Dienstag, 8. November 2016

Es brodelt innerlich

Es wurmt mich, meine Liebste, meinen Vater, was da gerade mit meinem Sohn passiert. Da wird aus einer Laune heraus ein Studium abgebrochen in der Hoffnung, Papa wirds schon richten und zahlen, bis er sich was Neues überlegt hat. Meine Ex ist wie bisher schon fein raus, weil sie seit vielen Jahren zu bequem ist, sich um mehr Arbeit zu bemühen, und daher gerade so viel verdient, um über die Runden zu kommen und nichts für ihren Sohn bezahlen zu müssen.

Für mich ist daher die Marschrichtung klar: Ich zahle freiwillig für vier Monate zur Überbrückung wieder Unterhalt, danach ist Schluss. Dann bleibt nur noch Hartz IV oder er muss Klage einreichen. Ein Anwalt meinte gestern sogar, ich müsse gar nichts zahlen, da die Ausbildung auf eigenen Wunsch abgebrochen wurde, aber diverse Urteile sehen das anders, und ich denke, damit habe ich dann wirklich meinen guten Willen gezeigt, auch wenn mein Sohn ohne Not gekündigt hat. Ich bin wirklich ratlos, wie man ohne Plan so einen Schritt gehen kann und seine Mutter ihn da offenbar auch noch unterstützt hat. Ich glaube kaum, dass seine Gesundheit gefährdet gewesen wäre, hätte er mal die Zähne zusammen gebissen, und zumindest noch solange weiter gemacht, bis er eine Idee hat, wie es weitergehen soll.

Ist die Jugend heute so, dass sie nicht gelernt hat, mit Schwierigkeiten umzugehen, weil Eltern alle Steine aus dem Weg geräumt und jeden Wunsch erfüllt haben, wann immer es nötig war? Geben sie zu schnell auf? Ich hätte erwartet, dass man mich vor dieser schwerwiegenden Entscheidung auch mal hört, und nicht nur, wenn es um eine Zahnbehandlung geht oder die Frage, ob ich ihm seinen Thailand-Urlaub mitfinanzieren könne. Vermutlich war ich immer zu gutmütig. Von meiner Ex kommt einstweilen gar nichts, obwohl ich ihr schon zwei Mails geschrieben habe. Auch sie ist wohl zu feige, Stellung zu beziehen.

Mit einer neuen "Baustelle" dieser Art habe ich nicht gerechnet, jedenfalls nicht so schnell. Das ärgert mit sehr, zumal wir hier mit den Klagen bei Rosalie eigentlich genug um die Ohren haben. Aber irgend etwas wird das Leben uns damit wohl beibringen wollen ...

Montag, 7. November 2016

Das erste Wochenende ohne Countdown

Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, am Sonntagmorgen neben Rosalie ohne den Gedanken aufzuwachen, in ein paar Stunden schon wieder im Zug sitzen zu müssen! Dieses herrliche Gefühl hatte ich am vergangenen Sonntag nun zum ersten Mal (von den wenigen Ausnahmen abgesehen, als ich mal erst am Montag zurück musste).

Und so war es ein richtig schöner, normaler, lazy Sonntag, wie ihn Tausende andere Paare/Familien auch haben: Spätes Frühstück, ein wenig Haushalt, gemeinsames Kochen, ein bisschen Büroarbeit, Lesen, Musik hören, Wein trinken, Küssen ... Zwischendurch musste ich noch meinem Vater per Remote an seinem Notebook helfen. Das hat zum Glück geklappt und Papa war zufrieden. Trotzdem hörte ich eine gewisse Traurigkeit in seiner Stimme, die mich daran erinnert hat, mich bald nach einem Termin für die nächste Berlin-Reise umzuschauen. Das wird aber auch davon abhängen, ob ich während meiner Probezeit überhaupt Urlaub nehmen darf. Diese Frage konnte mir mein Teamleiter am Freitag leider nicht beantworten.

Nun beginnt schon die zweite Arbeitswoche in der Schweiz, an deren Ende mein erster freier Tag (dank 90%iger Tätigkeit) stehen wird. Da wir sturmfreie Bude haben werden, könnten wir es uns richtig gemütlich machen, wären da nicht die anstehenden Gerichtstermine bei meiner Liebsten, die unbedingt vorbereitet werden müssen. Es ist viel zu tun bis zum Ende des Jahres!

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Das wollte ich eigentlich schreiben, das Post war fast schon fertig. Dann pingte mein Handy am Sonntagnachmittag. Ein WA meines Sohnes: Er wolle mir noch mitteilen, dass er sein duales Studium hingeschmissen habe und ich nun wieder Unterhalt zu zahlen hätte! Nach nur drei Monaten! Nach einem Auswahlverfahren über mehrere Runden als einer von bundesweit 30 Auserlesenen (von mehreren Tausend), mit einem monatlichen Gehalt, von dem Andere in dem Alter nur träumen können!

