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Donnerstag, 24. Januar 2019

Liegt Schilda in der Schweiz?

In der Schweiz werden bekanntlich vier Sprachen gesprochen. Am weitesten verbreitet sind dabei deutsch und französisch. Rosalie und ihre Kinder sind in der glücklichen Lage, beide Sprachen perfekt zu beherrschen, während ich bis vor kurzem kein Wort der französischen Sprache verstand.

Da wir nun aber im französisch sprechenden Teil wohnen, wäre das nicht ganz so schlecht, denn viele Einwohner können oder wollen keine andere Sprache sprechen. Daher habe ich schon vor vielen Monaten angefangen, über eine App Vokabeln zu lernen.

Das hat in der Tat geholfen, um zumindest ein wenig was verstehen oder lesen zu können. Doch das Sprechen ist immer eine grössere Herausforderung. Deshalb habe ich es begrüsst, dass unsere inzwischen offiziell zweisprachige Gemeinde jeweils Einführungs-Sprachkurse in beiden Sprachen anbietet.

Vor ein paar Wochen erhielten alle Haushalte Anmelde-Formulare. Etwas erstaunt stellten wir dabei fest, dass man für das Erlernen der deutschen Sprache den Info-Text auf deutsch gefertigt hatte, und genauso für den französischen Kurs auf französisch. Also genau falsch herum, aber nun gut, sicher ein Versehen ...

Jetzt kam die Anmeldebestätigung mit allen wichtigen Details zu Terminen und anderen organisatorischen Fragen. Und ich erhielt den Bogen auf - französisch! Wenn ich den lesen könnte, müsste ich ganz sicher keinen Kurs belegen, also was soll dieser Unsinn? Wer hat da im Gemeinderat sein Gehirn zu Hause gelassen beim Verfassen und Versenden des Textes? Oder soll das ein Test sein, ob man bereit ist, sich mit der Sprache gleich so richtig intensiv noch vor der ersten Stunde zu beschäftigen?

Rosalie konnte mir natürlich beim Übersetzen helfen, und nun weiss ich, dass am nächsten Montag die erste Lektion startet. Aber diese Aktion zeigt leider mal wieder, wie dilletantisch auf der Verwaltung gearbeitet wird und dass es offenbar sehr schwer fällt, selbst bei eigentlich einfachen Aufgaben logisch zu denken.

Sollte ich am nächsten Montag also allein im Klassenzimmer sitzen, liegt es wohl daran, dass die Anderen die Informationen leider nicht lesen konnten. :-)

Mittwoch, 23. Januar 2019

Gernzenlose Naivität

So langsam fehlen einem die Worte, wenn es darum geht, den Ex von Rosalie zu beschreiben. Eigentlich kann man sich inzwischen nur noch die Frage stellen, ob sein Verhalten pathologisch ist oder er einfach eine (miese) Show abzieht.

Offenbar seit Wochen erzählt er überall herum, und natürlich auch vor den beiden Kindern, dass er Ende des Monats geschieden sei. In jedem Mail an Rosalie beschwört er sie, natürlich "zum Wohle der Kinder", dass sie doch alles dafür tun möge, die Scheidung zu einem vernünftigen Ende zu bringen.

Das alles ist ja gut und schön und eine redliche Absicht (wenn sie denn ehrlich gemeint ist), aber die Prozesslage lässt eine Scheidung in der nächsten Woche überhaupt nicht zu. Und wir fragen uns, ob er, sein Anwalt oder beide das nicht begreifen wollen oder können?

Einen wesentlichen Teil der Verhandlungsmasse stellt das Thema Finanzen dar. Hierfür wurde ja eigens ein Gutachter beauftragt. Nur: Dessen Bericht liegt noch gar nicht vor! Worüber soll also verhandelt werden?

Bei so viel Einfalt ist sogar Rosalies Anwalt fassunglos und vergleicht die Intelligenz der Gegenpartei in einem bitterbösen Mail mit der eines Gummibaumes. Nicht fein, aber in diesem Fall fällt es wirklich schwer, sachlich zu bleiben. Man kann Rosalies Anwalt sicherlich Vieles vorwerfen: Empathielosigkeit, Raffgier, Kaltschnäuzigkeit. Aber in prozessualen Abläufen scheint er mir sehr sattelfest zu sein. Und daher hat er nun auch festgestellt, dass es zwar eine Voravisierung für den Verhandlungstermin gab, aber eine formale Einladung ausblieb. Ob das nun - mal wieder - ein Fehler des Gerichtes war oder aber diese Einladung, eben aufgrund des fehlenden Gutachtens, ganz bewusst nicht ausgesprochen wurde, wird er in einem Schreiben ans Gericht erfragen.

Da der Ex offenbar völlig von sich und der Lösung nächste Woche überzeugt ist, freuen wir uns jetzt schon auf das Gebrüll, das einsetzen wird, wenn er erfährt, dass es keine Verhandlung geben wird. Wir fragen uns auch, warum er so dermassen drängelt. Natürlich nerven ihn die Alimente und er hofft, danach nichts mehr zahlen zu müssen. Aber ist das alles, oder steckt mehr dahinter? Hat er Heiratspläne, damit ihm die Neue nicht wegläuft? Will er beruflich zurück dahin, wo er hergekommen ist, und kann das nur, wenn klar ist, dass er davon nichts abgeben muss?

Wie auch immer, seine Reaktion wird sicher nicht fein, wenn er das Schreiben vom Anwalt in den Händen hält. Aber nun sieht er einmal mehr, dass es nicht allein nach seinem Willen geht und er nicht (mehr) der Bestimmer in der Beziehung ist. Seine künftige Ex-Frau hält dagegen - und das ist gut so. :-)

Dienstag, 18. September 2018

Die lieben Kollegen (42) - Zu dumm zum Betrügen

Das Knie scheint genesen zu sein - vermutlich. Oder war es etwa doch nur ein Fake?

