Donnerstag, 5. Dezember 2019

7100 Franken an einem Tag

Es ist erschreckend, wie leichtfertig Ämter, Behörden und Firmen mit unserem Geld umspringen. Momentan habe ich das Gefühl, dass uns wirklich jeder über den Tisch ziehen will. Allein gestern erhielten wir zwei korrigierte Rechnungen, die nur auf Grund unserer Intervention zustande kamen.

Bei der einen Rechnung geht es um unseren Anschluss ans Trinkwassernetz der Gemeinde. Wie überall gibt es entsprechende Verordnungen, die solche Berechnungen festlegen. In diesem Fall braucht es sogar zwei Reglemente, nämlich das fürs Wasser und das Baureglement.

Nun ist es bei uns so, dass es ein aktuell gültiges Reglement gibt und ein neues im Entwurf. Jeder mit gesundem Menschenverstand würde meinen, dass natürlich das aktuell gültige Papier die Basis für die Berechnung bilden muss und nicht etwas, das irgendwann in der Zukunft (wir reden hier von Monaten, nicht von Tagen) vielleicht mal gültig sein könnte. Nicht so aber die Gemeinde, die mit ausschweifenden Sätzen fabuliert, was wir dereinst in der Zukunft vielleicht alles auf dem Grundstück bauen können würden dürfen und man daher schon den neuen, natürlich höheren Faktor zur Anwendung bringen wolle.

Damit waren wir natürlich nicht einverstanden. Glücklicherweise liegt uns gerade ein aktuelles Bundesurteil vor, in dem die Gültigkeit des ALTEN Reglements zweifelsfrei bestätigt wird. Dieses Argument haben wir ihnen verbal auf den Tisch geknallt, woraufhin sie zurückrudern mussten und wir in diesem Fall nun 6600 Franken sparen!! Ist das nicht irre?

Zweiter Fall - meine Autoversicherung. Ich hatte einen Parkschaden reparieren lassen. Wie meist bei solchen Versicherungen, gibt es einen Selbstbehalt. Mit der Abrechnung dieses Versicherungsfalles kam dann auch ein Einzahlungsschein für die Überweisung dieses Selbstbehaltes: 1000 Franken. Aber Moment mal, ich hatte doch was gelesen ....

Also Versicherungsbedingungen heraus gekramt, und siehe da, im Kleingedruckten heisst es, dass der Selbstbehalt halbiert wird, wenn man eine Vertragswerkstatt der Versicherung aufsucht. Das hatte ich natürlich damals gemacht. Und so hab ich der Versicherung geschrieben und mich beschwert. Gestern kam der Anruf und man hat sich entschuldigt - es wäre ein Versehen gewesen und ich müsse natürlich nur 500 Franken zahlen.

Wir haben also an einem einzigen Tag 7100 Franken "gespart", oder besser rechtmässigerweise behalten. Wenn man das mal hochrechnet auf die vielen Fälle, in denen die Geschädigten nichts davon merken, kommen unglaubliche Summen zusammen, die unberechtigt aus den Taschen der Leute gezogen werden.

Ich selbst warte nun noch auf die Kontrolle meiner Abrechnung vom Hausarzt durch die Krankenversicherung. Auch dort wurde ja alles Mögliche in Rechnung gestellt, was gar nicht stattgefunden hat.

Es ist ja schön, wenn man zu seinem Recht kommt, aber die Zeit und Nerven, die man dafür aufwenden muss, sind sehr ärgerlich und eigentlich völlig unnötig, wenn die Leistungserbringer sorgfältiger arbeiten würden. Das ist der eigentliche Skandal.

Mittwoch, 4. Dezember 2019

Flohtaxi

Wer Tiere hat, muss mit allem rechnen, erst recht, wenn sie auch nach draussen dürfen.

Unser zugelaufener Kater fiel in den letzten Tagen dadurch auf, dass er oft den Kopf schüttelte, das rechte Ohr abknickte und sich dort kratzte. Daher lautete unser Verdacht: Parasiten! Wir haben also den Kamm-Test gemacht: Mit einem Flohkamm durchs Fell gestrichen, den Inhalt des Kamms auf ein weisses Blatt Papier gegeben und mit feuchten Fingern zerdrückt. Das Ergebnis bestätigte den Verdacht, denn die schwarzen Krümelchen färbten sich rot - er hat Flöhe!

