Mittwoch, 28. Dezember 2016

Zwischen den Jahren

Es ist kalt draußen, die Sonne scheint, ich sitze im Bett und schaue durch das Balkonfenster auf die weißgrünen Wiesen vor dem Haus. Meine Liebste muss heute noch einen Arbeitstag einschieben, ich hab das Haus für mich allein.

Fremd ist es mir schon lange nicht mehr, obwohl das nur schon durch die Größe sicher normal wäre. Ich fühle mich wohl hier, fühle mich zu daheim und geborgen. Kein Gedanke an meine alte Wohnung, an die Flugzeuge, die im Minutentakt am Schlafzimmerfenster vorbei donnerten, an die Hektik und den Stress der Großstadt. Hier öffne ich das Fenster und höre - nichts. Was für eine Wohltat!

Die Feiertage waren gemütlich. Den Heiligabend haben wir zu zweit verbracht, ganz in Ruhe, nachdem der Baum geschmückt und das Schweinsfilet gegessen war. Dafür waren dann am Folgetag die Kinder und Rosalies Familie hier. Wir haben zusammen gegessen, Wein getrunken, erzählt, und hatten einen schönen Nachmittag und Abend bis kurz vor Mitternacht.

Am zweiten Feiertag sind die Kinder mit ihrem Vater in die Berge gefahren und wir waren wieder für uns. Keine Gans, keine Ente, nur die Reste vom Vortag. Weihnachten muss eben kein Fressmarathon sein. Wie schön!

Gestern haben wir das schöne Wetter genutzt und endlich mal einen ausgedehnten Spaziergang durchs Dorf gemacht. Es war schön und hat gut getan, und ich hab mich gefreut, dass wir trotz der erst kurzen Anwesenheit hier im Ort schon mehrere Leute trafen, die wir kannten und mit denen wir ein paar Worte wechselten. Trotzdem ist vor allem mein Schatz noch nicht sicher, ob wir hier alt werden oder es sie doch zurück zieht an den Ort, an dem sie zuvor gewohnt hat.

Doch das wird die Zeit zeigen und ist aktuell kein Thema. Nun genießen wir es erst einmal, in diesem Haus zu sein. Ich sitze hier, atme die frische, kalte Luft auf fast 500 m Höhe ein, genieße die Ruhe und freue mich auf den Tag in unserem Schlössli.

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Endspurt

Übermorgen ist es soweit - Heiligabend! Schon, so plötzlich, wie jedes Jahr überraschend.

Ich erinnere mich an vergangene Jahre, da war Weihnachten Stress pur, nicht nur wegen der Geschenke, sondern vor allem auch wegen der Familie, den vielen Terminen mit Essen und Trinken. Irgendwie gehört das natürlich an Weihnachten dazu, mir war es aber oft zu viel, denn mit Ruhe und Besinnlichkeit hatte das manchmal nicht mehr viel zu tun.

Diesmal wird es besser. In diesem Jahr haben wir nur am ersten Weihnachtstag "die Hütte voll". Da wird dann Rosalies ganze Familie hier sein. Ansonsten können wir das Fest in aller Ruhe (im wahrsten Sinne) geniessen: Etwas Schönes essen, die Weihnachtsbeleuchtung einschalten, draussen am Fenster den Vögeln beim Fressen zusehen, den Kamin anzünden, Wein trinken, einen kitschigen Film schauen, kuscheln. Das Fest der Liebe feiern ...


Das wünsche ich uns allen: Ein friedliches Fest ohne Leid und Horrormeldungen, schöne Stunden im Kreise der Familie, Zeit für Ruhe und Besinnlichkeit. Lasst es Euch gut gehen!

Mittwoch, 21. Dezember 2016

Ans Bett gefesselt

Diese ärgerliche Erkältung hat mich nun schon eine halbe Woche lang fest im Griff, und anstatt gestern mit meinem Team lecker zu essen, lag ich den ganzen Tag im Bett. Toll.

Aber ich fand es sehr nett, dass mir die Kollegen Bilder von der Feier geschickt und auf mich angestossen haben. So eine Art der Rückmeldung ist doch viel besser als jedes Feedback-Gespräch mit dem Chef.

