Donnerstag, 15. Dezember 2016

Die lieben Kollegen (4)

Während des letzten Teammeetings ist es mal richtig laut geworden. Mein Chef war hochgradig sauer und hat sich zum wiederholten Male beklagt, dass meine beiden jungen Kollegen es einfach nicht für nötig halten, pünktlich zum Dienst zu erscheinen und Verantwortung zu übernehmen. Die Luft knisterte förmlich, und er konnte sich kaum beruhigen. Offenbar wächst der Druck auch von anderer Seite, da die Aussenwirkung des Teams derzeit sehr schlecht ist, was nicht zuletzt auf die Unzuverlässigkeit der beiden Kollegen zurückzuführen ist. Am Ende seines Monologs hat er sich dann nach einer kurzen Pause noch bei einem der beiden Kollegen entschuldigt, weil er da zu weit gegangen ist, aber im Kern würde ich, selbst nach der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, seine Aussagen absolut unterstützen. Dass man als Chef wütend wird, wenn einem der Kollege sagt, er könne sich nicht so schnell auf andere Arbeitszeiten "einstellen" (also eine halbe Stunde früher erscheinen), kann ich gut verstehen. So schwer kann es nicht sein, um 8:30 Uhr im Büro zu sein.

Das nächste Highlight wird die Weihnachtsfeier werden. Da hatte der besagte Kollege eigentlich schon abgesagt. Nun ist aber ein Teil der Veranstaltung ein Seminar zum Thema "Wir haben uns alles lieb" Teambildung, und das auch noch während der offiziellen Dienstzeit, sodass die Teilnahme obligatorisch ist. Ich bin gespannt, wie das ablaufen wird und ob wir danach noch Lust auf das gemeinsame Kochen und Essen haben werden ...

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Andere Länder, andere Autofahrer

Bekanntlich stamme ich aus einer Grossstadt, den Autoverkehr habe ich meist als zügig, etwas aggressiv, aber geordnet und recht sicher empfunden. In südlichen Ländern wie Portugal dagegen habe ich das blanke Chaos erlebt ...

Wieder ganz anders ist der Verkehr in der Schweiz. Hier stelle ich oft zögerliches, ja ängstliches Fahrverhalten fest, staune fast täglich über Verstösse gegen Verkehrsregeln wegen Unachtsamkeit (falsche Fahrtrichtung in der Einbahnstrasse, Befahren einer Kreuzung, obwohl nur die Fahrrad-Ampel grün zeigt, versehentliche Spurwechsel in der Kurve). Das sehr zurückhaltende Fahren hängt dabei ganz sicher mit den drastischen Strafen zusammen, die im Falle eines Verstosses fällig werden, sei es bei schon geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder dem Überfahren einer roten Ampel. Gibt man in Berlin Gas, wenn die Ampel direkt vor einem von Grün auf Gelb springt, macht man hier schon mal eine Vollbremsung. Gestern war ich froh über das ABS in meinem Fahrzeug, weil ich damit nicht gerechnet hatte.

Da auf allen Autobahnen hierzulande eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h gilt, ist auch das Fahrverhalten auf diesen Strassen etwas anders. Meist gibt es lange Kolonnen auf der linken Spur, die mit 123 km/h an den langsamer fahrenden LKW vorbei ziehen. Um hier nicht hinter einem solchen LKW ausgebremst zu werden oder sich einfach auf die linke Spur in den Sicherheitsabstand zwischen zwei PKW zu drängeln, muss man sehr weitsichtig fahren und sich rechtzeitig um einen Spurwechsel kümmern.

Das gilt natürlich nur, wenn man überhaupt fahren kann. Die Schweiz ist klein und eng, die Hauptschlagader zwischen West und Ost ist daher oft überlastet, im Berufsverkehr geht um Bern und Zürich herum meist so gut wie nichts mehr. Wir haben da Glück, weil wir genau in die andere Richtung müssen und meist freie Fahrt haben, während meine Kollegen über lange Staus jammern.

In jedem Fall ist es ein schöner Luxus, wieder Auto fahren zu können. Gerade zum Feierabend, der nie auf die Minute pünktlich ist, muss ich nicht darauf achten, ob ich den Zug noch erreichen oder eine halbe Stunde warten werde, und es ist natürlich viel angenehmer, als sich in vollen Abteilen drängeln zu müssen.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Adventsfenster

In unserem Dorf gibt es eine Tradition, die ich bisher aus der Grossstadt nicht kannte: die Adventsfenster. Ein schöner Brauch in vielen Gemeinden, vermutlich ein wenig vom Aussterben bedroht.

Im Grunde geht es darum, dass man sich im Dorf mit den Nachbarn trifft, einen Tee (oder Glühwein) zusammen trinkt und ein wenig Smalltalk führt. Dazu meldet man sich bei den Organisatoren an, schmückt ein Fenster seines Hauses mit der entsprechenden Zahl des Kalenders und weihnachtlicher Dekoration, und dann wird am Abend für etwa eine Stunde Tee, Glühwein und Gebäck bereit gestellt. Die Liste, wer an welchem Tag sein Fenster präsentieren darf, wird im Dorf veröffentlicht, und man macht sich jeweils am Abend auf den Weg durchs Dorf, bewundert das entsprechende Fenster des Tages (das manchmal vielleicht etwas kitschig ist, aber zu Weihnachten ist das erlaubt ..), trinkt und erzählt ein wenig und geht wieder heim. Ein schöner Brauch, finde ich, auch wenn sich selten mehr als 10 Leute Zeit dafür nehmen.

