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Donnerstag, 4. Juni 2020

Abschied nehmen

Eine gute Nachricht erreichte mich gestern: Der Flughafen Berlin-Tegel wird doch nicht vorzeitig geschlossen! Eine weise Entscheidung.

Seit dem Jahr 2012 entwickelte sich eine Art Hassliebe zu dem Airport. Ich wohnte in Sichtweite zur Landebahn, und an so manchem Abend habe ich Tegel gehasst, weil ich wegen des Lärms nicht einschlafen konnte.

Aber jeden Donnerstag oder Freitag habe ich ihn geliebt, wenn ich von TXL aus nach Zürich fliegen konnte. Ich kenne jeden Winkel der Gebäude, fast jedes Gate, die Business Lounge, jede automatische Ansage, sogar das Fundbüro. Und nun hätte ich mich beinahe nicht verabschieden können, weil wegen der Folgen von Corona im Gespräch war, den Flughafen früher zu schliessen als geplant. Aus meiner Sicht von Anfang an eine absurde Idee, denn es war schnell klar, dass das Passagieraufkommen wieder steigen würde und Schönefeld allein das niemals würde bewältigen können.

Nun bleibt Tegel also offen, bis der weltweit bekannte BER nach "einiger" Verzögerung im Herbst an den Start gehen wird. Und ich kann nochmals durch das Terminal A laufen, in Erinnerungen schwelgen, ein paar Fotos machen und "Tschüss" sagen. Der genaue Zeitpunkt für unsere nächste Berlin-Reise ist noch offen, aber da mein Papa im August 80 wird, ist das Zeitfenster vorgegeben. Für viele Berliner mag es dann eine Erlösung sein, wenn der Fluglärm wegfällt. Da ich aber seit 2016 nur noch die Vorteile der kurzen Wege und der Nähe zur City genossen habe, wird es ein wehmütiger Abschied.

Dienstag, 25. Februar 2020

Sie ist schuld

Ich war noch gar nicht lange in der Schweiz angekommen, als ich an einem Samstag vor drei Jahren allein daheim war. Rosalie musste etwas erledigen, und so verbrachte ich den Tag gemütlich im Wohnzimmer.

Wie genau ich darauf aufmerksam wurde, weiss ich nicht mehr, jedenfalls bemerkte ich im Garten ein offenbar noch ganz junges Kätzchen, das neugierig über die Terrasse spazierte. Kaum hatte ich die Tür geöffnet, flitzte sie die Treppe herauf zu mir und stand schon im Wohnzimmer. Völlig sorglos begann sie sofort, das Haus zu inspizieren, schnupperte überall, sprang auf den Tisch, und kurze Zeit später sass sie bei mir auf dem Sofa!

Sie warf sich auf die Kissen und wollte unbedingt bekuschelt werden. Dem Wunsch kam ich gern nach, und so blieb sie mehrere Stunden bei mir, bis Rosalie mich abholte und wir gemeinsam das Haus verlassen mussten. Ich brachte sie sanft nach draussen auf die Treppe. Danach sahen wir sie tagelang gar nicht mehr und erfuhren erst viel später, dass sie einem unserer Nachbarn gehört. Vermutlich war sie noch viel zu jung, um draussen zu sein.

Obwohl ich zu diesem Zeitpunkt noch stark allergisch war, begannen die bekannten Reaktionen an diesem Tag erst rund acht Stunden später, aber dafür um so heftiger. Doch trotz der Attacken war der Wunsch wieder wach, selbst ein Kätzchen haben zu können. Bei diesem Anblick und dem wohligen Schnurren wird einem nun mal warm ums Herz:


Es schien mir zu diesem Zeitpunkt aber unmöglich und so geriet dieser Tag etwas in Vergessenheit. Erst, als wir dann Monate später Bilder von unserem Henry sahen, der gerade geboren war, begann ich intensiv, nach einer Lösung für mein Allergie-Problem zu suchen. Und die hab ich ja zum Glück gefunden.

Die Schwarznase haben wir seit dem nur noch selten gesehen. Sie wurde immer mehr scheu und traute sich nur nachts in den Garten. Doch vor ein paar Tagen kam sie mal wieder näher und liess sich von mir streicheln - ziemlich genau drei Jahre später:



Nun ist sie eine stattliche Katze, aber mit ihrer auffälligen Zeichnung immer noch sehr speziell!

Wäre sie nicht gewesen, würde unser Schlössli heute womöglich kein Katzenparadies sein. Und da es wieder wärmer wird, geniessen unsere Fellnasen schon wieder die Sonne im Garten:







Donnerstag, 13. Februar 2020

Unsere Glückszahl

Für einige Menschen bedeutet diese Zahl Unglück, für uns ist sie schon immer etwas Besonderes gewesen. Daher erscheint sie bei einem ganz wichtigen Datum gleich zwei Mal: 13.02.2013. An diesem Tag, genau vor sieben Jahren, habe ich Rosalie zum ersten Mal getroffen!

Wir haben also heute einen Grund zum Feiern. Und so viel ist seit jenem Tag, den ich noch gut in Erinnerung habe, passiert. Darüber habe ich auf diesem Blog ja ausführlich berichtet. Unzählige Kilometer habe ich im Flugzeug zwischen Berlin und Zürich zurückgelegt, sodass ich mit den vielen gesammelten Meilen jetzt zumindest knapp die Hälfte des Flugtickets für unsere nächste USA-Reise bezahlen konnte.

Inzwischen bin ich auch schon mehr als drei Jahre in meiner neuen Heimat. Wo ist nur die Zeit geblieben? Mein "altes Leben" liegt gefühlt schon eine Ewigkeit zurück.

Da wir das berühmte verflixte Jahr nun überstanden haben, wird es Zeit für neue Ziele. Jetzt, wo Rosalies Scheidung endlich überstanden und auch das Gerichtsverfahren gegen die Bauspekulanten gewonnen ist, bedeutet das vor allem, uns mehr um unsere Gesundheit zu kümmern. Mich plagt immer noch der Rücken, Rosalie zwickt und zwackt es in allen möglichen Gelenken. Das muss jetzt besser werden, und das wird es natürlich nicht von allein ...

Heute Abend werden wir erst eiinmal mit einem Glas Wein anstossen und dann gemütlich ins lange Wochenende starten.


Mittwoch, 12. Februar 2020

Wie in alten Zeiten

Am Freitag waren wir bei der 80er Jahre Party - eine Disco wie aus der Zeit gefallen.