Der tolle Kollege hatte sich schon vor einiger Zeit für den gestrigen Montag provisorisch einen freien Tag reserviert. Da am letzten Donnerstag einige offene Fragen für ihn aufgelaufen waren und nicht klar war, ob und wann er denn nun wieder im Dienst erscheinen würde, fragte ich meinen Chef per Mail an und bat ihn zu klären, wann der Kollege wieder im Dienst sein wird. An meinem freien Freitag schrieb mein Chef zurück, dass er "ganz fest" davon ausgehe, dass der Kollege am Montag im Büro wäre und der eingetragene Tag natürlich hinfällig sei.

Tja, ich kenne den Kollegen wohl besser und es trat ein, was ich vermutet hatte: Gestern Morgen kam ein Mail, dass er noch krank sei und dann erst ab Dienstag wieder zur Arbeit käme. Was für ein Zufall, dass die Krankheit genau mit den freien Tagen überein stimmt! Dummerweise hat er diesmal, anders als sonst, seinen eingetragenen freien Tag nicht heimlich gelöscht - entweder hat er es vergessen oder gar nicht mehr gewusst, dass er den Tag schon eingetragen hatte. Wie auch immer: Diese Dummheit könnte nun vielleicht endlich mal Folgen haben. Mein Chef war gestern Vormittag zum Gespräch beim HR, genau wegen dieses erneuten Vorfalls. Leider wurden die genau identischen Ereignisse in letzter Zeit bisher nie dokumentiert, aber dieses erneute (geplante) Fehlen gestern ist wohl mehr als eindeutig Betrug.

Also mal ehrlich - wenn man schon beschei*en will, dann sollte man es wenigstens halbwegs clever anstellen. Aber das, was sich der Typ hier leistet, ist weder clever noch frech - es ist einfach strohdumm. In der Privatwirtschaft wäre er für dieses Verhalten jetzt auf der Strasse. Was nun hier passieren wird, bleibt abzuwarten. Ich bin schon froh, dass mein Chef das Verhalten nun wohl auch mal durchschaut hat. Alles Weitere liegt in seiner Hand.

Jetzt warten wir mal ab, ob er nun tatsächlich heute erscheint und immer noch den sterbenden Schwan spielt und durchs Büro humpelt (man erinnere sich: Angefangen hat es vor zwei Wochen diesmal damit, dass er schlecht geschlafen hatte, dann wanderte der Grund plötzlich ins Knie ...) oder wieder kerngesund ist. Ernst nehmen kann man ihn so oder so nicht mehr.

Freitag, 13. Juli 2018

Nichts Neues an der "Front"

Nachdem der Ex Anfang Juli mal wieder einen Jammerbrief verfasst hatte, sahen wir ihn Tage später in der VIP-Lounge des Open Air gemeinsam mit seiner Freundin, Kostenpunkt: 400 Franken. Man gönnt sich ja sonst nichts, wo man doch behauptet, kein Geld für die Alimente zu haben und im Supermarkt angeblich nur noch No-Name-Produkte kaufen zu können. Einmal mehr tischt er Rosalie Schuldner-Lügenmärchen auf.

Dem Amt hat er nun mitgeteilt, dass er "plane", die betriebenen Unterhaltszahlungen am 25. Juli zu überweisen. Was auch immer das genau bedeuten soll. Von den noch nicht betriebenen Alimenten bisher kein Wort. Lediglich die Zahlung für Juli kam pünktlich, und dann steht ja auch die Überweisung für August schon bald aus. Es wird also eng, wobei er ja im ersten halben Jahr genügend Geld gespart hat. Sofern er das nicht für seinen luxuriösen Lebenswandel verprasst hat, sollte ja der eine oder andere Franken vielleicht noch übrig sein.

Im Raum steht auch noch seine Forderung an Rosalie, sich an seinen Betriebskosten zu beteiligen! Das lehnt sie logischerweise komplett ab. Ob er versuchen wird, sie deswegen ebenfalls zu betreiben und sich damit zu rächen? Bei seinen "Realitätswahrnehmungsstörungen", wie es Rosalies Anwalt sarkastisch beschreibt, wäre das nicht auszuschliessen. Bei aller Einfältigkeit dieses Versuchs sollte er das vielleicht tatsächlich tun, denn wenn er damit erneut auf die Nase fällt, brächte ihn das womöglich doch mal zur Besinnung. Der eine oder andere Schlag auf den Hinterkopf soll ja bekanntlich hilfreich sein ...

Schönes Wochenende!

Dienstag, 26. Juni 2018

Die lieben Kollegen (32) - Chef müsste man sein!

Ich hab schon ein paar Mal von den teilweise "ungewohnten" Eigenheiten meines Chefs gesprochen. Gestern hat er mich einmal mehr etwas überrascht ...

Am kommenden Mittwoch findet das letzte und entscheidende Gruppenspiel für "Die Mannschaft" statt. Chef ist ein grosser Fussballfan und gemeinsam mit seinem Kollegen und Busenfreund besuchen sie vor allem auch immer wieder mal Spiele in England.

Nun sprach ich ihn darauf an, dass der Anpfiff des morgigen Spiels der Deutschen ja denkbar ungünstig sei für die berufstätige Bevölkerung. Seine spontane Antwort: "Da hab ich schon einen Terminblocker im Kalender - um halb vier bin ich weg!"

Schön für ihn, und ich? Bin ich vielleicht auch Deutscher und hätte das Spiel gern daheim auf der Couch gesehen? Kein Gedanke daran, und nach Hause kann ich nicht, dann wäre das Büro nämlich unbesetzt (bis auf den Neuen, der aber noch nicht allein bleiben kann).

Zum Glück ist unsere technische Büroausstattung für solche Fälle ziemlich genial - der zweite Monitor auf dem Schreibtisch und ein unbegrenzter Internetzugang machen es möglich, das Spiel auch im Büro zu sehen, ohne den Blick auf die Arbeit zu verlieren. Und wird es so spannend wie befürchtet, werde ich mich "rächen" und das gesamte Spiel im Büro anschauen.

Ist dann halt eine weitere Überstunde (von inzwischen rund 75) aber mir sowas von egal. Verheizen lasse ich mich hier nicht mehr.

