Montag, 14. November 2016

Neue Strukturen

Zwei Wochen bin ich nun da, und so langsam bekomme ich Struktur in die neue Morgenroutine. Begann der Tag früher schon um 4 Uhr, klingelt der Wecker heute erst zwei Stunden später. Meist bin ich sogar vorher wach und kann verhindern, dass Rosalie wach wird.

In Berlin habe ich auf den Morgenkaffee verzichtet und lieber ein paar Minuten länger geschlafen. Nun kann ich mir die Zeit nehmen, in Ruhe in der Küche eine Tasse von dem schwarzen Zeug trinken, ein wenig Radio hören, eine Kleinigkeit essen und mir überlegen, was ich anziehen möchte. Nach dem Anziehen stand früher die tägliche WA-Morgennachricht für meine Liebste. Die gibt es nun nicht mehr, dafür den Kaffee ans Bett und einen heissen Kuss zum Wecken.

Statt zur U-Bahn gehe ich dann zum Auto neben dem Haus und fahre gemütlich die 35 km nach Bern. Auch der Weg "sitzt" nun und ich finde ohne Navi meinen gemieteten Parkplatz. Nach 45 Minuten bin ich dann im Büro. Da gibt es noch viel zu lernen ...

Da man in der Schweiz länger arbeitet als in Deutschland, bin ich erst gegen 18 Uhr zurück zu Hause. Das ist schon eine Umstellung, schliesslich fehlen mir rund drei Stunden Freizeit nach Feierabend. Viel Zeit für Privates bleibt dann nicht. Aber dafür kann ich den Abend mit Rosalie verbringen und sie im Bett in die Arme schliessen.

Ja, so langsam kehrt der neue Alltag ein, und er fühlt sich gut an!

Donnerstag, 10. November 2016

Feedback

Rund eine Woche bin ich nun im neuen Amt, und mein Chef bat mich gestern zu einem ersten Feedback-Gespräch. Er zeigte sich sehr zufrieden und begeistert von der Ruhe, Redegewandtheit und den Ideen, die ich schon eingebracht habe. Dass ich den Altersdurchschnitt in meinem Team dramatisch erhöht habe, sei durchaus ein Gewinn. Jugendlicher Leichtsinn und fehlende Reife seien an manchen Stellen in der Vergangenheit nicht so gut angekommen und könnten im schlimmsten Fall auch mal Schaden anrichten. Daher hofft er darauf, dass ich mit meiner Art und der Erfahrung einer Behörde für einige Veränderungen in der Arbeit und den Strukturen sorgen werde.

Das werde ich gern versuchen, aber ganz sanft und sensibel, um mich hier nicht gleich unbeliebt zu machen. Erste Reaktionen aus dem Team sind aber schon sehr positiv, sodass ich denke, dass wir hier gemeinsam durchaus etwas erreichen und vom Chaos im Laufe der Zeit in einen geordneten Ablauf übergehen können.

Also, rund herum - der erste Eindruck ist von beiden Seiten positiv! Dazu passend hat mein Chef mich gestern kurz vor Feierabend gefragt, ob ich mit in den Ausgang kommen wolle (also ein Bier trinken ...). Und so war ich mit ihm und zwei Kollegen in der Stadt, und aus einem Bier wurden vier. Ich hatte allerdings nur zwei kleine und zwei Kaffee, schliesslich musste ich noch fahren. Aber es war gut, lustig, informativ und ganz sicher auch ein guter Schritt in Richtung Teambildung. :-)


Mittwoch, 9. November 2016

Es gibt (doch) einen Plan

Gestern erhielt ich ein Lebenszeichen meiner Ex, daraufhin haben wir am Abend eine Stunde lang telefoniert. Von meinem Sohn war ja keine konkrete Auskunft zu bekommen, aber immerhin konnte ich mit ihr nun besprechen, wie die Situation ist, und vor allem, wie es weitergehen könnte.

Ihr war wohl schon länger klar, dass mein Sohn das nicht durchziehen würde. Vor allem die Arbeit hat ihm wohl keinen Spaß gemacht ... Ob man das nicht hätte vorher wissen können? Nun ja, schreiben wir das mal der Unreife eines 19jährigen zu. Er hat jedenfalls für sich festgestellt, dass es nicht das ist, was er ein Leben lang machen möchte (trotz Praktikum im Vorfeld, wo er ja genau DAS schon mehrere Wochen lang getan hat und Freude daran hatte). Und noch vor einem Monat, als wir zusammen essen gingen, war keine Rede davon, dass er zweifeln würde.

Nun gibt es also einen neuen Plan. Erzieher oder Pädagogik. Da es mit dem Studium schwierig wird und er dafür vermutlich bis Oktober warten müsste, läuft es nach aktuellem Stand auf eine Ausbildung zum Erzieher hinaus. Während der Schulzeit hatte er auch in diesem Bereich mal ein Praktikum und fand es toll, in der Kita mit Kindern zu arbeiten.