Nun gut, erst einmal war es eine Herausforderung, zu "so später Stunde", also um 21 Uhr, noch das Haus zu verlassen, wenn man schon um 5:25 Uhr am Morgen aufgestanden ist. Doch als wir uns dann aufgerafft hatten, ging es ganz gut.

Der Veranstaltungsort, ein grosser, hoher Raum in einem Hotel, mit Bühne, Bar und zwei riesigen Disco-Kugeln war ideal. Vorn zwei DJs und auf der Tanzfläche von Anfang an viel Betrieb. Spannend zu beobachten waren vor allem die Leute: Natürlich meist in unserem Alter, wobei uns schien, dass mehr Frauen als Männer dabei waren - teilweise ganz normal gekleidet, manche aber auch aufbebrezelt, als gäbe es einen Laufsteg. Männer waren zumeist in Begleitung, aber manche standen auch nur an der Seite und scannten die Tanzfläche. Eben alles wie früher, nur ohne Zigarettenqualm und Dauerwelle.

Die Musik war okay, wobei nach meinem Geschmack die besten Songs erst gegen Mitternacht gespielt wurden Ja, ganz Recht, wir hielten über drei Stunden durch, und das trotz Rücken und ohne Sitzgelegenheit! Es gab an dem Abend lediglich ein Lied (einer Schweizer Band), das ich nicht kannte. Ansonsten konnte man überall mitsummen. Dabei waren Lieder, die auch heute noch im Radio rauf und runter laufen, aber auch Songs, die ein wenig in Vergessenheit geraten sind. Und natürlich Knaller von Abba, Madonna oder Billy Idol.

Gegen ein Uhr waren wir im Bett, unsere Ohren hatten ganz schön gelitten und pfiffen, obwohl die Lautstärke im Saal durchaus noch zu ertragen war. Und ein bisschen laut muss es ja schon sein.

Es hat Spass gemacht. Leider sind wir erst diesmal auf diese Veranstaltung gestossen, die es schon seit zehn Jahren gibt. Und sie fand nun zum letzten Mal statt, da der Saal künftig nicht mehr genutzt wird. Dast ist schade, aber es war zumindest ein schöner Ausflug in die Vergangenheit.

Dienstag, 31. Dezember 2019

Best of mit Herrn B.

Vor einigen Wochen gab ich im Radio ein kurzes Interview zum 30. Jahrestag des Mauerfalls. Gestern Nachmittag erhielt ich ein Mail von Bekannten mit dem Hinweis, dass dieses Interview gestern erneut gesendet wurde. Anlass war das Thema "Bewegende Radio-Momente 2019".

Ich war etwas überrascht, dass es ausgerechnet mein Beitrag in diese Auswahl geschafft hat, aber offenbar ist das Interesse an dieser bewegenden Zeit damals im Jahr 1989 immer noch gross hier in der Schweiz. Und, ganz ehrlich - solche Augenblicke erlebt man eben auch nicht alle Tage und entsprechend emotional bin ich wohl rüber gekommen in diesen rund vier Minuten. Und es gibt zwar viele Deutsche hier, aber sicherlich nicht sooo viele, die von solchen Erlebnissen berichten könnten.

Daher war es für den Sender wohl ein Glücksfall und für mich schön, meine Erinnerungen mal der ganzen deutschsprachigen Schweiz erzählen zu können. :-)

Nun schauen wir mal, was 2020 bringt. Wir lesen uns im nächsten Jahr. Bis bald!

Donnerstag, 19. Dezember 2019

Das war 2019

Noch ist das Jahr nicht ganz vorbei, aber es ist Zeit für einen kleinen Blick zurück.

Die Jahres-Horoskope waren sich einig, und sie sollten Recht behalten - dieses 2019 war ein schwieriges Jahr: ein Todesfall, unglaublich viel Ärger, verschwendete Zeit und verlorenes Geld auf verschiedenen "Schlachtfeldern", drei tote Katzen, Reorg, ein ausgefallener Urlaub, Sorgen um meinen Vater.

Im Horoskop stand auch, dass es zum Ende des Jahres besser werden würde, und tatsächlich haben sich einige schwierige Probleme gelöst. Allen voran natürlich die Scheidung, das war über Jahre die grösste Last. Wenn alles nach Plan läuft, ist Rosalie in weniger als vier Wochen geschieden und kann ihren alten Namen wieder annehmen. Ein wenig holprig wird es vielleicht noch werden, wenn der Ex sich mit der Zahlung der vereinbarten Summe ziert, aber das ist lächerlich im Vergleich zu dem, was in den letzten Jahren passiert ist.

Zur selben Zeit hat uns auch das Bundesgericht Recht gegeben, sodass auf dem Grundstück gegenüber vorläufig nicht gebaut wird. Statt gruseliger Mehrfamilienhäuser mit einem riesigen Parkplatz für 42 Autos (mitten in einem alten, geschützten Dorfkern) bleibt der Hang mit seiner Wiese und den Bäumen nun erst einmal den Schafen vorbehalten.

Nicht besser geht es meinem Vater. Er laboriert nun bald seit einem Jahr an den akuten Hautproblemen der Füsse. Niemand findet die Ursache, niemand kann ihm helfen. Es ist ein Jammer und er wirkt am Telefon teilweise verzweifelt und mutlos - völlig verständlich nach der langen Zeit. Und ich weiss leider auch nicht, wie ich ihm helfen kann.

Hoffnung gibt es für den ausgefallenen Urlaub. Wir möchten ihn unbedingt im nächsten Jahr nachholen, darauf freue ich mich jetzt schon und habe bereits mal eine grobe Planung inklusive der möglichen Hotels gemacht. Der nächste Herbst kommt bestimmt.

Ich hab nun erst einmal eine Woche frei, muss dann aber an Silvester arbeiten. Man gönnt sich ja sonst nichts. Als kleines Trostpflaster wartet allerdings der neue, höhenverstellbare Tisch im Büro auf mich, sodass ich endlich richtig sitzen (und auch mal stehen) kann. Ein "Geschenk" des Hauses, das möglich wurde, weil unser Team geschrumpft ist und wir noch jede Menge finanzielle Mittel zur Verfügung hatten. Ich hätte mir sogar die Überstunden auszahlen lassen können, aber da war mir die Freizeit dann doch lieber, zumal sich vor allem das Finanzamt gefreut hätte.

Nun freue ich mich auf ruhige, besinnliche Weihnachten ohne Stress, und die wünsche ich allen, die hier ab und zu oder regelmässig vorbeischauen, natürlich auch!

Montag, 2. September 2019

Trauer

Es dauerte eine ganze Weile, bis der Groschen fiel, aber dann krachte er wie eine Felswand auf uns herunter.