Nun liege ich also einen weiteren Tag lang im Bett, schaue draussen auf den unendlich andauernden Nebel und hoffe, dass ich bis zu den Feiertagen wieder fit bin. Auch wenn wir nur an einem Tag Trubel im Haus haben, möchte ich natürlich schon mit meiner Liebsten gemütlich bei Kerzenschein und Wein sitzen und die Atmosphäre zum ersten Mal so ganz und gar geniessen, wissend, dass kein Countdown läuft, der mich nach Berlin zurück ruft.

Also, ihr nervigen Erreger, ihr habt es Euch lange genug in meinem Körper gemütlich gemacht und mich geärgert. Jetzt ist mal Schluss damit!

Dienstag, 20. Dezember 2016

Fassungslos

Nun also Berlin. 12 Menschen tot. Von einer Sekunde zur anderen einfach nicht mehr da. Mitten auf einem Weihnachtsmarkt.

Schon vor Monaten habe ich gesagt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Berlin vom Terror eingeholt wird. Nun ist es soweit. Und alle, die derzeit in den Medien erzählen, sie hätten sich so etwas niemals in Berlin vorstellen können (wie z. B. gestern Abend die Reporterin auf N-TV), sind einfach nur naiv.

Weder "Mutti" noch sonst irgend jemand kann uns vor diesen Verrückten schützen. Das zeigt sich trotz aller Präventivmassnahmen leider immer wieder. Während meines Umzuges Ende Oktober traf ich eine 90jährige Mieterin aus meinem Aufgang. Noch fit im Kopf und immer nett und hilfsbereit. Wir unterhielten uns über die Veränderungen in Deutschland, Berlin und selbst in unserem Hausaufgang. Irgendwann meinte sie traurig: "Deutschland ist verloren". Dies aus dem Mund einer alten Frau zu hören, die so viel erlebt hat, macht betroffen.

Ganz so drastisch würde ich es zwar nicht bezeichnen, aber die Welle der Gewalt in den letzten Monaten in Europa macht mir auch grosse Sorgen. Wo führt das alles hin?

Montag, 19. Dezember 2016

Die ersten 100

Willkommen zum 100. Post auf diesem Blog. Seit fünf Monaten schreibe ich hier meine kleinen und grossen Erlebnisse und Erfahrungen vor und nach meinem Umzug in die Schweiz auf. Damals, Mitte Juli, schien alles noch recht weit weg. So Vieles war noch zu erledigen, beruflich und privat. Dann ging alles plötzlich ganz schnell, und nun bin ich schon fast zwei Monate hier.

Es freut mich, dass Ihr immer mal wieder hier vorbei schaut und mitlest, was sich bei Rosalie und mir so tut. Meine Liebste macht sich noch immer rar im Netz, aber durch meinen Blog ist sie zumindest auch ein wenig präsent. Und ich habe noch immer Freude am Schreiben, auch wenn ich mich bald für den Rest des Jahres etwas zurückziehen werde. Dann soll für ein paar Tage das reale Leben im Vordergrund stehen.

Aber vorerst wartet morgen noch ein Team-Event mit anschliessender Weihnachtsfeier, auf das ich sehr gespannt bin. Heute allerdings bleibe ich im Bett. Meiner Liebsten geht es etwas besser, dafür liege ich seit Freitag flach und werde mich heute noch ein wenig kurieren. Wir können hier wunderbar um die Wette husten ...

Freitag, 16. Dezember 2016

Alltag im Paradies

Das alte Jahr hat für mich nur noch vier Arbeitstage, dann ist frei bis zum 3. Januar. Der erste Urlaub seit rund einem halben Jahr - und damals war Rosalies Umzug, sodass an Erholung auch kaum zu denken war.

Das wird diesmal anders, zumal wir auch noch ein paar Tage lang kinderlos sein werden. Erholung steht auf dem Programm! Ich freue mich schon auf ein paar faule, gemütliche Tage mit meinem Schatz. Inzwischen bin ich schon bald zwei Monate weg von Berlin - und ich vermisse so gar nichts. Im Gegenteil, das Alte verblasst, wird unwichtiger, die Erinnerungen an den alten Job, Kollegen, die Stadt und den Stress in Berlin verklären sich bereits.

