Ist es tatsächlich schon bald 27 Jahre her, seit die Mauer zerbröselt ist? Dieses hässliche Betonteil, das zu meinem Leben gehörte wie die Luft zum Atmen? An der ich fast jeden Tag vorbei fuhr und es irgendwie als gegeben hinnahm, dass dieses Teil da stand und die andere Seite faktisch nicht erreichbar war? Die daran schuld war, dass meine Eltern sich trennten?
Zumindest kann ich sagen: Ich war dabei, und zwar hautnah, an diesem 9. November. Gehörte zufällig zu den Ersten, die die Grenze passierten, fand mich plötzlich auf der anderen Seite des Brandenburger Tores wieder und mitten im Freudentaumel. Hätte sich die Staatsmacht damals durchgesetzt, wäre ich in dieser Nacht nicht mehr zurück gekommen, denn mein Personalausweis war bei der "Ausreise" ungültig gestempelt worden - was ich natürlich zu dem Zeitpunkt nicht wusste und erst Jahre später in einer Reportage realisierte.
Hätte es diesen EINEN Versprecher auf der Pressekonferenz nicht gegeben, wer weiß, ob ich Rosalie jemals kennen gelernt hätte. Damals war die Schweiz für mich nicht mehr als der Name irgend eines nicht erreichbaren Landes, mit Mühe hätte ich sagen können, wo die Schweiz genau liegt (in der Schule lernte man natürlich nichts über den Feind). Jetzt, 27 Jahre später, werde ich bald dort leben und arbeiten.
Für mich ist dieser Tag der Einheit ein ganz besonderer Grund zum Feiern!
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