Dienstag, 28. Februar 2017

Als Touri in der alten Heimat

Es ist soweit - ich starte heute meinen ersten Ausflug als Tourist in das Land, in dem die Frau mit der Raute regiert. Dank günstiger Tarife fliegen Rosalie und ich direkt von Bern nach Berlin und verbringen fünf Tage in der Stadt, die 50 Jahre lang mein Zuhause war.

Witziges Detail am Rande: Ich hab festgestellt, dass ich zuletzt ganz genau vor vier Monaten für einen Flug eingecheckt habe. Was ich sonst wöchentlich zwei Mal tun musste, gehört endlich nicht mehr zu meinem Alltag, und statt mit dem Flieger kann ich inzwischen mit dem Auto nach Hause.

Ich bin sehr gespannt, wie Berlin auf mich wirken wird in dieser neuen Situation. Betrachtet man die Details aus einem anderen Blickwinkel? Bemerkt man Missstände, die einem im Alltag aufgefallen sind, überhaupt noch? Sind mir Lärm und Stress noch genauso unangenehm wie früher? Könnte ich die Stadt am Ende doch wieder lieben? Berliner essen werden wir aber wohl nicht, auch wenn man das gern macht zum Karneval. Außerdem heißen die süßen Dinger in Berlin bekanntlich ja nicht Berliner, sondern Pfannkuchen, was im Rest der Welt ein Eierkuchen ist. Den gibt es in Berlin auch, nur ist es eben kein Pfannkuchen. :)

Schön und vertraut wird es sein, mal wieder Berliner Dialekt zu hören. Auch wenn es viele Deutsche in der Schweiz gibt - diese Mundart, die viele so gern haben, hört man hier doch sehr selten. Am meisten noch, wenn meine Liebste oder auch Kollegen meinen Lieblingssatz zitieren: "Wat isn dit?" Das klingt aus Schweizer Mündern einfach wundervoll!

Einige Tage bis zum Sonntag sind schon verplant, denn ich möchte natürlich Familie, ein paar Freunde und meine Kollegen wiedersehen. Für Rosalie wird das nicht immer spannend, aber Berlin bietet ja unendlich viele Möglichkeiten zum Shoppen, sodass es ihr sicherlich nicht langweilig wird, wenn ich sie mal für ein, zwei Stunden allein lasse. Aber die meisten Besuche werden wir gemeinsam machen und ausserdem auch ein Mal ins Theater gehen.

Ich freue mich auf unseren Urlaub und auf ein Wiedersehen mit Familie und Freunden. Einen Fotoapparat nehme ich nicht mit, auch wenn das zur klassischen Touristen-Ausstattung gehören würde. Die Stadt hatte ich so lange hautnah vor mir, dass ich ganz viele Bilder verinnerlicht habe. Vielleicht finde ich trotzdem mit dem Handy ein paar schöne Impressionen für den Blog, aber Berlin-Bilder sind doch eigentlich langweilig, weil sie jeder kennt, oder? :) 

Montag, 27. Februar 2017

Wer ist Herr B.?

Ich habe neulich, als ich mir überlegte, welche Domain denn zu mir passen würde und nicht vergeben ist, mal wieder den Selbsttest gewagt und die Suchmaschine mit dem G am Anfang nach Herrn B. befragt. Es gibt erstaunlich viele Einträge der verschiedensten Herren mit "selbem" Namen.

Während mein Blog bei dieser Suche jedoch kaum auffindbar ist, fiel mir einer dabei allerdings besonders auf, nämlich der Herr-b. Es ist eine deutsche Domain, hat aber nichts mit mir zu tun. Die Ähnlichkeiten sind zwar auffällig, aber dennoch Zufall. So ist auf diesem Blog zum Beispiel auch mal von Berlin die Rede, und dieser Herr B. ist ebenfalls und beinahe zeitglich in die Schweiz ausgewandert. Doch, wie gesagt - ich bin es nicht. Wir kennen uns nicht und sind weder verwandt noch verschwägert. Und um Verwechslungen zu vermeiden, schied der Kauf der Schweizer Domain mit dieser Schreibweise aus.

Daher habe ich mich dann für die Lautschrift entschieden, denn schon jetzt bin ich in den Ergebnissen gut zu finden, wenn man nach "herrbeh" sucht. Künftig kann man sich den langen URL von Blogspot sparen und braucht nur noch herrbeh.ch einzugeben. Es gibt zwar auch einen Instagram-Account mit diesem Namen, aber auf alles kann ich nun wirklich nicht Rücksicht nehmen. :)

Sonntag, 26. Februar 2017

Belastungsgrenze

Wenn man über Monate (oder sind es mittlerweile doch eher schon Jahre?) emotional und physisch an der Belastungsgrenze ist, beginnt man, sich irgendwann Sorgen zu machen über die eigene Gesundheit. Schlaflosigkeit, Nervosität, Mattigkeit sind Symptome, die man nicht ignorieren kann und sollte.

Doch wenn so viel auf dem Spiel steht, verdrängt man solche Indizien, versucht, stark zu bleiben und einfach weiter zu machen, so gut es geht. Und immer, wenn man denkt, es könnte nicht schlimmer werden, kommt noch ein neuer Schock, eine neue Demütigung, eine negative Nachricht hinzu.

Wie lange hält man das durch? Ist es am Ende nur ein Hauch, der das Fass zum Überlaufen bringt, ein scheinbar kleines Ereignis, dass den eigenen Körper veranlasst, ein deutliche Alarmsignal auszusenden? Und wie mag das aussehen, erkennen wir es rechtzeitig?

Rosalies Kinder wollten gern bis Sonntag bei uns bleiben, bevor sie mit ihrem Papa in die Berge fahren. Wir wussten schon vorher, dass ihm das nicht passt, weil er allein ist und daher gern schon mit den Kindern - ohne Absprache und obwohl es Rosalies Wochenende ist - am Freitag mit ihnen losfahren wollte.

Als die Kinder am Mittwoch wie üblich zum Papa wechselten, haben wir schon gewettet, ob sein übliches Gejammer und der Hundeblick die Kinder zum wiederholten Male dazu bringen würde, ihre Meinung zu ändern und dem armen Papa zuliebe auf die Mama zu verzichten. Wir haben diese Nummer zwischen den Kindern und ihm selbst schon einmal live per Video miterleben dürfen. Ein Theater, wie man es einem erwachsenen Mann kaum zutrauen würde.

