Dienstag, 19. Februar 2019

Wie lange noch?

Diese Frage kann einem (zum Glück?) niemand beantworten. Zumindest nicht, wenn es um den Tod geht. Ich arbeite in einem Krankenhaus, und hier wird man zwar nicht täglich mit dem Thema konfrontiert, aber auf dem Weg zum Pausenraum muss ich am "Raum der Stille" vorbei, und dort sehe ich durchaus immer mal Menschen hineingehen oder fassungslos heraus kommen.

Warum ich jetzt darüber schreibe? Gestern habe ich mal wieder meine Chat-Liste auf WA durchgescrollt, um zu schauen, wer neue Profilbilder gespeicher hat. Dabei bin ich an einem Chat ohne Bild hängen geblieben - es war der Chat mit meinem langjährigen Bekannten aus Berlin, der im November 2017 so plötzlich verstorben ist. Und wieder bekam ich eine Gänsehaut, als ich die letzten Zeilen las, die wir ein paar Tage zuvor noch ausgetauscht hatten. Damals war er nach langer Ehe recht frisch getrennt und nun gerade dabei, sich aufzurappeln. Sogar einen Besuch bei uns in der Schweiz hatte er geplant.

Daraus wurde nichts mehr. Kurz vor seiner Pensionierung war es vorbei ... Wie ich schon früher hier schrieb, hatten wir nie ein besonders enges Verhältnis, und doch gehörte er irgendwie dazu, wenn ich an Berlin, mein Umfeld, meine Vergangenheit und Gegenwart dachte. Wir trafen uns damals etwa alle acht Wochen, und nach meinem Umzug was es quasi "Pflicht", einen Abend für ein gemeinsames Essen zu reservieren, wann immer ich in Berlin war.

Erstaunt bin ich, dass mich das so beschäftigt. Vermutlich liegt es daran, dass er der erste Mensch aus meinem Bekanntenkreis ist, der "in etwa" so alt ist wie ich, mich viele Jahre lang begleitet hat, und der nun schon gehen musste. Und dann so ganz ohne Vorwarnung.

Es kann eben leider ganz schnell gehen. Also lassen wir die Zeit nicht sinnlos dahin ziehen. Und wann immer es möglich ist, erfüllen wir uns den einen oder anderen kleinen Wunsch.

Bevor es zu spät ist.

2 Kommentare:

  1. Das kann ich so gut nachvollziehen! :-(

    Im Dezember ist ein Freund von meinem Motorrad-Stammtisch tödlich mit dem Auto verunglückt. In WA steht bei "zuletzt online" Tag/Uhrzeit wenige Stunden vor seinem Unfall. Ich habe einen Screenshot zur Erinnerung davon gemacht.
    Wir waren alle fassungslos über das Unglück.

    Und ja genau, es hat wieder sehr krass verdeutlicht, wie schnell alles vorbei sein kann.

    Ich denke da vor allem im Hinblick auf meine Eltern dran, wenn es mal wieder knirscht. Dann versuche ich mir zu sagen: ist egal, wer weiß, wie lange Du sie noch hast (zumal meine Mama eine Herzschwäche hat).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, und genau aus dem Grund möchte ich regelmässig meinen Papa sehen und ihm eben auch nach Möglichkeit den Wunsch erfüllen, uns noch einmal zu besuchen. Ich würde mir auch wünschen, er möge seinen 80. im nächsten Sommer noch erleben, aber er braucht nur einmal unglücklich zu stürzen, dann kann alles vorbei sein. Bisher hatte er verdammt viel Glück und nur Platzwunden ...

      Löschen