Montag, 19. August 2019

Ein schwieriger Fall

So, da bin ich wieder, jetzt könnte ich eine Woche Urlaub gut gebrauchen! Ach so, ich hatte gerade zwei Wochen frei ...

Nun ja, gestern Mittag war ich fix und fertig und hab erst einmal eine Stunde geschlafen. Da waren wir gerade aus Zürich zurück, wo wir meinen Vater am Flughafen abgesetzt hatten. Die letzten Tage waren wahnsinnig anstrengend. Nicht nur, dass meine Eltern natürlich "unterhalten" werden wollten, es galt ja auch noch, das nachgeholte Geburstagsfest für Rosalie vorzubereiten, zu dem wir 24 Personen erwarteten.

Und so wurde das Ganze zu einem Spagat zwischen Gastfreundlichkeit und hektischer Betriebsamkeit. Dazu noch ein Papa, der sich zeitweise in Selbstmitleid suhlte, was zwar aufgrund seines allgemeinen Zustandes zum Teil verständlich ist, aber weder ihm noch seinem Umfeld in irgendeiner Weise hilft. Schon vor drei Jahren, bei seinem letzten Besuch hier, jammerte er wie ein Kind, wenn ich ihn mit dem Rollstuhl durch den Flughafen schob. Dass er das drei Jahre später immer noch nicht akzeptiert hatte und genauso reagierte wie damals, fand ich erschreckend, zumal vor allem seine Frau darunter im Alltag täglich zu leiden hat. Und leider tut er wenig bis gar nichts selbst dafür, um es ihr etwas leichter zu machen. Im Gegenteil - er erwartet, dass sie springt, wenn er zur Toilette muss oder ein Brötchen geschmiert haben möchte. Und er lehnt alles ab, was vor allem ihr das Leben erleichtern würde. So zum Beispiel den Umbau des Bades, damit er statt einer Wanne eine Dusche bekommt und damit die Körperpflege deutlich erleichtert werden würde. Wie kann man nur so dickköpfig sein? Von einem Umzug in einer altersgerechte Wohnung reden wir schon gar nicht mehr, auch wenn er an manchen Tagen sein Zuhause kaum noch verlassen kann, weil die eine Treppe ein fast unüberwindbares Hindernis darstellt.

Aber zurück zu unserem Fest. Das war nämlich wirklich schön. Wir hatten schlussendlich noch Glück mit dem Wetter, denn es war warm und trocken. Alle, die Rosalie eingeladen hatte, waren da, und auch meine Eltern haben sich wunderbar unterhalten. So hatte auch mein Vater letztlich ein paar schöne Tage, auch wenn er bereits am Samstagmorgen voller Panik den Koffer wieder packen liess und ständig überlegen musste, was er denn nun am nächsten Tag anziehen soll und ob es in Berlin regnen wird oder nicht.

Als wir dann gestern Nachmittag aus Zürich zurück waren, fielen wir ins Bett und schliefen erst einmal, bevor wir die letzten "Hinterlassenschaften" des Festes beseitigten.

Während der Rest der Familie noch weiterschlafen durfte, hat mich um halb sechs heute Morgen der Alltag wieder eingeholt. Und nun bin ich gespannt, was im Büro los ist und ob es irgend etwas Neues zur Reorg gibt.

Montag, 12. August 2019

Die "Achilles-Ferse"

Kurzes Ferien-Update, während es draußen regnet und eher nach Herbst als nach Sommer aussieht ...

Papa war am letzten Dienstag im Diabetes-Zentrum. Ergebnis: Ratlosigkeit! Er solle doch zu einem Spezialisten, am besten direkt in die Charitè. Wie bitte? Ihr könnt Euch vorstellen, dass mein Vater nach dieser Aussage völlig am Boden war.

