Montag, 31. Oktober 2016

Reise in die Vergangenheit

Es ist vollbracht! Was ich mir so locker und leicht vorgestellt hatte, wurde dann aber doch noch zu einer emotionalen und auch physischen Herausforderung. Doch der Reihe nach ...

Mein letzter Arbeitstag am vergangenen Mittwoch begann gegen 9:30 Uhr in meinem Team. Ich wechselte noch ein paar Worte mit meiner Teamleiterin, bevor um 10 Uhr die gesamte Chef-Etage antrabte und mich vor versammelter Runde verabschiedete. Dazu erhielt ich noch ein Berlin-Überlebenspaket mit allerlei witzigen Souvenirs aus der Stadt. Ich hab mich wirklich gefreut und noch eine kurze Rede an mein Team gerichtet. Schließlich habe ich sechs Jahre mit ihnen verbracht.

Nach vielen guten Wünschen und zahllosem Händeschütteln ging der Abschiedsmarathon weiter zu meinem Projektteam, dem ich während der letzten drei Jahre angehörte. Dort haben wir zusammen Mittag gegessen. Nachdem ich mich dann gegen 14 Uhr auch von diesem Team verabschiedet hatte, fuhr ich zum letzten Mal mit dem Lift nach unten, passierte das Drehkreuz und gab meinen Dienstausweis ab.

Der Moment fühlte sich gut an, ich war entspannt, hatte ein breites Grinsen im Gesicht, spürte keinerlei Wehmut und schlenderte gut gelaunt zum Flughafen. Dort wartete schon meine Lieblingsmaschine, die "Weiße". Skywork verfügt über fünf dieser kleinen Dornier 328, jedoch besitzt nur eine diese besondere, weiße Lackierung. Und diese Maschine war die erste, mit der ich damals nach Bern flog. Deshalb ist sie für uns etwas Besonderes und ich habe mich gefreut, dass genau dieses Flugzeug mich abholte zu meinem vorerst letzten Flug in die Schweiz. Ich hatte das Glück, in der ersten Reihe sitzen zu können, und so ganz ohne Gepäck (ich hatte nur Geld und Schlüssel dabei) war es um so angenehmer. Ich habe diesen letzten Flug noch einmal genossen.

In Bern nahm mich meine Liebste in Empfang und wir fuhren direkt nach Hause. Wir haben noch in Ruhe ein Glas Wein getrunken, sind aber früh schlafen gegangen, denn am nächsten Tag warteten über 1000 km Autofahrt auf uns.

Die Fahrt war über weite Strecken sehr angenehm, lediglich die unendliche LKW-Kolonne auf der rechten und oft auch mittleren Spur nervte sehr. Lange waren wir gut im Zeitplan, doch kurz vor Leipzig warnte das Radio dann vor einer Vollsperrung auf der A9. Wir suchten und fanden eine riesige Umfahrung, doch nach etwa 25 km durch verschlafene Dörfer im Burgenlandkreis hieß es, die Sperrung sei nun aufgehoben, und wir entschlossen uns, umzukehren und die geplante Strecke Richtung Berlin weiter zu fahren. Ein wenig Stau gab es immer noch, und so kamen wir mit einer Stunde Zeitverlust im Hotel im Norden der Stadt an. Wir aßen noch sehr gut und fielen dann ins Bett.

Der Freitag wurde dann zu einer Reise durch die Zeit, von meiner Kindheit bis hin zu meinen langjährigen Beziehungen. Begonnen hatte er mit einem Besuch bei meiner Ex. Sie schrieb mir zuvor, dass sie noch Dinge von mir gefunden hätte und mir diese gern mitgeben wolle. Also führte uns der erste Weg zu meinem früheren Zuhause während meiner Ehe bis zum Jahr 2007. Meine Ex war überrascht, dass Rosalie mit dabei war, verhielt sich aber ganz locker. Wir tranken einen Kaffee und ich sortierte Dutzende Schallplatten (das sind die schwarzen, runden Dinger, die man mit einer Nadel abtastet, um etwas hören zu können) und Bücher. Dazu stand noch eine große Kiste mit Unterlagen parat, die wir dann ins Auto luden. Als alles drin war, wuchsen schon meine Bedenken, ob wir am Ende wirklich alles ins Auto bringen werden ...

Weiter ging es zu E., die ganz in der Nähe wohnt. Dort tranken wir ebenfalls einen Kaffee, plauderten eine Weile, und mit weiteren guten Wünschen verließen wir auch diesen Ort, an dem ich mich bis 2013 immer wieder gern aufgehalten hatte, Richtung Wohnung.

Während meiner Abwesenheit hier hatte eine Bekannte noch ein wenig geputzt, und so sah mein Zuhause bestens präpariert aus für die Übergabe. Doch bis dahin mussten wir es erst mal noch leer räumen. Das war dann doch eine größere Herausforderung, als ich gehofft hatte. Nachdem etwa 50% der Kartons, Taschen und Tüten im Wagen verstaut waren, näherte sich die Kapazität unseres Autos schon bedenklich ihrem Ende. Irgendwann mussten wir einsehen, dass wir ganz sicher nicht alles würden unterbringen können. Also blieb nichts weiter übrig, als ein paar besonders sperrige Dinge, auf die ich vorerst verzichten konnte, bei meinem Papa im Keller einzulagern.

