Heute ist es nun soweit. Lange habe ich es hinaus gezögert, aber einen richtigen Zeitpunkt gibt es leider nicht - mein Papa wird nun der Letzte sein, der die eigentlich tolle Nachricht des neuen Jobs von mir erfahren wird. Der Letzte, weil es ihm, wie ich neulich schon kurz andeutete, und damit auch mir vermutlich sehr nahe gehen wird.
Das liegt nicht daran, dass er mir nicht gönnt, mein Glück gefunden zu haben und es nun auch vollständig genießen zu können. Es ist einfach eine Kopfsache. Der Mensch, der ihm - neben seiner Frau - am nächsten steht, ist plötzlich nicht mehr auf Zuruf verfügbar, kann nicht sofort helfen, wenn es notwendig sein sollte (was bisher noch nie vorkam), und ist über 800 km weit weg.
Das Verhältnis zu meinem Vater war im Laufe der Zeit sehr unterschiedlich. Bedingt durch die damaligen Umstände hinsichtlich meiner Stiefmutter war unsere Beziehung schon während der letzten Kinderjahre nicht mehr die beste, und nach meinem Auszug zu Hause lief sie nur noch auf Sparflamme. Daran änderte sich wenig, bis ich mich vor neun Jahren von meiner Ehefrau trennte.
Nach einem kurzen Schockmoment spürte ich eine enorme Veränderung bei ihm. Das Interesse war wieder da, auch der Wunsch, mich öfter zu sehen und zu unterstützen. Von nun an trafen wir uns wieder regelmäßig, telefonierten jede Woche (stets in Sorge, ich könnte ohne Partnerin verhungern), und er freute sich sehr mit mir, als ich Rosalie kennen lernte. Damals ahnte er allerdings noch nicht, welche Konsequenzen das mal haben könnte.
Denn nun werde ich plötzlich "nicht mehr da" sein. Damit bin ich auf der Welt natürlich kein Einzelfall, und ganz sicher rechnete er im Stillen inzwischen auch damit, dass der Tag kommen wird, aber die Hoffnung war und ist, dass es noch möglichst lange dauern möge. Das Argument, dass ich doch per Skype und Telefon immer erreichbar bin und bei Notwendigkeit auch kurzfristig in eines von über 10 Flugzeugen pro Tag nach Berlin steigen kann, tröstet da vermutlich genau so wenig wie mein Plan, auch nach dem Umzug regelmäßig mal für ein langes Wochenende zurück zu kommen.
Es wird ein schwerer Weg, und im Augenblick weiß ich noch gar nicht, wie ich das Thema ansprechen soll. Es ergibt sich dann hoffentlich im Laufe der Abends. Das Letzte, was ich erleben möchte, ist ein weinender Vater. Aber ich sollte darauf gefasst sein.
Nachtrag: Es ist geschafft und ich bin erleichtert! Über eine Stunde saß ich bei ihm wie auf Kohlen und suchte nach dem passenden Moment. Als ich dann sagte, dass ich ab November weg sei, war erst Stille, dann die bange Frage, ob ich denn einen Job hätte. Als ich begann, die ganze Geschichte zu erzählen, kullerten wie erwartet dann ein paar Tränchen, doch seine erste Reaktion darauf war, dass er mir das sehr gönne - aber eben auch traurig sei. Den Rest des Abends war er dann sehr tapfer und recht gefasst, aber ich fürchte, er hat die Tragweite noch gar nicht durchdrungen. Das kann er nun in aller Ruhe tun, es sind ja noch drei Monate Zeit. Und seine Aussage, dass er vielleicht doch noch einmal überlegt, uns trotz der weiten Reise zu besuchen, hat mich sehr gefreut!
Ach, Herr B. Du bist nicht zu beneiden in dieser Angelegenheit. Sehr gut kann ich mir vorstellen, wie es Deinem Vater gehen wird. Schade ist ja nur, dass Du die Stiefmutter nicht auf Deiner Seite hast, denn sie könnte ja in Deinem Sinne einige Worte, beschwichtigend und positiv beisteuern.
AntwortenLöschenDu solltest die ersten beiden Male, die Du für ein verlängertes Wochenende in Berlin verbringen möchtest, nicht allzuferne planen, damit der Vater Vertrauen in Deine Worte bekommt. Nicht, dass er Dir nicht von Grund auf vertraut, aber die Freude über das rasche Umsetzen Deines Versprechens, das wird helfen - denke ich.
Ja, es ist schwer!
Ich wünsche Dir für heute alles Gute, viel Kraft und solltest Du auch eine Träne vergießen, es ehrt Dich auf jeden Fall.
Danke Dir für die guten Wünsche! Es wird gerade zu Beginn etwas schwierig mit den Besuchen, denn während der Probezeit wird das nichts mit Urlaub. Allerdings arbeite ich ja nur 90% und habe daher in jeder zweiten Woche einen Tag frei. Vielleicht kann ich den dann mal dafür nutzen.
LöschenIch hab schon überlegt, meine Stiefmutter per Mail vorher einzuweihen. Doch was sollte sie im Vorfeld tun, um es leichter zu machen, noch dazu, wo ich nicht weiß, was IHR in den Sinn kommt, wenn sie davon erfährt ... Also werde ich nachher meinen Mut zusammen nehmen und es möglichst bald verkünden.
Ach, Herr B. ... nun ist es also soweit! Time to say "Good Bye Deutschland". (Apropos... Du und Rosalie wärt bestimmt auch ein toller "Fall" für diese -von mir sehr geliebte- Sendung gewesen) :)
AntwortenLöschenIch schaue immer mal wieder nach Euch und habe heute erst von diesem neuen Blog erfahren. Ihr beiden und Eure wunderbare Geschichte geht mir von Anfang an so nah und ich bin davon restlos begeistert. Drücke Dir/Euch weiterhin die Daumen, dass alles noch viel besser wird und werde auch weiterhin mit großem Interesse Deine Beiträge verfolgen.
Wünsche Euch nur das Allerbeste, viel Glück!
Liebe Grüße
Ayse
Liebe Ayse, vielen Dank für die guten Wünsche!
LöschenNoch besser? Ich weiß gar nicht, ob das noch geht, es ist jetzt schon wie ein Märchen. :-)
Es geht uns sehr gut, und die kleinen und größeren Probleme, die es momentan noch gibt, werden wir auch noch gemeinsam lösen! Und dann hoffe ich sehr, dass vor allem für meinen Schatz wieder ruhigere Zeiten anbrechen. Im Übrigen juckt es ihr in den Fingern, wieder selbst zu schreiben, nur die Zeit fehlt leider noch immer.
Schön, dass Du hier bist. Herzliche Grüße!
GsD dass er es unbeschadet überstanden hat. Ist ja nicht so einfach, wenn sich ältere Menschen sehr aufregen.......;-(
AntwortenLöschenFein, dass er von sich aus meint Euch (wieder) zu besuchen, das hilft ihm, die Entfernung zu relativieren - also als ohneweiteres machbar zu sehen.
Sieht doch nach Happy End aus - ick freu mir!
LG
Ich bin auch sehr erleichtert! Das lag mir doch ziemlich auf der Seele. Falls er nicht gestern Abend noch einen Zusammenbruch hatte, gehe ich davon aus, dass er es zumindest akzeptieren kann, auch wenn es immer ein lachendes und ein weinendes Auge bleiben wird.
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