Es ist aber auch viel Neues auf mich eingestürmt, dass nun nach und nach zur Gewohnheit wird. Der Weg am Morgen aus dem Bett zum Bad, in die Küche zur Kaffeemaschine, ins Schlafzimmer mit einer Tasse Kaffee für Rosalie, zum Auto und dann in die Stadt bis zum abendlichen Weg in den Supermarkt und dann nach Hause, alles wird langsam Alltag. Gut, manchmal komme ich noch durcheinander - mit den neuen EC-Karten und Nummern, den Sprachen (der Dame an der Tankstelle habe ich auf ihre französische Frage in Englisch geantwortet ...), dem Geld oder der Schweizer PC-Tastatur. :)

Aber was sind das schon für "Probleme"! Nein, es geht mir gut, ich freue mich jeden Morgen, in der Schweiz neben meiner Liebsten aufzuwachen und am Abend zu ihr heim zu kommen. Das Zusammenleben funktioniert bestens, ohne dass wir uns dabei aufgeben. Wenn das keine guten Voraussetzungen für das nächste Jahr sind!

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Die lieben Kollegen (4)

Während des letzten Teammeetings ist es mal richtig laut geworden. Mein Chef war hochgradig sauer und hat sich zum wiederholten Male beklagt, dass meine beiden jungen Kollegen es einfach nicht für nötig halten, pünktlich zum Dienst zu erscheinen und Verantwortung zu übernehmen. Die Luft knisterte förmlich, und er konnte sich kaum beruhigen. Offenbar wächst der Druck auch von anderer Seite, da die Aussenwirkung des Teams derzeit sehr schlecht ist, was nicht zuletzt auf die Unzuverlässigkeit der beiden Kollegen zurückzuführen ist. Am Ende seines Monologs hat er sich dann nach einer kurzen Pause noch bei einem der beiden Kollegen entschuldigt, weil er da zu weit gegangen ist, aber im Kern würde ich, selbst nach der kurzen Zeit, die ich jetzt hier bin, seine Aussagen absolut unterstützen. Dass man als Chef wütend wird, wenn einem der Kollege sagt, er könne sich nicht so schnell auf andere Arbeitszeiten "einstellen" (also eine halbe Stunde früher erscheinen), kann ich gut verstehen. So schwer kann es nicht sein, um 8:30 Uhr im Büro zu sein.

Das nächste Highlight wird die Weihnachtsfeier werden. Da hatte der besagte Kollege eigentlich schon abgesagt. Nun ist aber ein Teil der Veranstaltung ein Seminar zum Thema "Wir haben uns alles lieb" Teambildung, und das auch noch während der offiziellen Dienstzeit, sodass die Teilnahme obligatorisch ist. Ich bin gespannt, wie das ablaufen wird und ob wir danach noch Lust auf das gemeinsame Kochen und Essen haben werden ...

Mittwoch, 14. Dezember 2016

Andere Länder, andere Autofahrer

Bekanntlich stamme ich aus einer Grossstadt, den Autoverkehr habe ich meist als zügig, etwas aggressiv, aber geordnet und recht sicher empfunden. In südlichen Ländern wie Portugal dagegen habe ich das blanke Chaos erlebt ...

Wieder ganz anders ist der Verkehr in der Schweiz. Hier stelle ich oft zögerliches, ja ängstliches Fahrverhalten fest, staune fast täglich über Verstösse gegen Verkehrsregeln wegen Unachtsamkeit (falsche Fahrtrichtung in der Einbahnstrasse, Befahren einer Kreuzung, obwohl nur die Fahrrad-Ampel grün zeigt, versehentliche Spurwechsel in der Kurve). Das sehr zurückhaltende Fahren hängt dabei ganz sicher mit den drastischen Strafen zusammen, die im Falle eines Verstosses fällig werden, sei es bei schon geringen Geschwindigkeitsüberschreitungen oder dem Überfahren einer roten Ampel. Gibt man in Berlin Gas, wenn die Ampel direkt vor einem von Grün auf Gelb springt, macht man hier schon mal eine Vollbremsung. Gestern war ich froh über das ABS in meinem Fahrzeug, weil ich damit nicht gerechnet hatte.

Da auf allen Autobahnen hierzulande eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h gilt, ist auch das Fahrverhalten auf diesen Strassen etwas anders. Meist gibt es lange Kolonnen auf der linken Spur, die mit 123 km/h an den langsamer fahrenden LKW vorbei ziehen. Um hier nicht hinter einem solchen LKW ausgebremst zu werden oder sich einfach auf die linke Spur in den Sicherheitsabstand zwischen zwei PKW zu drängeln, muss man sehr weitsichtig fahren und sich rechtzeitig um einen Spurwechsel kümmern.

