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Freitag, 2. Dezember 2016

Der erste Monat

Nun ist der erste Monat in der Schweiz vorüber. Gut vier Wochen, in denen Vieles neu war. Und nein, ich habe es noch nicht bereut, umgezogen zu sein. :)

Ganz im Gegenteil. Es ist schön, am Wochenende nicht auf die Uhr schauen zu müssen mit dem Gedanken, in Kürze wieder den Rucksack packen und nach Berlin zu fliegen. Ich freue mich jeden Abend darauf, mit meiner Liebsten gemeinsam in der Küche beim Z`Nacht sitzen zu können und sich über den Tag auszutauschen. Beim täglichen Weg zur Arbeit bewundere ich den tollen Blick auf die Alpen im Morgenrot und geniesse den Luxus, im eigenen Auto fahren zu können, anstatt sich mit fremden Menschen im Zug zu drängeln. Auch mein Biorhythmus stellt sich allmählich auf die neuen Bedingungen ein und ich werde nicht mehr jeden Morgen schon um 4 Uhr wach.

Bisher fehlt mir nichts. Nun ist es sicherlich auch noch zu früh dafür, und wenn ich jetzt schon Sehnsucht nach Berlin hätte, müsste ich meine Entscheidung wohl wirklich in Frage stellen. Aber ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Ganz sicher nicht beruflich! Meine frühere Chefin hat mir gestern gerade ein Mail geschrieben mit dem, was sich derzeit dort im Job abspielt, und das bestätigt meine Vermutung, dass ich mich, trotz mancher Kritik am neuen Job, eigentlich nur verbessern konnte!

Nun freue ich mich erst einmal auf die Weihnachtszeit. Ich werde zwischen den Jahren frei haben, und da die Kinder beim Vater sein werden, können wir es uns dann auch mal zu zweit gemütlich machen!


Montag, 14. November 2016

Neue Strukturen

Zwei Wochen bin ich nun da, und so langsam bekomme ich Struktur in die neue Morgenroutine. Begann der Tag früher schon um 4 Uhr, klingelt der Wecker heute erst zwei Stunden später. Meist bin ich sogar vorher wach und kann verhindern, dass Rosalie wach wird.

In Berlin habe ich auf den Morgenkaffee verzichtet und lieber ein paar Minuten länger geschlafen. Nun kann ich mir die Zeit nehmen, in Ruhe in der Küche eine Tasse von dem schwarzen Zeug trinken, ein wenig Radio hören, eine Kleinigkeit essen und mir überlegen, was ich anziehen möchte. Nach dem Anziehen stand früher die tägliche WA-Morgennachricht für meine Liebste. Die gibt es nun nicht mehr, dafür den Kaffee ans Bett und einen heissen Kuss zum Wecken.

Statt zur U-Bahn gehe ich dann zum Auto neben dem Haus und fahre gemütlich die 35 km nach Bern. Auch der Weg "sitzt" nun und ich finde ohne Navi meinen gemieteten Parkplatz. Nach 45 Minuten bin ich dann im Büro. Da gibt es noch viel zu lernen ...

Da man in der Schweiz länger arbeitet als in Deutschland, bin ich erst gegen 18 Uhr zurück zu Hause. Das ist schon eine Umstellung, schliesslich fehlen mir rund drei Stunden Freizeit nach Feierabend. Viel Zeit für Privates bleibt dann nicht. Aber dafür kann ich den Abend mit Rosalie verbringen und sie im Bett in die Arme schliessen.

Ja, so langsam kehrt der neue Alltag ein, und er fühlt sich gut an!

Montag, 7. November 2016

Das erste Wochenende ohne Countdown

Ihr glaubt gar nicht, wie schön es ist, am Sonntagmorgen neben Rosalie ohne den Gedanken aufzuwachen, in ein paar Stunden schon wieder im Zug sitzen zu müssen! Dieses herrliche Gefühl hatte ich am vergangenen Sonntag nun zum ersten Mal (von den wenigen Ausnahmen abgesehen, als ich mal erst am Montag zurück musste).

Und so war es ein richtig schöner, normaler, lazy Sonntag, wie ihn Tausende andere Paare/Familien auch haben: Spätes Frühstück, ein wenig Haushalt, gemeinsames Kochen, ein bisschen Büroarbeit, Lesen, Musik hören, Wein trinken, Küssen ... Zwischendurch musste ich noch meinem Vater per Remote an seinem Notebook helfen. Das hat zum Glück geklappt und Papa war zufrieden. Trotzdem hörte ich eine gewisse Traurigkeit in seiner Stimme, die mich daran erinnert hat, mich bald nach einem Termin für die nächste Berlin-Reise umzuschauen. Das wird aber auch davon abhängen, ob ich während meiner Probezeit überhaupt Urlaub nehmen darf. Diese Frage konnte mir mein Teamleiter am Freitag leider nicht beantworten.

Nun beginnt schon die zweite Arbeitswoche in der Schweiz, an deren Ende mein erster freier Tag (dank 90%iger Tätigkeit) stehen wird. Da wir sturmfreie Bude haben werden, könnten wir es uns richtig gemütlich machen, wären da nicht die anstehenden Gerichtstermine bei meiner Liebsten, die unbedingt vorbereitet werden müssen. Es ist viel zu tun bis zum Ende des Jahres!

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Das wollte ich eigentlich schreiben, das Post war fast schon fertig. Dann pingte mein Handy am Sonntagnachmittag. Ein WA meines Sohnes: Er wolle mir noch mitteilen, dass er sein duales Studium hingeschmissen habe und ich nun wieder Unterhalt zu zahlen hätte! Nach nur drei Monaten! Nach einem Auswahlverfahren über mehrere Runden als einer von bundesweit 30 Auserlesenen (von mehreren Tausend), mit einem monatlichen Gehalt, von dem Andere in dem Alter nur träumen können!

