Womit fange ich an? Also ... Der "Chef" erhielt vor genau einer Woche hier einen Anruf, dass sein Vater verstorben ist. Auch wenn es wohl absehbar war, kam die plötzliche Nachricht dann doch überraschend und ist natürlich traurig. Er machte sich sofort auf den Weg Richtung Ostsee. So weit, so gut.
Dass er nun gleich einen ganzen Monat frei nimmt, überraschte mich dann aber doch. Wie geht das, und warum? Vor allem vor dem Hintergrund, dass zwei Kollegen das Team verlassen und ein neuer anfängt und es zumindest offiziell keinen Chef-Vertreter gibt. Wir sind also führungslos, kein Einarbeitungsplan für den Neuen, keine Entscheidungsgewalt. Gut, inoffiziell scheint sein Busen-, Bier- und Fussballfreund seine Geschäfte bis zu einem gewissen Mass weiter zu führen, aber das ist irgendwie geheim oder irgend ein Kasperletheater.
Fakt ist, dass ich eine Entscheidung brauche, die ich nicht selbst treffen kann, weil damit eine weitreichende Verantwortung einher geht. Nun habe ich daher dem Chef-Chef geschrieben und mich eindeutig positioniert: Ich kann und werde dieser Verantwortung in meiner Position nicht übernehmen. Antwort? Keine ... Das ist ein verdammter Saustall hier. Konsequenz: Höre ich nichts, bleibt die Anfrage liegen und das Rollout kann nicht stattfinden. Ist mir wirklich egal.
Nicht egal ist mir die Einführung des Neuen. Wie gesagt, auch hier keinerlei Plan oder Vorbereitung, weil der Chef fort ist. Nun ist es mir allerdings persönlich wichtig, dass der neue Kollege hier merkt, wo es lang geht, darum habe ich mich wohl oder übel etwas vorgedrängelt und werde nun die Einführung übernehmen. Eigentlich nicht meine Gehaltsklasse, könnte sich aber zumindest im Team langfristig auszahlen. Viel schlechter kann es allerdings ohnehin nicht werden. Nachdem ich einige Aufgaben des scheidenden Kollegen übernommen habe, sehe ich immer deutlicher, was das für eine Pfeife war: viel heisse Luft und Überheblichkeit, aber keinerlei Substanz. Er hinterlässt überall Chaos und Pendenzen. Nicht zuletzt auf seinem Schreibtisch. Gestern war jemand vom HR hier und fragte, ob sie den guten Mann darauf ansprechen solle, dass er seinen Schreibtisch noch aufzuräumen habe. Aus dem "Team" kam gleich Protest und die Aussage, dass er das gaaaanz sicher an seinem letzten Tag machen wird. Wollen wir mal wetten, was alles liegen bleiben wird? Der Typ ist einfach dumm. Er hat sogar vergessen, dass er 90% arbeitet. Damit hat er sich verrechnet. Nun ist nicht genug Zeit übrig und er muss zwei Tage unbezahlten Urlaub nehmen, weil er seine Flüge ins Kosovo schon gebucht hatte.
Ohne Worte ...
Muss mal Klugscheißen.
AntwortenLöschenDer Typ hat vielleicht 90% bezahlt bekommen. Gearbeitet hat er nach Deinen Beschreibungen....9%?
Und ich glaub, das mit dem Vordrängeln hätt ich an der Stelle auch gemacht. Schon aus Selbstschutz.
Geh nen Eierlikör trinken. Das hilft.
9% könnten hinkommen, entspricht etwa der Menge an Verstand. Heute musste er früher gehen - er hat seinen Pass verloren, und ohne den kann er nicht ins Kosovo fliegen. Also brauchte es schnell noch Ersatz.
LöschenIch sag ja: Ohne Worte, dafür mit Eierlikör.
Zu solchen Menschen pflegte meine Uroma zu sagen:
Löschen"Ein Glück, das der Ar..... angewachsen ist!"
Oder IT - tauglich: Eine Stunde nach dem Aufstehen ploppt ein Feld auf: Sie haben ihr tägliches Datenvolumen erreicht. Ab sofort steht Ihnen nur noch eine gedrosselte Leistung zur Verfügung.
Der Chef von der Ostsee, der Kollege aus dem Kosovo und du aus Berlin... gibt es denn gar keine Schweizer mehr, die in einem Schweizer Spital arbeiten?
AntwortenLöschenFragt sich eine Leserin aus Canada
Es gibt noch "ein paar", aber in meinem Team ist es die Minderheit. Ich hätte noch einen Tamilen und einen gebürtigen Russen im Angebot. :) Insgesamt sind wohl weit über 50 Nationen (oder waren es sogar 90?) hier im Spital vertreten, quer über die ganze Welt verstreut. Wobei gefühlt die Deutschen schon eine der grössten Fraktionen stellen.
LöschenViele Grüsse nach Kanada! :)