Freitag, 15. Juni 2018

Die lieben Kollegen (31) - Zwischenbilanz

Genau zwei Wochen ist der Neue jetzt hier. Und ich bin froh, dass es im Wesentlichen so gekommen ist, wie ich es erhofft hatte.

Er ist offen und kommunikativ, lernbegierig, mutig, wenn es darum geht, etwas Unbekanntes zu erforschen, und vor allem, was meine grosse Hoffnung war: Er reisst den dritten Kollegen mit. Ich hatte erst ein wenig Sorge, weil die Beiden ständig zusammen rauchen gehen, aber das schadet offenbar nicht. Die Stimmung und auch die Kommunikation untereinander, die zuletzt fast eingeschlafen war, funktionieren wieder viel besser. Der vom Chef verordnete tägliche Termin für das Teammeeting kann damit entfallen.

Ach ja, der Chef. Er hat nun die nächste Aufgabe des ehemaligen Kollegen an sich gerissen - die Pflege unserer Intranetseiten. Eigentlich absolut keine Chef-Aufgabe, aber auch das möchte er künftig selbst machen. Was geht da ab? Entweder traut er es niemandem zu, was ja wohl Unsinn wäre. Oder er hat Langeweile (wobei er auch gut im Jammern ist, wie viel er zu tun habe). Oder er möchte Macht ansammeln, damit bloss niemand an seinem Stuhl sägen kann. Das scheint mir die wahrscheinlichste Erklärung zu sein.

Soll er, ich hab es nicht nötig, mich zu profilieren, und alles was er macht, muss ich nicht verantworten. Im Zweifel kann man sich immer schön auf den Chef berufen ...

Schönes Wochenende!

Freitag, 19. Januar 2018

Recht haben und Recht bekommen

Das Scheidungsverfahren bei Rosalie zieht sich nun schon über mehrere Jahre hin. Das ist nicht nur emotional belastend, sondern und vor allem auch finanziell. Es heisst, dass so manche Frau sich nicht scheiden lässt, weil sie es sich nicht leisten kann, und auch der Anwalt erwähnte schon, dass am Schluss die Partei "gewinnen" würde, also ihre Forderungen durchsetzt, die das meiste Geld hat. Was dabei heraus kommt, kann man sich leicht vorstellen, denn oftmals verfügt der Mann durch seine Arbeit über Geld, Konten, Anlagen. Und man glaubt kaum, wie teuer so eine Scheidung ist ...

Das ist extrem unfair und lässt einen manchmal am Rechtsstaat zweifeln. Leider gilt das auch für andere Verfahren. Gestern erhielten wir Post vom Gericht. Momentan prozessieren wir gegen Bauunternehmer, die mit Spekulationsbauten das Dorfbild verschandeln und uns einen hässlichen Klotz vors Haus setzen wollen. In der Schweiz ist es so, dass die ersten Einsprachen noch kostenlos sind, geht es dann aber vor Gericht, weil man sich nicht einigen konnte, trennt sich die Spreu vom Weizen - denn nun wird Geld fällig. Das heisst, nur Bürger, die es sich leisten können, haben die Möglichkeit, städtebaulichen Wahnsinn zu verhindern. Für die Bauherren heisst das, erst mal alles abzustreiten und auszusitzen und zu hoffen, dass die Einsprechenden nicht genügend finanzielle Mittel haben, um den Prozess zu führen. Dann wäre der Fall schon erledigt.

Bei uns zum Beispiel fällt nun nicht bloss ein Gerichtskostenvorschuss an, sondern die Gegenseite fordert auch Entschädigungs-Sicherheiten für den Fall, dass sie gewinnt. Man muss - als Privatperson im Kampf gegen ein Bauunternehmen - enorme Summen hinterlegen, damit der Prozess überhaupt geführt wird.

Recht haben ist also das Eine, Recht bekommt aber nur der, der es sich auch leisten kann. Ansonsten muss man irgendwann aufgeben. Irgendwie scheint mir das nicht gerecht zu sein ...

Donnerstag, 12. Oktober 2017

Toller Service

Kleine Anekdote aus dem Bürokratie-Alltag: Als ich Deutschland verlassen habe, hinterliess ich bei der Post einen Nachsendeauftrag für ein Jahr, weil ich sichergehen wollte, dass alle wichtigen Firmen und Personen meine neue Adresse haben.

Richtig gut hat das nicht funktioniert, mein Nachmieter war aber so nett, des Öfteren Post, die bei ihm gelandet war, an mich weiter zu schicken. Dabei war auch eine Info von einem Rententräger über mein aktuelles Guthaben (aufgrund meiner Scheidung habe ich Konten bei diversen Ausgleichskassen, die mir später unbedingt Rente zahlen "wollen" ...).

Anfang des Monats habe ich die Institution per Mail über meine neue Adresse informiert und darum gebeten, mir dies bitte zu bestätigen oder allenfalls weitere Informationen/Belege anzufordern.

Kurz darauf erhielt ich per Mail diese Antwort:

Vielen Dank für Ihre Nachricht.
Aus datenschutzrechtlichen Gründen können wir vertrags- oder personenbezogene Daten nicht per E-Mail beantworten.
Sollte dies bei Ihnen der Fall sein, erhalten Sie unsere Antwort per Post. Dies kann einige Tage in Anspruch nehmen. Wir bitten um Ihr Verständnis.
Bei Rückfragen nutzen Sie bitte weiterhin die E-Mail-Adresse info@xxxx.de
Mit freundlichen Grüßen
Ihr Rententräger


- Dies ist eine automatische Empfangsbestätigung, eine Rückantwort ist deshalb nicht möglich. -


Was soll ich nun daraus machen? Und vor allem - an welche Adresse wird diese angekündigte Antwort gesendet? Ich kann ja mal per Mail rückfragen, wie es vorgeschlagen wird, dann können wir das Spiel noch wochenlang weiter spielen. Es scheint, als müsste ich das doch telefonisch klären. Es geht immerhin um stolze 28 Euro Rente im Monat, falls ich sie denn erreiche ....