Das gilt natürlich nur, wenn man überhaupt fahren kann. Die Schweiz ist klein und eng, die Hauptschlagader zwischen West und Ost ist daher oft überlastet, im Berufsverkehr geht um Bern und Zürich herum meist so gut wie nichts mehr. Wir haben da Glück, weil wir genau in die andere Richtung müssen und meist freie Fahrt haben, während meine Kollegen über lange Staus jammern.

In jedem Fall ist es ein schöner Luxus, wieder Auto fahren zu können. Gerade zum Feierabend, der nie auf die Minute pünktlich ist, muss ich nicht darauf achten, ob ich den Zug noch erreichen oder eine halbe Stunde warten werde, und es ist natürlich viel angenehmer, als sich in vollen Abteilen drängeln zu müssen.

Dienstag, 13. Dezember 2016

Adventsfenster

In unserem Dorf gibt es eine Tradition, die ich bisher aus der Grossstadt nicht kannte: die Adventsfenster. Ein schöner Brauch in vielen Gemeinden, vermutlich ein wenig vom Aussterben bedroht.

Im Grunde geht es darum, dass man sich im Dorf mit den Nachbarn trifft, einen Tee (oder Glühwein) zusammen trinkt und ein wenig Smalltalk führt. Dazu meldet man sich bei den Organisatoren an, schmückt ein Fenster seines Hauses mit der entsprechenden Zahl des Kalenders und weihnachtlicher Dekoration, und dann wird am Abend für etwa eine Stunde Tee, Glühwein und Gebäck bereit gestellt. Die Liste, wer an welchem Tag sein Fenster präsentieren darf, wird im Dorf veröffentlicht, und man macht sich jeweils am Abend auf den Weg durchs Dorf, bewundert das entsprechende Fenster des Tages (das manchmal vielleicht etwas kitschig ist, aber zu Weihnachten ist das erlaubt ..), trinkt und erzählt ein wenig und geht wieder heim. Ein schöner Brauch, finde ich, auch wenn sich selten mehr als 10 Leute Zeit dafür nehmen.

Vielleicht machen wir im nächsten Jahr dann auch mit. Bis dahin sollten die diesjährigen "Baustellen" hoffentlich erledigt sein und wir können uns auch mal um solche Dinge kümmern. In diesm Jahr wäre das alles etwas viel geworden. Und nun ist meine Liebste auch noch mit einem aggressiven Erreger und dicker Erkältung im Bett. Aber ich bin ja da und kann mich zumindest ein bisschen um das Nötigste kümmern. :)


Freitag, 9. Dezember 2016

Die lieben Kollegen (3)

Das kleine Betriebsteam, dessen Mitglied ich seit nunmehr einem Monat bin, zeichnet sich nicht gerade durch Disziplin und strukturiertes Arbeiten aus. Witzigerweise sind übrigens die beiden jungen Kollegen zusammen genau so alt wie ich ...

Beide sind Söhne von Eltern aus Kulturkreisen, in denen der Stammhalter auch im Alter von 25 noch von vorn bis hinten verwöhnt wird, sich um nichts zu kümmern hat und sein Geld für Sportwetten, Saufen und dicke Autos ausgeben kann (O-Ton mein Chef!). Leider verhalten sich die beiden Kollegen auch im Büro entsprechend. Das fängt schon mit der Pünktlichkeit an. Eigentlich soll das Team um 8 Uhr anwesend sein. Jedoch bin ich der Einzige, der sich daran hält. Die beiden jungen Mitarbeiter erscheinen nie vor 8:30 Uhr. Oder sie schaffen auch das nicht. Dann kommen Mails wie "Ich hab verschlaffen. Mache mich gleich auf den Weg." (Kein Schreibfehler von MIR)

Konsequenzen hat das alles fast nicht. Zumindest verliert aber der eine Kollege nun Ende Februar seine Funktion als Stellvertreter vom Chef, wobei hier niemand weiss, von wem diese "Kündigung" ausging und der Chef selbst sich dazu ebenfalls bedeckt hält. Wer der Nachfolger sein wird, ist dabei völlig offen. Ich lasse mich mal überraschen. Für den Moment versuche ich, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren, mich von dem Chaos nicht anstecken zu lassen und Stück für Stück das Klima zwischen uns als Dienstleister und unseren Kunden ein wenig zu verbessern. Da ist in der Vergangenheit Einiges schief gelaufen, und es wird Zeit brauchen, um das aufzuarbeiten.