Freitag am Morgen kam dann auch prompt die Nachricht, dass er die Kinder schon am Samstag abholen würde, und nicht erst Sonntag, wie eigentlich mal von den Kindern gewünscht war. Wieder einmal hat er sich gegen die Kinder und Rosalie durchgesetzt und deren Gutmütigkeit ausgenutzt.

Meine Liebste war sehr aufgewühlt und verärgert, was ich gut verstehen konnte. Sie wollte an dem Freitagvormittag ins Büro, um vor dem Urlaub noch etwas zu erledigen. Doch dann teilte sie mir am Mittag per Audio mit, dass sie sich schlecht fühle und nach Hause fahren würde.

Auf halbem Weg zwischen Büro und Zuhause schrieb sie mir erneut, dass sie nicht ganz sicher wäre, ob die Symptome nicht auch Anzeichen für einen leichten Infarkt sein könnten. Ich hab ihr daraufhin zugeredet, sofort ins Spital zu fahren und das abklären zu lassen.

Dann verging die Zeit ohne eine Nachricht. So langsam wurde ich im Büro unruhig. Es könnte einfach nur ein Migräne-Anfall oder eine psychosomatische Störung sein, was bei den starken Emotionen sicherlich nicht verwunderlich gewesen wäre. Es könnte aber eben auch ... Zum Glück wusste ich, dass sie in guten Händen ist, sollte Hilfe wirklich notwendig sein. Aber ich setzte mir eine Frist von zwei Stunden, dann wollte ich meine Arbeit abbrechen und nach dem Rechten sehen.

Genau nach zwei Stunden meldete sich Rosalie endlich. Es sei soweit alles in Ordnung. Mir fiel ein Stein vom Herzen.

Auch wenn der "Vorfall" nun offenbar wirklich "nur" psychosomatisch bedingt war - der Körper verlangt irgendwann seine Auszeit, und wir müssen aufpassen, dass wir rechtzeitig die Notbremse ziehen. Gesundheit ist durch nichts zu ersetzen und lässt sich nicht kaufen.

Freitag, 24. Februar 2017

Eine grüne "Rote Karte"

In den kommenden fünf Jahren werde ich nur ein einziges Mal an einer Wahl teilnehmen können. Rein formell bin und bleibe ich für mindestens zehn Jahre auch nach meinem Umzug in die Schweiz ein Deutscher. Doch da ich in Deutschland keinen Wohnsitz habe, darf ich lediglich an den Bundestagswahlen teilnehmen.

In der Schweiz dagegen darf ich natürlich als Ausländer auch nicht wählen (und hier gibt es bekanntlich viele Abstimmungen). Nach fünf Jahren erhalte ich - bei guter Führung - eine Niederlassungsbewilligung und kann dann zumindest auch über die Geschicke der Gemeinde mitbestimmen. Bis dahin gilt jedoch: Ohne Stimmrecht! Daher musste ich bei der Versammlung kürzlich immer dieses Schild hier im Bild in der Hand halten, womit ich von den Abstimmungen gut erkennbar ausgeschlossen war. Immerhin war es keine rote Karte. :)

Dafür ist ein weiteres Stück Schweiz in meinem Portmonee (wer sich jetzt die Augen reibt - nach neuer Rechtschreibung ist das so richtig geschrieben) angekommen: Nach wiederholter Anfrage hat meine Schweizer Bank mir endlich eine Kreditkarte zugebilligt. Das macht das Online-Einkaufen hier im Inland für mich etwas günstiger, da die Euro-Wechselgebühr mit der deutschen Karte entfällt.

Aber auch ohne Wahlrecht fühle ich mich hier zu Hause, Berlin und Deutschland habe ich gefühlt schon lange hinter mir gelassen.

Donnerstag, 23. Februar 2017

Ich kaufe mir ein Dorf

Die Gemeinde, in der ich mit Rosalie lebe, fusionierte vor einiger Zeit mit weiteren Dörfern zu einer Gross-Gemeinde. Die Gründe, warum die Einwohner (und Einwohnerinnen natürlich auch) dafür gestimmt haben, können wir nicht nachvollziehen, aber verhindern liess es sich leider nicht.

Offenbar liegt vielen Menschen im Ort nicht viel an der Geschichte des Dorfes und dem Erhalt von historisch Gewachsenem. Dies gilt wohl genauso auch für die Website der Gemeinde. Pünktlich zur Fusion wurde die Domain zurückgegeben. Damit verschwand das Dorf quasi auch von der Internet-Landkarte. Schliesslich sind wir offiziell im Sprachgebrauch nur noch ein "Sektor". Das wollte ich so jedoch nicht einfach akzeptieren und daher habe ich mich schlau gemacht, was denn aus der Adresse geworden ist. Ob Zufall oder nicht - als ich bei der Registrierungsstelle nachfragte, teilte man mir mit, dass die Domain nur drei Tage später wieder verfügbar sei!

In der betreffenden Nacht wurde ich nun auch noch zufällig um halb drei wach, nahm mein Notebook zur Hand und - registrierte die Domain für weniger als 11 Franken pro Jahr! Nun "besitze" ich also ein ganzes Dorf. :) Das Ganze ist eine rechtliche Grauzone, es gab auch schon Urteile, die die private Nutzung von Ortsnamen untersagt haben, weil deren Verwendung nicht zum erwarteten Inhalt passte. Aber ich warte nun erst einmal ab, ob jemand bei mir anfragt, und vorläufig findet man beim Aufruf der URL nur einen Hinweis auf eine neue Web-Präsenz. Wir werden uns in Ruhe überlegen, ob und welche Inhalte wir veröffentlichen wollen. Zumindest liegt uns etwas am Erhalt des Dorfkerns, und dafür wollen wir uns einsetzen. Vielleicht ist diese Site dann der richtige Ort dafür.

Und wenn nicht, ist es immerhin schön, dass kein Anderer mit dieser historischen Adresse Unfug treiben kann und wir eine schöne Erinnerung an alte Zeiten unser Eigen nennen können.

Mittwoch, 22. Februar 2017

Haus im Wandel

Wieder einmal stelle ich fest, wie schnell die Zeit vergeht ...

Ich denke gerade an 1996. Damals war ich gut drei Jahre mit meiner Partnerin (und späteren Ehefrau) zusammen und wir entschlossen uns, nach Wohneigentum zu suchen. Schliesslich fanden wir ein Neubauprojekt für Reihenhäuser, das uns gefiel, und so kauften wir eines der Häuser. Im April 1997 zogen wir ein, obwohl längst nicht alles in dieser Anlage fertig war. Aber für den Mai war die Hochzeit geplant, und meine Frau war bereits schwanger, also mussten wir akzeptieren, noch eine Weile durch Matsch und Baudreck zu laufen, denn wir wollten alles erledigt haben.