Wir haben ja im und am Haus ein paar Kameras installiert, damit wir unser süssen Fellnasen beobachten können. Am Morgen schauen wir dann immer nach den Fotos, die bei Bewegung gemacht werden. Diesmal fiel mir auf, dass unser Chicane seit ein paar Stunden nicht mehr zu sehen war. Aber ja, das kam ja schon ab und zu mal vor ...

Gegen 10 Uhr war ich unten, um nach den Futternäpfen zu sehen und bemerkte eine Frau mit Hund vor dem Haus, die länger auf eine Stelle an einem grossen Topf schaute, während sie vorbei lief. Ich dachte noch kurz darüber nach, was sie wohl gesehen haben mochte, aber war dann in Gedanken schon wieder woanders.

Eine Stunde später wollte ich in den Keller gehen. Keine Ahnung, warum, aber auf dem Weg ging mein Blick in die andere Richtung, und da sah ich etwas Weisses am Strassenrand liegen. Eine Sekunde später wurde mir klar, was die Frau gesehen hatte. Ich rannte zu der Stelle und fand unseren Chicane am Blumentopf liegend. Ich schrie ihn an, aber er reagierte nicht - er war seit mindestens drei Stunden tot.

Unter Tränen lief ich zurück ins Haus, umarmte Rosalie und dann weiss ich nichts mehr.

Etwas später nahmen wir den armen Kater und legten ihn hinter dem Haus auf den Tisch. Da lag er nun - ich sah ihn an und dachte, er müsste doch jetzt aufspringen und fröhlich auf mich zu gelaufen kommen. Aber er würde nie wieder aufstehen. Er war von uns gegangen.

Die letzten Bilder von ihm gab es kurz nach 2 Uhr. Er muss also zwischen 2 und etwa 8 Uhr ums Leben gekommen sein. Wir nehmen an, dass er überfahren wurde und ihn jemand an den Strassenrand gelegt hat. Rosalie überlegte noch, ob wir die Todesursache vom Arzt untersuchen lassen sollten, um einen gewaltsamen Tod auszuschliessen. Aber was hätte das dem armen Kater gebracht, und was wäre die Konsequenz, wenn ihn jemand umgebracht haben sollte?

Ich musste also wieder Schaufel und Spaten herausholen und ein tiefes Loch graben. Pünktlich zur Beerdigung fing es dann auch noch an zu regnen. Es war wie im Film - vier Menschen weinten an seinem Grab und der Himmel weinte auch. Es war uns egal. Wir legten ihn vorsichtig in die Grube und schütteten ihn sanft zu ...

Der Sonntag war dahin, wir haben eine halbe Flasche Kräuterlikör geleert, aber die konnte den Schmerz nicht lindern. Chicane war so ein lieber, freundlicher Kater, hat nicht ein einziges Mal gebissen oder gekratzt, und er war der einzige Freund von Henry. Drei Jahre wurde er nur alt, es ist so ungerecht. Auf einer Strasse, in der gerade nachts und am Wochenende fast kein Auto fährt. Wie konnte das passieren?

Sein Verlust hat ein grosses Loch in unser Leben gerissen. Er war ja nur rund neun Monate bei uns, aber so lebenslustig und aufgeschlossen. Nun fehlt er uns so sehr.

Es ist halt die Kehrseite der Medaille, wenn man Tiere hat. Sie machen einem so viel Freude, aber ihr Verlust schmerzt ungemein.

Montag, 29. Juli 2019

Vergangenheit ganz nah

Das war seltsam heute Morgen. Bis zum Abitur musste ich jeden Samstag zur Schule. Also aufstehen kurz nach sechs Uhr, leise sein, um die Eltern nicht zu wecken, müde in eine leere Strassenbahn steigen, endlich zurück gegen halb zwei und ins kurze Wochenende starten. Kennt Ihr das auch noch?

Daran musste ich vorhin denken, denn die Kinder haben Ferien und Rosalie schon Urlaub, sodass ich der Einzige war, der sich "mitten in der Nacht" aus dem Bett quälen und zur Arbeit gehen musste. Zum Glück bleibt das nur bis Mittwoch so. Am Donnerstag ist hier Nationalfeiertag, danach beginnt dann endlich auch mein Urlaub.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Wir haben gestern die letzte Folge der aktuellen Staffel von "This is us" angeschaut (Achtung Spoiler!). Der Titel 'Das sind wir' passt hier wirklich gut, denn u. a. geht es ja um eine Frühgeburt. Und die Daten des kleinen Jack sind fast exakt wie bei meinem Sohn: 12 Wochen zu früh, Gewicht 2,5 Pfund. Meiner war lediglich noch 100 Gramm leichter. Zur Grösse wird da zwar nichts gesagt, aber das sollte auch in etwa hinkommen.

Und wenn ich die Bilder so sehe, erinnere ich mich nur zu gut an die Zeit: Ängste, Sorgen, wenig Schlaf. Tag und Nacht verbrachte man fast ohne Pause am Inkubator. Ganze acht Wochen dauerte es, bis wir unseren Knirps mit nach Hause nehmen durften. Im Film läuft bisher ja alles bestens, bei uns, und das ist typisch für Frühchen, gab es mehrere schwierige Situationen, in denen das Leben des Babys am seidenen Faden hing.

Mein Sohn ist ein Kämpfer und hat diese Phasen ohne bleibende Schäden überstanden. Was für ein Glück! Man darf gespannt sein, ob das in der nächsten Staffel auch für die Filmeltern so gut laufen wird.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Strange

TV-Serien sind die neuen Hollywood-Filme? Das stimmt zum Teil sicherlich, denn bei der Vielzahl der Formate, die auch dank der Streaming-Anbieter den Markt überschwemmen, sind auch viele gute Produktionen dabei. Man muss sie nur finden.

"This is us" wurde mir bei einem früheren Post zu diesem Thema empfohlen, und wir sind inzwischen auf dem aktuellen Stand. Das war ein guter Tipp!

Es gibt aber auch Serien, die ich mir allein anschaue, weil sie für Rosalie zu düster sind. Dazu gehörte bis vor ein paar Tagen zum Beispiel "Bates Motel", eine Reihe, die ich mal angefangen hatte und nun endlich zu Ende geschaut habe. Hier wird vor der Kulisse des Originals "Psycho" eine sehr ähnliche Geschichte von Norman Bates und seiner Mutter erzählt - allerdings mit anderem Ausgang. Bermerkenswert fand ich, dass Rihanna in zwei Folgen einen Gastauftritt hatte, was durchaus einmal mehr zeigt, welche Beliebtheit Serien heutzutage haben.