Auf meine Nachfrage, warum er denn jetzt so plötzlich gekündigt hätte, kam als Antwort nur, er wäre unzufrieden gewesen ... Ich war sprachlos, wütend, enttäuscht. Um so mehr, da er gar keinen Plan hat, wie es nun weiter geht. Ja, er wolle sich vielleicht Arbeit suchen und dann mal schauen, irgendwas Soziales, vielleicht Erzieher oder Pädagogik oder so ...

Ich kann verstehen, dass man sich mal irrt, gerade im Alter von nur 19 Jahren. Aber ohne Alternative mal eben alles hin zu werfen in der (falschen) Gewissheit, die Eltern würden sich schon kümmern, das hat mir die Sprache verschlagen. Und so musste ich ihm unverzüglich mitteilen, dass sehr wohl KEINE Unterhaltspflicht besteht, wenn er seine Ausbildung einfach abbricht, maximal für eine sehr begrenzte Übergangszeit. In dieser Zeit hat er sich um Arbeit zu kümmern - und natürlich um eine neue Ausbildung.

Damit hat er wohl nicht gerechnet und wollte sofort widersprechen. Aber ich hab ihm die entsprechenden Urteile vom OLG geschickt, das hat ihn dann doch überrascht. Er wolle sich noch mal informieren und käme wieder auf mich zu ...

Ich bin immer gern bereit, mein Kind zu unterstützen, aber keinesfalls seine Faulheit. Welche Rolle meine Ex dabei spielt, mit der er angeblich zuvor gesprochen hat, kann ich noch gar nicht einschätzen. Womöglich hat sie ihn auch ermuntert, schließlich verdient der Papa jetzt sicher in der Schweiz ein Vermögen ... Und da sie nur ein paar Stunden pro Woche arbeitet und daher unter der Grenze des Selbstbehaltes bleibt und daher gar nichts zahlen muss, ist ihr das womöglich erst recht nicht schwer gefallen.

Ich hab ihm nun zugesagt, meine Unterhaltsleistungen, die ich bis Juli geleistet habe, wieder aufzunehmen, aber nur für vier Monate. Danach möchte ich wissen, wo er sich um Arbeit bemüht hat und wie es mit einer neuen Ausbilung weiter geht. Ansonsten werde ich die  Zahlungen einstellen.

Es ist schade, dass es sich so entwickelt. Aber ich bin nicht bereit, ihn aus der Verantwortung zu nehmen und einfach sinnlos weiter zu zahlen, während er in den Tag hinein lebt und "mal schaut" ... Ich war stolz darauf, was er geschafft hat und ja, ich hab mich auch gefreut, dass ich nun finanziell auch mal etwas für MICH tun kann, zumal ich in den vergangenen Jahren jeden Monat auch noch mehr gezahlt habe, als ich gemusst hätte. Daraus wird nun für die nächsten Jahre wieder nichts.

Ich will gar nicht leugnen, dass sicherlich in der Vergangenheit, seit der Scheidung, nicht immer alles gut war. Die Gründe dafür sind vielfältig und ganz sicher habe auch ich meinen Teil dazu beigetragen. Das rechtfertigt aber nicht, dass er jetzt seinen Lebensweg so achtlos verlässt, ohne zu wissen, was kommen wird und ob er etwas Vergleichbares finden kann. Da er zum Zeitpunkt des Abis den Studienplatz schon sicher hatte, gab er sich auch keine Mühe mehr - entsprechend bescheiden ist das Abi ausgefallen. Auch das wird sicherlich nicht zu einem Top-Studienplatz beitragen. Ich frage mich, was ihm seine Mutter da geraten haben mag? Die Antwort spielt allerdings keine Rolle mehr, es ist jetzt sowieso zu spät.

Freitag, 4. November 2016

Wann geht mein Flug?

Noch ist es längst nicht so weit, dass ich gedanklich ganz und gar in meiner neuen Heimat angekommen bin. Zu Vieles ist noch neu, muss sich einschleifen, will erschlossen und verinnerlicht werden. Manchmal, es wird aber schon seltener, ertappe ich mich dabei, auf den Tag zu warten, an dem ich für den Rückflug einchecken muss. Kein Wunder nach 3,5 Jahren kondittionierter Routine. Und dann stelle ich erleichtert fest, dass es keinen Rückflug mehr geben wird, dass ich wirklich angekommen bin und es mir mit meiner Liebsten gemütlich machen kann, ohne auf die Uhr zu schauen und in die übliche Sonntagsmelancholie zu verfallen.

Was für ein schöner Gedanke!

Herausforderungen wird es trotzdem geben, vor allem beruflich. Die Kollegen in meinem Team sind fast alle halb so alt wie ich, ziemlich chaotisch, planlos, spontan. Das ist an manchen Stellen hilfreich, aber oftmals auch hinderlich, wenn es keine Prozesse gibt. Hier hofft man auf meine Hilfe, und da kommen mir die Erfahrungen der prozesslastigen Behörde durchaus zugute. Es besteht nur die Gefahr, sich damit unbeliebt zu machen. Daher gilt: immer schön langsam!

Nun steht mein erstes komplettes Wochenende in der Schweiz an. Ich freue mich darauf, es mit Rosalie und den Kindern zu geniessen. Leider müssen wir auch ihre Baustellen attackieren, aber Zeit zum Ausruhen und Kuscheln bleibt ganz sicher.