Ziemlich genau zehn Jahre später, im Februar 2007, bin ich ausgezogen, zurück in die Stadt. So sehr mir das Haus vertraut war, so fremd wirkte es fortan, wenn ich es betrat, um mein Kind abzuholen oder mit der Ex etwas zu besprechen. Sie begann dann auch, das Haus mit neuem Fussboden und neuen Möbeln umzugestalten, was meinem Geschmack gar nicht mehr entsprach.

Nun ist sie selbst, ähnlich wie ich, in einer Fernbeziehung. Auf Grund verschiedener Umstände hat sie sich jetzt entschlossen, zu ihrem Partner zu ziehen. Und deswegen wird, fast auf den Tag wieder zehn Jahre später, auch meine Ex das Haus verlassen. Doch ein Teil der Familie bleibt da - mein Sohn wird nach ihrem Auszug das Haus mit zwei Freunden zu einer WG umfunktionieren.

Ich bin sehr gespannt, ob das funktionieren wird. Nix mehr mit Hotel Mama, von einem Tag zum anderen muss er sich um alles allein kümmern, noch dazu im Haus der Mutter, was sicherlich etwas Anderes ist, als irgendwo fremd zur Miete zu wohnen. Aber nach Aussage meiner Ex sind die beiden Mitbewohner sehr zuverlässig und reif für ihr Alter, sodass ich davon ausgehe, dass die drei jungen Männer gemeinsam zurecht kommen werden und sich die üblichen Schwierigkeiten solch eines Zusammenlebens hoffentlich in Grenzen halten werden.

Ich selbst habe eine solche Erfahrung nie gemacht. Hab ich da etwas verpasst?

Dienstag, 21. Februar 2017

Ich bleibe anonym

In eigener Sache: Ich bin zwar nicht so ein ausgepräger News- und Blog-Junkie wie meine Liebste, es gibt dennoch einige Blogs in der grossen weiten Internet-Welt, die ich regelmässig lese. Leider kann ich denen nur anonym folgen, denn wenn ich versuche, das Abo auf "öffentlich" umzustellen, warnt mich g**gle und möchte immer meinen real existierenden Namen verwenden. Ich kann das System leider nicht überreden, das Blogger-Pseudonym zu nutzen. Das ist wohl kein Fehler, sondern laut Support-Beiträgen auf den Seiten des Internet-Riesen genau so gewollt, warum auch immer.

Da mein Blog-Account mit meiner wirklichen Welt verknüpft ist, bleibt mir daher nichts Anderes übrig, als "heimlich" zu folgen. Schade, aber offenbar nicht zu ändern. Und ich habe keine Lust, mit verschiedenen Accounts zu hantieren und je nach Zweck dann ständig meine Identität zu wechseln. Das geht irgendwann doch mal schief. Rosalie war schon ein paar Mal kurz davor, sich im Netz zu "verraten". Das ist mir zu anstrengend, aber auf dem neuesten Stand bleiben kann ich zum Glück bei Euch dank Leselisten und Feed-Readern auch ohne Eintrag in der Follower-Liste.

Wir lesen uns! :)

Montag, 20. Februar 2017

Von Kinnbacken und Schokoladenkuchen

Am vergangenen Freitag war es soweit: Wir haben anlässlich unseres Jahrestages den Gutschein für das feine Restaurant in unserer Nähe eingelöst. Da der Platz dort begrenzt und beliebt ist, hatten wir rechtzeitig reserviert, um nicht vergebens vor der Tür zu stehen.

Es war unser erster Besuch in diesem Restaurant, bisher kannten wir es nur von außen. Als wir ankamen, waren fast alle Plätze noch leer. Wir erhielten einen schönen, gemütlichen Tisch am Fenster. Die Kerzen brannten schon, gedämpftes Licht, schöne, gemütliche, aber nicht überladene Atmosphäre erwartete uns.


Wie in solch feinen Häsuern üblich, war die Karte recht übersichtlich, dafür konnte man zwischen Gerichten wählen, die man sonst auf "gewöhnlichen" Speisekarten nicht findet. Während wir zum Aperitif ein Glas Weißwein und einen kleinen Gruß aus der Küche in Form von Kaninchenpastete auf Porree serviert bekamen, hatten wir uns recht schnell für Speis und Trank entschieden.

Für die Vorspeise wählten wir den Salat der Saison. Ich bin nicht DER große Salatesser, aber diese Mischung mit leckerem Dressing und frischen Brötchen mit Butter war wirklich sehr fein. Und es schmeckte nicht nur gut, es sah einfach auch ansprechend aus.

Während wir auf den Hauptgang warteten, wurden wir weiter mit frischen Brötchen verwöhnt und dazu mit einem sehr guten, spanischen Rotwein. Die Bedienung hatte zwar geschummelt, als es darum ging, welche Trauben denn Basis für das edle Tröpfchen waren, aber wir haben ihn dennoch sehr genossen.
 
Und dann war es Zeit für das Hauptgericht. Rosalie hatte Lamm bestellt, und für mich kamen geschmorte Kinnbacken vom Schwein. Ich wusste gar nicht, dass man diese Backen überhaupt in der Küche verwenden und so delikat verarbeiten kann. Das Messer schnitt das Fleisch wie warme Butter, und geschmacklich erinnerte es ein wenig an Rindfleisch. Es war jedenfalls köstlich. Nun gut, auf dem großen Teller wirkte die Portion etwas bescheiden, aber letztlich, auch dank Salat und Brötchen, war ich anschließend schon gut satt.


Doch die Krönung kam ja noch: das Dessert! Meine Liebste und ich hatten die gleiche Auswahl getroffen: Sorbet und warmer Schokoladenkuchen. Und dieser Kuchen war ... einfach himmlisch. Ich hätte mich hineinlegen können. Vor lauter Euphorie habe ich sogar fast das Foto vergessen. Daher ist der Kuchen hier schon angeknabbert. So etwas Leckeres habe ich selten gegessen!

Die Zeit verflog, schnell waren über drei Stunden vergangen, in denen wir sehr gut gegessen und getrunken und glücklich auf Vergangenes und Zukünftiges geschaut haben. Die aktuellen Sorgen bei meinem Schatz traten mal ganz in den Hintergrund.