Nun habe ich mit der dritten Staffel von "Stranger Things" begonnen. Diese schräge Mischung diverser Genres ist schon etwas Besonderes, wenn man sich denn darauf einlassen möchte. Mir gefällt besonders die Musik der 80er Jahre und natürlich das ganze Look and Feel aus dieser Zeit. Ich war damals etwa genauso alt wie die Kids in der Serie. Und so muss ich immer wieder mal schmunzeln, wenn ein Walkmen zu sehen ist oder die Frauen mit den heissen Dauerwellenfrisuren herum laufen.

Das Horror-Element spielte in den bisherigen Staffeln kaum eine Rolle, dafür geht es jetzt mal ein bisschen "zur Sache". Gefällt vermutlich nicht jedem, aber ich hab Spass beim Anschauen. Leider sind es wieder nur acht Folgen bis zum Staffelfinale. Früher war man da mit wöchtentlichen Folgen zwei Monate beschäftigt, heute kann man das in wenigen Tagen wegschauen. Das ist einerseits cool, andererseits verdirbt es einem auch etwas den Spass, wenn man sich beim Cliffhanger nicht mehr die Haare raufen muss, weil man wieder eine Woche warten muss, sondern einfach mit der Fernbedienung zur nächsten Folge springen kann.

Und so muss man dann schon bald wieder ein Jahr auf die nächste Staffel warten ...

Dienstag, 2. Juli 2019

Schreibt doch ein Buch!

Wenn wir jemandem von den Ereignissen der letzten sechs Jahre erzählen, hören wir immer wieder, dass wir gut und gern ein Buch schreiben könnten und sollten. In der Tat hätten wir jede Menge Stoff dafür und müssten uns gar nichts ausdenken: Unser Kennenlernen im Blog, die erste Begegnung in der Schweiz, unsere Krise ein paar Wochen später, das Wiedersehen, meine leidige Jobsuche und die Pendelei, der Hauskauf, die Mängel und die Klage gegen die Verkäufer, die Mietnomadin, die Klage gegen die Spekulanten auf der anderen Strassenseite, und  nicht zu vergessen die unendliche Geschichte der Scheidung bei Rosalie.

Aber so ein Buch ist eben etwas Anderes als ein paar Posts im Internet. Es braucht Struktur, einen erkennbaren Faden, einen Spannungsbogen. Bücher gibt es viele, gut sind aber längst nicht alle. Und ein Buch, das niemand liest, muss man eigentlich auch nicht schreiben.

Ausserdem braucht es viel Zeit, und die ist derzeit auch noch Mangelware. In den letzten Wochen ist es zwar ein wenig ruhiger geworden, doch die Baustellen haben wohl nur Sommerpause und es ist längst nicht ausgestanden. Früher oder später werden wir uns damit wieder beschäftigen müssen.

Aber wer weiss - wenn das alles überstanden ist, können wir ja mal über das Projekt nachdenken. Mit der guten Mischung von Rosalies Perfektion und meinem pragmatischen Ansatz ist alles möglich.

Montag, 3. Juni 2019

What a great journey!

Der Alltag hat mich wieder. Kaum daheim angekommen, warteten einige unschöne Neuigkeiten, die in der nächsten Zukunft mal wieder für Ärger sorgen werden. Aber dazu in den nächsten Tagen mehr.

Heute soll es nur um unsere schöne Reise nach England gehen. Ich war bis kurz vor dem Abflug skeptisch, ob ich überhaupt fit genug sein würde nach dem schmerzhaften Rücken-Problem. Aber ich war soweit wieder hergestellt, dass ich guten Gewissens in den Flieger steigen konnte.

Und so landeten wir am Sonntag vor einer Woche auf dem Flughafen London City. Ein sehr kleiner, übersichtlicher Flughafen, den ich jedem wärmstens empfehle, der die englische Hauptstadt besuchen möchte. Nahe dem Zentrum, direkt an der Themse. Man hat das Gefühl, im Wasser zu landen. :-)

Wir blieben aber trocken und fuhren dann noch zwei Stunden mit dem Bus Richtung East Anglia. Unser Hotel aus dem 15. Jahrhundert war sehr herzig, absolut nicht barrierefrei und mit Kopf einziehen auf dem Weg ins Zimmer verbunden. Das Abendessen mit drei Gängen war meist ein Genuss, das Frühstück typisch englisch und für deutsche Verhältnisse eher bescheiden. Das "Schlimmste" war der Kaffee, der war ungeniessbar, weil so dünn, dass er als warmes Wasser durchgehen würde. Ab dem zweiten Tag haben wir stets ausdrücklich nach einem extra starken Kaffee gefragt, den konnte man dann trinken.

Von Montag bis Donnerstag unternahmen wir diverse Ausflüge quer durch die Grafschaften Suffolk, Norfolk, Essex, Cambridge. Wir besuchten wunderschöne Gärten, fanden zufällig eine uralte Kirche mit einem sehr romantischen Friedhof, machten einen Ausflug in die Uni-Stadt Cambridge mit ihren 31 Colleges, die sehr an Harry Potter erinnerte, und auch ein Besuch an der Nordsee war Bestandteil des Programmes.

Das Wetter war leider typisch englisch, obwohl die Reiseleiterin versicherte, in diesem Teil des Landes würde es selten regnen ... Na ja, immerhin kam auch mal zwischendurch die Sonne heraus, aber insgesamt war es eher ungemütlich, windig, kühl und eben nass.

Hier noch ein paar wenige Impressionen von den vielen schönen Eindrücken, die wir gesammelt haben.

Dienstag, 14. Mai 2019

Schatten der Vergangenheit

Gestern wurde ich - oh Wunder - tatsächlich noch zu einem Vorstellungsgespräch für den Job, der meinen beruflichen Erfahrungen am meisten entspricht, eingeladen. Eigentlich wollte nur der Chef des Bereichs anwesend sein, aber er brachte dann doch noch eine weitere Person, die sich als externer Coach vorstellte, mit.

Die Beiden spielten dann so etwas wie good cop, bad cop. Während der Chef mich ständig anlächelte und die "netten" Fragen stellte, stocherte der Externe in meinem Lebenslauf und in den Zeugnissen herum und versuchte, Ungereimtheiten aufzudecken. So meinte er, dass das Zeugnis der Behörde ja sehr passiv sei und gar nicht viel drin stehen würde.