Und so brachen wir an der Stelle ab und fuhren, mitten im Berufsverkehr, nun zum Ort meiner Kindheit. Dort leerten wir das Auto und gingen anschließend gleich noch mit Papa und Stiefmutter essen. Erwartungsgemäß wurde auch hier der Abschied schwer und tränenreich.

Erst im Dunkeln kamen wir wieder in meiner Wohnung an und mussten nun im Dunkeln das Auto beladen. Das war alles Andere als einfach und zehrte an den Nerven. Wir mussten jeden Zentimeter der Ladefläche nutzen, um alles unterzubringen. Mit Schieben, Drücken, Umpacken und Fluchen haben wir es irgendwann tatsächlich geschafft, meine persönlichen Dinge komplett unterzubringen. Rosalie hat ganze Arbeit geleistet und ihr Auto im wahrsten Sinne bis unters Dach voll gepackt, während ich ständig drei Etagen rauf und runter lief, um alles aus der Wohnung zum Auto zu tragen.

Spät am Abend waren wir zurück im Hotel, tranken noch ein Glas Wein und fielen wieder direkt ins Bett. Am Samstag um 10 Uhr stand ja schon die Schlüsselübergabe an. Eigentlich wollten wir vor dem Vermieter dort sein, um noch die letzten leeren Tüten und Kartons zu entsorgen, aber das gelang uns nicht. Also betraten wir gemeinsam meine Wohnung, schrieben die Zählerstände auf und tauschten ein paar Formulare aus. Mehr war ja nicht zu tun, schließlich sollte alles so bleiben wie bisher. So eine lockere Wohnungsübergabe hatte ich in meinem Leben noch nie!

Alles war schnell erledigt, ich gab meine Schlüssel ab und war die Wohnung los! Es blieb gar keine Zeit, um mir darüber Gedanken zu machen oder zu fühlen, wie es mir dabei geht, denn wir hatten ja schon das nächste Ziel vor Augen: meine Mutter und meinen Halbbruder in der Oberpfalz! Eine halbe Stunde später verließen wir Berlin Richtung Bayern!

Meine Mutter hatte sich 1979 von meinem Vater getrennt und war zu einem neuen Mann nach Bayern gezogen. Nachdem wir uns in den ersten Jahren öfter sahen, wurde die Beziehung im Laufe der Jahre immer oberflächlicher. Letztendlich habe ich sie im Jahr 2003 zuletzt gesehen. So lange war ich daher auch nicht mehr in ihrem Wohnort, und es war etwas Besonderes, in diese Kleinstadt zurück zu kehren.

Wir waren rechtzeitig im Hotel und konnten vor dem Treffen noch ein wenig durch den Ort bummeln und im Hotel ausruhen. Um 19 Uhr waren wir im Restaurant verabredet. Es wurde, nach fast 14 Jahren Pause, ein besonderes Wiedersehen! Alt war sie geworden, meine Mutter, und Vieles hatte sich in ihrem Leben verändert, seit ihr neuer Mann 1996 verstarb. Das Vermögen war aufgebraucht, das Haus verkauft, und heute reicht es nicht einmal mehr, um den Sohn zum Essen einladen zu können. Ein trauriges Schicksal und eine Ironie des Schicksals: Damals, 1979, setzte sie sich ins gemachte Nest bei ihrem neuen, reichen Mann, während mein Vater zwar ein gutes Auskommen hatte, aber keinesfalls reich war. Heute, bald 40 Jahre später, bucht mein Papa eine Kreuzfahrt, während meine Mutter kaum weiß, wie sie die Miete aufbringen soll.

Wir hatten im Vorfeld schon klar gemacht, dass wir sie einladen werden, und sie haben den kleinen Ausflug vom grauen Alltag sichtlich genossen. Wir haben von alten und neuen Zeiten erzählt und hatten einen schönen Abend. Nach knapp drei Stunden haben wir uns verabschiedet, und irgendwie hat sie mir und uns schon leid getan, wenngleich sie sicherlich nicht unschuldig an ihrer Situation ist. Im nächsten Jahr wird sie 75, das könnte sicherlich ein Grund sein, um sie noch einmal zu besuchen. So könnten wir meinem Halbbruder vielleicht auch den Wunsch erfüllen, sein früheres Pferd noch einmal zu sehen, das er mangels Geld nicht mehr besuchen kann ...

Schließlich folgte am Sonntag die letzte Etappe. Nach einem guten Frühstück im Hotel fuhren wir in Richtung Schweiz. Die Sonne schien, und wegen des Wochenendes waren kaum LKW unterwegs. Wir kamen gut voran und hatten nur vor der Grenze ein wenig Herzklopfen - es wäre ein Albtraum gewesen, wenn uns der Zoll überprüft hätte. Wir hatten zwar nichts Verbotenes dabei, aber allein der Gedanke, das Auto komplett leer räumen zu müssen, ließ leichte Panik aufkommen. Unser Auto wurde aber kaum beachtet, wir durften ohne Halt durchfahren und waren erleichtert!

Jetzt konnten wir entspannt die letzten Kilometer in Angriff nehmen und kamen noch bei Tageslicht in unserem wundervollen Haus an. Es dauerte allerdings eine ganze Weile, bis wir das Auto ausgeladen hatten:


Heute, rund einen Tag nach der Ankunft, ist noch längst nicht alles eingeräumt. Das wird etwas Zeit brauchen, aber auch ein bisschen Erholung muss nach diesen aufregenden Tagen noch sein, bevor morgen das nächste große Abenteuer beginnt: der erste Tag im neuen Job!