Es gibt mehrere Schulen, die im Februar mit einer Ausbildung starten, er ist guter Dinge, hier einen Platz zu finden. Dafür braucht er jedoch ein zweimonatiges Praktikum. Das hat er gestern organisiert und fängt in zwei Wochen damit an. Und wenn alles klappt, startet die neue Ausbildung also dann in knapp drei Monaten.

Meine Ex hat aber gleich signalisiert, dass von ihr weiterhin kein Unterhalt zu erwarten sei, schließlich finde sie keinen Job, wo sie mehr verdienen würde ...

Fürs Erste bin ich zumindest etwas erleichtert. Nun wird es darauf ankommen, wie zielstrebig er das neue Ziel verfolgt. Auch an der Idee, in einer WG wohnen zu wollen, will er festhalten. Um einen Nebenjob wird er dafür auf keinen Fall herum kommen. Das alles zusammen wird vermutlich nicht weniger anstrengend werden als sein letzter Abschnitt mit dem Studium. Ich hoffe, dass er dann zumindest die Zähne zusammen beißt. In den kommenden zwei Monaten sollte er genug Zeit haben, um einen kleinen Einblick zu bekommen, was ihn dann künftig täglich erwarten wird.

Dienstag, 8. November 2016

Es brodelt innerlich

Es wurmt mich, meine Liebste, meinen Vater, was da gerade mit meinem Sohn passiert. Da wird aus einer Laune heraus ein Studium abgebrochen in der Hoffnung, Papa wirds schon richten und zahlen, bis er sich was Neues überlegt hat. Meine Ex ist wie bisher schon fein raus, weil sie seit vielen Jahren zu bequem ist, sich um mehr Arbeit zu bemühen, und daher gerade so viel verdient, um über die Runden zu kommen und nichts für ihren Sohn bezahlen zu müssen.

Für mich ist daher die Marschrichtung klar: Ich zahle freiwillig für vier Monate zur Überbrückung wieder Unterhalt, danach ist Schluss. Dann bleibt nur noch Hartz IV oder er muss Klage einreichen. Ein Anwalt meinte gestern sogar, ich müsse gar nichts zahlen, da die Ausbildung auf eigenen Wunsch abgebrochen wurde, aber diverse Urteile sehen das anders, und ich denke, damit habe ich dann wirklich meinen guten Willen gezeigt, auch wenn mein Sohn ohne Not gekündigt hat. Ich bin wirklich ratlos, wie man ohne Plan so einen Schritt gehen kann und seine Mutter ihn da offenbar auch noch unterstützt hat. Ich glaube kaum, dass seine Gesundheit gefährdet gewesen wäre, hätte er mal die Zähne zusammen gebissen, und zumindest noch solange weiter gemacht, bis er eine Idee hat, wie es weitergehen soll.

Ist die Jugend heute so, dass sie nicht gelernt hat, mit Schwierigkeiten umzugehen, weil Eltern alle Steine aus dem Weg geräumt und jeden Wunsch erfüllt haben, wann immer es nötig war? Geben sie zu schnell auf? Ich hätte erwartet, dass man mich vor dieser schwerwiegenden Entscheidung auch mal hört, und nicht nur, wenn es um eine Zahnbehandlung geht oder die Frage, ob ich ihm seinen Thailand-Urlaub mitfinanzieren könne. Vermutlich war ich immer zu gutmütig. Von meiner Ex kommt einstweilen gar nichts, obwohl ich ihr schon zwei Mails geschrieben habe. Auch sie ist wohl zu feige, Stellung zu beziehen.

Mit einer neuen "Baustelle" dieser Art habe ich nicht gerechnet, jedenfalls nicht so schnell. Das ärgert mit sehr, zumal wir hier mit den Klagen bei Rosalie eigentlich genug um die Ohren haben. Aber irgend etwas wird das Leben uns damit wohl beibringen wollen ...

Montag, 7. November 2016

Das erste Wochenende ohne Countdown

Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, am Sonntagmorgen neben Rosalie ohne den Gedanken aufzuwachen, in ein paar Stunden schon wieder im Zug sitzen zu müssen! Dieses herrliche Gefühl hatte ich am vergangenen Sonntag nun zum ersten Mal (von den wenigen Ausnahmen abgesehen, als ich mal erst am Montag zurück musste).

Und so war es ein richtig schöner, normaler, lazy Sonntag, wie ihn Tausende andere Paare/Familien auch haben: Spätes Frühstück, ein wenig Haushalt, gemeinsames Kochen, ein bisschen Büroarbeit, Lesen, Musik hören, Wein trinken, Küssen ... Zwischendurch musste ich noch meinem Vater per Remote an seinem Notebook helfen. Das hat zum Glück geklappt und Papa war zufrieden. Trotzdem hörte ich eine gewisse Traurigkeit in seiner Stimme, die mich daran erinnert hat, mich bald nach einem Termin für die nächste Berlin-Reise umzuschauen. Das wird aber auch davon abhängen, ob ich während meiner Probezeit überhaupt Urlaub nehmen darf. Diese Frage konnte mir mein Teamleiter am Freitag leider nicht beantworten.