Die Rechnung war dann der letzte "Höhepunkt". Es war die teuerste Rechnung für ein Abendessen zu zweit, die ich je gesehen habe. :) Aber dank des Gutscheins, den wir in Zahlung geben konnten, blieb der Betrag, der noch übrig war, immerhin nur zweistellig.

An diesem milden Abend liefen wir in aller Ruhe nach Hause, und den Rest der Geschichte ... dürft Ihr Euch gern selbst ausmalen. Es war jedenfalls ein wundervoller freier Tag, der uns in sehr guter Erinnerung bleiben wird.

Samstag, 18. Februar 2017

Bald schon ist Weihnachten!

Gestern Mittag meldete sich mein Handy zu Wort, oder genauer die App der Schweizerischen Post. Ich erhielt die Nachricht, dass es nun die Möglichkeit gebe, Bilder für Weihnachtsbriefmarken zu scannen und zu verschicken!

Nun bin ich schon ganz nervös frage ich mich, ob diese Nachricht jetzt zwei Monate zu spät kommt, was ich aus eigener Erfahrung der Post durchaus zutrauen würde, oder doch eher zehn Monate zu früh, was darauf hindeuten könnte, dass man im Dezember Engpässe erwartet und darum die Kunden überreden möchte, ihre Weihnachtspost schon jetzt zu versenden?! Und da meine Post bis nach Deutschland muss - sollte ich in diesem Fall vielleicht zur Sicherheit auch noch "EILT SEHR" dazu schreiben?

Vielleicht belasse ich es dann doch bei einer WA-Nachricht direkt am 24. Dezember.

Schönes Wochenende!

Freitag, 17. Februar 2017

Loslassen?!

Die Grossbaustelle von Rosalie beschäftigt mich natürlich auch jeden Tag. Schon deswegen verfolge ich die Kommentare auf ihrem Blog sehr aufmerksam, denn sie enthalten viele Argumente, über die es sich lohnt, nachzudenken.

Auch wenn ich das Thema Scheidung aus einer anderen Perspektive sehe als sie selbst, kann ich genauso wenig objektiv sein. Doch das hindert mich nicht daran, über die Anregungen in diesen Kommentaren nachzudenken. Und im Zentrum steht immer wieder das Wort "Loslassen". Natürlich - aus verschiedenen Beweggründen, wie Gesundheit, Grossmütigkeit, Vergebung - wäre es angezeigt, Frieden zu schliessen und einen Schlussstrich zu ziehen.

Und hier kommt mein "ja, aber ...". Geld ist nicht alles, das stimmt. Und mit Geld kann man sich auch keine Gesundheit kaufen. Doch hier geht es eben nicht um ein paar Tausend Franken, die man eben mal abhaken könnte. Es geht um die Existenz und Rosalies Zukunft. Egal, ob es mich in ihrer Nähe gäbe oder nicht - ein Verzicht würde sofort die Frage aufwerfen, wie es weitergehen soll. Die Immobilie braucht Unterhalt, das Auto ist 14 Jahre alt und fällt bald auseinander, und für einen Urlaub mit Kindern muss man sehr genau aufs Geld schauen. Und das, während der künftige Ex sich einen Neuwagen für einen sechstelligen Betrag bestellt, schwindelerregend teure Urlaube macht, die er auch für seine Neue samt Kind spendiert, und vor lauter Grössenwahn gar nicht mehr weiss, wie viel Geld er in den letzten vier Jahren überhaupt ausgegeben hat.

Es ist eben nicht nur ein Ungleichgewicht - es ist ein Alles (Ex) und fast Nichts (Rosalie). Dass hier das Loslassen mehr als schwer fällt, weil es eben nicht nur um Vergebung, sondern um greifbare finanzielle Ängste geht, kann ich gut verstehen, und daher unterstütze ich meine Liebste dabei, sich zu wehren. Meinem Schatz geht es bei weitem nicht darum, jeden Teller im Schrank aufzurechnen, ein erkennbar faires Angebot seinerseits würde völlig ausreichen. Doch er ist der Meinung, von der Errungenschaft nur einen Bruchteil abgeben zu müssen, weil sie ja so wenig dazu beigetragen habe.

Ob eine vom Gericht veranlasste finanzielle Gerechtigkeit am Ende für emotionale Genugtuung sorgen wird, angesichts der Tatsache, dass der Ex seiner Neuen das Geld hinterher wirft, während Rosalie in der Ehe um jeden Rappen betteln musste, kann ich nicht beurteilen. Aber so, wie sich der Ex jetzt verhält, in dem er nicht einmal bereit ist, Geld in die Hand zu nehmen, um für seinen Sohn, falls notwendig, eine vernünftige Ausbildung zu ermöglichen, ist zu befürchten, dass ohne Gegenwehr von Rosalie kein Ende der Dekadenz in Sicht ist und damit auch das Erbe für die Kinder in Gefahr gerät.

Es ist also nicht nur in Rosalies persönlichem Interesse, diesem Wahnsinn ein Ende zu bereiten, und es geht auch nicht um Rache. Ihre Kinder sollen später nicht fragen müssen, warum sie denn zugelassen habe, dass der Papa das ganze Vermögen mit der Neuen verprasst habe und sie selbst auf alles verzichtete.

Die emotionale Belastung kann ich meinem Schatz nicht abnehmen, aber ich stehe fest an ihrer Seite und helfe, wo immer ich kann, damit sie zu ihrem Recht kommt. Und gemeinsam werden wir das durchstehen!

Donnerstag, 16. Februar 2017

Des Lobes voll

So viel positives Feedback wie an einem Tag wie gestern habe ich, soweit ich mich erinnere, in meinem Arbeitsleben noch nie erhalten.

Gleich am Morgen nahm mich die Chefin eines Bereiches in den Arm (!) und meinte: "Das hast Du toll gemacht, Du bist ein Schatz!" Ich hatte einen Tag zuvor für sie einen Auftrag erledigt. So sehr mich der Moment überrascht hat, so sehr habe ich mich auch darüber gefreut. Nur fünf Minuten zuvor hatte mir eine andere Kollegin aus dem Sekretariat zugerufen, sie würde jetzt immer nur noch mich anrufen, wenn sie IT-Probleme hätte. Das hat gut getan, denn Dankbarkeit war in der Behörde in Berlin selten zu finden.

Und weil alle guten Dinge drei sind, holte mich mein Chef etwas später ins Büro, um mir mitzuteilen, dass meine Präsentation, die ich am Tag zuvor vor den Augen des Chef-Chefs gehalten hatte, sehr gut angekommen sei und dieser Chef nun den Wunsch habe, ich solle diese Präsentation auch in seinem Team abhalten. Das mache ich doch gern!