Mittwoch, 31. Mai 2017

Wieder ein Stück Schweiz

Da ist er, der neue Führerausweis! Nachdem ich ja bereits nach meinem Umzug einen Ausländerausweis erhalten habe, der allerdings zu Hause im Schrank liegt und nur aus einem Stück Papier besteht, das lediglich belegt, dass ich mich hier angemeldet habe, bin ich nun seit gestern stolzer Besitzer des ersten "richtigen" Schweizer Dokuments. Der bisherige deutsche Ausweis schlummert derweil in Berlin und wird dort verwahrt.

Damit sind nun vorläufig alle Formalitäten abgeschlossen. Jetzt habe ich vier Jahre Ruhe, danach kann ich die Niederlassungsbewilligung beantragen, mit der ich dann auch wieder an Abstimmungen, z. B. in der Gemeinde, teilnehmen darf.

Noch ein Nachtrag zu gestern: Das Wasser fliesst wieder und wir sind erleichtert!

Samstag, 13. Mai 2017

It's a long way to ...

In diesem Fall nicht Tipperary. Ich möchte nur zu einem Schweizer Dokument gelangen: einem Führerausweis. Den muss man innerhalb von zwölf Monaten nach Einreise erwerben, da der eigene dann offiziell ungültig wird.

Nun ist das aber gar nicht so einfach, wie man meinen könnte. Man benötigt nämlich ein Attest vom Arzt, zumindest dann, wenn man sich die in Deutschland übliche Genehmigung C mit eintragen lassen möchte. Auf die möchte ich nicht verzichten, wer weiss, wofür ich sie noch brauchen könnte.

Woher nun bekommt man so ein Attest? Ich hab zuerst meinen neuen Hausarzt angerufen, und die Schwester meinte, das sei kein Problem. War es aber leider doch, denn mein Arzt darf dieses Dokument, wie sich im persönlichen Gespräch und nach einem Anruf beim Amt herausstellte, nicht ausstellen. Dafür gibt es eine besondere Liste mit Spezialisten, und nur diese dürfen meine Tauglichkeit nach einigen Untersuchungen bestätigen, darunter Hörtest, Sehtest, Untersuchung des Allgemeinbefindens (ungewöhnliche Einstiche inklusive).

Diese Tests habe ich nun gestern bestanden! Der "Spezialist" wusste allerdings auch nicht genau, ob ich nun zusätzlich noch zu einem Optiker muss, was auf dem eigentlichen Umtauschformular gefordert ist. Er hat mir jetzt trotzdem auf allen Papieren bestätigt, dass ich noch keinen Blindenhund benötige.

Damit habe ich nun alle Unterschriften beisammen. Als Nächstes muss ich meinen Ausweis mit Passbild und sämtlichen Formularen beim Amt für Strassenverkehr abgeben und erhalte dann einen neuen Ausweis. Der bisherige wird an den Heimatort gesendet und dort - für alle Fälle - aufbewahrt. Wie schon für den Arztbesuch (Termine nur vormittags!) werde ich auch dafür wieder einen freien Tag benötigen - was für ein Aufwand!

Am Ende kostet das Ganze natürlich auch Einiges. Etwa 250 Euro muss ich für Atteste und den Ausweis ausgeben. Ein teures Unterfangen, gegen das ich mich nicht wehren kann. Verdienen tun die Ärzte (allein 150 Franken gestern für eine einfache Untersuchung von 15 Minuten) und der Kanton also gut daran - einen Sinn erkenne ich in diesem notwendigen Übel leider nicht.

Immerhin habe ich dann am Ende ein schickes Plastikkärtchen mit Schweizer Kreuz! Im Gegensatz zu dem hässlichen Papierlappen, genannt Ausländerausweis, kann und muss ich das bei mir tragen und bin damit von Einheimischen nicht zu unterscheiden (solange ich nichts sagen muss ...). :))


Mittwoch, 22. März 2017

Was kann ich für Sie tun?

Wie berichtet, sind wir seit ein paar Wochen im Besitz der Domain unseres Dorfes, da es, zumindest verwaltungstechnisch, nicht mehr eigenständig existiert. Genau das haben wir auch im Text auf der Homepage erwähnt und darauf hingewiesen, dass man sich für offizielle Informationen doch bitte an die neue Grossgemeinde und deren Website wenden solle.

Offenbar haben es einige Mitmenschen im Dorf nicht ganz so mit dem Lesen. Am Freitag erreichte uns das erste Mail unter der neuen Adresse, und es war - eine Anfrage an die Verwaltung! Wir sassen gerade im Zug Richtung Zürich, als wir die Nachricht bekamen mit der Frage, an wen man sich wenden müsse, um seinen Partner im Ort anzumelden. Sie hätte dazu auf der Homepage nichts gefunden ...

In dem Moment musste ich lachen, aber im Nachhinein ist es mehr als traurig, dass uns solche Mails geschrieben werden, und es unterstreicht meine These aus diesem Post, dass viele Menschen völlig apathisch sind und gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert. Im Vorfeld der Fusion gab es Info-Material, Gemeindeversammlungen, Artikel in Zeitungen und sogar eine Abstimmung. Hat die Dame das alles verschlafen, verdrängt oder vergessen?

Wir sind ja nette Menschen, also haben wir ganz kurz und sachlich darauf hingewiesen, dass wir keinesfalls die Gemeinde sind, es die Verwaltung im Dorf nicht mehr gebe und sie sich nun im neuen Hauptort anmelden müsse (was ohne Auto eine halbe Weltreise ist).

Lebt es sich eigentlich besser, wenn man so naiv und ignorant durch die Welt geht?


Montag, 20. März 2017

Die letzte Zahlung

Nun ist sie da, die letzte Steuererklärung aus Deutschland. Wie erwartet, muss ich Steuern nachzahlen, aber immerhin nicht ganz so viel wie befürchtet. Und danach ist das Kapitel dann auch endgültig abgeschlossen.

Ganz ohne deutsche Behörden geht es aber trotzdem nicht. Schliesslich darf ich noch an den Bundestagswahlen teilnehmen, doch dafür muss ich mich als sogenannter "Auslandsdeutscher" erst ins Wählerverzeichnis eintragen lassen. So will es der Bundeswahlleiter. Also wieder mal Formulare ausfüllen, wie schön! :) Aber diese eine Wahl, die einzige, an der ich derzeit überhaupt teilnehmen darf, möchte ich mir nicht nehmen lassen, auch wenn ich in dem Land nicht mehr lebe.

