Montag, 29. April 2019

Trauerfeier mit schmunzelndem Auge

Nachdem ich letztes Jahr von solchen Ereignissen glücklicherweise verschont blieb, war es nun leider wieder soweit: Wir mussten zur Abdankung eines Freundes von Rosalie. Mal von der Peinlichkeit des Ex von ihr, der auch dort war, abgesehen, war es eine sehr schöne Feier.

Der Ex war nicht mal in der Lage, im Rahmen dieser besonderen Situation Anstand zu zeigen, was einmal mehr seinen naiven Verstand offenbart hat. Wir standen alle in einer Runde von etwa acht Personen. Er kam an, schüttelte jedem die Hand - nur uns nicht. Er ging mit einem "Hallo" an uns vorbei. Wie kindlich ist das denn?

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die letzten Anlässe dieser Art waren allesamt sehr schwermütig, begleitet von trauriger Musik, wie dem bedeutungsschwangeren "Time To Say Goodbye". Ja, natürlich, eine solche Feier ist traurig, schmerzvoll für alle, die der Person nahe standen, die beerdigt wird. Aber muss man diesen Schmerz, der ohnehin vorhanden ist, auch noch besonders betonen?

Dass es anders geht, bewies die Feier am Freitag. In der Kapelle stand vorn am Rednerpult die Urne, umrahmt von Blumen, einem wichtigen Gegenstand aus seinem Leben und einem wunderschönen Bild des Verstorbenen mit seinem allseits bekannten Lächeln. Ich kannte ihn kaum, aber er war ein lebensfroher, gütiger Mensch, warum ihn also nicht so in Erinnerung behalten, wie er war?

Das spiegelte dann auch die gesamte Feier wider. Ein sichtlich bewegter Redner eröffnete mit einem kurzen Lebenslauf, danach hatten dann Weggefährten bzw. Angehörige die Möglichkeit zum Sprechen. Und sie erinnerten an die eine oder andere Begebenheit aus seinem beeindruckenden Leben, immer mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Dazu wurde live Countrymusik und Blues gespielt, und auch hier war die Auswahl der Songs sehr gelungen und nicht übertrieben schwermütig.

Und so verliessen wir die Kapelle nach rund einer Stunde längst nicht so todtraurig und verweint, wie man es meist kennt, sondern allenfalls betrübt über den Verlust und mit gemeinsamen Erinnerungen an den Verstorbenen, die man dann vor der Kapelle noch einmal austauschte.

Ich hab zu Rosalie auf der Heimfahrt gesagt, dass ich mir so meine eigene Trauerfeier auch wünschen würde, und Musik, bei der man bei jedem gespielten Song eigentlich das Bedürfnis hätte, zu klatschen und mitzuwippen, könnte ich mir auch gut vorstellen. Es kann allerdings ruhig noch eine Weile dauern. Der Mann, um den es am Freitag ging, wurde leider nur 54 Jahre alt ...


2 Kommentare:

  1. Ich glaube, es ist für die Angehörigen nicht immer so einfach im Falle des Todes die Trauerfeier zu etwas besonderem zu machen. Oft bleibt nur wenig Zeit zum Gestalten und die Angehörigen sind froh, das jemand vom Beerdigungsinstitut vieles in die Hand nimmt. Und wenn die Trauerfeier einen kirchlichen Rahmen hat, ist schon vieles vorgegeben.
    Wenn man einen Trauerredner statt einen Pfarrer hat, wird schon vieles lockerer, alleine dadurch, das er lange Gespräche mit den Angehörigen führt und auch gestalterische Vorschläge parat hat. Zudem wird dann eher die Lieblingsmusik des Verstorbenen gespielt, da kirchliche Musik dann flachfällt.

    Am besten wäre es, wenn man schon vor dem Tod mit den Angehörigen das Thema besprechen könnte, aber das mögen viele nicht. Ihr hättet jetzt gerade die Chance, das zu tun, da ihr gerade auf so einer Beerdigung ward.

    Ein Vierteljahr vor dem Tod meines ersten Mannes an Krebs, starb völlig unerwartet unser Nachbar. Und da die Ehefrau niemanden hatte, haben wir uns gekümmert. Wir sind also mit ihr zum Bestatter, haben Särge angeschaut, die Kleiderfrage erörtert usw.
    Dadurch fiel es auch uns leichter, uns damit zu befassen, wir wussten ja, das auch er sterben würde.
    So wusste ich, als es soweit war, was mein Mann anziehen wollte, welcher Sarg ihm gefiel und das er auf keinen Fall den Ehering am Finger behalten möchte, weil sich daran nur andere bereichern.
    Ich weiß nicht, ob wir sonst überhaupt über das Thema gesprochen hätten, weil wir den näherkommenden Tod auch ausgeblendet hatten.

    Die Gestaltung der Trauerfeier war allerdings fest in katholischer Hand. Da konnte man nur die Kirchenlieder aussuchen und die Fürbitten vorlesen.

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    1. Ja, plötzlich treten ganz viele Fragen auf, man muss so Vieles entscheiden, und hat dafür manchmal nur wenige Tage Zeit (in diesem "Fall" war es nur eine Woche). Als vor vielen Jahren der Papa meiner damaligen Frau starb, war sie auch völlig überfordert mit der Situation und ich bin dann für sie eingesprungen, wo immer es möglich war. Sie war einfach nicht in der Lage, Entscheidungen zu treffen ...
      Da ich keiner Kirche angehöre, kann ich mich dann frei "entfalten" hinsichtlich der Gestaltung meiner eigenen Beisetzung. Ich würde es mir jedenfalls im ähnlichen Stil wünschen wie oben beschrieben. Die "streng" kirchlichen Zeremonien haben natürlich etwas Würdevolles, aber dieser Schwermut erdrückt einen manchmal, wenn man sowieso schon in tiefer Trauer ist. Ich persönlich finde das "too much", aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden.

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