Wir fanden noch ein Spot-On daheim, dass wir ihm sofort verabreicht haben, und schon am nächsten Tag schien es ihm besser zu gehen. Aber für uns fängt die Arbeit nun erst an: Bett neu beziehen, Staub saugen, alle Decken und Kissen reinigen, am besten bei 60 Grad waschen, und die anderen Katzen im Auge behalten.

Den Kindern haben wir gar nichts erzählt, weil vor allem der Sohn sonst sofort in Panik verfallen wäre und Todesängste ausgestanden hätte. Es ist schon so, dass Katzenflöhe auch auf den Menschen gehen, wenn sie nichts Besseres finden, aber in der Regel werden sie nur durch ihre Bisse lästig. Krankheiten oder andere Parasiten übertragen sie dabei nur noch selten.

Darauf ankommen lassen muss man es natürlich nicht, also müssen nach und nach alle Schlafplätze der Fellnasen von den Mistviechern befreit werden. Die können nämlich bis zu einem Jahr überleben. Und nur fünf Prozent sind ausgewachsen, der Rest sind Eier und Larven. Das möchte man sich gar nicht genauer vorstellen ...

Dienstag, 3. Dezember 2019

Anspruch und Wirklichkeit

Wer erinnert sich noch an seine Kindheit? Irgendwo mal 15, 20 Minuten auf ein Verkehrsmittel warten? Das Fahrrad nehmen oder gar laufen? Heutzutage scheint das für viele Teenies fast unzumutbar zu sein. Es ist gut und recht, wenn die Eltern fleissig arbeiten und das Geld heran schaffen, aber wenn das Kind gefahren werden möchte, dann haben sie gefälligst pünktlich vor der Tür zu stehen!

Mal ganz abgesehen davon, dass hier mal wieder Eigenwohl vor dem ansonsten so gefürchteten Ende der Welt rangiert, habe ich mit dem Anspruchsdenken der Jugend heute so meine Probleme. Es geht da gar nicht nur um die Kinder von Rosalie, und ich finde es gut, wenn sie darauf nicht immer einsteigt und die Kinder dann, trotz grosser Proteste und schlechter Laune, halt auch mal auf den Bus warten oder nach Hause laufen müssen.

Ich höre das auch von anderen Eltern, die ihre Sprösslinge chauffieren, weil die entweder ständig die Zeit verschlafen oder schlicht zu bequem sind. Ich gebe zu, der öffentliche Verkehr lässt zu wünschen übrig und es gibt Momente, da muss einfach mal ein Auto her, weil man sonst keine Chance hat, von A nach B zu kommen. Doch Mami und Papi als Taxiunternehmen zu missbrauchen, das 24 Stunden verfügbar ist, kann nicht die Lösung sein. Die Kinder haben ein Abo für den Nahverkehr und gesunde Füsse, sodass ihnen wohl zuzumuten ist, mal den Bus zu nehmen oder auf das Eltern-Taxi zu warten, weil die Arbeit nicht immer zur richtigen Zeit zu Ende ist. Davon geht die Welt ganz sicher nicht unter.

Donnerstag, 28. November 2019

Schildbürgerstreich vor dem Haus

Es ist schon erstaunlich, was sich grosse Firmen so erlauben (können). In diesem Fall geht es um unseren Telefon-Provider.

Derzeit wird ja fleissig gebuddelt vor dem Haus, die gesamte Strasse wurde aufgerissen und neue Leitungen verlegt. Unter anderem auch ein Leerrohr fürs Telefon. Warum? Derzeit ist unser Haus eines der wenigen im Dorf, deren Anschluss noch überirdisch erfolgt. Die Situation: Das Telefonkabel kommt auf der anderen Strassenseite aus dem Boden, steigt einen kleinen Holzmast empor, verläuft wie eine Wäscheleine 4 Meter über der Strasse zum anderen Holzmast. Von dort teilt es sich in drei Richtungen: Fünf Meter nach links zum Dach des Nachbarn, dreissig Meter nach rechts zu unserem Dach, und wieder unter die Erde zu den Nachbarn hangabwärts.