Dorthin möchte ich nur noch als Tourist zurückkehren. Rosalie und ich suchen derzeit nach Terminen für einen weiteren Berlin-Besuch, aber es ist gar nicht so einfach, da die Flugpreise doch zum grossen Teil recht hoch sind. Und, ehrlich gesagt, haben wir keine Lust, mit easyJet von Genf nach Schönefeld zu fliegen, wo doch Bern-Tegel so bequem ist.

Dabei gäbe es noch einige Menschen, die ich gern wiedersehen würde. Letzte Woche erhielt ich ein Mail von meiner Klavierlehrerin! Wir haben uns etwa 30 Jahre lang nicht mehr gesehen und ich wäre gar nicht auf die Idee gekommen, nach ihr zu suchen, weil ich annahm, sie wäre schon verstorben. Aber dank Sta*frien*s hat sie mich gefunden und möchte sich gern mal mit mir treffen.

Als kleines Kind wollte ich gern Klavier spielen, später ging mir die Lust aus und ich musste nur durchhalten, weil ich es fürs Studium brauchte. Jeden Montag, wenn der Gang zur Klavierstunde anstand, hoffte ich, sie wäre vielleicht verhindert und ich könnte wieder gehen ... Leider kam das äusserst selten vor. :) Im Rückblick muss ich sagen, dass meine Lehrerin erstaunlich viel Geduld mit mir hatte, wo ich doch selten geübt und damit kaum Fortschritte gemacht habe. Ob sie sich daran noch erinnern kann?


Freitag, 24. Februar 2017

Eine grüne "Rote Karte"

In den kommenden fünf Jahren werde ich nur ein einziges Mal an einer Wahl teilnehmen können. Rein formell bin und bleibe ich für mindestens zehn Jahre auch nach meinem Umzug in die Schweiz ein Deutscher. Doch da ich in Deutschland keinen Wohnsitz habe, darf ich lediglich an den Bundestagswahlen teilnehmen.

In der Schweiz dagegen darf ich natürlich als Ausländer auch nicht wählen (und hier gibt es bekanntlich viele Abstimmungen). Nach fünf Jahren erhalte ich - bei guter Führung - eine Niederlassungsbewilligung und kann dann zumindest auch über die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Bis dahin gilt jedoch: Ohne Stimmrecht! Daher musste ich bei der Versammlung kürzlich immer dieses Schild hier im Bild in der Hand halten, womit ich von den Abstimmungen gut erkennbar ausgeschlossen war. Immerhin war es keine rote Karte. :)

Dafür ist ein weiteres Stück Schweiz in meinem Portmonee (wer sich jetzt die Augen reibt - nach neuer Rechtschreibung ist das so richtig geschrieben) angekommen: Nach wiederholter Anfrage hat meine Schweizer Bank mir endlich eine Kreditkarte zugebilligt. Das macht das Online-Einkaufen hier im Inland für mich etwas günstiger, da die Euro-Wechselgebühr mit der deutschen Karte entfällt.

Aber auch ohne Wahlrecht fühle ich mich hier zu Hause, Berlin und Deutschland habe ich gefühlt schon lange hinter mir gelassen.

Mittwoch, 8. Februar 2017

Ich könnte schreien, aber nicht vor Glück!

Liebe Schweiz, wenn Du mich nicht haben oder/und vergraulen willst, dann sag es doch ganz offen und nicht mit solchen Methoden ...

Mit meinem Umzug in die Schweiz musste ich mich auch um eine Krankenkasse bemühen. Das System funktioniert hier etwas anders als in Deutschland, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Rosalie und ihre Kinder sind schon lange in einer bestimmten Kasse und recht zufrieden. Da mein neuer Arbeitgeber bei dieser Versicherung auch noch Rabatte anbot, entschloss ich mich, ebenfalls mit diesem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

Wie immer, wenn es um Neukunden geht, war ein Vertreter schnell vor Ort und schwärmte in den höchsten Tönen. Auch der errechnete Tarif klang vielversprechend. Also unterschrieb ich letzten August, allerdings mit dem Hinweis, dass doch die Versicherung bitte erst ab November laufen solle, denn bis dahin sei ich ja noch in Deutschland pflichtversichert. Das sei natürlich alles kein Problem, meinte der Vertreter ...

Kurze Zeit später erhielt ich die erste Police, zahlbar ab sofort. Also nahm ich Kontakt mit dem Vertreter auf: Das sei ein Missverständnis, meinte er, ich solle nicht zahlen und er würde das klären. Kurze Zeit später erhielt ich die nächste Police, ebenfalls mit falschen Zahlen, und einen Brief, in der man mich als neues Mitglied begrüsste. Die Ausrede diesmal am Telefon: Da könne er nichts machen, diese Schreiben gingen von einer Zentrale aus und er würde sich kümmern. Es läge offenbar an einer fehlenden Bestätigung der Gemeinde, dass ich erst ab November zahlungspflichtig sei.

Immerhin, irgendwann, ein paar Wochen später, kam dann tatsächlich die richtige Police, allerdings kurz hintereinander zwei verschiedene Versichertenkarten. Erklären konnte mir das der gute Mann auch wieder nicht, ich solle halt die zuletzt erhaltene nutzen und die andere vernichten.

Es wurde Oktober, dann erhielt ich schon wieder eine Police, gültig ab Januar 2017. Plötzlich sollte mein Beitrag um rund 63 Franken im Monat steigen. Wie bitte? War das also nur ein Lockangebot? Nein, nein, versicherte mir der Versicherer. Es wären die Umstände und neue Bestimmungen ... Er hätte aber "schlaflose Nächte" hinter sich (wie rührend), um mir ein besseres Angebot unterbreiten zu können. Dafür müsste ich nur einer bestimmten Gesellschaft beitreten, um den Rabatt zu bekommen, und auch die einmaligen Kosten für den Eintritt dort würde er übernehmen. Nun ja, also warum nicht, wenn ich damit Geld sparen kann. Immerhin sollte der Beitrag damit "nur" um rund 25 Franken steigen, wie in der Offerte stand, die er mir zusandte.

