Mittwoch, 15. Mai 2019

Dies und das

Gestern Abend erhielt ich auf meinem privaten Handy einen Anruf und die Absage auf die zweite Stelle, für die ich mich beworben hatte. Es gäbe Leute, die mehr Background zu dem Thema hätten. Glaube ich gern, ärgert mich auch nicht. Es wäre eher eine ungeliebte Notlösung geworden.

Ärgerliche Post vom Scheidungsanwalt: Der Richter beharrt darauf, dass der Gutachter die Beweise nicht sehen darf und verteidigt seine Entscheidung, dass der Gutachter einseitige Gespräche mit Rosalies Ex und dessen Anwalt führen darf, ohne die andere Seite zu hören. Das ist an Dreistigkeit nicht zu überbieten.

Stellt Euch dazu Folgendes vor: Ihr wollt dem Finanzamt und natürlich auch und vor allem dem Ex vorenthalten, wie viel Geld Ihr Euch monatlich von der eigenen Firma als Einkommen auszahlt. Also zahlt Ihr Euch ein Gehalt in halbwegs plausibler Höhe vorschriftsmässig aufs eigene Privatkonto aus, und den "Rest" verschleiert Ihr in der Buchhaltung. Mit "Rest" meine ich Möbel, Unterhaltungselektronik, Reisen, Freizeitaktivitäten, Restaurantbesuche usw. So wird aus dem sonntägliche Picknick auf der Piste ein Geschäftsessen, aus dem Schuppen für die e-Bikes und Gartengeräte ein Lagerhaus, aus der Ferienreise nach Übersee mit den eigenen Kindern, der neuen Partnerin und deren Tochter ein "Firmenausflug" ... Über die Jahre kommen so Hunderte von Buchungen zusammen, die zu beanstanden wären - wenn man sie denn erst mal findet und auch eine Idee hat, was tatsächlich dahinter steckt.

Das kann ein neutraler Gutachter logischerweise nicht - wie sollte er. Allein schon die Aufgabe, vier Jahre Buchhaltung in wenigen Tagen zu prüfen, dann noch relevante Buchungen zu finden und zu analysieren - das kann nicht gehen. Müsste es auch nicht, wenn er die Beweise von Rosalie einsehen dürfte. Da steht alles schon drin, er bräuchte nur noch DAS zu prüfen.

Doch was meint jetzt der Richter? Der Gutachter müsste zweifelhafte Buchungen ja nur mit dem Ex besprechen und dann wäre es klar. Aber sicher! Und der Ex wird sich hinstellen und sagen: Ja, genau, da und da und da habe ich beschi**en? Wenn er dem Gutachter sagt, dieser Betrag war für mein "Lagerhaus" - wie soll der wissen, dass es kein Lagerhaus gibt und die Ein-Mann-Beratungsfirma auch gar keins brauchte? Der Ex kann ihm das Blaue vom Himmel lügen, so wie er es auch Rosalie und dem Finanzamt gegenüber immer wieder getan hat.

Würde er nur die Steuern betrügen, wäre es seine Sache, aber all das Geld, was er auf diese Weise aus der Firma gezogen hat, stünde eigentlich zur Hälfte Rosalie zu. Und das ist das Perfide. Und deshalb können wir das nicht einfach auf sich beruhen lassen. Allerdings klang ihr Anwalt gestern im Mail recht resigniert. Man könnte wirklich den Eindruck bekommen, Richter und Anwalt vom Ex haben eine gemeinsame Leiche im Keller ...

Und sonst noch? Wir hatten wieder Besuch im Bett. Das riesige Katertier von der Nachbarin hat zwei Stunden mit uns gepennt. Man braucht übrigens gute Bauchmuskeln, wenn ein geschätzter 7kg-Kater über einen rüber steigt. :-)



Mit meiner dritten und letzten Bewerbung muss ich noch wenigstens bis Freitag auf ein Zwischenergebnis warten. Auch mein Chef soll bis zu diesem Tag eine Rückmeldung auf seine eigene Bewerbung bekommen. Am Wochenende können wir uns dann wohl im Alkohol ertränken, aus Freude oder Frust.

Bis dahin werfe ich mich am besten in die Schlacht von Game of Thrones und schwärme ein bisschen für die hübsche Emilia Clarke. :-)


10 Kommentare:

  1. Oh Mann, die Geschichte mit dem Gutachter stinkt zum Himmel, das fasst man nicht.
    Vor allem ist es doch so, das keine Buchung ohne Beleg stattfindet. Anhand der Belege sollte doch klar sein, ob das jetzt für die Firma sein kann oder nicht, vor allem, weil ja die Größe der Firma bekannt sein dürfte...….
    Und, hast rausgefunden, das Deine Bauchmuskeln bissel Training brauchen? Mal kurz die Luft alle? ;-)

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    1. Das Schwierige ist, diese Buchungen erst einmal zu finden. So eine Buchhaltung ist riesig, und es gibt jedes Jahr Hunderte von Buchungen, alle auf Papier. Da muss sich auch ein Gutachter erst mal durchwühlen. Und wenn da z. B. was von IT-Infrastruktur steht und man den Ex fragt, kann der schon irgend welchen Unsinn dazu erzählen. Dass die 24 TB (!!) NAS aber für private Fotos, Musik und Filme sind, wird er ganz sicher nicht erwähnen.