Ja, es ist halt Behördeneutsch, und ich musste das Werk damals auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin zwei Mal ändern lassen, weil es davor noch schlimmer war. Nicht nur, dass Begriffe und Abkürzungen verwendet wurden, die man ausserhalb der Behörde und erst recht in der Schweiz gar nicht kennt: Es wurde z. B. auch eine Form des "Codes" benutzt, die unterstellt, ich würde im Büro ständig nach sexuellen Kontakten zu Kolleginnen suchen. So ein Fauxpas sollte natürlich einem HR-Bereich nicht passieren, ist aber vielleicht kein Wunder, denn Zeugnisse schreibt man in der Behörde eher selten. Wer einmal da ist, geht in der Regel nicht mehr. Ganz viele machen ihre Ausbildung dort und bleiben bis zur Rente.

Das macht den Laden zu einem trägen, verstaubten Haufen. Und die strengen Hierarchien führen ebenfalls dazu, dass nur ganz wenige die Chance erhalten, überhaupt irgendeine Karriere zu machen. Es ist nämlich zum Beispiel so, dass sich ein "Zuarbeiter" nicht auf eine Dezernentenstelle bewerben kann, selbst wenn er die fachlichen Voraussetzungen mitbringen würde. Neben der fachlichen Qualifikation wird immer auch die zumindest zweijährige Tätigkeit in der unmittelbar darunter liegenden Hierarchie-Stufe verlangt. Man muss also die lange Kette durchlaufen, um irgendwann mal in eine Stelle wechseln zu können, die vielleicht auch Personalführung beinhaltet.

Genau das war gestern auch eine Frage vom bad cop. Die ausgeschriebene Stelle beinhaltet nämlich Personalführung, und der Vorwurf war, dass ich das ja bisher noch nie gemacht hätte. Die Frage, warum nicht und warum jetzt war dann halt nicht so leicht zu beantworten und für einen Schweizer offenbar kaum nachvollziehbar. Dabei habe ich für Behördenverhältnisse schon eine steile Karriere hinter mir von der "Registraturkraft" zum "Hauptsachbearbeiter". Das schafft fast niemand, und ohne Unterstützung durch Führungskräfte und ein wenig Vitamin B ist es auch kaum möglich.

Das alles interessierte aber nicht, stattdessen kam mehrfach die Frage nach dem "warum nicht früher".

Ich kann verstehen, dass man in der Position natürlich möglichst die perfekte Person mit Führungserfahrung und super fachlicher Qualifikation sucht. Es ist aber wie schon bei der anderen Stelle die Crux, dass man Menschen auch die Chance geben sollte, Erfahrungen zu machen - wie will man sich sonst weiter entwickeln? Jede Führungskraft hat mal angefangen, und nur weil ich schon die Fünf im Alter habe, geht das nicht mehr? Keine Erfahrung, also auch keine Entwicklung?

Es könnte gut sein, dass mir mein Behördendasein nun den nächsten Schritt verbaut, da es für Aussenstehende so aussieht, als hätte ich in den 13 Jahren nicht genug getan. Da reicht es vielleicht auch nicht, dass mein Chef-Chef sich letzte Woche persönlich dafür eingesetzt hat, dass ich eine Perspektive bekomme, nachdem er hörte, dass ich ein Zwischenzeugnis angefordert habe: "So einen guten Mann könne man doch nicht gehen lassen." Tja, vielleicht hätte er sich das früher mal überlegen sollen ...

Der "bad cop" bescheinigte mir abschliessend gestern immerhin, dass ich ein "Machertyp" sei. Ob das Argument genug ist, um mir eine Chance zu geben, werde ich vielleicht am Freitag wissen. Dann soll ich eine erste Rückmeldung bekommen.

Momentan bin ich eher skeptisch, was meine Zukunft und vor allem meine berufliche Karriere hier betrifft. Dabei ist das eigentlich ein Irrsinn. Ich habe einen tollen Stand in den Kliniken und im Team, meine Arbeit wird sehr geschätzt, mein Chef hat mir eine super gute Beurteilung im letzten MAG vorgelegt, und gestern hat mir eine Mitarbeiterin sogar spontan eine Flasche Wein geschenkt, weil sie so zufrieden war mit meiner professionellen Unterstützung. Wenn das alles nicht genug ist, zählen hier wohl andere Werte, und dann muss ich mir überlegen, ob ich hier auf Dauer wirklich am richtigen Platz bin, zumal auch das Gehalt nicht sonderlich entschädigt.

Wir werden sehen.


Montag, 29. April 2019

Trauerfeier mit schmunzelndem Auge

Nachdem ich letztes Jahr von solchen Ereignissen glücklicherweise verschont blieb, war es nun leider wieder soweit: Wir mussten zur Abdankung eines Freundes von Rosalie. Mal von der Peinlichkeit des Ex von ihr, der auch dort war, abgesehen, war es eine sehr schöne Feier.

Der Ex war nicht mal in der Lage, im Rahmen dieser besonderen Situation Anstand zu zeigen, was einmal mehr seinen naiven Verstand offenbart hat. Wir standen alle in einer Runde von etwa acht Personen. Er kam an, schüttelte jedem die Hand - nur uns nicht. Er ging mit einem "Hallo" an uns vorbei. Wie kindlich ist das denn?

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die letzten Anlässe dieser Art waren allesamt sehr schwermütig, begleitet von trauriger Musik, wie dem bedeutungsschwangeren "Time To Say Goodbye". Ja, natürlich, eine solche Feier ist traurig, schmerzvoll für alle, die der Person nahe standen, die beerdigt wird. Aber muss man diesen Schmerz, der ohnehin vorhanden ist, auch noch besonders betonen?

Dass es anders geht, bewies die Feier am Freitag. In der Kapelle stand vorn am Rednerpult die Urne, umrahmt von Blumen, einem wichtigen Gegenstand aus seinem Leben und einem wunderschönen Bild des Verstorbenen mit seinem allseits bekannten Lächeln. Ich kannte ihn kaum, aber er war ein lebensfroher, gütiger Mensch, warum ihn also nicht so in Erinnerung behalten, wie er war?

Das spiegelte dann auch die gesamte Feier wider. Ein sichtlich bewegter Redner eröffnete mit einem kurzen Lebenslauf, danach hatten dann Weggefährten bzw. Angehörige die Möglichkeit zum Sprechen. Und sie erinnerten an die eine oder andere Begebenheit aus seinem beeindruckenden Leben, immer mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Dazu wurde live Countrymusik und Blues gespielt, und auch hier war die Auswahl der Songs sehr gelungen und nicht übertrieben schwermütig.

Und so verliessen wir die Kapelle nach rund einer Stunde längst nicht so todtraurig und verweint, wie man es meist kennt, sondern allenfalls betrübt über den Verlust und mit gemeinsamen Erinnerungen an den Verstorbenen, die man dann vor der Kapelle noch einmal austauschte.