Nun bin ich also hier, so ganz und gar! Noch kann ich das gar nicht recht fassen und werde sicherlich noch ein paar Tage brauchen, um das alles zu verarbeiten und zu begreifen. Es waren sehr viele Eindrücke, und ständig kommen neue hinzu.

Wie es mir damit geht und was mir in den nächsten Tagen so passiert - ich werde berichten!

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Abgesang

Die letzte Schulung ist vorüber, das letzte dienstliche Mail geschrieben, ein allerletztes Formular ausgefüllt, die letzte Nacht im Berliner Bett verbracht. Nun beginnt der Showdown. Viele Hände sind heute noch zu schütteln, wenn ich gegen 9:30 Uhr in die Firma fahre, ein paar warme Worte vor versammelter Mannschaft von meiner obersten Chefin zu überstehen, 3 kg Schweizer Schokolade zu verteilen und ein abschließendes Mittagessen mit meinem Projektteam zu organisieren. Dann kann er kommen, der Abschied von meiner Firma. Noch einmal durch das Drehkreuz, beim Pförtner meinen Ausweis abgeben, alles Gute wünschen, und dann werde ich weg sein, einfach so, und mich direkt auf den Weg zum Flughafen machen.

Auf diesen Moment bin ich sehr gespannt und werde versuchen, genau in mich hinein zu hören. Was empfinde ich dabei, ist da überhaupt so etwas wie Wehmut nach 14 Jahren Behörde? Oder einfach nur Erleichterung? Ich bin gespannt ...

Und so geht es dann weiter: Abflug nach Bern heute Nachmittag von Tegel - das erste und einzige Mal so ganz ohne irgendwelches Gepäck! Morgen früh dann gegen 8 Uhr werde ich mich mit Rosalie auf den weiten Weg zurück nach Berlin machen. Ihr Auto ist gerade rechtzeitig wieder fit geworden! Übernachten werden wir hier in einem kleinen Gasthof vor den Toren der Stadt. Von dort geht es dann am Freitagmorgen erst zu meiner Ex-Frau, die noch ein paar Sachen gefunden hat (nach fast 10 Jahren - starke Leistung!). Dann folgt ein kurzer Abstecher auf einen Kaffee zu E. Und von dort aus geht es weiter zu meiner Wohnung, um meine Sachen einzuladen. Am Nachmittag (ich hoffe, es passt alles ins Auto ...) werden wir dann noch zu meinem Papa fahren und gemeinsam essen. Abschließend dann im Hotel eine letzte Nacht in der alten Heimat.

Am Samstag um 10 Uhr gebe ich die Schlüssel für meine Wohnung ab, und wir machen uns danach auf den Weg in die Oberpfalz, wo wir meine Mutter besuchen werden (die ich seit 14 Jahren nicht gesehen habe, aber das ist eine andere Geschichte). Nach einer Nacht dort im Hotel - wir werden bis dorthin die Hälfte der Strecke absolviert haben - folgt der Schlussspurt bis in die Schweiz. Ich erwarte die Ankunft dort Sonntag am späten Nachmittag.

Es bleibt dann noch ein Tag zur Erholung, bevor am Dienstag der neue Job wartet.

Es werden spannende, anstrengende Tage, aber ich freue mich darauf. Drückt uns die Daumen, dass alles klappt wie geplant, dass das Auto durchhält und wir die 2000 km ohne Probleme überstehen.

Ich werde berichten ...




Dienstag, 25. Oktober 2016

50 Jahre Leben

... und das ist alles, was davon übrig ist? So sieht es jetzt gerade bei mir aus, wenn ich auf dem Sofa sitze. Nicht gerade sehr gemütlich, aber es ist ja nur vorübergehend. Und da sich Tüten besser packen lassen im Auto, habe ich größtenteils auf Kartons verzichtet. Zumal noch immer nicht feststeht, mit welchem Wagen wir fahren werden.

Aber es ist schon verdammt wenig, was mir aus fünfzig Jahren geblieben ist, oder? Wie sieht das bei Euch aus? Leider waren meine beiden langen Beziehungen von einem eher unschönen Ende geprägt, sodass schon dadurch das Eine oder Andere verloren gegangen sein könnte. Darüber hinaus fehlen auch Dinge aus meiner Kindheit, zum Beispiel mein Tagebuch, das ich zeitweise mal führte. Es ist einfach verschwunden.

Mir geht es hier natürlich nur um die rein persönlichen Dinge und Erinnerungen, nicht um Bekleidung und Mobiliar. Aber wenn ich mir Rosalies Hab und Gut anschaue, könnte man meinen, ich sei schon mehrfach abgebrannt. Dem ist aber nicht so. Meine Bücher und CDs sind zum großen Teil bei meiner Ex geblieben, Fotos habe ich noch viele besessen, und auf Memorabilien habe ich früher (männertypisch?) nicht so viel Wert gelegt.

So passt nun mein Leben mehr oder weniger gut in einen Skoda Octavia. Schon verrückt.

Montag, 24. Oktober 2016

Endspurt

Am Freitagabend ist der erste Koffer voller Kleidung in der Schweiz angekommen und ich habe einen Schrank in meinem neuen Heim in "Besitz" genommen. Ein schönes Gefühl! Damit sind nun zumindest die meisten Sommerhemden schon mal an ihrem Platz, bis es draußen wieder heiß wird.