Zwei Monate lang hörte ich anschliessend - nichts. Stattdessen flatterte Ende Dezember die nächste Rechnung herein für den Monat Januar. Natürlich zum erhöhten Preis, kein Wort von der verminderten Police. Ich rief am 31. Dezember an und erfuhr, dass die Korrektur dauern würde und ich solle doch erst einmal zahlen. Die zu viel gezahlten Beträge würden verrechnet. Die Dame am Telefon wollte sich gleich nach Neujahr kümmern und sich melden.

Passiert ist, man ahnt es, wieder nichts. Ich zahlte also zähneknirschend und erhielt gleich die nächste Rechnung für Februar, wieder mit falschem Betrag. Nun schön, also weiter warten und hoffen.

Die Hoffnung verflog letzte Woche, als endlich die neue Police eintraf. Keine Erklärung, einfach die nackten Daten. Statt der versprochenen Ersparnis von fast 38 Franken waren es gerade mal noch 10! Ich wäre fast explodiert, als ich die Zahlen sah. Noch am selben Abend schrieb ich ein recht böses Mail an die Agentur mit der Frage, ob man mich für dumm verkaufen wolle (natürlich etwas freundlicher, aber auch für Schweizer Verhältnisse deutlich).

Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten ... Nun bin ich kurz davor, mir im Herbst eine andere Versicherung zu suchen. Bei diesem Durcheinander schon bei den Beiträgen, möchte ich nicht wissen, was abläuft, wenn ich mal eine Rechnung einreichen muss. Nein, danke, liebe Versicherung, so nicht!

Aber nicht nur die Versicherung macht mir das Leben schwer, auch andere Firmen wollen mich einfach nicht als Kunden haben. Ende des letzten Jahres hatte ich ja eine Kreditkarte beantragt, der Antrag wurde mit fadenscheinigen, verschiedenen Argumenten (ein Mitarbeiter meinte, das Antragsverfahren hätte zu lange gedauert, ich solle den Antrag wiederholen, der andere meinte, ich wäre nicht lange genug in der Schweiz angemeldet) abgelehnt.

Nun wollte ich eine Tankkarte bei einer der grossen Ketten im Land beantragen. Gestern erhielt ich eine Absage per Post. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rief an, um nach den Gründen zu fragen. Die Dame meinte, Begründungen würden sie grundsätzlich nicht mitteilen. Womöglich liege es daran, dass ich noch nicht lange genug im Lande sei. Aha - sieben Monate reichen also nicht, ein fester Arbeitsvertrag, ein normales Einkommen, ein Schweizer Bankkonto, mehrere Kreditkarten aus Deutschland und ein Wohnsitz in einem stattlichen Haus zählen nicht? Sehr merkwürdig. Ich hab darum gebeten, eine Wiedererwägung einzuleiten, aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man immer mal wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören, ob nun bewusst oder unbewusst. Ich werde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen und auch dort nachhaken, sollte erneut eine Ablehnung kommen.

Eine gute Nachricht kam dann gestern aber doch noch per Post: Rosalie hat einen ersten Erfolg im Scheidungsverfahren errungen. Die Anträge des künftigen Ex-Mannes, ab sofort nur noch einen Bruchteil des Unterhaltes zu zahlen, wurden zu grossen Teilen abgewiesen!

Dienstag, 7. Februar 2017

Bürokratie - einfach unschlagbar

Habt Ihr schon einmal etwas vom VwZG gehört? Nein, das ist kein Auto, sondern das Verwaltungs-Zustellungsgesetz. Was es nicht alles gibt! Damit habe ich jetzt gerade zu tun ...

Vor einigen Tagen habe ich meine Steuererklärung auf elektronischem Wege nach Berlin geschickt. Die gute Nachricht: Sie wird offenbar derzeit bearbeitet.

Aber nun kommt's: Gestern erhielt ich vom FA ein Mail, in dem man mir mitteilte, dass Verwaltungsakte nicht in die Schweiz bekanntgegeben werden können. Wie bitte? Muss ich das Schreiben jetzt persönlich abholen oder ein Postfach in Deutschland einrichten? Es geht doch "nur" um einen Steuerbescheid ... Immerhin hatte ich die Möglichkeit, einen Empfangsberechtigten in Deutschland anzugeben, nämlich meinen Papa. Ich hoffe, das wird so und per Mail akzeptiert. Aber was machen Auswanderer, die daheim keine Angehörigen mehr haben? Die müssen einen Steuerberater oder Anwalt bemühen, um den Verwaltungsakt entgegen zu nehmen, oder persönlich erscheinen.

Und warum nun dieses Theater? Die Antwort bietet eben jenes VwZG. Dort ist genau geregelt, wer wann was in welches Ausland zustellen darf. Dort heisst es:

"Die unmittelbare postalische Bekanntgabe von Verwaltungsakten im Ausland ist nur im Verhältnis zu solchen Ländern zulässig, die dies gestatten."

Und weiter, speziell auf die Schweiz bezogen:

"Das deutsch-schweizerische DBA enthält keine Regelungen über Rechtshilfe bei Zustellungen. Die Auslandsvertretungen in der Schweiz dürfen Zustellungen in Fiskalsachen weder an eigene noch an fremde Staatsangehörige oder an Staatenlose bewirken. Zustellungen an Empfänger in der Schweiz sind daher – sofern kein inländischer Empfangsbevollmächtigter benannt ist – i. d. R. durch öffentliche Zustellung zu bewirken, da die Schweiz auch gegen die postalische Bekanntgabe Bedenken erhoben hat."


Wieder etwas dazu gelernt ...

Mittwoch, 1. Februar 2017

Und tschüss

Es ist (fast) geschafft! Meine letzte Steuererklärung für Deutschland ist auf dem Weg. Durch die (aus meiner Sicht völlig unfaire) Berücksichtigung des im Ausland erzielten Einkommens war noch mehr Papier auszufüllen und ich hoffe, dass ich alles richtig gemacht und nichts vergessen habe. Aber wenn alles okay ist, wartet am Ende nun noch eine saftige Nachzahlung (eben wegen des Einkommens im Ausland), aber dann kann mich das Finanzamt mal. Mein Geld bekommt ihr nicht mehr!