Auf meine Nachfrage, warum er denn jetzt so plötzlich gekündigt hätte, kam als Antwort nur, er wäre unzufrieden gewesen ... Ich war sprachlos, wütend, enttäuscht. Um so mehr, da er gar keinen Plan hat, wie es nun weiter geht. Ja, er wolle sich vielleicht Arbeit suchen und dann mal schauen, irgendwas Soziales, vielleicht Erzieher oder Pädagogik oder so ...

Ich kann verstehen, dass man sich mal irrt, gerade im Alter von nur 19 Jahren. Aber ohne Alternative mal eben alles hin zu werfen in der (falschen) Gewissheit, die Eltern würden sich schon kümmern, das hat mir die Sprache verschlagen. Und so musste ich ihm unverzüglich mitteilen, dass sehr wohl KEINE Unterhaltspflicht besteht, wenn er seine Ausbildung einfach abbricht, maximal für eine sehr begrenzte Übergangszeit. In dieser Zeit hat er sich um Arbeit zu kümmern - und natürlich um eine neue Ausbildung.

Damit hat er wohl nicht gerechnet und wollte sofort widersprechen. Aber ich hab ihm die entsprechenden Urteile vom OLG geschickt, das hat ihn dann doch überrascht. Er wolle sich noch mal informieren und käme wieder auf mich zu ...

Ich bin immer gern bereit, mein Kind zu unterstützen, aber keinesfalls seine Faulheit. Welche Rolle meine Ex dabei spielt, mit der er angeblich zuvor gesprochen hat, kann ich noch gar nicht einschätzen. Womöglich hat sie ihn auch ermuntert, schließlich verdient der Papa jetzt sicher in der Schweiz ein Vermögen ... Und da sie nur ein paar Stunden pro Woche arbeitet und daher unter der Grenze des Selbstbehaltes bleibt und daher gar nichts zahlen muss, ist ihr das womöglich erst recht nicht schwer gefallen.

Ich hab ihm nun zugesagt, meine Unterhaltsleistungen, die ich bis Juli geleistet habe, wieder aufzunehmen, aber nur für vier Monate. Danach möchte ich wissen, wo er sich um Arbeit bemüht hat und wie es mit einer neuen Ausbilung weiter geht. Ansonsten werde ich die  Zahlungen einstellen.

Es ist schade, dass es sich so entwickelt. Aber ich bin nicht bereit, ihn aus der Verantwortung zu nehmen und einfach sinnlos weiter zu zahlen, während er in den Tag hinein lebt und "mal schaut" ... Ich war stolz darauf, was er geschafft hat und ja, ich hab mich auch gefreut, dass ich nun finanziell auch mal etwas für MICH tun kann, zumal ich in den vergangenen Jahren jeden Monat auch noch mehr gezahlt habe, als ich gemusst hätte. Daraus wird nun für die nächsten Jahre wieder nichts.

Ich will gar nicht leugnen, dass sicherlich in der Vergangenheit, seit der Scheidung, nicht immer alles gut war. Die Gründe dafür sind vielfältig und ganz sicher habe auch ich meinen Teil dazu beigetragen. Das rechtfertigt aber nicht, dass er jetzt seinen Lebensweg so achtlos verlässt, ohne zu wissen, was kommen wird und ob er etwas Vergleichbares finden kann. Da er zum Zeitpunkt des Abis den Studienplatz schon sicher hatte, gab er sich auch keine Mühe mehr - entsprechend bescheiden ist das Abi ausgefallen. Auch das wird sicherlich nicht zu einem Top-Studienplatz beitragen. Ich frage mich, was ihm seine Mutter da geraten haben mag? Die Antwort spielt allerdings keine Rolle mehr, es ist jetzt sowieso zu spät.

Freitag, 4. November 2016

Wann geht mein Flug?

Noch ist es längst nicht so weit, dass ich gedanklich ganz und gar in meiner neuen Heimat angekommen bin. Zu Vieles ist noch neu, muss sich einschleifen, will erschlossen und verinnerlicht werden. Manchmal, es wird aber schon seltener, ertappe ich mich dabei, auf den Tag zu warten, an dem ich für den Rückflug einchecken muss. Kein Wunder nach 3,5 Jahren kondittionierter Routine. Und dann stelle ich erleichtert fest, dass es keinen Rückflug mehr geben wird, dass ich wirklich angekommen bin und es mir mit meiner Liebsten gemütlich machen kann, ohne auf die Uhr zu schauen und in die übliche Sonntagsmelancholie zu verfallen.