Gestern Abend ging es dann zum letzten Mal mit dem Zug nach Zürich und anschließend mit Zwischenstopp in der Lounge nach Berlin. Ich nehme Euch mal schnell mit:

Richtungsanzeige im Zug
In der Business Lounge
Mein sonntäglicher Flug
Meine Maschine wartet
Und nach einer Stunde war der Flug ganz unspektakulär, wie Dutzende zuvor, einfach vorbei ... Tschüss, SWISS, so schnell werde ich Dich nicht wieder brauchen. Aber es war angenehm mit Dir!

Nun beginnt der Endspurt. Heute, nach meinem dreistündigen Seminar, werde ich zu Hause die Hardware abbauen und verpacken (bis auf den Router), sowie die letzten Kisten packen. Am Dienstagabend dann der letzte Check, Abtauen des Kühlschranks usw.

Und dann ist schon Mittwoch - mein letzter Morgen in Berlin und letzter Büro-Tag. Bisher noch immer keine guten Neuigkeiten von Rosalies Auto. Es kann gut sein, dass wir doch mit meinem Wagen fahren müssen und dann eventuell ein paar nicht ganz so wichtige Dinge bei meinem Papa zwischenlagern. Noch besteht ein wenig Hoffnung ...





Freitag, 21. Oktober 2016

Der Umzug beginnt

Ich war fleißig! Inzwischen sieht meine Wohnung aus wie ein Schlachtfeld, aber irgendwann musste das ja mal passieren. Gestern Morgen überkam mich kurz eine leichte Panik, ob denn wirklich all meine Sachen, die ich mitnehmen werde, am Ende in Rosalies Auto (sofern es bis dahin wieder fährt ...) hinein passen würden. Also habe ich erst einmal alle Schränke durchwühlt. Nachdem dann nicht mehr als drei Kisten mit Ordnern, Bürokram und Bildern sowie vier Taschen mit CDs zusammen kamen, war ich beruhigt.

Dafür ist nun in allen Zimmern das Chaos ausgebrochen. Überall liegen Taschen, Tüten und Klamotten rum, dazu Berge mit Dingen, die wegzuwerfen sind (ich glaube, mit meinen Sachen habe ich bereits einen Müllcontainer ganz allein gefüllt). Trotzdem habe ich jetzt ein gutes Gefühl, immerhin ist nicht mehr zu übersehen, dass es nun wirklich los geht! Und heute Abend, nachdem ich eine weitere Schulung hinter mich gebracht haben werde, fliege ich mit dem ersten Koffer voller Kleidung zu meiner Liebsten. Es wird ein ganz kurzes Wochenende, aber in diesem Fall spielt das keine Rolle, denn wir können nun die Stunden zählen, bis wir uns danach wiedersehen. Melancholie wird es also am Sonntag nicht mehr geben.

Die gab es dafür gestern, vermischt mit ein paar Tränchen. Es war ein schöner Abend mit E. Wir haben zusammen gut gegessen, die letzten Jahre noch ein wenig Revue passieren lassen und uns noch ein paar Mal ganz lange gedrückt. Immerhin kennen wir uns nun auch schon 10 Jahre, eine lange Zeit ...

Und nun auf ins Wochenende!

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Abschied ist

... ein bisschen wir Sterben, sang einst Katja Ebstein. Ganz so melodramatisch mag es vielleicht nicht sein, aber der letzte Besuch bei meinem Papa gestern war schon schwierig! Bereits bei meiner Ankunft liefen ihm die Tränen in dem Wissen, dass es nie wieder so sein wird. Natürlich wünscht er mir und uns alles Gute und freut sich, aber der Gedanke, dass ich wegziehe, bereitet ihm Kummer. Da hilft auch der Trost nicht, dass wir weiterhin telefonieren und skypen können wie bisher und ich natürlich auch sobald wie möglich wieder nach Berlin kommen werde.

Ich habe zwar versucht, diesen Abschied ein wenig zu entzerren, indem wir uns nächste Woche noch einmal zum Essen treffen, wenn Rosalie und ich mit dem Auto in der Stadt sind, aber das ist noch etwas Anderes als mein gewohnter Besuch zu Hause bei ihm. Beim Abschied gestern konnte er mir kaum noch in die Augen sehen, hat mich nur lange gedrückt, sich dann umgedreht und ging zurück ins Wohnzimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.

In den letzten Jahren war ich sein großer Rückhalt und einziger richtiger Bezug zu SEINER Familie (bzw. dem Rest davon), und er hat gestern auch immer wieder betont, dass nun bloß noch seine Stieftochter "übrig" sei. Ich werde versuchen, dieses Gefühl des Verlassenwerdens so schwach wie möglich zu halten, in dem wir wie bisher regelmäßig telefonieren. Gegen den Gedanken im Kopf, dass ich nun 1000 km entfernt bin, wenn wir miteinander sprechen, kann ich allerdings wenig tun ...

Der nächste Abschied wartet dann auch gleich heute Abend, wenn ich mich mit E. zum Essen treffe. Sie schrieb mir gestern schon, dass sie bei dem Gedanken feuchte Augen bekommen werde. Wir stehen uns immer noch nah durch die gemeinsame Zeit. Dabei geht es hier nicht um eine Liebesbeziehung, die war es ja so richtig von ihrer Seite sowieso nie. Ich war und bin ihr auf andere, sehr spezielle Weise nah, als Zuhörer, Eingeweihter, Versteher, Freund. Es gibt in ihrem Leben außer mir auch kaum jemanden, mit dem sie ihr Leben, ihre Gedanken und Erlebnisse in dieser Art teilen kann. Und ich bin ihr für so Vieles dankbar und hoffe, dass wir uns auch nach meinem Umzug weiterhin austauschen werden. Sie hat mein Leben nach der Trennung von meiner Frau entscheidend beeinflusst und verändert, und das werde ich ihr nie vergessen. Ich fürchte allerdings, wenn ich ihr das heute noch einmal sage, brechen alle Dämme ...

