Donnerstag, 18. Mai 2017

Sensibles (Tabu-) Thema

Warum komme ich überhaupt jetzt darauf? Der Mann einer Freundin von Rosalie, etwa in meinem Alter, mit zwei Kindern, hat mit einer deutlich jüngeren neuen Partnerin nochmals ein Kind bekommen ...

Als ich vor zehn Jahren gegangen bin, war für mich von Anfang an Eines klar: Ich bin 41, und ein weiteres Kind kommt für mich daher auf keinen Fall in Frage. Und das war auch nicht verhandelbar!

Nun sind die Konsequenzen aber so eine Sache. Mal ganz abgesehen von ansteckenden Krankheiten ist man entweder gezwungen, sich mit Gummis auszustatten, oder man vertraut darauf, dass die Frau sich darum kümmert, dass nichts "passiert".

Ehrlich gesagt, behagt mir keine der Möglichkeiten. Ich finde es - sofern die Ansteckungsgefahr geklärt ist - einfach abtörnend, erst eine Verpackung aufreissen zu müssen, bevor man sich ganz nah sein kann. Und sich auf die Frau zu verlassen, hat ebenfalls seine Tücken.

Was bleibt also, wenn der Kinderwunsch abgehakt ist, und was ist am Sichersten, wenn man nicht alles der Frau überlassen will? Genau: eine Vasektomie!

Ich habe lange darüber nachgedacht, mich belesen, überlegt. Auch wenn es heisst, dass dieser Eingriff rückgängig gemacht werden kann, ist es doch eigentlich ein definitives Ende der Zeugungsfähigkeit.

Und was ist mit der Potenz? Fühlt es sich danach anders an, ist irgend etwas nicht mehr so wie früher? Auch für diese Fragen gibt es einige seriöse Portale von Fachleuten, auf denen ich viel gelesen habe.

Aber es dauerte noch ein paar Jahre, bis ich soweit war, diesen Eingriff zu wagen. Auslöser war meine Liebste. Mit ihr wollte ich mir um Verhütung keine Sorgen machen müssen, keine Tage zählen oder Temperaturen messen oder Gummis mit und ohne Noppen oder mit Geschmack testen.

Also habe ich mich zu einem Beratungstermin beim Urologen angemeldet. Er hat mir genau erklärt, was gemacht wird, welche Folgen es hat und was das für mich bedeutet. All das wusste ich schon, aber es war gut, das noch einmal zu hören.

Für alle, die nicht genau wissen, was da genau passiert: Es erfolgt auf beiden Seiten des Hodensacks ein kleiner Schnitt, die Samenleiter werden durchtrennt und verödet, und das Ganze wird wieder zugenäht. Dauert nur wenige Minuten. Kosten: 450 Euro (wie viele Kondome bekommt man dafür?). Nach dem Eingriff (unter Vollnarkose) sollte man vier Wochen auf Sex verzichten, damit die Nähte gut heilen. Und abschliessend muss man eine Spermaprobe abgeben, damit sicher gestellt werden kann, dass der Eingriff erfolgreich war und sich keine Spermien mehr im Sekret befinden.

Nun denn - ich hab es getan. Als ich wieder wach wurde, war unten rum alles dick eingepackt und sah ziemlich traurig aus. :) Aber die Schmerzen hielten sich in Grenzen und die Wunden heilten recht schnell. Das Merkwürdigste war die Abgabe des Spermas nach einem Monat in der Praxis und das Ziehen der Nähte durch die Schwester ... Das Ergebnis war übrigens ok, ich bin seitdem "steril".

Und wie ist es nun? Von den Nähten ist nichts mehr zu sehen und zu spüren, und der Sex ist absolut genauso wie vorher (bestätigt auch Rosalie). Alles funktioniert wie zuvor, fühlt sich an wie früher und sieht genauso aus. Mit einem Satz: Alles unverändert!

Ich kann daher jedem Mann nur zuraten, sich diesen Schritt zu überlegen. Besonders, wenn die Partnerin Probleme mit der Pille oder anderen Methoden hat und man sicher ist, keine Kinder mehr bekommen zu wollen, gibt es nichts Besseres! Und ich kann versichern, dass es der Männlichkeit absolut keinen Abbruch tut, man kann trotzdem der supertolle Hengst im Bett sein. Es ist einfach sehr entspannend, wenn man sich als Paar wegen der Verhütung keine Sorgen mehr machen muss. Warum soll man das immer der Frau überlassen?