Es ist ein schönes Gefühl, dass meine Arbeit hier (zumindest momentan) sehr viel mehr als bisher wertgeschätzt und überhaupt bemerkt wird. Ich hab nicht den Anspruch, hier noch eine grosse Karriere zu machen, aber wenn man geachtet und die eigene Meinung geschätzt wird, ist das durchaus ein gute Basis für die nächsten Jahre. Dazu noch ein herrlicher Sonnentag (aber zu diesig für ein schönes Foto vom Eiger) und ein Feierabend-Bier mit Chef und einem Kollegen ...

Ein gelungener Tag!

Mittwoch, 15. Februar 2017

Nachricht aus der alten Welt

Gestern Nachmittag erhielt ich ein Mail von meiner früheren Chefin. Es war komisch, denn sofort bemerkte ich ein seltsames, leichtes Unbehagen. Diese alte Welt, die bisherige Arbeit - ich hatte sie damals ziemlich satt und ich denke heute, es wurde wirklich Zeit für einen Neuanfang, auch im Job.

Was ich las, überraschte mich nicht. Die Probleme sind immer dieselben, es bewegt sich nichts, das Arbeitsklima wird immer schlechter. Das Mail meiner Chefin hätte ganz ähnlich auch schon vor fünf Jahren geschrieben werden können.

Nein, natürlich ist hier auch längst nicht alles schön, aber dieser zähe Brei einer Behörde, in der sich jeder eingerichtet hat und kaum jemand bereit ist, sich für irgend etwas einzusetzen, stattdessen immer nur gemotzt und gemault wird - das hat mir nie behagt und ist so gar nicht meins. Und ich konnte mich in den 14 Jahren dort damit auch nicht arrangieren.

Eine zufälliges Detail dabei ist mir am Abend noch aufgefallen. Meine Chefin teilte mir mit, dass heute das Projekt, an dem ich über drei Jahre lang mitwirkte, seinen Abschluss finden und live gehen soll. Und genau heute startet hier in meinem neuen Team ebenfalls etwas ganz Ähnliches, was ich in den letzten vier Wochen auf den Weg gebracht habe, wenn auch in einem überhaupt nicht vergleichbaren, ganz geringen Umfang. So ein wenig bin ich daher mit den Gedanken jetzt auch in Berlin. Hier wie da ist es schliesslich auch mein "Baby".

Dienstag, 14. Februar 2017

Vier Jahre

Es ist 2013. Nach intensiver Kommtentar-Mail-WA-Kommunikation das erste Date, in einem Land, das ich bis zu diesem Zeitpunkt nur von Fotos kannte. Der Puls auf 140, Gezappel auf dem Flugzeugsitz, der erste Blick, der erste Kuss ...

Das ist nun schon vier Jahre her, und bis heute hat die Beziehung nichts an ihrer Intensität, Nähe und Wärme verloren. Es war ein besonderes Jahr, denn so viel hat sich verändert. Wir haben gestern darauf anstossen, dass unser Wunsch in Erfüllung gegangen ist, endlich einen Job für mich zu finden und damit der Pendelei ein Ende zu machen, und wir werden uns auf ein neues Jahr einstellen, dass noch einige Bewährungsproben bereit halten wird, aber an dessen Ende dann hoffentlich ein wenig mehr Ruhe steht und die Erkenntnis, dass alles gut geworden ist.

Am Freitag werden wir zu zweit in ein feines Sterne-Restaurant gehen und uns verwöhnen lassen. Dann können wir für eine Weile den Alltag hinter uns lassen. Ein Alltag, der Rosalie momentan alles abverlangt, wie sie in ihrem aktuellen Post vom Sonntag ja auch schon berichtet hat. Da ich an diesem Tag frei habe und auch die Kinder nicht zu Hause sein werden, haben wir die Zeit ganz für uns ...

Montag, 13. Februar 2017

Fremd gegangen

Am Samstag musste Rosalie am frühen Morgen aus dem Haus und ich war den ganzen Tag allein. Gegen 8 Uhr stand ich an der Terrassentür und sah direkt davor eine kleine, offenbar noch recht junge Katze. Als ich die Tür öffnete, zögerte sie kurz, ging ein paar Schritte zurück, aber die Neugier siegte schon bald und sie betrat das Haus.

Es dauerte noch ein paar Minuten, dann erkundete sie schon neugierig das ganze Erdgeschoss. Zwischendurch marschierte sie auch mal wieder hinaus in den Garten, um kurz danach wieder herein zu kommen. Ein wenig Milch und Putenbrust waren sehr willkommen als kleiner Pausensnack.

Gegen 11 Uhr wurde sie langsam müde und selbst die Spatzen vor dem Fenster konnten sie nicht mehr aufmuntern. Sie kam zu mir auf die Couch, und dann haben wir stundenlang gekuschelt. Es ist schon ein besonderes Gefühl, wenn eine schnurrende, schlafende Katze auf einem liegt, völlig entspannt, die Wärme geniessend, als ob wir uns schon ewig kennen würden.

Mir hat das natürlich auch Freude gemacht. Das Problem ist nur: Ich reagiere stark allergisch auf Katzen! Doch während der gesamten Anwesenheit der Katze spürte ich kaum etwas. Als gegen 17 Uhr Rosalie nach Hause kam, um mich abzuholen, ging es mir immer noch gut. Erst eine weitere Stunde später begann das übliche Theater: Tränende und juckende Augen, Niesen, Husten. Und in der Nacht gegen 2 Uhr wurde ich wach, weil die Schleimhäute angeschwollen waren, mein Puls auf 85 stieg und meine Hand wie Feuer brannte. Ich hätte es natürlich besser wissen sollen, aber bei Katzen fällt es mir schwer zu widerstehen. Und bei diesem süssen Exemplar erst recht.

Und so hoffte ich einerseits, sie würde am Sonntag wieder vorbeikommen, und andererseits bat mein Verstand, ich möge verschont bleiben von einem weiteren Allergie-Schub. So war es dann auch, wir haben sie nicht mehr gesehen. Es war, als hätten wir uns genau für diesen einen Tag gefunden, an dem ich allein zu Hause blieb. Vermutlich war sie nur irgendwo entwischt und ist nun wieder da, wo sie hin gehört. Und Rosalie und die Kinder mussten wieder zusehen, dass ich "schuld" daran bin, dass hier keine Katze einziehen kann.