Auch wenn das jetzt alles negativ klingen mag - ich bin trotzdem nicht unzufrieden. In meinem neuen Job hier habe ich einen grösseren Gestaltungsspielraum, das kleine Team bietet mehr Möglichkeiten, sich einzubringen, und durch mein "hohes" Alter und meine Erfahrung strahle ich scheinbar Ruhe und Respekt aus. Das ist eine gute Basis für meine weitere Entwicklung hier im Hause, vermutlich bis zur Rente. *räusper*

Aber nun genug mit Arbeit, denn ich habe heute frei und beginne jetzt mit Rosalie das lange Wochenende!

Donnerstag, 8. Dezember 2016

Sex-Tage-Woche

Seit ich mit meinen sieben (bis acht) Sachen komplett in die Schweiz gezogen bin und Rosalie und ich uns nicht nur am Wochenende sehen können, hat sich auch das Zusammenleben ein wenig verändert.

Bekanntermassen hat man ohnehin nicht jeden Tag die gleiche Lust aufeinander, manchmal ist man einfach müde (und ich meine wirklich müde), möchte lieber noch ein wenig reden und dabei einfach nur kuscheln und sich spüren oder hat noch andere Dinge zu tun. Doch auch der Alltag "steuert" ein wenig das Verlangen. Obwohl wir natürlich unser eigenes Schlafzimmer haben, ist es immer ein wenig schwierig mit heissem Sex an den Tagen, an denen die Kinder im Hause sind. Man muss extrem leise sein, immer darauf gefasst bleiben, dass eines der Kinder gedankenlos plötzlich im Zimmer steht (die Tür lässt sich nicht abschliessen), und überhaupt ist ein halbwegs ungestörtes Liebesleben erst weit nach 22 Uhr möglich.

So hat die halbe Woche, in der die Kinder bei ihrem Papa sind, für uns durchaus auch etwas Gutes. Egal, ob man vor dem Kamin plötzlich übereinander herfallen will oder ganz "normal" am Abend im Bett - es spielt keine Rolle, wie, wann, womit, denn alles ist möglich, ohne "erwischt" zu werden. Manchmal reicht dann auch ein heisser Kuss, um schnell wieder munter zu werden.

Ein grosses, alleinstehendes Haus hat wirklich viele Vorteile! :)


Mittwoch, 7. Dezember 2016

Dorf im Nebel

Wenn ich an die (läääängst vergangene) Zeit in Berlin denke, erinnere ich mich an den einen oder anderen Morgen im Nebel, aber meist kam nach ein paar Stunden schon wieder die Sonne hervor. Ganz anders ist es hier. Nun schon rund eine Woche lang hängt der Nebel über der Region, und bis auf zwei Stunden am Sonntagnachmittag war die Sonne im Dorf seit dem nicht mehr zu sehen. Tristes Grau prägt das Bild, und viel weiter als bis zum übernächsten Haus kann man meist nicht schauen. Noch schlimmer wird es, wenn man dann mit dem Auto das Dorf verlässt.

Ursache ist neben der aktuellen Wetterlage die Topographie mit den Bergen und den grossen Seen. So schön, wie es hier im Sommer ist - dafür muss man im Herbst und Winter dann öfter mal den grauen Alltag ertragen. Einziger Lichtblick im wahrsten Sinne sind dann teilweise die Arbeitstage, denn hier in der Schweizer Hauptstadt hat man öfter mal die Chance auf ein paar Sonnenstrahlen. Dummerweise liegt das Fenster meines Büros Richtung Norden, sodass ich auch hier die Sonne nur erahnen kann, und bis zum Feierabend ist sie längt untergegangen. Wer sie heute sieht, kann mir gern ein paar Strahlen schicken ...