Dafür muss ich meine Steuern dann natürlich hier in der Schweiz zahlen. Eine Erklärung muss ich allerdings in den nächsten fünf Jahren nicht zwingend abgeben, da meine Steuer (was in Deutschland ja völlig normal ist, aber nicht hier) direkt vom Gehalt einbehalten wird. Nur, wenn die Chance besteht, Abzüge geltend machen zu können, lohnt der Aufwand.

So ist nun eine weitere Verbindung nach Deutschland beendet. Im nächsten Schritt beantrage ich jetzt einen Schweizer Führerschein. Das ist Pflicht, wenn man sich mehr als 12 Monate lang in diesem Land aufhält. Der deutsche Schein ist danach nicht mehr gültig. Ich muss also zu einem Vertrauensarzt und einem Optiker, um meine Fahrtauglichkeit attestieren zu lassen (das geschieht unabhängig vom Alter - nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht *g*), und dann erhalte ich eine neue Plastikkarte. Mein deutscher Ausweis wird an die Führerscheinstelle in Berlin zurück geschickt und dort verwahrt (falls ich doch mal zurückkehren sollte ...).

Das wird dann endlich mal ein "richtiger" Schweizer Ausweis sein, den ich ständig dabei haben werde, denn der Ausländerausweis ist nur ein Stück Papier, den man weder dabei haben muss noch sollte (ansonsten ist er nach ein paar Wochen hinüber).


Donnerstag, 17. November 2016

Bürokratie ist überall

Einerseits beruhigt es mich ein wenig, dass meine Erfahrungen mit  Behörden und Firmen in der Schweiz nicht besser sind als in Deutschland. Ärgerlich sind sie aber ganz genauso. Drei Beispiele der letzten Wochen ...

Bekanntlich ist in der Schweiz alles teuer, zum Beispiel auch Kreditkarten. Daher wollte ich ein interessantes, kostenloses Angebot nutzen, bei dem man auch noch Bonuspunkte sammeln kann für eine der grossen Supermarkt-Ketten hier im Land. Die Anträge liegen auch in den Märkten aus, also gehe ich davon aus, dass es sich um ein seriöses Angebot handelt. Da man den Antrag auch online ausfüllen kann, habe ich das getan, und bekam dann nach ein paar Tagen die kompletten Unterlagen von der Bank. Brav habe ich alles ausgefüllt und per Post abgeschickt.

Es dauerte über eine Woche, dann bekam ich Post von der Zebra-Bank (sie heisst ähnlich, aber ich nenne sie immer so). Mein Antrag sei aufgrund interner Richtlinien abgelehnt worden! Da ist mir zum ersten Mal der Mund offen stehen geblieben. Schliesslich habe ich in Deutschland seit vielen Jahren mehrere Karten. Warum also nicht hier? Ich rief dort an und erfuhr schliesslich, dass die Beantwortung einer Frage schuld war. Die Frage nach der Art des Wohnens hatte ich wahrheitsgemäss mit "andere" beantwortet, da ich weder Eigentum besitze noch zur Miete wohne. Nachdem ich das telefonisch klären konnte, wollte die Dame meinen Fall wieder eröffnen. Es dauerte wiederum eine Weile, bis ich erneut Post bekam. Man müsse meine Adresse prüfen, und zu diesem Zweck solle ich die Kopie eines Bankauszuges zusenden.

Leider steht dort bei mir aber keine Adresse drauf! Also rief ich wieder an und vereinbarte, ein anderes Dokument als Beweis meiner Wohnanschrift senden zu können. Das tat ich dann auch. Wieder passierte nichts, inzwischen waren schon zwei Monate vergangen.

Letzte Woche erhielt ich Post von der Zebra-Bank: Mein Antrag könne nicht bearbeitet werden, weil der Prozess zu lange gedauert hätte. Ich solle einen neuen Antrag stellen!! Wie bitte? Weil die Bank nicht in der Lage ist, meinen Antrag kurzfristig zu entscheiden, fangen wir wieder bei Null an? Ich rief wütend erneut die Hotline an. Der Herr am Telefon druckste erst herum, meinte dann, sein Kollege hätte eingetragen, der Antrag würde abgelehnt, weil ich noch nicht lange genug in der Schweiz sei! Mir blieb fast die Luft weg ... Das fällt denen nach über zwei Monaten ein?? Und warum sagt das Schreiben an mich etwas ganz Anderes aus? Der arme Mann am Telefon meinte, da hätte sich vielleicht etwas überschnitten. Ich wurde etwas laut, und man versprach, das zu klären und mich am nächsten Tag zurück zu rufen. Darauf warte ich sei über einer Woche. Das Thema Zebra-Bank ist für mich erledigt!

Ähnlich geht es mit meiner neuen Krankenkasse. Vor Wochen war ein Vertreter von denen bei uns im Haus und versprach mit warmen Worten einen tollen Vertrag mit günstigen Tarifen. Ausserdem wäre es kein Problem, die Versicherung erst ab November laufen zu lassen, da ich bis dahin ja noch in Deutschland versichert sei.

Seit dem bekam ich fast täglich Post ... Die Termine stimmten nicht, der Tarif war falsch, ich erhielt mittlerweile schon zwei Versicherungsausweise, und die Abbuchung klappt auch nicht. Ich hab unzählige Mails schreiben müssen, telefonieren, intervenieren, und noch immer ist nicht ganz klar, ob nun wirklich alles in Ordnung ist. Es kann doch eigentlich nicht so schwer sein in so einer grossen Firma, einen Kunden zufrieden zu stellen, oder?

Noch ein kurzes Beispiel moderner IT in Deutschland. Ich bin Kunde einer Online-Bank. Auch dort muss ich natürlich meine Adresse ändern. Das geht ganz einfach online mit Bestätigung per TAN. Darüber hinaus muss man im Ausland zusätzlich ein Formular ausfüllen und per Fax senden. Ich hab also die neue Adresse eingegeben und gespeichert und direkt danach das Fax gesendet.