Freitag, 10. Februar 2017

Ein schwieriger Termin

Meine Liebste hat heute einen unangenehmen Weg vor sich. Das Gericht hat ihr zugebilligt, die Kontounterlagen ihres künftigen Ex-Mannes einzusehen. Dass sie das im Keller ihres früheren Zuhauses wird machen müssen, weil der Ex das so will, ist noch eine andere Geschichte.

Aber allein schon die Situation im gemeinsamen Haus mit dem Mann, mit dem man viele Jahre lang Tisch und Bett teilte und mit dem man heute im Grunde kein Wort mehr wechseln kann, weil der vor Geiz fast platzt und jeden Rappen zwei Mal umdreht, bevor er ihn seiner Ehefrau überweist und stattdessen lieber das Geld zum Fenster hinaus wirft, ist alles andere als angenehm. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie das seinerzeit vor zehn Jahren bei mir war. Obwohl die Situation nicht ganz so angespannt war, bin ich jedes Mal vor einem Besuch im gemeinsamen Haus extrem nervös gewesen. Wo man sich einst wohl fühlte, war die Anspannung jedes Mal mit Händen zu greifen und ich war froh, wenn ich endlich die Tür wieder von aussen schliessen konnte. Von einem Tag auf den anderen fühlte ich mich dort überhaupt nicht mehr zu Hause, alles kam mir fremdartig vor. Und selbst, wenn ich jetzt die Wahl hätte, das Haus zu übernehmen - ich würde es nicht mehr wollen.

Mein Schatz wird heute mehrere Stunden in "ihrem" Haus verbringen (müssen), um die wichtigen Unterlagen zu kopieren. Ich hab ihr mit auf den Weg gegeben, sich nicht auf Diskussionen einzulassen und sich auf den richterlichen Entscheid zu beziehen, der ihr dieses Recht auf Akteneinsicht zubilligt. Ich hoffe sehr, dass alles friedlich abläuft, dann können wir uns anschliessend ins Wochenende stürzen ...


Donnerstag, 9. Februar 2017

Aufgehübscht

Kurz vor meiner Umsiedelung war ich in Berlin noch einmal bei meinem Friseur, um möglichst lange "durchzuhalten", bevor es wieder nötig wird. Aber nun kann ich bald einen Zopf flechten ...

Also die G-Maps befragt, ob es in der Nähe meines Arbeitsplatzes einen Coiffeur gäbe. Und es hat reichlich in einem Umkreis von 1 km. Nun hatte ich die Qual der Wahl. Wo immer eine Homepage verfügbar war, habe ich mich inspirieren lassen, die Bilder angeschaut ... Und natürlich auch die Preise, die, wie überall, für deutsche Verhältnisse exorbitant hoch sind.

Schliesslich fand ich einen Laden, der mir optisch sofort gefiel, nicht zuletzt wegen der hübschen Angestellten ... :) Man kann sich auf der Website sogar aussuchen, von wem man bedient werden möchte. Also flink die schönste der Friseurinnen angeklickt und einen Termin ausgewählt. Auch das ging nämlich ganz bequem online.

Pünktlich zu meinem Termin stand ich nun gestern im Laden und fand auch sofort die Friseurin meiner Wahl. Schon beim ersten Satz hörte ich: Das ist doch eine Deutsche! Na, da war der Rest doch schon fast geritzt. Wir erzählten ein wenig über unsere Erfahrungen in der Schweiz, und zehn Minuten später war mein Schnitt auch schon fertig!

Nun hatte ich beim Buchen des Termins einen "Maschinenschnitt" gewählt. Dafür muss natürlich auch alles mit der Maschine geschnitten werden, was mir aber teilweise etwas zu kurz gewesen wäre. An diesen Stellen griff sie dann zur Schere. Doch welcher Preis würde mich nun erwarten? Schliesslich sind die Unterschiede enorm.

Sie meinte aber ganz cool, ich hätte ja einen Maschinenschnitt bestellt und sie hätte zum Teil die Schere genommen. Da es aber trotzdem rasend schnell ging, würde sie mir nur den günstigen Preis in Rechnung stellen. Und sollte das beim nächsten Mal jemand anders machen, solle ich darauf hinweisen, dass das mit ihr so abgesprochen sei.

Tja, ich glaube, so ein bisschen müssen wir Deutschen eben auch im Ausland zusammen halten. :)

Mittwoch, 8. Februar 2017

Ich könnte schreien, aber nicht vor Glück!

Liebe Schweiz, wenn Du mich nicht haben oder/und vergraulen willst, dann sag es doch ganz offen und nicht mit solchen Methoden ...

Mit meinem Umzug in die Schweiz musste ich mich auch um eine Krankenkasse bemühen. Das System funktioniert hier etwas anders als in Deutschland, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Rosalie und ihre Kinder sind schon lange in einer bestimmten Kasse und recht zufrieden. Da mein neuer Arbeitgeber bei dieser Versicherung auch noch Rabatte anbot, entschloss ich mich, ebenfalls mit diesem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

Wie immer, wenn es um Neukunden geht, war ein Vertreter schnell vor Ort und schwärmte in den höchsten Tönen. Auch der errechnete Tarif klang vielversprechend. Also unterschrieb ich letzten August, allerdings mit dem Hinweis, dass doch die Versicherung bitte erst ab November laufen solle, denn bis dahin sei ich ja noch in Deutschland pflichtversichert. Das sei natürlich alles kein Problem, meinte der Vertreter ...

Kurze Zeit später erhielt ich die erste Police, zahlbar ab sofort. Also nahm ich Kontakt mit dem Vertreter auf: Das sei ein Missverständnis, meinte er, ich solle nicht zahlen und er würde das klären. Kurze Zeit später erhielt ich die nächste Police, ebenfalls mit falschen Zahlen, und einen Brief, in der man mich als neues Mitglied begrüsste. Die Ausrede diesmal am Telefon: Da könne er nichts machen, diese Schreiben gingen von einer Zentrale aus und er würde sich kümmern. Es läge offenbar an einer fehlenden Bestätigung der Gemeinde, dass ich erst ab November zahlungspflichtig sei.

Immerhin, irgendwann, ein paar Wochen später, kam dann tatsächlich die richtige Police, allerdings kurz hintereinander zwei verschiedene Versichertenkarten. Erklären konnte mir das der gute Mann auch wieder nicht, ich solle halt die zuletzt erhaltene nutzen und die andere vernichten.