Er hat also wieder beim Hautarzt angerufen. Dort wollte man ihn mit einer Schmerzsprechstunde abspeisen, aber er hat so lange gedrängelt, bis er eine Audienz beim Arzt persönlich bekam. Dort war er am Donnerstag. Der ist nun der Meinung, es seien Bakterien am Werk und hat ihm eine Jodsalbe verordnet. Ob das nun der Weisheit letzter Schluss ist, kann ich nicht beurteilen, nach Aussage meiner Stiefmutter sieht es inzwischen wohl "etwas besser" aus. Ob das nur eine Beruhigung ist oder tatsächlich so ist - wer weiss.

Immerhin ist Papa fest entschlossen, am Donnerstag nach Zürich zu fliegen. Vermutlich muss ich ihm vorher noch 20x erklären, wo er hin muss in Tegel und was zu beachten ist, aber er ist schon dermaßen aufgeregt, dass ich das gern wiederhole und hoffe, dass er hier dann drei schöne Tage verleben kann. Vermutlich ja zum letzten Mal ...

So, ich chille dann mal wieder und schaue, wie der Regen fällt. :-) Bis bald!

Mittwoch, 31. Juli 2019

Gefährliches "Raubtier"

Bin ich schon mal von einem Igel gebissen worden? Ja!

Ein riesiger, vermutlich genmanipulierter Igel hat mich gestern Nachmittag im Garten angegriffen! Ich stand da so vor mich hin, als er sich plötzlich vor mir aufbaute, seine riesige Schnauze aufriss und mir herzhaft in den grossen Zeh biss! Das hat sogar weh getan! Bissspuren habe ich allerdings nicht entdeckt, und leider war ich so überrascht, dass es von diesem denkwürdigen Angriff kein Foto gibt. Erst danach, als ich aus dem Schuh geflohen bin, konnte ich ein Bild von dem Ungetüm machen. Und hier ist es:



Ist er nicht riesig und sieht er nicht extrem furchteinflössend aus?

Der Kater war sich seiner Sache auch nicht so sicher ob des bösen Blickes dieses Monsters. Erst war er neugierig, aber dann ... Na, seht selbst:


Die Schweiz begeht morgen ihren Nationalfeiertag und ich starte in die Ferien, gerade rechtzeitig, um mich von diesem schrecklichen Angriff erholen zu können ...


Dienstag, 30. Juli 2019

Mutlosigkeit und Frust

Gestern Abend rief mein Papa an. Am Telefon wirkte er wie ein Häufchen Elend und fing irgendwann an zu weinen. Es muss schlimm sein, wenn man seinen eigenen körperlichen Verfall mehr oder weniger hilflos ansehen muss.

In diesem speziellen Fall hätte frühzeitige Aufklärung und/oder ein guter Arzt vielleicht helfen können. Aber offenbar hatte er weder das Eine noch das Andere. Seit gut einem Monat klagt er über eine Wunde an der rechten Ferse. Ausgerechnet an dem Bein, das bisher noch recht gut funktionierte. Die Wunde schmerzt beim Laufen, sodass er noch mehr Mühe hat mit der Fortbewegung. Und was noch schlimmer ist: Es heilt nicht, sondern wird immer schlimmer.

Hier muss ich den Ärzten, zumindest nach der Erzählung meines Vaters, eine nicht unerhebliche Mitschuld geben. Drei verschiedene "Experten" mit drei Meinungen - das geht gar nicht. Dabei wäre die Ursache so verdammt naheliegend gewesen, doch erst die Podologin letzten Freitag hat sie gefunden: Diabetes.

Dieses Leiden ist bei meinem Vater zwar zum Glück nur schwach ausgeprägt, aber trotzdem von Bedeutung, wenn es um genau solche Verletzungen geht, Stichwort "Diabetisches Fusssyndrom (DFS)". Das kann ganz übel enden - davon ahnt mein Vater zum Glück nichts, da er sich bei Krankheiten nicht im Netz informiert und sich lieber auf die - leider oftmals zweifelhaften - Aussagen der Ärzte verlässt. Wie kann es sein, dass ein Hautarzt diese mögliche Diagnose nicht erkennt und einfach irgend eine Salbe verschreibt??