Bis es soweit ist, nutze ich den freien Tag für notwendige Aufräumarbeiten, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie viel Zeug ich denn nun mitnehmen möchte, wenn meine Liebste und ich nächste Woche gemeinsam hier sind. Es sollte ja alles ins Auto passen! Zwischendurch noch zum Friseur, damit ich vernünftig aussehe an meinem ersten Arbeitstag in der Schweiz (und weil es viel billiger ist als dort!).

Noch schnell einen Kaffee, und dann geht es los!

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Perfekte Organisation

Ich mag Arztpraxen nicht, bei denen man trotz Termins eine Stunde oder noch länger warten muss. Als ich gestern mit Termin zum Arzt ging, ahnte ich schon Schlimmes, nachdem ich das volle Wartezimmer sah. Wenn die alle noch vor mir dran sein sollten ... Doch schon nach 15 Minuten wurde ich aufgerufen, obwohl andere Patienten vor mir angekommen waren. Super, und das mir - als Kassenpatient!

Auch die Organisation hin zum letzten Arbeitstag schreitet voran. Heute Morgen werde ich zum letzten Mal an meinem Schreibtisch sein. Leer geräumt habe ich ihn schon, nun kann ihn offiziell mein Kollege übernehmen (mein Tisch ist nämlich deluxe - er steht im Großraumbüro ganz hinten und daher kann niemand beim Vorbeigehen mal schnell auf den Bildschirm starren!). Die restlichen Tage werde ich nur noch im Seminarraum verbringen und meine Schulungen für die netten Kollegen durchziehen.

Wenn der Tag heute überstanden sein wird, arbeite ich noch genau NEUN Stunden, verteilt auf drei Tage. Das klingt ziemlich relaxt, oder? Der Mittwoch zählt dann ohnehin nicht mehr, da ist nur "Party" angesagt (natürlich ohne Alkohohl, ist schließlich eine Behörde!). Es gibt dafür jede Menge Schweizer Schoggi für das ganze Team!

Meine Tage in Berlin sind nun wirklich gezählt.

Dienstag, 18. Oktober 2016

Was ich nicht vermissen werde

Morgens um 5:30 Uhr in der U-Bahn ...

Säuerlicher Gestank von Obdachlosen, die sich im Zug aufwärmen, krude Typen mit Strickmütze und Sonnenbrille, obwohl draußen finstere Nacht ist, Handy-Junkies, die ihre Timeline checken, Partygäste, die von der letzten Nacht noch übrig geblieben sind und lautstark ein letztes Bier zischen, Verwirrte, die laut schimpfend über den Bahnsteig rennen und zwischendurch in den Mülltonnen nach Pfandflaschen suchen.

Ab 1. November ist die Zeit des ÖV vorbei, dann fahre ich nach knapp 10 Jahren wieder mit dem Auto ins Büro. Manchmal hat es ja etwas Amüsantes, mit der Bahn zu fahren und dabei Leute zu beobachten oder noch einmal kurz die Augen zu schließen, etwas zu lesen oder nur vor sich hin zu träumen. Aber jetzt freue ich mich doch wieder auf den Luxus des eigenen Autos, meine "vier Wände" unterwegs, auf den Komfort, nicht auf die Uhr schauen zu müssen, um den Anschluss zu erreichen, in der Kälte auf den Zug warten zu müssen, und stattdessen unterwegs für mich allein zu sein. Erfreulicherweise hat es auf meinem Weg selten Stau, sodass die Fahrt in der Regel entspannt und entspannend sein sollte.

Apropos Auto - nichts Positives bisher zum defekten Auto von Rosalie. In jedem Fall wird es teuer. Es bleibt noch eine Woche, dann muss er fit sein für die Fahrt nach Berlin ...

Montag, 17. Oktober 2016

Sex nach Flugplan

Es ist schon so, dass sich unser Leben in den letzten dreieinhalb Jahren oft nach dem Kalender gerichtet hat. Schließlich waren gemeinsame Termine nur möglich, wenn sie zu meinen Flügen passten.

Das gilt natürlich auch für das Sexleben - typisch in einer Fernbeziehung. Solche Momente plant man aber nicht, sie ergeben sich spontan. Doch auch hier muss immer ein Auge auf der Uhr bleiben, um nicht zu spät zu "kommen". :)

Bezeichnend dafür war die Situation gestern Morgen. Ich war schon wach, während mein Schatz noch schlief. Da ich diesmal bereits um 14 Uhr zurück fliegen musste, habe ich schon mal nachgesehen, ob mein Flugzeug denn pünktlich unterwegs ist. Es zeichnete sich ab, dass mein Flug womöglich 90 Minuten verspätet sein würde, aber eine offizielle Bestätigung stand noch aus.

Dann wurde Rosalie wach, und mit ihr unser Verlangen aufeinander. Und so stellte ich das Notebook auf den Nachttisch. Während auf dem Bildschirm dann, quasi zur Kontrolle, ständig die voraussichtliche Startzeit zu sehen war, nutzten wir die gewonnene Zeit für uns ... Etwas skurril, aber das ist mir erst später bewusst geworden.