Ich hab zu Rosalie auf der Heimfahrt gesagt, dass ich mir so meine eigene Trauerfeier auch wünschen würde, und Musik, bei der man bei jedem gespielten Song eigentlich das Bedürfnis hätte, zu klatschen und mitzuwippen, könnte ich mir auch gut vorstellen. Es kann allerdings ruhig noch eine Weile dauern. Der Mann, um den es am Freitag ging, wurde leider nur 54 Jahre alt ...


Donnerstag, 11. April 2019

Sentimental

Während meiner Kindheit habe ich in einem der bekanntesten Chöre des Landes gesungen. Neben diversen (TV-)Auftritten hatten wir fast jeden Donnerstag auch zwei bis drei Stunden am Nachmittag Rundfunk-Produktionen im Studio.

Viele Aufnahmen aus dieser Zeit finden sich auf alten Schallplatten. Oder auch auf Spo*ify. Mit der Installation von smarten Lautsprechern daheim bietet sich dieser Dienst an, um zu Hause per Sprachbefehl und überall im Haus Musik zu hören.

Das geht am besten, wenn man zuvor Playlists aus seinen Lieblingssongs erstellt hat. Um dies zu tun, muss man fleissig im Angebot stöbern. Und dabei bin ich auch auf diverse dieser Lieder aus alter Zeit gestossen. Im Einzelfall lässt sich nicht sagen, ob ich nun gerade bei der einen oder anderen Aufnahme dabei war, da die Lieder immer mal wieder neu produziert wurden. Aber allein das Anhören und Mitsingen der Musik lässt die alten Bilder und Gefühle aus dieser längst vergangenen Zeit wieder zum Vorschein kommen.

Und dann ist alles wieder da: der Probenraum in der Schule, die Chorleiter, Mitschüler, Busfahrten zum Aufnahmestudio, Auftritte im Fernsehen ...

Es ist spannend, was so ein Schlüsselreiz auslösen kann. Und ich lächle dann und denke gern an die alten Zeiten zurück. Es sind überwiegend schöne Erinnerungen und ich bin froh, dass mich meine Eltern damals an diese Spezialschule geschickt haben, die meine Entwicklung intensiv prägte.

Dienstag, 12. März 2019

Ich bin drin!

Heute Morgen hörte ich im Radio, dass das WWW schon stolze dreissig Jahre alt geworden ist. Während sich die heutige Jugend ein Leben ohne Internet gar nicht mehr vorstellen kann, war es für unsere Generation tatsächlich Neuland.

Das erste Modem mit 56K, das man nur nutzen konnte, wenn gerade niemand telefonieren wollte, die ersten Versuche, irgendwas im Netz zu finden, der erste Messenger (ICQ) ... Hach, das waren Zeiten.

Sehr schnell habe ich das Netz auch zu schätzen gelernt. Als mein Sohn 12 Wochen zu früh auf die Welt kam, war es die erste und schnellste Quelle, um sich über das Thema Frühgeburt zu informieren. Es gab zwar 1997 erst wenige Seiten dazu, aber immerhin konnte man zu jeder Tageszeit darauf zugreifen. Und da wir tagsüber beim Kind waren, wurde das Internet zu einer wichtigen Quelle für Informationen und auch schon Austausch mit anderen Eltern, wenn auch sehr langsam und mühevoll.

Und heute geht ohne das Netz nichts mehr, die Geschwindigkeit ist gefühlt Lichtjahre schneller als zu Beginn. Schön, dass es das WWW gibt, sonst hätte ich wohl auch Rosalie niemals kennen gelernt!

Mittwoch, 20. Februar 2019

Wo komme ich her?

Während unseres Besuchs bei meinem Vater am Samstag fragte er plötzlich, ob wir ein paar Bilder anschauen möchten. Natürlich wollten wir, es waren nämlich Bilder aus seiner Vergangenheit, die ich bisher noch nie gesehen hatte.

Es kamen Fotos zum Vorschein aus seiner Kindheit und Jugend, Bilder seiner Eltern, Grosseltern und der Geschwister. Zum ersten Mal erzählte er auch Einiges aus der Zeit nach Kriegsende, und ich hörte zum ersten Mal, dass er eine Schwester hatte, die in den letzten Kriegstagen tragisch durch einen Granatsplitter ums Leben kam.

Dabei fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich aus dem Leben meiner Eltern weiss. Und mein Vater hat ganz viele alte Bilder schon entsorgt, weil er der Meinung war, dass sich die sowieso niemand mehr anschauen würde ...

Die gezeigten Bilder haben wir mitgenommen, dazu noch ein paar Informationen zu Namen und Daten meines Stammbaumes. Mein Papa ist der Letzte der fünf Geschwister, der noch lebt, wenn er nicht mehr da ist, gehen auch viele Erinnerungen mit ihm verloren. Geschichten aus der Zeit nach dem Krieg, Spaziergänge mit seinem Bruder vorbei an brennenden Ruinen in Berlin, Vertreibung durch die Russen, die erste Banane seines Lebens und viele andere kleine Anekdoten.

Es waren schwere Zeiten damals und die Kindheit war alles andere als unbeschwert. Manchmal wünschte man sich, die heutige Generation hätte etwas mehr Respekt vor dem, was inzwischen alltäglich ist, und würde nicht vieles als selbstverständlich hinnehmen und leichtfertig aufs Spiel setzen.

Ich fand es spannend, die Bilder anzuschauen und meinem Papa zuzuhören. Manche Erinnerung mag mit der Zeit verblasst oder verfälscht sein, und vielleicht gibt es Einiges, was er verdrängt oder vergessen hat. Immerhin habe ich zu einigen Fotos jetzt auch einen Hintergrund, und irgendwann wird es das Einzige sein, was bleibt.

Dienstag, 15. Januar 2019

Die Qual der Wahl

Erinnert Ihr Euch noch an Zeiten, in denen man seinen neuesten Schatz in Form einer Langspielplatte nach Hause brachte, sie vorsichtig auspackte, vom Staub befreite, die Nadel vorsichtig auf die Rille legte, dem erwartungsvollen Knistern und dann ein paar neuen Songs lauschte, bevor man die Scheibe auch noch umdrehen musste?

Wie lang ist das her? Und heute? Ich hab mich neulich mit meinen Kollegen darüber unterhalten, wie sie Musik hören. Die meisten nutzen Spo*ify. Für 12,95 Franken im Monat kann man sich Playlisten aus Millionen von Songs erstellen, sie jederzeit und überall hören, sogar herunter laden und nach einzelnen Songs gezielt suchen. Oder themenbezogen einfach automatischen Playlists lauschen.

