Freitag, 24. Februar 2017

Eine grüne "Rote Karte"

In den kommenden fünf Jahren werde ich nur ein einziges Mal an einer Wahl teilnehmen können. Rein formell bin und bleibe ich für mindestens zehn Jahre auch nach meinem Umzug in die Schweiz ein Deutscher. Doch da ich in Deutschland keinen Wohnsitz habe, darf ich lediglich an den Bundestagswahlen teilnehmen.

In der Schweiz dagegen darf ich natürlich als Ausländer auch nicht wählen (und hier gibt es bekanntlich viele Abstimmungen). Nach fünf Jahren erhalte ich - bei guter Führung - eine Niederlassungsbewilligung und kann dann zumindest auch über die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Bis dahin gilt jedoch: Ohne Stimmrecht! Daher musste ich bei der Versammlung kürzlich immer dieses Schild hier im Bild in der Hand halten, womit ich von den Abstimmungen gut erkennbar ausgeschlossen war. Immerhin war es keine rote Karte. :)

Dafür ist ein weiteres Stück Schweiz in meinem Portmonee (wer sich jetzt die Augen reibt - nach neuer Rechtschreibung ist das so richtig geschrieben) angekommen: Nach wiederholter Anfrage hat meine Schweizer Bank mir endlich eine Kreditkarte zugebilligt. Das macht das Online-Einkaufen hier im Inland für mich etwas günstiger, da die Euro-Wechselgebühr mit der deutschen Karte entfällt.

Aber auch ohne Wahlrecht fühle ich mich hier zu Hause, Berlin und Deutschland habe ich gefühlt schon lange hinter mir gelassen.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Ich kaufe mir ein Dorf

Die Gemeinde, in der ich mit Rosalie lebe, fusionierte vor einiger Zeit mit weiteren Dörfern zu einer Gross-Gemeinde. Die Gründe, warum die Einwohner (und Einwohnerinnen natürlich auch) dafür gestimmt haben, können wir nicht nachvollziehen, aber verhindern liess es sich leider nicht.

Offenbar liegt vielen Menschen im Ort nicht viel an der Geschichte des Dorfes und dem Erhalt von historisch Gewachsenem. Dies gilt wohl genauso auch für die Website der Gemeinde. Pünktlich zur Fusion wurde die Domain zurückgegeben. Damit verschwand das Dorf quasi auch von der Internet-Landkarte. Schliesslich sind wir offiziell im Sprachgebrauch nur noch ein "Sektor". Das wollte ich so jedoch nicht einfach akzeptieren und daher habe ich mich schlau gemacht, was denn aus der Adresse geworden ist. Ob Zufall oder nicht - als ich bei der Registrierungsstelle nachfragte, teilte man mir mit, dass die Domain nur drei Tage später wieder verfügbar sei!

In der betreffenden Nacht wurde ich nun auch noch zufällig um halb drei wach, nahm mein Notebook zur Hand und - registrierte die Domain für weniger als 11 Franken pro Jahr! Nun "besitze" ich also ein ganzes Dorf. :) Das Ganze ist eine rechtliche Grauzone, es gab auch schon Urteile, die die private Nutzung von Ortsnamen untersagt haben, weil deren Verwendung nicht zum erwarteten Inhalt passte. Aber ich warte nun erst einmal ab, ob jemand bei mir anfragt, und vorläufig findet man beim Aufruf der URL nur einen Hinweis auf eine neue Web-Präsenz. Wir werden uns in Ruhe überlegen, ob und welche Inhalte wir veröffentlichen wollen. Zumindest liegt uns etwas am Erhalt des Dorfkerns, und dafür wollen wir uns einsetzen. Vielleicht ist diese Site dann der richtige Ort dafür.

Und wenn nicht, ist es immerhin schön, dass kein Anderer mit dieser historischen Adresse Unfug treiben kann und wir eine schöne Erinnerung an alte Zeiten unser Eigen nennen können.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Haus im Wandel

Wieder einmal stelle ich fest, wie schnell die Zeit vergeht ...

Ich denke gerade an 1996. Damals war ich gut drei Jahre mit meiner Partnerin (und späteren Ehefrau) zusammen und wir entschlossen uns, nach Wohneigentum zu suchen. Schliesslich fanden wir ein Neubauprojekt für Reihenhäuser, das uns gefiel, und so kauften wir eines der Häuser. Im April 1997 zogen wir ein, obwohl längst nicht alles in dieser Anlage fertig war. Aber für den Mai war die Hochzeit geplant, und meine Frau war bereits schwanger, also mussten wir akzeptieren, noch eine Weile durch Matsch und Baudreck zu laufen, denn wir wollten alles erledigt haben.

Ziemlich genau zehn Jahre später, im Februar 2007, bin ich ausgezogen, zurück in die Stadt. So sehr mir das Haus vertraut war, so fremd wirkte es fortan, wenn ich es betrat, um mein Kind abzuholen oder mit der Ex etwas zu besprechen. Sie begann dann auch, das Haus mit neuem Fussboden und neuen Möbeln umzugestalten, was meinem Geschmack gar nicht mehr entsprach.

Nun ist sie selbst, ähnlich wie ich, in einer Fernbeziehung. Auf Grund verschiedener Umstände hat sie sich jetzt entschlossen, zu ihrem Partner zu ziehen. Und deswegen wird, fast auf den Tag wieder zehn Jahre später, auch meine Ex das Haus verlassen. Doch ein Teil der Familie bleibt da - mein Sohn wird nach ihrem Auszug das Haus mit zwei Freunden zu einer WG umfunktionieren.