Bald beschränken uns keine Flugpläne mehr, die Melancholie an den Sonntagen bleibt aus und wir können ganz spontan sein. In zwei Wochen bin ich bereits umgezogen!

Donnerstag, 13. Oktober 2016

Das alte Leben ...

... löst sich langsam auf. Inzwischen ist kein Arbeitstag wie der andere, von "Alltag" kann keine Rede mehr sein. Und das ist einerseits ungewohnt und fühlt sich seltsam an, andererseits gibt es mir ein Gefühl von Freiheit, in die sich große Vorfreude mischt auf das, was mich bald erwarten wird. Wenn man jeden Tag ins Büro kommen und gehen kann, wie es einem passt, keine neuen Arbeiten mehr anfallen und man neben ein paar Schulungen dort nur noch den Schreibtisch verwaltet, nach Feierabend die Wohnung ausmistet oder irgendwo Abschied feiert, ansonsten aber keine Verpflichtungen mehr hat - das ist schon echt cool! :)

Und zwischendrin jettet man schnell fürs Wochenende mit der kleinen, aber feinen Dornier nach Bern. Da fehlt eigentlich nur noch der Champagner an Bord! Aber ich bin ja bescheiden, ein Kaffee und ein Keks tun es einstweilen auch.

Die Arbeitswoche endet auch schon heute, mein Flieger wartet nachher um 16 Uhr in Tegel. Und dann geht es wieder von Berlin nach Bern!


Mittwoch, 12. Oktober 2016

Alterserscheinungen

Wer kennt das nicht - mit zunehmendem Alter kommen die Wehwehchen, und bald fehlt einem was, wenn es nicht schon am Morgen irgendwo knarrt oder ächzt ...

Nein, ich spreche nicht von mir! Also wirklich - ich bin natürlich fit, was denkt Ihr denn?!

Die Rede ist von Rosalies Auto. Mit über 13 Jahren und mehr als 230 000 km hat es ein Alter erreicht, bei dem kein Monat vergeht, an dem nicht wieder etwas kaputt ist. Ob es sich zum Beispiel um eine blöde Sonnenblende handelt, deren Feder defekt ist und die daher ständig im Blickfeld des Fahrers hängt, oder ob es sich gar um den Schaltautomaten handelt, den wir trotz finanziellem Totalschaden in guter Hoffnung noch einmal haben erneuern lassen.

Nun hatten wir eigentlich erwartet, dass nach der letzten Reparatur im vorigen Monat mal Ruhe einkehrt. Doch schon bahnt sich seit gestern neuer Ärger an. Diesmal könnte es sich im schlimmsten Fall um einen Motorschaden handeln und der Wagen ist endgültig am Ende, im einfachsten Fall ist nur ein Stecker locker oder ein Schlauch undicht. Doch im aktuellen Zustand könnten wir mit dem Auto keinesfalls nach Berlin fahren. Also steht der Volvo nun in der Werkstatt und wartet darauf, repariert zu werden. Und wir beten ...

Anstatt mein neues Auto im Carport auf mich und den November wartet, fährt nun Rosalie erst einmal damit zur Arbeit. "Schade" für mich, weil ich es natürlich gern zuerst im Alltag fahren würde, aber gut für meinen Schatz, weil wir dadurch keinen Leihwagen brauchen, damit sie ins Büro kommt. Für die Fahrt nach Berlin wäre mein Auto aber zu klein, also bitte ein bisschen die Daumen drücken, dass der Volvo wieder gesund wird und dann in zwei Wochen die 2000 km durchhält!

Dienstag, 11. Oktober 2016

Fishing for compliments

Ich gebe zu, es tut gut, ein paar nette Worte gesagt zu bekommen. Das muss nicht gerade von einer (ungeliebten) Chefin sein, die mich für den 31. zum Abschiednehmen eingeladen hat ("leider" bin ich da nur noch auf dem Papier ein aktiver Mitarbeiter, aber schon längst nicht mehr in der Stadt). Aber von Kolleginnen und Kollegen ein paar liebe Grüße zum Abschied zu hören, hat sicherlich jeder gern.

Da bei weitem nicht jeder im Haus, mit dem ich in den letzten 14 Jahren zu tun hatte, darüber Kenntnis hat, dass ich gehe, und ich mich bei vielen gern "persönlich" verabschieden wollte, habe ich das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden und gestern ein Abschiedsmail verschickt. Kurz danach erhielt ich zahlreiche Antworten per Mail und Telefon mit vielen Glückwünschen und teilweise traurigen Abschiedsgrüßen. Und fast jeder gratulierte mir, dass ich es geschafft habe, den ÖD zu verlassen ...

Nun war in der Behörde wirklich nicht alles schlecht. Ich hatte fast überall, wo ich gearbeitet habe, ein gutes Team, konnte Einiges lernen, hab tolle Menschen kennen gelernt, und die Rahmenbedingungen waren nicht zu verachten. Dass ich mich über Vieles auch geärgert habe, verblasst ja zum Glück mit der Zeit.

Und so bleibt im Rückblick ein wichtiger Lebensabschnitt, der mich beruflich, aber auch persönlich weiter gebracht und sicherlich auch seinen Teil dazu beigetragen hat, dass ich den Schritt in ein neues Leben jetzt gehen kann.

