Mittwoch, 14. Dezember 2016

Andere Länder, andere Autofahrer

Bekanntlich stamme ich aus einer Grossstadt, den Autoverkehr habe ich meist als zügig, etwas aggressiv, aber geordnet und recht sicher empfunden. In südlichen Ländern wie Portugal dagegen habe ich das blanke Chaos erlebt ...

Wieder ganz anders ist der Verkehr in der Schweiz. Hier stelle ich oft zögerliches, ja ängstliches Fahrverhalten fest, staune fast täglich über Verstösse gegen Verkehrsregeln wegen Unachtsamkeit (falsche Fahrtrichtung in der Einbahnstrasse, Befahren einer Kreuzung, obwohl nur die Fahrrad-Ampel grün zeigt, versehentliche Spurwechsel in der Kurve). Das sehr zurückhaltende Fahren hängt dabei ganz sicher mit den drastischen Strafen zusammen, die im Falle eines Verstosses fällig werden, sei es bei schon geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder dem Überfahren einer roten Ampel. Gibt man in Berlin Gas, wenn die Ampel direkt vor einem von Grün auf Gelb springt, macht man hier schon mal eine Vollbremsung. Gestern war ich froh über das ABS in meinem Fahrzeug, weil ich damit nicht gerechnet hatte.

Da auf allen Autobahnen hierzulande eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h gilt, ist auch das Fahrverhalten auf diesen Strassen etwas anders. Meist gibt es lange Kolonnen auf der linken Spur, die mit 123 km/h an den langsamer fahrenden LKW vorbei ziehen. Um hier nicht hinter einem solchen LKW ausgebremst zu werden oder sich einfach auf die linke Spur in den Sicherheitsabstand zwischen zwei PKW zu drängeln, muss man sehr weitsichtig fahren und sich rechtzeitig um einen Spurwechsel kümmern.

Das gilt natürlich nur, wenn man überhaupt fahren kann. Die Schweiz ist klein und eng, die Hauptschlagader zwischen West und Ost ist daher oft überlastet, im Berufsverkehr geht um Bern und Zürich herum meist so gut wie nichts mehr. Wir haben da Glück, weil wir genau in die andere Richtung müssen und meist freie Fahrt haben, während meine Kollegen über lange Staus jammern.

In jedem Fall ist es ein schöner Luxus, wieder Auto fahren zu können. Gerade zum Feierabend, der nie auf die Minute pünktlich ist, muss ich nicht darauf achten, ob ich den Zug noch erreichen oder eine halbe Stunde warten werde, und es ist natürlich viel angenehmer, als sich in vollen Abteilen drängeln zu müssen.

2 Kommentare:

  1. Die Deutschschweizer fahren zögerlich, weil sie Respekt vor den drastischen Strafen z.B. bei minimaler Geschwindigkeitsüberschreitung haben. Wenn Sie zweimal die Geschwindigkeitsbegrenzung drastisch überschreiten, können Sie zurück nach Berlin ziehen, da Sie ein lebenslanges Fahrverbot in der Schweiz bekommen. Aber herrscht bei Ihnen am Röstigraben nicht eher französisches Fahrverhalten?

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    1. Der Übergang ist ja sicher fliessend. :) Es gibt schon einige Fahrer, die bei uns durchs Dorf rasen, ob das jetzt fürs Welsche typisch ist, kann ich nicht so beurteilen. Mir fällt eher das Fahrverhalten Richtung Bern auf.

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