Ich bin sehr gespannt, ob das funktionieren wird. Nix mehr mit Hotel Mama, von einem Tag zum anderen muss er sich um alles allein kümmern, noch dazu im Haus der Mutter, was sicherlich etwas Anderes ist, als irgendwo fremd zur Miete zu wohnen. Aber nach Aussage meiner Ex sind die beiden Mitbewohner sehr zuverlässig und reif für ihr Alter, sodass ich davon ausgehe, dass die drei jungen Männer gemeinsam zurecht kommen werden und sich die üblichen Schwierigkeiten solch eines Zusammenlebens hoffentlich in Grenzen halten werden.

Ich selbst habe eine solche Erfahrung nie gemacht. Hab ich da etwas verpasst?

Dienstag, 21. Februar 2017

Ich bleibe anonym

In eigener Sache: Ich bin zwar nicht so ein ausgepräger News- und Blog-Junkie wie meine Liebste, es gibt dennoch einige Blogs in der grossen weiten Internet-Welt, die ich regelmässig lese. Leider kann ich denen nur anonym folgen, denn wenn ich versuche, das Abo auf "öffentlich" umzustellen, warnt mich g**gle und möchte immer meinen real existierenden Namen verwenden. Ich kann das System leider nicht überreden, das Blogger-Pseudonym zu nutzen. Das ist wohl kein Fehler, sondern laut Support-Beiträgen auf den Seiten des Internet-Riesen genau so gewollt, warum auch immer.

Da mein Blog-Account mit meiner wirklichen Welt verknüpft ist, bleibt mir daher nichts Anderes übrig, als "heimlich" zu folgen. Schade, aber offenbar nicht zu ändern. Und ich habe keine Lust, mit verschiedenen Accounts zu hantieren und je nach Zweck dann ständig meine Identität zu wechseln. Das geht irgendwann doch mal schief. Rosalie war schon ein paar Mal kurz davor, sich im Netz zu "verraten". Das ist mir zu anstrengend, aber auf dem neuesten Stand bleiben kann ich zum Glück bei Euch dank Leselisten und Feed-Readern auch ohne Eintrag in der Follower-Liste.

Wir lesen uns! :)

Montag, 20. Februar 2017

Von Kinnbacken und Schokoladenkuchen

Am vergangenen Freitag war es soweit: Wir haben anlässlich unseres Jahrestages den Gutschein für das feine Restaurant in unserer Nähe eingelöst. Da der Platz dort begrenzt und beliebt ist, hatten wir rechtzeitig reserviert, um nicht vergebens vor der Tür zu stehen.

Es war unser erster Besuch in diesem Restaurant, bisher kannten wir es nur von außen. Als wir ankamen, waren fast alle Plätze noch leer. Wir erhielten einen schönen, gemütlichen Tisch am Fenster. Die Kerzen brannten schon, gedämpftes Licht, schöne, gemütliche, aber nicht überladene Atmosphäre erwartete uns.


Wie in solch feinen Häsuern üblich, war die Karte recht übersichtlich, dafür konnte man zwischen Gerichten wählen, die man sonst auf "gewöhnlichen" Speisekarten nicht findet. Während wir zum Aperitif ein Glas Weißwein und einen kleinen Gruß aus der Küche in Form von Kaninchenpastete auf Porree serviert bekamen, hatten wir uns recht schnell für Speis und Trank entschieden.

Für die Vorspeise wählten wir den Salat der Saison. Ich bin nicht DER große Salatesser, aber diese Mischung mit leckerem Dressing und frischen Brötchen mit Butter war wirklich sehr fein. Und es schmeckte nicht nur gut, es sah einfach auch ansprechend aus.

Während wir auf den Hauptgang warteten, wurden wir weiter mit frischen Brötchen verwöhnt und dazu mit einem sehr guten, spanischen Rotwein. Die Bedienung hatte zwar geschummelt, als es darum ging, welche Trauben denn Basis für das edle Tröpfchen waren, aber wir haben ihn dennoch sehr genossen.
 
Und dann war es Zeit für das Hauptgericht. Rosalie hatte Lamm bestellt, und für mich kamen geschmorte Kinnbacken vom Schwein. Ich wusste gar nicht, dass man diese Backen überhaupt in der Küche verwenden und so delikat verarbeiten kann. Das Messer schnitt das Fleisch wie warme Butter, und geschmacklich erinnerte es ein wenig an Rindfleisch. Es war jedenfalls köstlich. Nun gut, auf dem großen Teller wirkte die Portion etwas bescheiden, aber letztlich, auch dank Salat und Brötchen, war ich anschließend schon gut satt.


Doch die Krönung kam ja noch: das Dessert! Meine Liebste und ich hatten die gleiche Auswahl getroffen: Sorbet und warmer Schokoladenkuchen. Und dieser Kuchen war ... einfach himmlisch. Ich hätte mich hineinlegen können. Vor lauter Euphorie habe ich sogar fast das Foto vergessen. Daher ist der Kuchen hier schon angeknabbert. So etwas Leckeres habe ich selten gegessen!

Die Zeit verflog, schnell waren über drei Stunden vergangen, in denen wir sehr gut gegessen und getrunken und glücklich auf Vergangenes und Zukünftiges geschaut haben. Die aktuellen Sorgen bei meinem Schatz traten mal ganz in den Hintergrund.

Die Rechnung war dann der letzte "Höhepunkt". Es war die teuerste Rechnung für ein Abendessen zu zweit, die ich je gesehen habe. :) Aber dank des Gutscheins, den wir in Zahlung geben konnten, blieb der Betrag, der noch übrig war, immerhin nur zweistellig.

An diesem milden Abend liefen wir in aller Ruhe nach Hause, und den Rest der Geschichte ... dürft Ihr Euch gern selbst ausmalen. Es war jedenfalls ein wundervoller freier Tag, der uns in sehr guter Erinnerung bleiben wird.