Die Podologin hat meinem Papa nun erklärt, dass er mit dieser Wunde dringend in ein Diabetes-Zentrum gehen muss, um sie dort von einem ausgebildeten Arzt behandeln zu lassen!

Nun hat er erst am kommenden Montag dort einen Termin bekommen. Und das hat ihm ziemlich zugesetzt, schliesslich freut er sich riesig auf die Schweiz-Reise in 2,5 Wochen und hat Angst, dass daraus nichts wird. Ausserdem macht er sich Sorgen, dass er uns hier nur zur Last fällt, was natürlich völliger Unsinn ist. Ich konnte ihn am Telefon ein wenig beruhigen und er hat sich später per WA für seine schlechte Laune entschuldigt. Ich kann seinen Frust aber gut verstehen und ich frage mich, warum es einen Monat dauern musste, bevor jemand mal den richtigen Ansatz findet? Diabetes ist ja nun nicht gerade eine exotische Krankheit, und in Verbindung mit diesem Krankheitsbild hätten auch schon beim ersten Arzt die Alarmglocken läuten müssen. Schliesslich kann so eine Wunde bis zur Amputation führen. Es ist eigentlich ein Skandal, aber das wollte ich meinem Papa nicht so direkt sagen, und es ist ja auch nicht mehr zu ändern. Da seine Frau die offenen Stellen täglich gut versorgt hat, gehe ich davon aus, dass zumindest die Gefahr einer Infektion relativ gering ist.

Ich hab in Berlin damals leider ähnliche Erfahrungen machen müssen, als es um meinen Rücken ging. Als Kassenpatient ist man leider nicht von Interesse und wird einfach in eine Schublade gesteckt, ob die passt oder nicht. Bei mir passte sie gar nicht, aber ich hatte keine Möglichkeit, dort wieder heraus zu kommen. Das ist mir erst hier in der Schweiz gelungen.

Montag, 29. Juli 2019

Vergangenheit ganz nah

Das war seltsam heute Morgen. Bis zum Abitur musste ich jeden Samstag zur Schule. Also aufstehen kurz nach sechs Uhr, leise sein, um die Eltern nicht zu wecken, müde in eine leere Strassenbahn steigen, endlich zurück gegen halb zwei und ins kurze Wochenende starten. Kennt Ihr das auch noch?

Daran musste ich vorhin denken, denn die Kinder haben Ferien und Rosalie schon Urlaub, sodass ich der Einzige war, der sich "mitten in der Nacht" aus dem Bett quälen und zur Arbeit gehen musste. Zum Glück bleibt das nur bis Mittwoch so. Am Donnerstag ist hier Nationalfeiertag, danach beginnt dann endlich auch mein Urlaub.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Wir haben gestern die letzte Folge der aktuellen Staffel von "This is us" angeschaut (Achtung Spoiler!). Der Titel 'Das sind wir' passt hier wirklich gut, denn u. a. geht es ja um eine Frühgeburt. Und die Daten des kleinen Jack sind fast exakt wie bei meinem Sohn: 12 Wochen zu früh, Gewicht 2,5 Pfund. Meiner war lediglich noch 100 Gramm leichter. Zur Grösse wird da zwar nichts gesagt, aber das sollte auch in etwa hinkommen.

Und wenn ich die Bilder so sehe, erinnere ich mich nur zu gut an die Zeit: Ängste, Sorgen, wenig Schlaf. Tag und Nacht verbrachte man fast ohne Pause am Inkubator. Ganze acht Wochen dauerte es, bis wir unseren Knirps mit nach Hause nehmen durften. Im Film läuft bisher ja alles bestens, bei uns, und das ist typisch für Frühchen, gab es mehrere schwierige Situationen, in denen das Leben des Babys am seidenen Faden hing.

Mein Sohn ist ein Kämpfer und hat diese Phasen ohne bleibende Schäden überstanden. Was für ein Glück! Man darf gespannt sein, ob das in der nächsten Staffel auch für die Filmeltern so gut laufen wird.