Dienstag, 9. April 2019

Es läuft aus dem Ruder

So eine Aussage aus der Feder des eigenen Anwaltes ist kein gutes Zeichen. Und in der Tat sieht es momentan so aus, als ginge alles mit voller Wucht gegen den Baum und der Anwalt wisse nicht mehr weiter.

Das Scheidungsverfahren bei Rosalie zieht sich nun bereits seit 2014 in die Länge und aktuell ist man noch keinen Schritt näher an einer Lösung als zu Beginn des Verfahrens. Im Gegenteil. Rosalie hatte über ein Jahr lang Beweise gesammelt, um dem Richter zu zeigen, in welch unglaublichem Umfang der Ex bei der Buchhaltung geschummelt und private Gelder als berufliche Ausgaben verschleiert und abgezweigt hat. Hunderte von Stunden gingen drauf, um dies alles anhand von Abrechnungen und Belegen darzulegen. Die Summe, die dabei herausgekommen ist, mag ich hier gar nicht nennen - sie ist gewaltig und schwindelerregend, selbst für Schweizer Verhältnisse.

Am Ende der Analyse standen mehr als zehn Aktenordner, voll mit Beweisen (wohl gemerkt Beweise samt Belegen, keine blossen Vermutungen), die dem Gericht zur Verfügung gestellt wurden. Der meinte dann arrogant, er sei "nicht gewillt", diese Belege zu prüfen und wolle einen Gutachter einsetzen (den natürlich Rosalie bevorschussen müsse). Darüber haben wir uns bereits sehr geärgert: Der Richter hat keine Lust, Akten zu lesen, und lässt Rosalie dafür kräftig zahlen?

Doch nicht nur die unnötigen Kosten waren ärgerlich, auch der Auftrag an den Gutachter. Der sollte nämlich plötzlich nur noch den Wert der Firma feststellen, und das, ohne die Beweise von Rosalie ausgehändigt zu bekommen. Eine Ermahnung dazu vom Anwalt igonierte er einfach und gab den Auftrag genau so heraus.

Nun, 10000 Franken später, kommt ein Schreiben vom Gutachter. Er bräuchte einen weiteren Vorschuss (!) mit mehr als doppelt so viel Geld. Es gäbe Indizien für unsaubere Abrechnungen, aber für eine genauere Prüfung reiche der Vorschuss längst nicht aus. Mit anderen Worten: Der Gutachter fängt nun wieder von vorn an mit der Arbeit, die Rosalie längst getan hat! Erneut gab es einen bösen Brief vom Anwalt, und erneut fegte der Richter das Argument hinweg. Der Gutachter soll also allen Ernstes wieder eine Tabelle mit auffälligen Transaktionen machen, die es ja bereits von Rosalie erstellt hat. Der Richter hält es aber nicht für nötig, ihm die Beweise auszuhändigen - dabei soll er doch gerade diese prüfen! Was für eine arrogante Frechheit ist das eigentlich?

Und es kommt noch besser: Der Gutachter hat sich mehr als acht Stunden lang persönlich und per Mail mit dem Ex und dessen Anwalt ausgetauscht. Man mag sich das vorstellen: Ein Mann, der nie mit Fakten, sondern nur mit Emotionen argumentiert und jeden Tag der Welt und selbst seinen Kindern vorjammert, wie schlecht es ihm doch geht (er verdient jeden Monat netto das Dreifache von meinem Gehalt!), erklärt dem Gutachter ganz sicher offen und ehrlich, wie er seine Frau systematisch hintergangen hat. Und der Gutachter darf dann die Beweise der Gegenseite nicht einmal sehen oder gar bewerten, sondern muss sich mühsam in dem Berg von Ordnern selbst auf die Suche machen. Und ein Gespräch mit Rosalie verbietet der Richter ebenso kategorisch.

Und nun soll mir mal jemand erklären, wie unter diesen Umständen eine objektive Stellungnahme dabei herauskommen soll??  Das KANN nicht zu einem gerechten Urteil führen, denn selbstverständlich hat der Ex die betreffenden Buchungen gut versteckt und natürlich auch aberwitzige "Erklärungen" dafür, die aber einer eingehenden Prüfung dann nicht standhalten, wenn man die ganze Wahrheit, nämlich z. B. auch sein Privatkonto, anschaut. Aber davon hat der Gutachter keinen Schimmer - weil er die Beweise nicht sehen darf.