Es wurde Oktober, dann erhielt ich schon wieder eine Police, gültig ab Januar 2017. Plötzlich sollte mein Beitrag um rund 63 Franken im Monat steigen. Wie bitte? War das also nur ein Lockangebot? Nein, nein, versicherte mir der Versicherer. Es wären die Umstände und neue Bestimmungen ... Er hätte aber "schlaflose Nächte" hinter sich (wie rührend), um mir ein besseres Angebot unterbreiten zu können. Dafür müsste ich nur einer bestimmten Gesellschaft beitreten, um den Rabatt zu bekommen, und auch die einmaligen Kosten für den Eintritt dort würde er übernehmen. Nun ja, also warum nicht, wenn ich damit Geld sparen kann. Immerhin sollte der Beitrag damit "nur" um rund 25 Franken steigen, wie in der Offerte stand, die er mir zusandte.

Zwei Monate lang hörte ich anschliessend - nichts. Stattdessen flatterte Ende Dezember die nächste Rechnung herein für den Monat Januar. Natürlich zum erhöhten Preis, kein Wort von der verminderten Police. Ich rief am 31. Dezember an und erfuhr, dass die Korrektur dauern würde und ich solle doch erst einmal zahlen. Die zu viel gezahlten Beträge würden verrechnet. Die Dame am Telefon wollte sich gleich nach Neujahr kümmern und sich melden.

Passiert ist, man ahnt es, wieder nichts. Ich zahlte also zähneknirschend und erhielt gleich die nächste Rechnung für Februar, wieder mit falschem Betrag. Nun schön, also weiter warten und hoffen.

Die Hoffnung verflog letzte Woche, als endlich die neue Police eintraf. Keine Erklärung, einfach die nackten Daten. Statt der versprochenen Ersparnis von fast 38 Franken waren es gerade mal noch 10! Ich wäre fast explodiert, als ich die Zahlen sah. Noch am selben Abend schrieb ich ein recht böses Mail an die Agentur mit der Frage, ob man mich für dumm verkaufen wolle (natürlich etwas freundlicher, aber auch für Schweizer Verhältnisse deutlich).

Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten ... Nun bin ich kurz davor, mir im Herbst eine andere Versicherung zu suchen. Bei diesem Durcheinander schon bei den Beiträgen, möchte ich nicht wissen, was abläuft, wenn ich mal eine Rechnung einreichen muss. Nein, danke, liebe Versicherung, so nicht!

Aber nicht nur die Versicherung macht mir das Leben schwer, auch andere Firmen wollen mich einfach nicht als Kunden haben. Ende des letzten Jahres hatte ich ja eine Kreditkarte beantragt, der Antrag wurde mit fadenscheinigen, verschiedenen Argumenten (ein Mitarbeiter meinte, das Antragsverfahren hätte zu lange gedauert, ich solle den Antrag wiederholen, der andere meinte, ich wäre nicht lange genug in der Schweiz angemeldet) abgelehnt.

Nun wollte ich eine Tankkarte bei einer der grossen Ketten im Land beantragen. Gestern erhielt ich eine Absage per Post. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rief an, um nach den Gründen zu fragen. Die Dame meinte, Begründungen würden sie grundsätzlich nicht mitteilen. Womöglich liege es daran, dass ich noch nicht lange genug im Lande sei. Aha - sieben Monate reichen also nicht, ein fester Arbeitsvertrag, ein normales Einkommen, ein Schweizer Bankkonto, mehrere Kreditkarten aus Deutschland und ein Wohnsitz in einem stattlichen Haus zählen nicht? Sehr merkwürdig. Ich hab darum gebeten, eine Wiedererwägung einzuleiten, aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man immer mal wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören, ob nun bewusst oder unbewusst. Ich werde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen und auch dort nachhaken, sollte erneut eine Ablehnung kommen.

Eine gute Nachricht kam dann gestern aber doch noch per Post: Rosalie hat einen ersten Erfolg im Scheidungsverfahren errungen. Die Anträge des künftigen Ex-Mannes, ab sofort nur noch einen Bruchteil des Unterhaltes zu zahlen, wurden zu grossen Teilen abgewiesen!

Dienstag, 7. Februar 2017

Bürokratie - einfach unschlagbar

Habt Ihr schon einmal etwas vom VwZG gehört? Nein, das ist kein Auto, sondern das Verwaltungs-Zustellungsgesetz. Was es nicht alles gibt! Damit habe ich jetzt gerade zu tun ...

Vor einigen Tagen habe ich meine Steuererklärung auf elektronischem Wege nach Berlin geschickt. Die gute Nachricht: Sie wird offenbar derzeit bearbeitet.

Aber nun kommt's: Gestern erhielt ich vom FA ein Mail, in dem man mir mitteilte, dass Verwaltungsakte nicht in die Schweiz bekanntgegeben werden können. Wie bitte? Muss ich das Schreiben jetzt persönlich abholen oder ein Postfach in Deutschland einrichten? Es geht doch "nur" um einen Steuerbescheid ... Immerhin hatte ich die Möglichkeit, einen Empfangsberechtigten in Deutschland anzugeben, nämlich meinen Papa. Ich hoffe, das wird so und per Mail akzeptiert. Aber was machen Auswanderer, die daheim keine Angehörigen mehr haben? Die müssen einen Steuerberater oder Anwalt bemühen, um den Verwaltungsakt entgegen zu nehmen, oder persönlich erscheinen.

Und warum nun dieses Theater? Die Antwort bietet eben jenes VwZG. Dort ist genau geregelt, wer wann was in welches Ausland zustellen darf. Dort heisst es:

"Die unmittelbare postalische Bekanntgabe von Verwaltungsakten im Ausland ist nur im Verhältnis zu solchen Ländern zulässig, die dies gestatten."

Und weiter, speziell auf die Schweiz bezogen:

"Das deutsch-schweizerische DBA enthält keine Regelungen über Rechtshilfe bei Zustellungen. Die Auslandsvertretungen in der Schweiz dürfen Zustellungen in Fiskalsachen weder an eigene noch an fremde Staatsangehörige oder an Staatenlose bewirken. Zustellungen an Empfänger in der Schweiz sind daher – sofern kein inländischer Empfangsbevollmächtigter benannt ist – i. d. R. durch öffentliche Zustellung zu bewirken, da die Schweiz auch gegen die postalische Bekanntgabe Bedenken erhoben hat."


Wieder etwas dazu gelernt ...

Montag, 6. Februar 2017

Oh, die Frauen*

Manchmal gibt es Tage, da finde ich das Rasieren überaus lästig und wünschte mir, keinen Bartwuchs zu haben. Doch was wäre die Alternative?