Aber der nächste Sommer kommt bestimmt! Bis dahin tragen wir die Sonne halt im Herzen. ;)

Dienstag, 6. Dezember 2016

Dünne Luft

Am letzten Sonntag bin ich, während meine Liebste mit den Kindern beim Backen war, auf dem Sofa gegen 18:30 Uhr eingeschlafen. Etwas, was mir früher nie passiert ist, noch dazu, wo der Tag absolut entspannt und ohne Anstrengung war. Auch gestern im Büro fielen mir gegen 15 Uhr fast die Augen zu. Woran liegt das? Ist es tatsächlich die veränderte Luft? Immerhin bin ich hier rund 500 Meter höher als in Berlin. Kann es sein, dass sich der Körper darauf einstellen muss, oder ist das Unsinn bei dem geringen Unterschied? Ich kann mich erinnern, dass ich früher während des Urlaubs im Harz auf rund 600 Meter auch oft müde war, doch dort war man den ganzen Tag an der frischen Winterluft unterwegs.

Gestern hab ich hier im Blog von unserer Gemeindeversammlung berichtet. Am nächsten Tag die Überraschung - kaum ist man mal bei so einer Veranstaltung dabei, gibt es prompt im Regionalteil der Tageszeitung ein Bild davon. Zum Glück hatte ich da die Augen offen! :)

Noch eine schöne Überraschung heute Morgen im Büro: Unser Chef hat jedem ein Säckchen mit Süssigkeiten zum Samichlaus auf den Tisch gestellt. Da ich auch von meiner Liebsten schon Leckereien bekommen habe, fällt das Mittagessen diesmal wohl aus! :D

Montag, 5. Dezember 2016

Das pralle Dorfleben

Am Samstag haben wir uns zum ersten Mal ins Dorfleben gestürzt. Was für ein Erlebnis!

Zunächst fand eine Gemeindeversammlung statt, an der wir teilnahmen. Es war die letzte vor der Fusion mit anderen Gemeinden. Ich durfte als Ausländer nicht abstimmen, aber ich verstand auch nicht sehr viel vom Gesagten, weil nur französisch gesprochen wurde. Meinen Spaß hatte ich trotzdem, denn die Dame von der Gemeinde, die Notebook und Beamer bedienen sollte, stellte sich dermaßen tollpatschig an, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte. Erst war sie ständig zu weit in der Präsentation der Seiten, dann sperrte sie versehentlich das Notebook, dann ging der Beamer aus, und schließlich schaltete sich das Notebook ganz ab, weil es keinen Saft mehr hatte. Beim Neustart war dann ein privates Bild von ihr und ihrem Mann auf der Leinwand zu sehen. Sehr professionell!

Auch der Rahmen war alles Andere als schön. Mangels Alternative fand die Versammlung in der "Kirche" statt, ein hässlicher Bau aus den 70er Jahren, da man die alte, schöne Kirche damals aus unerfindlichen Gründen abgerissen hatte. So saßen wir im ungeheizten Raum mit dicken Jacken auf Holzbänken, während ein selbstherrlicher Bürgermeister die Tagesordnung abhakte.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden wir übrigens auch als neue Einwohner begrüßt. Nun weiß also jeder im Dorf, wer wir sind und wo wir herkommen (aber vermutlich hat sich das schon vorher längst herum gesprochen).

Danach waren wir dann zum Dorffest eingeladen. Das war der eigentliche Höhepunkt des Tages und ein voller Erfolg. Wir saßen zufällig mit zwei alten Pärchen zusammen, alle weit über 70 Jahre alt, aber völlig fit im Kopf und sowas von lebensfroh, dass man neidisch werden konnte. Man erlebt es nicht jeden Tag, dass ein 80jähriger sein iPhone herausholt, um zu sehen, wie sich das Eishockey-Team geschlagen hat, und eine alte Dame stolz auf ihrem Handy Photos ihrer Enkel vorführt.

Das Ganze fand in einer Art Gemeinderaum an der Kirche statt. Es war nett eingedeckt, obwohl nur Wegwerf-Geschirr benutzt wurde. Wir sassen an langen Tafeln mit weissen Tüchern und weihnachtlichem Schmuck. Das Hauptgericht war ein Fondue chinoise, das wirklich lecker war. Da man bei diesem Essen viel Zeit mit Warten verbringt, kann man sich in der Zwischenzeit gut mit den Leuten unterhalten. So erfuhren wir Einiges über das Dorf und auch die Geschichte unseres Hauses. Und wie so oft schwärmten alle von Berlin und schauten etwas ungläubig, wie ich aus dieser tollen Stadt aufs Dorf ziehen konnte.

