Montag, 22. Mai 2017

Wenn Träume zerplatzen

Dank des herrlichen Frühlingswetters hatten wir ein wunderschönes Wochenende, vor allem der Sonntag war sehr entspannend. Leider musste Rosalie mehrere Stunden im Büro verbringen, aber zumindest den Abend haben wir im Garten verbracht, gegrillt/grilliert und die Sonne genossen.

Getrübt wurde die Stimmung am Samstagvormittag durch einen Anruf meines Vaters. Er plant ja seit vielen Monaten eine Kreuzfahrt im Juli. Es ist DAS Ereignis dieses Jahres und er hat es sich Einiges kosten lassen. Nun war zwar von Anfang an klar, dass er die meiste Zeit auf dem Schiff verbringen wird müssen, da er auf Grund seiner Gesundheit viele Ausflüge auslassen muss, aber offenbar hat sich sein Zustand in der letzten Woche verschlechtert, sodass er momentan fast gar nicht laufen kann und mir mit tränenreicher Stimme am Telefon erzählte, dass sie die Reise stornieren wollen.

Es wäre eine Katastrophe. Damit meine ich nicht das Geld, denn dank Versicherung sollte sich der finanzielle Schaden in Grenzen halten. Aber auf das einzig wirklich Schöne im Jahr zu verzichten, die Reise, auf die er sich schon seit dem letzten Herbst freut - da kann ich seine Enttäuschung sehr gut verstehen. Wenn man tagein, tagaus zu Hause sitzt (auf 59 m²), nichts als Arzttermine im Kalender hat und ansonsten in sein Notebook oder den Fernseher schaut, dann sehnt man sich verständlicherweise nach Abwechslung. Nun fahren die Beiden hin und wieder mal mit dem Auto ins Umland und gehen essen, aber das war es dann auch.

Und nun sieht es so aus, als würde das ganze Jahr in 2,5 Zimmern stattfinden. Dementsprechend niedergeschlagen war er Samstag am Telefon. Ich hab ihm nun erst einmal geraten, noch nicht aufzugeben. Zunächst müssen sie sich sehr genau die Vertragsbedingungen der Rücktrittsversicherung anschauen. Und ich denke, danach haben sie noch viel Zeit, um sich zu entscheiden. So eine Versicherung schliesst zwar bereits vorhandene Krankheiten aus, aber wenn es eine akute Verschlechterung gibt, die es letztlich unmöglich macht, die Reise anzutreten, wird hoffentlich der Arzt in seinem Attest eine passende Begründung finden.

Und bis dahin muss man sehen, was noch getan werden kann. Leider sind die Ärzte schon seit Jahren ratlos und stochern mit verschiedensten Medikamenten und Physio im Nebel, aber wenn man den Zustand wieder herstellen kann, den er noch vor einem Monat hatte, wäre schon viel gewonnen und er würde sich die Reise vielleicht zutrauen.

Es kommt noch dazu, dass er sich auch daheim kaum fortbewegen kann. Er fällt immer wieder hin (zum Glück bisher immer ohne grössere Verletzungen), und die Treppe nach draussen wird immer mehr zum Hindernis. Die stetige Bitte seiner Frau, man möge sich doch nach einer anderen Wohnung umsehen, hat er beharrlich ignoriert. Das kann ich teilweise verstehen, schliesslich wohnt er seit 1968 dort, aber wenn dies dazu führt, dass er früher oder später seine Wohnung gar nicht mehr verlassen kann, ist das wohl recht kurzsichtig. Da spielt es fast keine Rolle mehr, dass er mit bald 77 auch ernsthaft darüber nachdenken sollte, ob er noch Auto fahren kann ...

Auch Rosalie und ich haben unsere Urlaubspläne auf Wunsch meines Vaters auf seine Reise ausgerichtet, schliesslich wollten wir sie am Hafen in Kiel abholen. Womöglich wird daraus nun nichts, aber wir werden trotzdem eine Woche an der See verbringen. Darauf freuen wir uns schon sehr, und ich hoffe immer noch, dass wir meinen Papa dann mit nach Berlin nehmen können!


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