Es kam auch an, aber Minuten später auch ein Mail, dass man das Fax nicht bearbeiten könne, denn es sei keine neue Adresse hinterlegt. Ich möge doch bitte erst die Adresse ändern und dann erneut das Fax senden! Wie bitte? Das hatte ich doch gerade online erledigt? Ich rief die Hotline an und erfuhr, dass es ZWEI Tage dauern würde, bis die neue Adresse im System sei! Ämmm ... Was? Ist das nicht eine Online-Bank, und sollte das nicht binnen Sekunden erledigt sein, wo ich es doch persönlich mit TAN bestätigt habe? Nein, das dauere nun mal so lange (wie eine Brieftaube braucht ...).

Tatsächlich war nach vier Tagen (es war ein Wochenende dazwischen) meine neue Adresse "schon" im System hinterlegt und das Fax scheint nun bearbeitet zu werden, denn diesmal erhielt ich zumindest kein Mail über den Eingang.

Schöne, neue IT-Welt! Willkommen in der Realität.


Mittwoch, 31. August 2016

Es war einmal ...

... ein kleines, süßes, verschlafenes Dorf mit gut 500 Seelen. Dort regierte seit rund 20 Jahren ein kleiner König, wie es ihm gefiel. Das halbe Dorf war verwandt und verschwägert, niemand traute sich, seine Meinung zu sagen, und wer brav war, wurde mit Geschenken bedacht. Entscheidungen wurden heimlich gefällt, Aufträge an wohlgefällige Unternehmen verteilt, Land so eingezont, dass der "Hofstaat" begeistert war. Dafür wurde ein schöne alte Kirche geopfert, um sie gegen ein hässliches Architektur-Monster auszutauschen, und auch sonst war der Erhalt des alten Dorfbildes zugunsten eigener (finanzieller) Vorteile nicht von Interesse.

In diese "Idylle" sind wir nun eingebrochen und haben uns erdreistet, sogleich Einsprachen gegen spekulative Bauvorhaben einzureichen. Darüber hinaus gibt es seit einer Ewigkeit für die anstehenden Wahlen mal wieder einen weiteren Kandidaten aus unserer Nachbarschaft. Das erzürnt den König, und man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiter zuspitzen wird.

Dies ist der Grund, warum Rosalie aktuell schon wieder jeden Abend am Schreiben ist, aber leider nicht für den Blog, sondern um für den Erhalt des Dorfes in seiner jetzigen Form zu kämpfen. Zum Glück haben wir schon zwei Familien gefunden, die sich ebenfalls dafür einsetzen, aber das reicht nicht. Wir müssen jetzt aktiv werden und versuchen, viele Einwohner zu mobilisieren. Unter der Hand hört man hier und da Kritik, aber kaum einer traut sich, dies laut zu sagen, aus Angst, seine Stellung im Dorf in Gefahr zu bringen und Repressalien zu erleiden.

Für einen Großstädter wie mich ist das schon eine kaum vorstellbare Erfahrung, welcher Filz in einem Dorf herrschen kann. Sicherlich gibt es auch in einer Stadt solche Erscheinungen, Seilschaften, Lobbyisten, Schmiergeldaffären. Doch dass EIN Mann, der natürlich durch seine Tätigkeit über wichtige Kontakte zu vielen anderen Entscheidungsträgern in den Ämtern verfügt und uns damit das Leben noch schwerer macht, gänzlich ohne Gegenwehr über das Wohl eines ganzen Dorfes entscheiden kann, und das schon über 20 Jahre lang, hätte ich heutzutage nicht gedacht.

Bis Freitag muss die eine Einsprache fertig werden, eine Woche später schon die zweite. Es wird also noch etwas still sein auf dem Blog meiner Liebsten. Aber das ist jetzt notwendig, geht es doch auch um die künftige Nachbarschaft unseres Hauses.

Montag, 29. August 2016

Mein Objekt der Begierde

Da ist er - DER Ausweis! Nun bin ich ein ganz kleines bisschen Schweizer und kann endlich alle weiteren Formalitäten in Angriff nehmen: Krankenkasse, Bankkonto, und natürlich mein Auto zulassen!

Nur noch sieben Mal nach Hause fliegen, nur noch 35 Mal zur Arbeit fahren, dann ist Ende in Berlin.

Der Countdown läuft!

Dienstag, 9. August 2016

Ja, ich will ...

... nein, nicht heiraten. Ich möchte eine Aufenthaltsbewilligung für die Schweiz! Ohne die kann ich meine neue Stelle nicht antreten. Das Verfahren ist für EU-Bürger mehr oder weniger Formsache, solange man einen gültigen Arbeitsvertrag vorweisen kann.

Erfreulicherweise muss man für diesen Antrag nicht persönlich vorsprechen, sondern kann die Unterlagen samt Passbildern per Post an die zuständige Behörde schicken. Das habe ich an diesem Wochenende getan, und nun warte ich gespannt auf die Ausstellung meines Ausländer-Ausweises, mit dem ich mich dann bei der Gemeinde anmelden und mich um Bankkonto, Krankenkasse und Versicherungen kümmern und auch das Auto anmelden lassen kann. Schick sieht er leider nicht aus, ist nur ein Papier-Büchlein, aber es kommt ja auf den Inhalt an! *g*

Da ich natürlich weiterhin Deutscher bleibe, kann ich meinen Personalausweis behalten, im Gegensatz zum Führerschein, den ich dann innerhalb eines Jahres gegen ein Schweizer Dokument umtauschen muss. Da ich auch Fahrzeuge bis zu 7,5 t fahren darf, muss ich neben dem obligatorischen Sehtest auch noch zu einem Vertrauensarzt (was immer der untersuchen soll) - oder verzichte auf diese zusätzliche Berechtigung.

Falls man übrigens die Frist versäumt, muss man unter Umständen eine Kontrollfahrt absolvieren, um den Führerschein zu erhalten. Also mache ich auch das am besten recht bald! Womöglich blamiert man sich noch in dieser Prüfungssituation. :-)