Mittwoch, 27. November 2019

Genuss

Man hat es als Teenager schon nicht leicht. Der Körper verändert sich, die ganze Welt um einen herum schaut "plötzlich" anders aus. Damit muss man erst einmal umgehen können.

Und dann kommen noch die Veranlagungen und Gene dazu. In dieser Beziehung scheint Rosalies Sohn so Einiges von seinem Vater mitbekommen zu haben, was nicht zu seinem Vorteil ist. Allem voran die Hektik und Ungeduld. Mal innehalten und etwas in Ruhe ansehen oder gar geniessen? Ausgeschlossen. Wunderbares Beispiel sind Zoobesuche. Auch nur 30 Sekunden vor einem Gehege stehen bleiben? Unvorstellbar. "Chommit, chommit" ist ein Running Gag bei uns. Kaum sind wir bei einem Käfig angekommen, rennt das Kind schon weiter zur nächsten Attraktion. Ein Tier beobachten oder genauer anschauen? Kostet viel zu viel Zeit ...

Daheim kann man sich auch nur im Dauerlauf vom Kinderzimmer zum WC oder von der Haustür zum Kinderzimmer bewegen. Essen ist eine Pflichtübung und muss im Eiltempo erledigt werden, und wenn noch der letzte Bissen im Munde steckt, springt man schon auf und stellt hektisch noch schnell den Teller in die Spüle. Gläser werden stets in einem Zug geleert, und nur, wenn wir drei Mal darauf hinweisen, kann man bei einem Glas Wein vielleicht mal eine Ausnahme machen.

Dieses "Kind" (18) kann einfach nichts im Leben geniessen, ist ständig getrieben, unruhig, hektisch. Wir haben uns schon vorgestellt, wie wohl ein Candlelight-Dinner mit der Freundin ablaufen würde oder gar ein intimes Beisammensein ... Ob das der Grund ist, warum die erste halbwegs "ernste" Beziehung nicht so recht vom Fleck kommt, wissen wir nicht, aber möglich wäre es sicher.

Kann man lernen, die kleinen Dinge im Leben zu geniessen und nicht immer nur getrieben zu sein? Braucht es dafür Reife und Erfahrung oder klappt das womöglich nie? Vielleicht hilft die richtige Freundin, ihn ein wenig zu erden? An der Intelligenz mangelt es ganz sicher nicht, aber der Alltag braucht halt mehr als das. "Schnell, schnell" ist da kein gutes Überlebens-Motto.

6 Kommentare:

  1. Hmm, ich kann bei der Schilderung dieses jungen Erwachsenen beim besten Willen nichts Ungewöhnliches feststellen ;)
    ...glaub mir, das ist total in der Norm...

    LG

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    1. Dann bin ich ja beruhigt. :-) Seine etwas jüngere Schwester ist das ganze Gegenteil - ruhig, bedacht, berechnend. Und mein Sohn (22) ist auch eher der ruhige Typ. Daher fehlen mir vielleicht ein wenig die "passenden" Erfahrungen ...

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  2. Weißt du, ein 18-Jähriger der noch mit seiner Mutter/deren Partner in den Zoo geht, zeigt wirklich mehr als seinen guten Willen... :D

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    1. Dieses Verhalten legt er schon immer an den Tag - mit uns gemeinsam würde er so etwas heute natürlich nicht mehr machen. Das Beispiel ist ca. vier Jahre her, aber noch heute in lebendiger Erinnerung. :-)

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  3. Ich kann mich meinen Vorrednern nur anschliessen. Inwieweit ist der junge Mann, ob mit 14 oder 18 oder sonstwas anders als der Rest seiner Generation? Hat der junge Mann nicht auch mal geäussert, von Ihnen finanzierte Weltreisen wären schon so uninteressant, dass er lieber allein daheim bleiben würde? Normale Menschen und Jugendliche i.w.S. sind in keinster Weise mehr auch nur ansatzweise miteinander vereinbar. Leser merkt euch das, wenn Ihr etwa heute noch plant, Kinder zu machen. Das gibt Euch in keinem Moment Eures Lebens etwas ausser dass Ihr von Tag zu Tag irrer und ärmer werdet.

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    1. Nun ja, ganz so dramatisch würde ich das nicht beschreiben, aber sicher ist es oft so, dass Dankbarkeit kaum oder erst viel später zurück kommt. Natürlich liegt es auch wenig an der Erziehung. Man möchte seinem Nachwuchs eine sorglose Kindheit ermöglichen, in denen es ihnen an nichts mangelt. Das ist eine Gratwanderung, denn sie müssen auch lernen, dass das Geld nicht vom Himmel fällt und die Ressourcen begrenzt sind. Sonst gibt es irgendwann ein böses Erwachen.

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