10 Kommentare:

  1. Danke für diesen Bericht!
    Mein Ex-Mann hat es ebenso gemacht und hatte keinerlei Probleme oder Einschränkungen danach.
    (Gut... die Frau hat sich von ihm getrennt, aber das hatte nichts mit der Vasektomie zu tun :-)

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    1. Gern geschehen. :)

      Ich denke, es gibt viele Vorurteile bei diesem Thema, die nach meiner Erfahrung völlig haltlos sind. Vor allem aber scheint es bei Männern wohl teilweise ein Kopf-Problem zu geben, weil man nicht mehr zeugungsfähig und damit kein vollwertiger Mann sei. Aber wer seine Männlichkeit allein darüber definiert, der hat wohl eher ein anderes Problem. ;)

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  2. Hmmm, ich kann nicht bestätigen, dass das ein Tabu-Thema wäre.
    Doch ich kann ebenfalls nur positives darüber berichten.

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    1. In meiner Wahrnehmung wird über die Pille und andere Möglichkeiten der Frauen oft gesprochen, aber dass jemand diese Form der Verhütung des Mannes erwähnt, habe ich bisher (leider) noch so gut wie nie gehört. Ganz im Gegenteil - wenn ich das Thema anspreche, schauen mich die Leute skeptisch und eher ablehnend an (hab es gerade diese Woche hier im Büro mal erwähnt und wurde belächelt ...).
      Eigentlich gibt es ja auch keinen Grund, die Vasektomie als Verhütungsmethode, zumindest ab einem bestimmten Alter, abzulehnen, wie meine Erfahrung und die in den Kommentaren hier zeigen.
      Sollte aber jemand anderer Meinung sein, darf er (oder sie) das natürlich auch gern schreiben. :)

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  3. Toller und ehrlicher Beitrag, danke.

    Ich habe auch immer für Vasektomie plädiert. Mein Ex-Mann wollte es irgendwie nicht. Bei meinem jetzigen Mann habe ich aber merkwürdigerweise nicht darauf gepocht, und mittlerweile hat sich das Thema Verhütung eh so langsam von selbst erledigt. Dauert zumindest nicht mehr sooo lange, denke ich:)

    Ich find's toll, dass Du Dich so entschieden hast. Genießt die unbeschwerte Zeit :)

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  4. Danke für den interessante und aufschlussreichen Post. Jetzt weiss ich endlich mal, wie das genau funktionniert. Ich hatte mal wärend 8 Monaten einen Freund, der diese Intervention auch gemacht hatte. Allerdings hat er mir nie genau erklären wollen, wie das gemacht wird!
    Ich wünsche Dir und Rosalie ein schönes Wochenende!
    LG vom Lac Léman ;-) und vielleicht treffen wir uns wieder mal gemeinsam mit Rosalie ? Boelleli

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    1. Warum wollte er nicht - war es ihm peinlich?
      Dir auch ein schönes Wochenende, und falls Du mal wieder in der Nähe bist, gib uns ein Zeichen. :)

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  5. Danke für deinen Beitrag! Ich hoffe, viele, viele Männer lesen ihn und nehmen sich ein Beispiel an dir. Mein Liebster ist auch sterilisiert und ich kann dir gar nicht sagen, wie dankbar ich ihm dafür bin. Es gibt keine andere Verhütungsmethode, die sich derart wohltuend auf das Sexualleben auswirkt. Die Unumkehrbarkeit ist halt der einzige Haken, aber wenn klar ist, dass man keine Kinder mehr will, gibt es nichts Besseres!

    Herzliche Grüße euch beiden!

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    1. Ganz genau so ist es, ich stimme Dir vollkommen zu. Da für mich der Kinderwunsch definitiv erledigt war, gab es gar nichts zu überlegen. Und wir sind beide froh, dass wir uns keine Sorgen mehr machen müssen über mögliche "Unfälle".
      Liebe Grüsse von Rosalie und mir. :)

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