Während des ganzen Abends spielte vorn ein einsamer Unterhalter abwechselnd auf Saxophon und Akkordeon zu einem Playback. Ein undankbarer Job, aber nach dem Essen und diversen Gläsern Rotwein wurde die Stimmung im Saal dann noch besser, die Leute begannen mitzusingen und zu tanzen. Auch Rosalie und ich waren zumindest kurz mal auf der Tanzfläche zu sehen. Und natürlich auch die alten Herrschaften, die das Tanzen zu zweit noch perfekt beherrschten.

Nach gut drei Stunden verabschiedeten wir uns, während die Alten noch länger durchhielten ... Es war ein schöner, interessanter Abend, und genau solche Veranstaltungen sind es wohl, die so ein Dorleben letztlich (auch) ausmachen.


Freitag, 2. Dezember 2016

Der erste Monat

Nun ist der erste Monat in der Schweiz vorüber. Gut vier Wochen, in denen Vieles neu war. Und nein, ich habe es noch nicht bereut, umgezogen zu sein. :)

Ganz im Gegenteil. Es ist schön, am Wochenende nicht auf die Uhr schauen zu müssen mit dem Gedanken, in Kürze wieder den Rucksack packen und nach Berlin zu fliegen. Ich freue mich jeden Abend darauf, mit meiner Liebsten gemeinsam in der Küche beim Z`Nacht sitzen zu können und sich über den Tag auszutauschen. Beim täglichen Weg zur Arbeit bewundere ich den tollen Blick auf die Alpen im Morgenrot und geniesse den Luxus, im eigenen Auto fahren zu können, anstatt sich mit fremden Menschen im Zug zu drängeln. Auch mein Biorhythmus stellt sich allmählich auf die neuen Bedingungen ein und ich werde nicht mehr jeden Morgen schon um 4 Uhr wach.

Bisher fehlt mir nichts. Nun ist es sicherlich auch noch zu früh dafür, und wenn ich jetzt schon Sehnsucht nach Berlin hätte, müsste ich meine Entscheidung wohl wirklich in Frage stellen. Aber ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Ganz sicher nicht beruflich! Meine frühere Chefin hat mir gestern gerade ein Mail geschrieben mit dem, was sich derzeit dort im Job abspielt, und das bestätigt meine Vermutung, dass ich mich, trotz mancher Kritik am neuen Job, eigentlich nur verbessern konnte!

Nun freue ich mich erst einmal auf die Weihnachtszeit. Ich werde zwischen den Jahren frei haben, und da die Kinder beim Vater sein werden, können wir es uns dann auch mal zu zweit gemütlich machen!


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Von "Läusen", Männern und Kindern ...

Mein Chef stammt wie ich aus dem Norden Deutschlands. Vorgestern unterhielten wir uns über die anstehenden Feiertage und die notwendigen Planungen dafür. Als ich ihn fragte, ob er denn für seinen zweijährigen Sohn schon einen Weihnachtsmann organisiert habe, machte er ein erschrecktes Gesicht und schrieb das gleich auf seine ToDo-Liste.

Zu Hause erzählte ich das meiner Liebsten. Sie schaute etwas irritiert, denn hier in der Schweiz (wie vielleicht auch in anderen Teilen Deutschlands) ist alles ein bisschen anders, wie ich erfuhr. An Heiligabend kommt hier für gewöhnlich niemand ins heimische Wohnzimmer. Die Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum, wo sie das Christkind heimlich abgelegt hat.

Dafür ist der Samichlaus am 6. Dezember im ganzen Land unterwegs, fragt Kinder nach Gedichten und Liedern und beschenkt sie mit kleinen Säckchen voller Naschereien und Obst - oder einer Rute. Schuhe putzen muss man hier also nicht unbedingt, um an diesem Tag ein Geschenk zu bekommen!

Mich hat dann interessiert, woher der Begriff "Samichlaus" überhaupt stammt. Und ich habe gelernt, dass der gute Mann vermutlich gar nichts mit dem Sankt Nikolaus zu tun hat - die beiden Herrn sehen sich wohl nur zufällig ähnlich und sind am selben Tag unterwegs. :)

Wer das mal nachlesen und vielleicht auch etwas lernen möchte, findet hier eine interessante Begriffserklärung.