Unser gemeinsamer Samstag endete diesmal schon gegen 21 Uhr im Bett, weil meine Liebste starke Monatsschmerzen hatte und nur dank Tablette im Schlaf etwas Erholung fand. Da beneide ich Euch Frauen nun wirklich nicht. Wenn ich das so miterlebe, ist mir die Rasur dann doch lieber, auch wenn sie fast täglich notwendig ist (außerdem soll ein Drei-Tage-Bart ja recht sexy sein ...). Und, wie man so liest, wird es dann mit den Jahren auch nicht besser.

Doch auch außerhalb dieser Zeit quält Ihr Euch für uns Männer - in Push-Ups und High Heels, von denen ich mich immer wieder frage, wie man darin laufen kann. Aber ja, heiß sieht es natürlich aus! Wir Männer dagegen fühlen uns schon am Rande des Erträglichen, wenn wir uns einen "Kulturknoten" um den Hals hängen.

Nicht zu vergessen - die Geburt! Wenn ich gut genährte Babys mit über 4000 Gramm und riesigem Kopf sehe, dann mag ich mir gar nicht die Frage stellen, wie so ein Kind DA durch gepasst hat, wo Mann sonst ... Na, Ihr wisst schon. ;)

Also meine Hochachtung vor all den körperlichen Strapazen in Eurem Leben. Ihr seid eben die Besten.

*Aus Brahms Liebeslieder-Walzer, op. 52: "Oh, die Frauen, wie sie Wonne tauen. Wäre lang ein Mönch geworden, wären nicht die Frauen!"

Sonntag, 5. Februar 2017

Bildstörung

Was bin ich froh, dass wir am Freitag draußen waren und den Hauch von Frühling genossen haben. Entgegen der Vorhersage regnet es heute nicht, sondern es schneit wie im tiefsten Winter. Unglaublich, was da gerade vom Himmel fällt. Eigentlich ein tolles Naturschauspiel, und da es windstill ist, wirkt es fast märchenhaft, erdend, jungfräulich. Aber wenn ich daran denke, dass ich morgen früh wieder zur Arbeit fahren muss, verfliegt das schöne Gefühl dann auch ziemlich rasch wieder ...
Trotzdem - einen schönen Sonntag!

Samstag, 4. Februar 2017

Kurzurlaub

Gestern hatte ich wieder meinen freien Tag. Die Wetterfrösche waren sich einig, dass dies der einzige schöne Tag auf absehbare Zeit sein würde, und so ließen wir daheim alles stehen und liegen und gingen raus.

Der See ist nur ein paar Minuten vom Haus entfernt. Dort angekommen, erwartete uns tatsächlich der Frühling. Es war einfach herrlich - die Sonne wärmte uns, die klare Luft sorgte für einen wunderschönen Blick über den See, und es fühlte sich an wie Urlaub, als mein Schatz am Ufer nach Muscheln suchte.

Am Abend besuchten wir noch in unsere Lieblings-Pizzeria und schlossen den Tag mit einem Glas Wein in einer neuen, gemütlichen kleinen Bar ab. Es braucht so wenig, um für ein paar Stunden aus dem Alltag auszubrechen und sich selbst etwas Gutes zu tun! 

Donnerstag, 2. Februar 2017

Tolle Aussichten

Nach Wochen im Nebel wird das Wetter nun besser und damit auch die Weitsicht. Gestern Mittag musste ich wieder lächeln, während ich in der Firma meinen Salat ass. Von meinem Tisch im Restaurant aus hatte ich einen fantastischen Ausblick auf Eiger, Mönch und Jungfrau vor blauem Himmel, umgeben von ein paar süssen weissen Wölkchen. Da bleibt einem als Flachländer schon mal der Mund offen stehen.

Ich hätte Euch gern ein Bild davon gezeigt, aber die fehlende Tiefenschärfe des Handys verfälscht die malerische Ansicht. Im Netz gibt es aber unzählige Bilder von diesem beeindruckenden Dreigestirn.

Bei diesem Anblick musste ich daran denken, wie der Blick aus dem Fenster der Kantine in Berlin aussah: Wahlweise der Blick auf den Innenhof oder eine vierspurige Strasse. Idyllisch.

Und gestern Abend konnte ich dank der gestiegenen Temperaturen auch wieder mal länger als fünf Sekunden ohne Jacke auf dem Balkon stehen und die Ruhe geniessen. Ausser dem kleinen Bach und ein paar Vögeln war nichts zu hören. Hach, es ist schon schön hier!

Mittwoch, 1. Februar 2017

Und tschüss

Es ist (fast) geschafft! Meine letzte Steuererklärung für Deutschland ist auf dem Weg. Durch die (aus meiner Sicht völlig unfaire) Berücksichtigung des im Ausland erzielten Einkommens war noch mehr Papier auszufüllen und ich hoffe, dass ich alles richtig gemacht und nichts vergessen habe. Aber wenn alles okay ist, wartet am Ende nun noch eine saftige Nachzahlung (eben wegen des Einkommens im Ausland), aber dann kann mich das Finanzamt mal. Mein Geld bekommt ihr nicht mehr!

Dafür muss ich meine Steuern dann natürlich hier in der Schweiz zahlen. Eine Erklärung muss ich allerdings in den nächsten fünf Jahren nicht zwingend abgeben, da meine Steuer (was in Deutschland ja völlig normal ist, aber nicht hier) direkt vom Gehalt einbehalten wird. Nur, wenn die Chance besteht, Abzüge geltend machen zu können, lohnt der Aufwand.

So ist nun eine weitere Verbindung nach Deutschland beendet. Im nächsten Schritt beantrage ich jetzt einen Schweizer Führerschein. Das ist Pflicht, wenn man sich mehr als 12 Monate lang in diesem Land aufhält. Der deutsche Schein ist danach nicht mehr gültig. Ich muss also zu einem Vertrauensarzt und einem Optiker, um meine Fahrtauglichkeit attestieren zu lassen (das geschieht unabhängig vom Alter - nicht, dass hier ein falscher Eindruck entsteht *g*), und dann erhalte ich eine neue Plastikkarte. Mein deutscher Ausweis wird an die Führerscheinstelle in Berlin zurück geschickt und dort verwahrt (falls ich doch mal zurückkehren sollte ...).

Das wird dann endlich mal ein "richtiger" Schweizer Ausweis sein, den ich ständig dabei haben werde, denn der Ausländerausweis ist nur ein Stück Papier, den man weder dabei haben muss noch sollte (ansonsten ist er nach ein paar Wochen hinüber).