Nun beginnt schon die zweite Arbeitswoche in der Schweiz, an deren Ende mein erster freier Tag (dank 90%iger Tätigkeit) stehen wird. Da wir sturmfreie Bude haben werden, könnten wir es uns richtig gemütlich machen, wären da nicht die anstehenden Gerichtstermine bei meiner Liebsten, die unbedingt vorbereitet werden müssen. Es ist viel zu tun bis zum Ende des Jahres!

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Das wollte ich eigentlich schreiben, das Post war fast schon fertig. Dann pingte mein Handy am Sonntagnachmittag. Ein WA meines Sohnes: Er wolle mir noch mitteilen, dass er sein duales Studium hingeschmissen habe und ich nun wieder Unterhalt zu zahlen hätte! Nach nur drei Monaten! Nach einem Auswahlverfahren über mehrere Runden als einer von bundesweit 30 Auserlesenen (von mehreren Tausend), mit einem monatlichen Gehalt, von dem Andere in dem Alter nur träumen können!

Auf meine Nachfrage, warum er denn jetzt so plötzlich gekündigt hätte, kam als Antwort nur, er wäre unzufrieden gewesen ... Ich war sprachlos, wütend, enttäuscht. Um so mehr, da er gar keinen Plan hat, wie es nun weiter geht. Ja, er wolle sich vielleicht Arbeit suchen und dann mal schauen, irgendwas Soziales, vielleicht Erzieher oder Pädagogik oder so ...

Ich kann verstehen, dass man sich mal irrt, gerade im Alter von nur 19 Jahren. Aber ohne Alternative mal eben alles hin zu werfen in der (falschen) Gewissheit, die Eltern würden sich schon kümmern, das hat mir die Sprache verschlagen. Und so musste ich ihm unverzüglich mitteilen, dass sehr wohl KEINE Unterhaltspflicht besteht, wenn er seine Ausbildung einfach abbricht, maximal für eine sehr begrenzte Übergangszeit. In dieser Zeit hat er sich um Arbeit zu kümmern - und natürlich um eine neue Ausbildung.

Damit hat er wohl nicht gerechnet und wollte sofort widersprechen. Aber ich hab ihm die entsprechenden Urteile vom OLG geschickt, das hat ihn dann doch überrascht. Er wolle sich noch mal informieren und käme wieder auf mich zu ...

Ich bin immer gern bereit, mein Kind zu unterstützen, aber keinesfalls seine Faulheit. Welche Rolle meine Ex dabei spielt, mit der er angeblich zuvor gesprochen hat, kann ich noch gar nicht einschätzen. Womöglich hat sie ihn auch ermuntert, schließlich verdient der Papa jetzt sicher in der Schweiz ein Vermögen ... Und da sie nur ein paar Stunden pro Woche arbeitet und daher unter der Grenze des Selbstbehaltes bleibt und daher gar nichts zahlen muss, ist ihr das womöglich erst recht nicht schwer gefallen.

Ich hab ihm nun zugesagt, meine Unterhaltsleistungen, die ich bis Juli geleistet habe, wieder aufzunehmen, aber nur für vier Monate. Danach möchte ich wissen, wo er sich um Arbeit bemüht hat und wie es mit einer neuen Ausbilung weiter geht. Ansonsten werde ich die  Zahlungen einstellen.

Es ist schade, dass es sich so entwickelt. Aber ich bin nicht bereit, ihn aus der Verantwortung zu nehmen und einfach sinnlos weiter zu zahlen, während er in den Tag hinein lebt und "mal schaut" ... Ich war stolz darauf, was er geschafft hat und ja, ich hab mich auch gefreut, dass ich nun finanziell auch mal etwas für MICH tun kann, zumal ich in den vergangenen Jahren jeden Monat auch noch mehr gezahlt habe, als ich gemusst hätte. Daraus wird nun für die nächsten Jahre wieder nichts.

Ich will gar nicht leugnen, dass sicherlich in der Vergangenheit, seit der Scheidung, nicht immer alles gut war. Die Gründe dafür sind vielfältig und ganz sicher habe auch ich meinen Teil dazu beigetragen. Das rechtfertigt aber nicht, dass er jetzt seinen Lebensweg so achtlos verlässt, ohne zu wissen, was kommen wird und ob er etwas Vergleichbares finden kann. Da er zum Zeitpunkt des Abis den Studienplatz schon sicher hatte, gab er sich auch keine Mühe mehr - entsprechend bescheiden ist das Abi ausgefallen. Auch das wird sicherlich nicht zu einem Top-Studienplatz beitragen. Ich frage mich, was ihm seine Mutter da geraten haben mag? Die Antwort spielt allerdings keine Rolle mehr, es ist jetzt sowieso zu spät.