Montag, 10. Oktober 2016

Geplante Langeweile

Ja, man könnte meinen, in einer Behörde sei das ohnehin immer so. Ganz richtig wäre das natürlich nicht. Doch bei mir laufen nun wirklich die letzten Stunden, und ich habe fast keine Aufgaben mehr zu erledigen. Ich muss meinen Schulungsablauf noch ein wenig anpassen für die nächsten Veranstaltungen in einer Woche, aber neue Themen werde ich mir nicht mehr an Land ziehen, und so kann ich ein paar Gänge herunter schalten und den Arbeitsalltag hier im alten Büro in Ruhe ausklingen lassen. Es ist auch ein schönes Gefühl, wenn der Berg nur noch kleiner wird in den letzten zehn Tagen, die noch bleiben.

Das letzte gemeinsame Wochenende mit meiner Liebsten in meiner Wohnung ist nun also zu Ende gegangen. Schön war es noch mal, aber vermissen werde ich die vier Wände nicht. Nächstes Mal sind wir dann entweder im Hotel oder nutzen eines der vielen Angebote zur Übernachtung, die ich inzwischen von Bekannten und Freunden erhalten habe. Schön zu wissen, dass man immer willkommen ist und bei Bedarf eine Bleibe hat für ein Wochenende in Berlin.

Nun wünsche ich heute "ganz in Ruhe" eine schöne neue Woche!


Samstag, 8. Oktober 2016

Aufbruchstimmung

Nun sind es noch zweieinhalb Wochen bis zum Umzug, es wird Zeit, sich intensiver Gedanken zu machen, was ich wie verpacken muss, welche Dinge mitkommen werden, wie viele Kisten es werden und ob das alles dann am Ende tatsächlich ins Auto passen wird. Hauptsächlich handelt es sich um Kleidung, ein paar Ordner, PC, die Musikanlage ... Aber was am Ende nicht ins Auto passt, müsste ich zurück lassen! Gut, schlimmstenfalls könnte ich ein paar Dinge bei meinem Vater lassen, aber wie sollte ich die dann später nachholen, ohne nochmals mit dem Auto nach Berlin fahren zu müssen?

Und so sieht es in meiner Wohnung inzwischen ziemlich nach Umzug aus - überall liegen Sachen herum, ein Koffer steht schon parat, und ich bin dabei, den Keller zu sichten, Zeug wegzuwerfen oder für die Reise vorzubereiten.

Das macht Spaß, zumal ich mich so langsam auf das Private konzentrieren kann, da es auf Arbeit nicht mehr viel zu tun gibt. Dort warten nur noch acht Schulungen, die ich durchführen muss, ansonsten kann ich mich zurücklehnen und genau überlegen, an welchen Tagen ich wann Feierabend mache, um bis zum Stichtag sämtliche Überstunden abgebaut zu haben. An diesem letzten Tag will ich erst gegen 10 Uhr ins Büro fahren, mit dem Team Mittag essen, meinen Ausweis abgeben und dann ohne jegliches Gepäck, nur mit Portemonnaie und Hausschlüssel, nach Bern fliegen! Darauf freue ich mich schon wie ein kleines Kind.

Doch zurück zur Gegenwart. Trotz des miesen Herbstwetters machen wir uns gerade ein schönes Wochenende in Berlin! Gestern war Shoppping-Tag und Rosalie und ich haben noch mal ordentlich zugeschlagen. Ich war in meiner Lieblings-Boutique und habe mich mit ein paar neuen Hemden und einem Blazer eingedeckt, und mein Schatz hat eine neue Winterjacke und bequeme Schuhe gefunden.

Davor waren wir am Donnerstagabend noch im Theater. Das Stück selbst war leider nicht der Renner, auch wenn die Besetzung eigentlich für Qualität stand. Doch es schleppte sich so dahin und der Schluss war alles Andere als überzeugend. Viel lustiger war das Programmheft. Wir blätterten vor Beginn der Vorstellung gemeinsam darin, und als Erstes entdeckte ich auf der rechten Seite "meinen Namen": Monsieur B. Hey, ein Stück, in dem "ich" mitspiele! Kaum hatte ich das ausgesprochen, fing Rosalie an zu lachen. Auf der linken Seite stand doch tatsächlich der (richtige) Vorname meines "Vorgängers" - Monsieur Silence! Nun mussten wir beide laut lachen, und das war vermutlich die beste "Szene" im ganzen Stück.

Die Handlung hatte dann aber gar nichts mit Beziehungen zu tun. Ich glaube, unsere Geschichte wäre an diesem Abend viel spannender gewesen. Die Leser/-innen von Rosalie werden die beteiligten Personen sicher gut kennen, die beide eine große Rolle in den vergangenen Jahren gespielt haben. Und wer hätte schon Ende 2012 damit gerechnet, dass Rosalie dreieinhalb Jahre später neben mir sitzen und mit mir den Umzug in die Schweiz planen würde.

Das Leben schreibt eben oftmals doch die besten und spannendsten Geschichten.

Donnerstag, 6. Oktober 2016

Langes Wochenende

Diese Arbeitswoche besteht für mich nur aus drei Tagen, aber ich bin froh, dass heute schon der letzte Tag ist. Die erste Schulung gestern war anstrengender, als ich gedacht und gehofft hätte. Das lag zum Teil an zwei Herren, die ständig der Meinung waren, sich mit lauten Zwischenrufen oder Gemaule bemerkbar machen zu müssen. Sie immer wieder einzufangen, kostete einige Nerven. Dazu kamen dann auch noch technische Unzulänglichkeiten des Testsystems, die ich irgendwie geschickt überspielen musste und mich dabei ständig konzentrieren, um nicht für lange Gesichter zu sorgen. Schließlich sollte die Schulung ja das Positive herausstreichen und nicht noch zusätzlich Angst vor dem Neuen produzieren.

