (in den Siebzigern) auch einmal in der Woche Nachmittagsunterricht gab, also Mittags nach Hause, und von 16 - 17.30 Uhr noch einen Nachschlag. War nicht schön, aber wir kannten es ja nicht anders.

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    3. Interessant, ich wusste nicht, dass es das in Berlin (West), wie es ja in der DDR offiziell so schön hiess, auch gab!

      Wir hatten immer 55 Minuten Mittagspause, danach ging es dann bis 15:10 oder 16:05 Uhr direkt weiter. Aber sich so spät noch aufraffen zu müssen für einen "Abendkurs", stelle ich mir hart vor, auch wenn es nur einmal pro Woche war.

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    4. Naja, bei uns gab es ja keine Schulspeisung mehr (wie bei meinen Eltern noch) - da mussten die Steppkes zu Muttern nach Hause zum Essen :)

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    5. In "Berlin, Hauptstadt der DDR", war das Standard. Für einen geringen Obolus gab es mehr oder weniger warmes Essen aus angelieferten Warmhaltebehältern (man korrigiere mich, wenn das nicht generell stimmen sollte). Auf Grund der Entfernungen zum Wohnort wäre das zumindest bei uns auch nicht anders möglich gewesen, denn die Kinder kamen aus allen Stadtbezirken dorthin. Die Qualität der Speisen war eher bescheiden, aber da man für den Monat im Voraus zahlen musste und es keine Wahl gab, hat man es halt gegessen. Es wurde dann streng in zwei Gruppen gegessen, der jeweils andere Teil drehte währenddessen seine Runden auf dem Schulhof oder spielte Tischtennis. Das ist nun auch schon 35 Jahre her ...

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    6. Ja, davon berichteten dann nach der Wende die jüngeren Kollegen, die das selbst noch miterlebt hatten. Ich bin daher auch im Bilde über so leckere Gerichte wie "Tote Oma" und Nudeln mit Tomatensoße und Jagdwurst ;)

      Und heute, wo es wieder Schulessen gibt, wird bei den Eltern heftigst darüber diskutiert, ob das Essen auch bio, möglichst auch vegetarisch, vegan, glutenfrei und mindestens ohne Schweinefleisch daher kommt...

      35 Jahre kommt gut hin, mein Abi war auch schon 1985 :)

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    7. Ja, diese Auswüchse machen mich auch sprachlos. Gehen wir an Dekadenz zugrunde?
      Aber ich sehe schon, Du bist bestens informiert. Bei der toten Oma mochte ich immer die angebratene Blutwurst. Mit der warmen Leberwurst und dem Sauerkraut konnte ich gar nichts anfangen. Und Nudel mit Tomatensosse gab es ja ständig und in allen möglichen Variationen ... Und da hat sich niemand beschwert, denn man ist satt geworden, und darauf kam es doch an.

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    8. Ach, was ihr hier in der Vergangenheit rumschwirrt... Samstagsschule gab es bei uns bis zur Wende und wurde an den Schulen zu unterschiedlichen Zeiten abgeschafft. Als Lehrerstudent gehörte ich zu den letzten, die in den Genuss kamen, eben das zu erleben, was du oben beschrieben hast.

      Bei der Schulspeisung hat mir auch die Vanillesuppe mit Buchteln gut geschmeckt! Gar nicht gemocht habe ich Fischfilet. Eine Katastrophe war der "Gummiadler", also Broiler, aber nicht mit labberiger Haut (sofern noch vorhanden) und zwar gar, aber nicht so, dass das Fleisch vom Knochen abgegangen wäre - somit eine riesige Sauerei.

      Über die heutigen Diskussionen kann ich mich auch nur wundern und teile die Schlüsse von Herrn B. Genau dieses Verhalten wird die Menschheit zugrunde richten!

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    9. Ach ja, schöne Erinnerungen. So genau habe ich das leider gar nicht mehr im Kopf. Ich glaube, Broiler gab es bei uns nie, aber an "irgend etwas" Süsses kann ich mich noch dunkel erinnern. Vieles würde wohl heute niemand mehr essen, was damals normal war.

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    10. Buchteln waren erklärtes Lieblingsessen, die vergesse ich bestimmt nicht! Dafür aber diverse Eintöpfe. Mir sind nur die unbeliebten Gräupchen und die völlig verhassten, in Sachsen üblichen "süß-sauren Flecke" in Erinnerung geblieben. Die anderen Suppen existieren bei mir auch nicht mehr. Man kann sich ja nicht alles merken, nich'?

      Ich muss zugeben, dass ich nicht wüsste, was ich meiner kleinen Nichte hier vorsetzen sollte, wenn sie mal käme. Meine Schwester müsste wohl was Vorbereitetes mitgeben. So klassisch Kartoffeln, Fleisch und Gemüse wird dort eher nicht gegessen. Dafür Kichererbsen und so... Die Zeiten haben sich auch da sehr gewandelt.

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    11. Ja, an Graupen kann ich mich auch noch erinnern - furchtbar!! Deine "Flecke" kenn ich nicht - was ist das?
      Die Kinder hier können mit Brot und Belag nichts anfangen, etwas, das es bei mir jeden Abend gab. Hier werden warme Speisen bevorzugt ...

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  2. Die Staffel fehlt mir auch noch. Als ich zuletzt danach geschaut habe, war sie allerdings kostenflichtig bei Prime.... mal schauen, ob sich das nun geändert hat.

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    1. Dann wird es aber Zeit, bald kommt schon die vierte Staffel. ;-)

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