      Nach kurzer Atemnot ging es wieder besser! Es lag natürlich nur an der Überraschung, sonst hätte ich das locker weg gesteckt. ;-)

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  2. Melde mich mal als ansonsten stille Mitleserin. Könnte man den Ex eventuell beim Finanzamt anzeigen? Ein Prüfer würde doch sicher etwas finden bzw.sich über die bereits vorhandenen Beweise freuen und dann müsste der Richter das anerkennen. Mir ist allerdings nicht ganz klar ob R. dann in negativer Weise als Ex mit einbezogen wird. LG und alles Gute

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    1. Danke Dir! Ja, das könnte man sicher, und wir haben uns auch schon gefragt, ob der Richter ggf. sogar verpflichtet wäre, strafbare Handlungen dem FA zu melden. Allerdings würde das nach Aussage von Rosalies Steuerberater eine drastische Strafe samt massiver Nachzahlungen mit sich bringen. Und damit wäre auch niemandem geholfen, denn das Geld wäre dann auch noch weg ... Das Verfahren ist jetzt schon komplex und verworren genug. Weitere Nebenschauplätze wollen wir momentan nicht eröffnen. Wundern tun wir uns allerdings, dass der Richter dem Ex eine Fristerstreckung von einem Monat gewährt, um zu erklären, warum er seit Monaten keine Alimente mehr zahlt, aber Rosalie keinen Zentimeter entgegenkommt bei der Frist für die Zahlung des zusätzlichen Vorschusses. Noch dazu, wo er ja weiss, dass der Ex sie ausbluten lassen will. Das ist schon sehr eigenartig und ein wenig verdächtig ...
      Liebe Grüsse
      Herr B.

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    2. Man sollte meinen der Ex und der Richter kennen sich ?!
      Das mit dem Geld weg, ja stimmt dann kann man es auch gleich lassen ...

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    3. Wenn man sich die Fakten und die offensichtliche Ungleichbehandlung anschaut (Fristerstreckung nur für eine Partei, einseitige Möglichkeit der Stellungnahme zu den Vorwürfen), könnte man in der Tat auf die Idee kommen. Allerdings wäre das vom Richter ein Spiel mit dem Feuer, und irgendwie mag ich nicht daran glauben, auch wenn sich dieser Verdacht wirklich aufdrängt. Es wäre ein Justizskandal.

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    4. Oder der Anwalt vom Ex und der Richter haben einen Deal laufen, hat mein Mann schon erlebt (war allerdings nicht zu seinem Nachteil,es ging um ein Verkehrsdelikt). Aber schlimm ist das auf jeden Fall und auch ganz und gar nicht in Ordnung. Vor allen Dingen macht euch doch dieser fortlaufende Ärger auch mächtig zu schaffen. Ich verstehe diesen Ex auch nicht,das er nicht einmal dran denkt das anständig schnellstens zu Ende zu bringen auch damit seine Kinder mal zur Ruhe kommen. Allerdings nachdem was ich hier alles gelesen habe scheint Anständigkeit für ihn ein Fremdwort zu sein.

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    5. Genau, es scheitert an dem Wort "anständig". Er drängelt ja schon die ganze Zeit, endlich sein "neues Leben" beginnen zu können, aber er erwartet, dass Rosalie sein Angebot ohne Kompromiss annimmt. Und das würde bedeuten, dass er (fast) alles bekommt und sie nichts.
      In der Regel trifft man sich bei einem Kompromiss bekanntlich irgendwo auf halber Strecke, aber das ist für ihn bisher kein Thema. Solange da kein Umdenken erfolgt, wird es leider keine Einigung geben. Das ist sehr ärgerlich, aber es geht um viel, nicht nur um Gerechtigkeit.
      Ob es zwischen den handelnden Personen Absprachen gibt, werden wir wohl nicht erfahren. Eine Recherche im Internet brachte zumindest keine sichtbaren Verbindungen ans Licht.

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  3. Das mit der Anzeige beim FA könnt ihr Euch ja für nach dem Prozess vorbehalten, wenn alles entschieden ist und ihr entscheiden könnt, ob es für Euch Nachteile bringt oder nicht.

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    1. Absolut, diese Möglichkeit hätten wir ja immer. Derzeit wäre es wohl eher kontraproduktiv, es ist so schon schlimm genug ... Habt Ihr mal über einen Ehevertrag gesprochen? So blöd, wie das scheint, wenn man gerade heiratet, aber realistisch gesehen, kann es einem im "Ernstfall" viele Scherereien ersparen.

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