Letztlich scheint das ganz gut gelungen zu sein, aber kurz nach 19 Uhr war ich platt und bin auf meinem Sofa eingeschlafen. Nicht mal meiner Liebsten konnte ich noch per WA eine gute Nacht wünschen ...

Heute erwartet mich vermutlich das Selbe noch einmal. Doch am Ende des Tages kommt Rosalie, ich hoffe, dass ich noch fit genug bin, um am Abend im Theater nicht einzuschlafen. Und dann werden wir uns noch einmal ein schönes langes Wochenende in der Stadt machen.

Und nun - auf in den neuen Tag! Es ist 4:45 Uhr ...

Mittwoch, 5. Oktober 2016

Zehn Jahre

Am vergangenen Wochenende habe ich mit Rosalie über unser künftiges Zusammenleben gesprochen. Wir machen uns beide keine Sorgen, dass es da Probleme geben könnte. Aber in dem Zusammenhang ist mir aufgefallen, dass ich mittlerweile seit fast 10 Jahren allein wohne!

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich Anfang 2007 meine Sachen packte und damals zunächst zu E. zog. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch nie eine eigene Wohnung, habe stets mit meinen Partnerinnen zusammen gelebt. Und so war ich einerseits gespannt, wie sich das anfühlen würde, allerdings mischte sich andererseits auch Skepsis darunter, ob ich das überhaupt würde meistern können, sowohl organisatorisch als auch emotional.

Als ich dann nach etwa drei Monaten den Wohnungsschlüssel in der Hand hielt und zum ersten Mal in MEINER Wohnung die Tür hinter mir schloss, fühlte es sich gut an! Niemand, der mir Vorschriften machte, niemand, mit dem ich mich herumärgern musste, niemand, mit dem ich mich absprechen musste. Da ich dann auch kein Auto mehr hatte, musste ich meine Gewohnheiten etwas umstellen. Aber das funktionierte alles - der Kühlschrank war nie leer, die Rechnungen pünktlich bezahlt und ich bin nicht im Dreck unter gegangen. Ich war mein eigener Herr und nur für mich selbst verantwortlich. Das war ein gutes Gefühl, und wäre die Wohnung etwas größer und in einem anderen sozialen Umfeld gewesen, hätte ich es noch viel länger dort ausgehalten.

So bin ich dann nach rund vier Jahren in eine etwas größere, schönere Wohnung gezogen. Sieht man vom Lärm ab, war das in gewissem Sinne ein Glücksgriff, denn die Nähe zum Flughafen sollte sich nach etwas mehr als einem Jahr dort als sehr vorteilhaft erweisen!

Nun sind insgesamt also fast zehn Jahre vergangen, und in gut drei Wochen wird mein Single-Haushalt Geschichte sein. Es war eine wertvolle Erfahrung, ich habe viel gelernt, hatte viel Zeit für mich zum Nachdenken, aber jetzt freue ich mich wieder darauf, mein Leben rund um die Uhr zu teilen. All das, was mich damals in meiner Ehe eingeschränkt und eingezwängt hat, wird mir mit Rosalie ganz sicher nicht passieren. Dafür sind wir uns in vielen Dingen zu ähnlich. Dass ich mich "nebenbei" auch an ein anderes Land und einen neuen Arbeitsplatz gewöhnen "muss", macht es nur noch spannender.

Was mir dabei in Zukunft so widerfahren wird, werde ich natürlich berichten.


Dienstag, 4. Oktober 2016

Frauenquote

Gestern Abend in der Lounge hat sich wieder bestätigt, was mir schon jedes Mal im Flugzeug auffällt: Ich sehe deutlich weniger Frauen als Männer, die (dienstlich) unterwegs sind. Ich hab mir mal den Spaß gemacht und nachgezählt in dem Bereich, in dem ich saß. Das Verhältnis war 19:6. Ich glaube nicht, dass das daran lag, dass Frauen nicht gern mal umsonst etwas essen oder ein Glas Wein trinken. :)

Ich möchte jetzt hier keine Diskussion über Frauen in Führungspositionen beginnen. Ich hab da mit beiden Geschlechtern gute und schlechte Erfahrungen gemacht. Und wenn ich mir einige der Herren ansehe, die da so mit ihrer Goldkarte entlang stolzieren, dann geht mir vor Dekadenz der Hut hoch. Da gibt es Leute, die sich den Teller randvoll kippen, um dann einen Bissen zu nehmen und den Rest stehen zu lassen, Männer, die sich drei Brötchen nehmen, den Belag runter "fressen" und die Brötchenhälften liegen lassen, Weingläser bis zum Rand füllen, gleich an der Theke in einem Zug leeren und sich gleich noch eins nehmen usw. Wenn ich so etwas sehe, frage ich mich wirklich, ob ich SO eine Person als Führungspersönlichkeit haben möchte. Das ist einfach nur abstoßend.

Lange ärgern muss ich mich darüber nun nicht mehr, noch ein einziges Mal werde ich im Rahmen der Pendelei in der Lounge in Zürich einkehren, dann hat auch das ein Ende!

Vorerst warten drei harte Tage, und dann freue ich mich auf Rosalie, die mich noch einmal hier besuchen wird.