Nun sind wir davon ausgegangen, und das war auch die Aussage des Bauführers vor Ort, dass die beiden Holzpfähle weg kommen und die Leitungen unter die Erde - eine bessere Möglichkeit gibt es schliesslich nicht als jetzt, wo alles offen ist. Doch auf Nachfrage beim Provider teilte man uns mit, dass man lediglich die Infrastruktur schaffen wolle, es aber keine Pläne gebe, die Leitungen unter die Erde zu legen.

Wie bitte? Man gibt also Geld für Leerrohre aus, ohne die Absicht zu haben, die Kabel zu verlegen? Das ist so, als würde man eine neue Strasse bis zum Fluss bauen, ohne eine Brücke einzuplanen. Was soll das denn? Wenn man beabsichtigen würde, in nächster Zeit Glasfaser zu legen, würde ich das verstehen, aber unser kleines Dorf wird in den nächsten Jahren ganz sicher keine neue Anbindung bekommen. Somit wird es auch keinerlei Grund geben, an den Leitungen irgend etwas zu ändern.

Wir haben also ein tolles leeres Rohr im Keller, während die "Wäscheleine" weiterhin unser Haus ziert. Das ist doch nicht zu glauben. Vor allem auch, weil man mit der Verlegung die ganze Strasse erledigt hätte und Leitungen in der Erde zweifelsohne wartungsärmer sind, als Kabel, die Wind und Wetter ausgesetzt sind.

Ich hab gestern noch einmal ein eindringliches Mail an die zuständige Abteilung geschrieben, aber ich gehe nicht davon aus, dass sie das umstimmen wird. Vermutlich wird die lapidare Antwort lauten, dass die Strasse eben momentan nicht dran sei, man aber gern aktiv werde, wenn wir die Umstellung selbst zahlen - was wir ganz sicher nicht tun werden, zumal das Ganze nur optische Verbesserungen mit sich bringen würde und sich an der Geschwindigkeit nichts ändert.

Dann bleibt es halt die nächsten hundert Jahre so. Bis dahin ist das Leerrohr vermutlich zerbröselt.

Mittwoch, 27. November 2019

Genuss

Man hat es als Teenager schon nicht leicht. Der Körper verändert sich, die ganze Welt um einen herum schaut "plötzlich" anders aus. Damit muss man erst einmal umgehen können.

Und dann kommen noch die Veranlagungen und Gene dazu. In dieser Beziehung scheint Rosalies Sohn so Einiges von seinem Vater mitbekommen zu haben, was nicht zu seinem Vorteil ist. Allem voran die Hektik und Ungeduld. Mal innehalten und etwas in Ruhe ansehen oder gar geniessen? Ausgeschlossen. Wunderbares Beispiel sind Zoobesuche. Auch nur 30 Sekunden vor einem Gehege stehen bleiben? Unvorstellbar. "Chommit, chommit" ist ein Running Gag bei uns. Kaum sind wir bei einem Käfig angekommen, rennt das Kind schon weiter zur nächsten Attraktion. Ein Tier beobachten oder genauer anschauen? Kostet viel zu viel Zeit ...

Daheim kann man sich auch nur im Dauerlauf vom Kinderzimmer zum WC oder von der Haustür zum Kinderzimmer bewegen. Essen ist eine Pflichtübung und muss im Eiltempo erledigt werden, und wenn noch der letzte Bissen im Munde steckt, springt man schon auf und stellt hektisch noch schnell den Teller in die Spüle. Gläser werden stets in einem Zug geleert, und nur, wenn wir drei Mal darauf hinweisen, kann man bei einem Glas Wein vielleicht mal eine Ausnahme machen.

Dieses "Kind" (18) kann einfach nichts im Leben geniessen, ist ständig getrieben, unruhig, hektisch. Wir haben uns schon vorgestellt, wie wohl ein Candlelight-Dinner mit der Freundin ablaufen würde oder gar ein intimes Beisammensein ... Ob das der Grund ist, warum die erste halbwegs "ernste" Beziehung nicht so recht vom Fleck kommt, wissen wir nicht, aber möglich wäre es sicher.

Kann man lernen, die kleinen Dinge im Leben zu geniessen und nicht immer nur getrieben zu sein? Braucht es dafür Reife und Erfahrung oder klappt das womöglich nie? Vielleicht hilft die richtige Freundin, ihn ein wenig zu erden? An der Intelligenz mangelt es ganz sicher nicht, aber der Alltag braucht halt mehr als das. "Schnell, schnell" ist da kein gutes Überlebens-Motto.