Vielleicht machen wir im nächsten Jahr dann auch mit. Bis dahin sollten die diesjährigen "Baustellen" hoffentlich erledigt sein und wir können uns auch mal um solche Dinge kümmern. In diesm Jahr wäre das alles etwas viel geworden. Und nun ist meine Liebste auch noch mit einem aggressiven Erreger und dicker Erkältung im Bett. Aber ich bin ja da und kann mich zumindest ein bisschen um das Nötigste kümmern. :)


Freitag, 9. Dezember 2016

Die lieben Kollegen (3)

Das kleine Betriebsteam, dessen Mitglied ich seit nunmehr einem Monat bin, zeichnet sich nicht gerade durch Disziplin und strukturiertes Arbeiten aus. Witzigerweise sind übrigens die beiden jungen Kollegen zusammen genau so alt wie ich ...

Beide sind Söhne von Eltern aus Kulturkreisen, in denen der Stammhalter auch im Alter von 25 noch von vorn bis hinten verwöhnt wird, sich um nichts zu kümmern hat und sein Geld für Sportwetten, Saufen und dicke Autos ausgeben kann (O-Ton mein Chef!). Leider verhalten sich die beiden Kollegen auch im Büro entsprechend. Das fängt schon mit der Pünktlichkeit an. Eigentlich soll das Team um 8 Uhr anwesend sein. Jedoch bin ich der Einzige, der sich daran hält. Die beiden jungen Mitarbeiter erscheinen nie vor 8:30 Uhr. Oder sie schaffen auch das nicht. Dann kommen Mails wie "Ich hab verschlaffen. Mache mich gleich auf den Weg." (Kein Schreibfehler von MIR)

Konsequenzen hat das alles fast nicht. Zumindest verliert aber der eine Kollege nun Ende Februar seine Funktion als Stellvertreter vom Chef, wobei hier niemand weiss, von wem diese "Kündigung" ausging und der Chef selbst sich dazu ebenfalls bedeckt hält. Wer der Nachfolger sein wird, ist dabei völlig offen. Ich lasse mich mal überraschen. Für den Moment versuche ich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, mich von dem Chaos nicht anstecken zu lassen und Stück für Stück das Klima zwischen uns als Dienstleister und unseren Kunden ein wenig zu verbessern. Da ist in der Vergangenheit Einiges schief gelaufen, und es wird Zeit brauchen, um das aufzuarbeiten.

Auch wenn das jetzt alles negativ klingen mag - ich bin trotzdem nicht unzufrieden. In meinem neuen Job hier habe ich einen grösseren Gestaltungsspielraum, das kleine Team bietet mehr Möglichkeiten, sich einzubringen, und durch mein "hohes" Alter und meine Erfahrung strahle ich scheinbar Ruhe und Respekt aus. Das ist eine gute Basis für meine weitere Entwicklung hier im Hause, vermutlich bis zur Rente. *räusper*

Aber nun genug mit Arbeit, denn ich habe heute frei und beginne jetzt mit Rosalie das lange Wochenende!

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Sex-Tage-Woche

Seit ich mit meinen sieben (bis acht) Sachen komplett in die Schweiz gezogen bin und Rosalie und ich uns nicht nur am Wochenende sehen können, hat sich auch das Zusammenleben ein wenig verändert.

Bekanntermassen hat man ohnehin nicht jeden Tag die gleiche Lust aufeinander, manchmal ist man einfach müde (und ich meine wirklich müde), möchte lieber noch ein wenig reden und dabei einfach nur kuscheln und sich spüren oder hat noch andere Dinge zu tun. Doch auch der Alltag "steuert" ein wenig das Verlangen. Obwohl wir natürlich unser eigenes Schlafzimmer haben, ist es immer ein wenig schwierig mit heissem Sex an den Tagen, an denen die Kinder im Hause sind. Man muss extrem leise sein, immer darauf gefasst bleiben, dass eines der Kinder gedankenlos plötzlich im Zimmer steht (die Tür lässt sich nicht abschliessen), und überhaupt ist ein halbwegs ungestörtes Liebesleben erst weit nach 22 Uhr möglich.

So hat die halbe Woche, in der die Kinder bei ihrem Papa sind, für uns durchaus auch etwas Gutes. Egal, ob man vor dem Kamin plötzlich übereinander herfallen will oder ganz "normal" am Abend im Bett - es spielt keine Rolle, wie, wann, womit, denn alles ist möglich, ohne "erwischt" zu werden. Manchmal reicht dann auch ein heisser Kuss, um schnell wieder munter zu werden.

Ein grosses, alleinstehendes Haus hat wirklich viele Vorteile! :)