Ganz ähnlich geht das natürlich auch bei den weiteren Streaming-Diensten. Alles ist jederzeit und ohne aus dem Haus gehen zu müssen abrufbar. Schöne neue Welt! Ich könnte das auch ohne Dienst im Internet in meinem heimischen Netzwerk mit meiner Musiksammlung tun. Könnte ... Ich hab aber gar keine Lust, mir aus Millionen von Songs mühsam Playlisten zusammen zu stellen und dann letztlich immer wieder das Selbe zu hören. Ich lasse mich lieber überraschen und lausche dem guten alten Radio! Das ist ja inzwischen auch digital und rauscht nicht mehr wie früher. Und mit dem richtigen Sender, der mir neben der Musik auch gleich noch die Infos übermittelt, die mich interessieren, bin ich persönlich in der Regel viel besser bedient - und kostenlos noch dazu.

Sie ist luxuriös, die schöne neue Welt. Aber irgendwie macht sie auch viel zu schnell satt, und die Freude, wie oben beschrieben, gibt es im Grunde gar nicht mehr. Ein paar Klicks auf dem Handy genügen, und schon hab ich alles, was ich mir wünsche. Cool, und doch irgendwie auch schade.

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Verdammt lang her

Es sind nun schon fast 29 Jahre vergangen, seit die Grenzen in Deutschland verschwunden sind. Heute Morgen im Radio kamen junge Menschen aus Deutschland zu Wort, die, wie auch mein Sohn, die Teilung gar nicht mehr miterlebt haben und sich deswegen auch nicht vorstellen können, wie das damals gewesen sein mag.

Ich denke noch heute, vor allem in Berlin, öfter man daran, wenn ich die imaginäre Linie überquere, dass dies noch am 8. November 1989 unvorstellbar war. Und nun ist es völlig selbstverständlich und viele Menschen wissen nicht einmal mehr, wo die Grenzlinie überhaupt verlaufen ist.

Das ist gut so, und ich habe diesen Tagen im November 1989 auch viel zu verdanken. Sicherlich hätte ich auch ohne Mauerfall meinen Weg irgendwie gemacht, aber er wäre ein gänzlich anderer gewesen. Für meinen beruflichen Weg kam die Grenzöffnung sogar etwas zu früh und hat mir manche Chance verbaut. Aber sei es drum. Ich war nie arbeitslos, habe viel gelernt, auch fürs Leben, und so manche notwendige Veränderung, gerade aufgrund der veränderten Bedingungen im vereinten Land, war letztlich wichtig für meine persönliche Entwicklung.

Und hätte mir jemand am 8.11.89 gesagt, dass ich am 3.10.2018 in Bern sitzen und dieses Post schreiben würde - ich hätte ihn für komplett verrückt erklärt. :-)

Also, Ihr da "drüben" - dann schlaft mal aus und feiert schön für mich mit!

Mittwoch, 5. September 2018

Der Puls steigt

Nur noch 36 Tage! Drei Jahre nach dem ersten, atemberaubenden Urlaub in Florida werden wir im Oktober wieder nach Miami fliegen. Wie ich schon mehrfach geschrieben habe, bin ich noch heute überwältigt von dem Erlebnis in 2015. Es war ein Traum, den ich mir gemeinsam mit Rosalie in jenem Jahr erfüllt habe. Hier kann man es noch einmal nachlesen.

Und damals habe ich mir geschworen, dass ich da in jedem Fall noch einmal hin möchte! Mag sein, dass das zweite Mal weniger Eindruck hinterlässt, weil man vieles schon einmal gesehen hat, aber auf der anderen Seite wissen wir diesmal, was uns erwartet, denn wir haben zwei wunderbare Hotels vom letzten Mal wieder auf unserer Liste, und damit können wir sicher sein, dass wir uns auch in diesem Jahr wieder sehr wohl fühlen werden. Gerade erhielt ich noch ein Mail vom Hotel in Key West, das unseren Wunsch, eine bestimmte Suite im Resort nutzen zu können, bereits hinterlegt hat.

Diesmal werden wir den Weg durch Florida von Norden nach Süden nehmen und dann von ganz "unten" aus noch Washington einen kurzen Besuch abstatten, bevor es zurück in die Schweiz geht. Zu gern hätte ich noch Boston und Montauk (wegen unserer Lieblings-TV-Serie "The Affair", die dort spielt) mit ins Programm genommen, aber das hätte den zeitlichen Rahmen gesprengt. Wir haben also schon einen Grund parat, um irgendwann wieder Richtung USA zu reisen ... ;-)

Der Countdown läuft!


Mittwoch, 22. August 2018

Wiedersehen

Was, sind sechs Tage schon rum? Sitze ich tatsächlich schon wieder im Büro? Die Tage waren voller Abwechslung und die Zeit verging wie im Fluge.

Am vergangenen Mittwoch sind wir gut und sicher mit der kleinen Skywork-Maschine in Tegel gelandet und haben unser Hotelzimmer bezogen. Kleiner Ärger zu Beginn: Das Bett drohte einzubrechen, die Füsse waren allesamt locker (was wohl die vorigen Nutzer da gemacht haben mögen?). Wir haben an der Rezeption Bescheid gesagt, am nächsten Tag war das Problem behoben.

Den Abend verbrachten wir im Restaurant ganz in der Nähe, das wir beim letzten Besuch in Berlin vor ein paar Monaten entdeckt hatten. Dort sitzt man gemütlich zu Alt-Berliner Ambiente und ebensolchen Speisen. Was für ein Wunder: Die Bedienung, mit der wir damals länger plauderten, erkannte uns wieder und begrüsste uns lautstark. Wir scheinen wohl einen bleibenden Eindruck hinterlassen zu haben. :-)

Der Donnerstag stand im Zeichen meiner "alten Heimat". Nach einer kurzen Shoppingrunde fuhren wir zum "Clou", einem kleinen Center, in dessen Nähe ich bis zu meinem Umzug gewohnt habe. Zunächst umrundeten wir mein damaliges Wohnhaus und schauten nach, ob neue Namen an den Klingeln stehen. Dann setzten wir uns mal wieder aufs Dach des Centers, tranken ein Bier und sahen den in Tegel landenden Fliegern zu. Natürlich auch der kleinen Skywork-Maschine, mit der wir am Tag zuvor angekommen waren:



Zu 18 Uhr hatte ich einen Tisch in unserem Lieblings-Steakhaus reserviert. Nach über einem Jahr habe ich endlich meinen Sohn wieder gesehen! Es war wirklich ein schöner Abend, wir haben viel erzählt und ich denke, die Schwierigkeiten der letzten Jahre sollten nun überwunden sein. Wir haben auch seine Freundin kennen gelernt, mit der er seit mehr als zwei Jahren zusammen ist, und sie macht einen wirklich tollen Eindruck. Da hat er eine gute Wahl getroffen. ;-)

Das nächste Highlight wartete am Freitag. Wir liehen uns von meinem Vater das Auto und machten einen Abstecher an die Ostsee. Von Berlin aus ist das ja fast ein Katzensprung. Ich zeigte Rosalie die Insel Usedom, auf der ich als Kind jedes Jahr im Sommer meine Ferien verbrachte. Bei dem herrlichen Wetter hatten wir ein paar schöne Stunden an dem traumhaften Sandstrand, auch wenn das Wasser von den Algen recht grün war. Gegen Abend assen wir noch in Ahlbeck eine Kleinigkeit, bevor wir nach Berlin zurück fuhren.



Das Auto brachten wir am Samstag zu meinem Papa zurück und fuhren dann gemeinsam nach Lanke zu einem gemütlichen Restaurant, wo wir gemeinsam gegessen haben. Dann blieben wir noch bis zum Abendessen bei ihm daheim. Es geht ihm im Grunde gut, aber er läuft so schlecht, dass ich mir schon Sorgen mache, wie das in ein paar Wochen oder Monaten aussehen mag. Es wird der Tag kommen, an dem er die eine Etage bis nach unten gar nicht mehr überwinden kann. Und dann? Man kann mit ihm nicht reden, er blockt bei diesem Thema komplett, möchte aus der Wohnung auf keinen Fall raus, in der er seit 50 Jahren wohnt. Das wird noch ein schwieriger Fall werden, fürchte ich, und ich beneide meine Stiefmutter nicht, die damit täglich umgehen muss. Vorgestern ist er im Supermarkt mal wieder hingefallen, weil er mit seinem Rollator nicht klar kam. Zum Glück ist wieder nichts Schlimmes passiert.

Am Sonntag war erneut herrlicher Sonnenschein. Also raus an die frische Luft. Rosalie hatte die Idee, zum Botanischen Garten zu fahren. Wir verbrachten gut drei Stunden dort, aber bei der Hitze waren wir danach ziemlich müde. Fürs Hotel war es zu früh, also beschlossen wir, in unsere Lieblings-Strandbar zu fahren. Es war noch ganz leer, als wir ankamen, und so ergatterten wir einen schönen Tisch direkt am Wasser:



Bis19 Uhr ist täglich Happy Hour, die haben wir reichlich ausgenutzt ... Danach sind wir im Hotel ins Bett gefallen.

Noch ein, nein zwei Wiedersehen gab es am Montag. Zunächst war ich mit meiner früheren Klavierlehrerin verabredet. Sie hat mich irgendwann zufällig per Stayfriends gefunden und nun haben wir endlich einen Termin finden können. Etwa 23 Jahre hatten wir uns nicht gesehen! Sie schien sich riesig gefreut zu haben und liess uns kaum zu Wort kommen in den zwei Stunden, die wir zusammen sassen. Ich konnte mich gar nicht erinnern, dass sie so gern redet. :-)

Sie war mit uns zu einem Shopping-Center gefahren, weil man dort gut sitzen und Kaffee trinken kann. Nachdem wir uns verabschiedet hatten, wollte ich mit Rosalie zurück in die Stadt, um dort zu einer Filiale meines Lieblings-Kleiderladens zu gehen. Rosalie fragte mich noch, ob denn in dem Center, in dem wir gerade standen, nicht auch eine Filiale sein könnte, was ich kategorisch verneinte. Und schon standen wir davor ... Und dann schaute ich in den Laden und entdeckte meine Lieblings-Verkäuferin! Sie ist eigentlich Leiterin einer anderen Filiale, hat eigentlich montags frei und war an diesem Tag zum ersten Mal in diesem Laden zum Aushelfen. Was für ein Zufall. Wir haben viel erzählt, und "nebenbei" habe ich viel Geld ausgegeben für ein Hemd, eine Lederjacke und eine Hose ...

Und schon war es Dienstag. Leider wurde kürzlich der Flugplan umgestellt, sodass im Sommer der Rückflug jetzt erst um 20 Uhr startet. Wir mussten also den ganzen Tag noch in der Stadt verbringen, was nicht so ganz einfach ist, da man ja den Koffer irgenwo lagern muss und dann auch nicht so flexibel ist. Wir haben das Beste draus gemacht und waren - shoppen. Also ein bisschen. Den Nachmittag verbrachten wir im KaDeWe ganz oben in einem kleinen Café, in dem wir Kaffee und Wein tranken, bis die Zeit ran war, um zum Flughafen zu fahren.

Überpünktlich sind wir in Bern gelandet und freuten uns auf das Wiedersehen mit dem Kater. Aber als wir ankamen, war er nirgends zu sehen. Alles Rufen half nichts und wir mussten ohne Begrüssung schlafen gehen. Erst nach 1 Uhr kam er ins Haus. Man hört oft, dass Katzen beleidigt tun, wenn ihre Menschen so lange weg waren. Bei Henry war das anders. Er schien hoch erfreut, liess sich knuddeln und wollte eine Zeit lang gar nicht von meiner Seite weichen. Erst nach mehreren Streicheleinheiten ging er wieder raus auf die Pirsch. Offenbar hat er die erste längere Abwesenheit gut verkraftet. Dabei hat er während unserer Reise die erste Ratte ins Haus gebracht, die aber schon tot war. Rosalies Sohn hatte die "Freude", sie unter dem Tisch zu finden und zu entsorgen. Ein Riesenvieh, länger als eine Hand und damit ein anderes Kaliber als die Spitzmäuse, die er bisher angeschleppt hat. Ich hoffe, das war eine Ausnahme. Ratten sind nun wirklich nicht niedlich.

Und nun hat uns schon der Alltag wieder - heute erster Arbeitstag. Wegen der Henry-Kuschelaktion bin ich ziemlich müde und froh, dass die Woche nur drei Tage hat.

In fünf Wochen fliegen wir ein weiteres Mal nach Berlin. Wir freuen uns schon, und Papa natürlich auch. Gegessen haben wir in der vergangenen Woche viel zu viel, aber das gehört ja irgendwie auch ein bisschen zum Urlaub. Und es gibt halt zahlreiche gute und auch günstige Restaurants in der Stadt, da kann man kaum widerstehen. Also bis bald, Berlin!