Was für ein schöner Gedanke!

Herausforderungen wird es trotzdem geben, vor allem beruflich. Die Kollegen in meinem Team sind fast alle halb so alt wie ich, ziemlich chaotisch, planlos, spontan. Das ist an manchen Stellen hilfreich, aber oftmals auch hinderlich, wenn es keine Prozesse gibt. Hier hofft man auf meine Hilfe, und da kommen mir die Erfahrungen der prozesslastigen Behörde durchaus zugute. Es besteht nur die Gefahr, sich damit unbeliebt zu machen. Daher gilt: immer schön langsam!

Nun steht mein erstes komplettes Wochenende in der Schweiz an. Ich freue mich darauf, es mit Rosalie und den Kindern zu geniessen. Leider müssen wir auch ihre Baustellen attackieren, aber Zeit zum Ausruhen und Kuscheln bleibt ganz sicher.

Donnerstag, 3. November 2016

Erste Schritte

Der zweite Tag ist vorüber, und ich beginne, ein paar einfache Dinge selbst zu erledigen. Solange ich das Büro nicht verlassen muss, geht das schon ganz gut, aber draussen im riesigen Haus würde ich mich ohne Hilfe noch verlaufen, zumal es hier keine Pläne gibt und die Nummerierung der Räume scheinbar wider jede Regel geplant worden ist. Da aber meine (ausschliesslich männlichen) Kollegen alle traumwandlerisch richtig laufen, gehe ich davon aus, dass ich das auch noch lernen werde.

Einstweilen begnüge ich mich damit, mich an den neuen Alltag zu gewöhnen, die Menschen in meinem beruflichen Umfeld nach und nach kennen zu lernen und zu verstehen, was genau meine Aufgaben sein werden. Im Gegensatz zur Behörde in Berlin ist IT hier recht hemdsärmelig, was mich schon ein wenig überrascht. Schliesslich gibt es auch in diesem Haus jede Menge schützenswerter Daten. Aber es scheint irgendwie zu funktionieren. Ich werde mich etwas umstellen müssen, aber damit habe ich sicher keine Probleme.

Geklärt ist mein Arbeitsrhythmus - ich werde jeden zweiten Freitag frei haben. Ein Luxus, den ich mir gern leiste. Man wird ja nicht jünger! :)

Also dann - auf in den neuen Tag!

Dienstag, 1. November 2016

Der erste Tag

Gut vier Monate nach dem Vorstellungsgespräch ist er nun Wirklichkeit geworden, der erste Arbeitstag in der Schweiz. Es war schön, dass ich das Team durch den gemeinsamen Ausflug schon kennen gelernt hatte. So wusste ich bereits, mit wem ich es zu tun bekommen würde, und konnte mich darauf einstellen. Heute blieben damit erste Erfahrungen mit dem neuen Arbeitsweg, die Besichtigung meines künftigen Arbeitsplatzes und jede Menge Organisatorisches auf dem Programm übrig.

Es war ein guter Tag. Die erste "richtige" Fahrt mit meinem Auto zur Arbeit, der Empfang meines Dienstausweises, die erste Anmeldung am PC in meinem neuen Büro, in dem wir zu fünft sitzen (ziemlich klein, die Luft ist meist - IT typisch - etwas verbraucht), das erste Meeting, eine Begrüßungsveranstaltung und ein Gruppenfoto mit meinem Team. Und schon waren die neun Stunden (über eine halbe Stunde länger als in Berlin werde ich künftig täglich arbeiten müssen) auch schon um.

Über meine künftigen Aufgaben weiß ich noch nicht viel, aber das kommt in den nächsten Tagen. Zumindest bin ich schon mal optimistisch, dass ich mit dem Kollegen, der künftig mit mir ein Team bilden wird, sicher gut klar kommen werde. Das ist schließlich nicht ganz unwichtig, wenn man den ganzen Tag in einem engen Büro zusammen sitzt.

Nun lasse ich mich mal überraschen, was mich erwarten wird. Ein Gespräch mit meinem Chef steht auch noch auf dem Programm, denn wir müssen uns noch einigen, wann ich meinen freien Tag alle zwei Wochen haben werde. Dieser Tag sollte nach Möglichkeit schon mit dem Pensum von Rosalie zusammen passen, auch wegen möglicher Berlin-Reisen. Aber das alles wird sich finden. Apropos finden - auf dem riesigen Areal bin ich schon fürs Erste froh, wenn ich mein Büro wieder finde! Es gibt unglaublich viele Gebäude, Gänge, Tunnel und Abteilungen. Falls Ihr also in dieser Woche nichts mehr von mir lesen werdet, suche ich noch irgendwo einen Ausgang ...