Man könnte meinen, der Richter sei gekauft. Davon gehe ich höflicherweise mal nicht aus, aber ganz sicher hat er keine der Akten gelesen und weiss überhaupt nicht, was in den Beweisordnern enthalten ist. Leiden muss  darunter vor allem Rosalie, die langsam den Glauben an die Gerechtigkeit und das Rechtssystem in der Schweiz verliert. Man ist dem Handeln des Richters fast wehrlos ausgesetzt, und das macht wütend, wenn man sieht, wie ignorant er mit Menschen und Schicksalen umgeht.

Rosalie hat ihrer Kanzlei am Wochenende nochmals einen langen Brief mit Argumenten und Fragen geschickt. Nun warten wir, welche Reaktion von dort kommt. Aufzugeben ist keine Alternative, denn dann müsste sie auf alles verzichten, da der Ex das verprasste Vermögen komplett für sich beansprucht und damit unsere (finanzielle) Zukunft auf der Kippe stünde ...

8 Kommentare:

  1. Mein Vorschlag: Schick dem Richter mal obigen Beitrag ;-)
    Irgendwie scheint die Gegenpartei einfach den besseren Anwalt zu haben. Oder man "kennt" sich. Was immer es ist, es muss sehr frustrierend sein, das Gefühl zu erhalten, nicht ernst genommen zu werden.

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    1. Besser ist der Anwalt sicher nicht, wir sehen ja seine Schriften auch. Aber er ist dreister, hält sich nicht an prozessuale Abläufe und kann schamlos lügen. Es macht einen aber fassungslos, dass Rosalies Anwalt nun wieder diverse Verfahrensfehler und die Verletzung der Aufsichtspflicht bei Gericht rügen muss. Mit anderen Worten: Rosalie muss dafür zahlen, dass der Richter nicht in der Lage ist, ein Verfahren neutral und ordnungsgemäss zu führen! Das ist der eigentliche Skandal ...

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    2. Gegen fehlerhafte Richter kann man aber auch vorgehen. Die haben irgendwo auch einen Chef... (wobei man aber leider wieder bei den Politikern landet).

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    3. Haben Sie. Das Problem: Der Chef war bis Ende Januar der zuständige Richter, bevor er (wegen Unfähigkeit?) nach oben gelobt wurde. Damit kommen wir also leider nicht weiter ... Zudem würde das ein weiteres Verfahren mit neuen Kosten nach sich ziehen, und dafür fehlen uns Zeit und vor allem finanzielle Mittel. :-( Wir haben diese Variante schon andiskutiert und mussten sie aus diesen beiden Gründen leider verwerfen. Es ist zum Verzweifeln.

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  2. Ich würde am Rad drehen ... :-(
    Manchmal kann man direkt nachvollziehen, warum einigen Leuten die Sicherungen durchbrennen!

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    1. Genau das haben wir neulich auch gesagt, als die letzte Post vom Gericht ankam. Man sitzt da, liest und fragt sich, ob das wirklich sein kann, was da steht ... Soviel Ignoranz, Desinteresse und offensichtliche Ungerechtigkeit sind Dinge, die man auf Dauer nur schwer ertragen kann. Man fühlt sich ohnmächtig, da man selbst nicht eingreifen kann und dabei das Gefühl hat, dass es doch eigentlich offensichtlich und ganz einfach ist.
      Rosalies Anwalt ist gut im Formulieren und ich bin recht sicher, dass er dem Richter einen geharnischten Brief schreiben wird. Allerdings muss der den, wenn er nicht will, gar nicht beachten, sondern kann seine Linie weiter fahren, wie er es für richtig hält. Und ja, man kann sich beschweren, aber das würde bedeuten, einen Nebenschauplatz zu eröffnen mit weiterem Verfahren, z. B. wegen Befangenheit oder Verletzung der Aufsichtspflicht. Neues Verfahren bedeutet eben aber auch wieder Anwalt, horrende Kosten und Zeitverzug. Und das alles können wir und wollen wir eigentlich nicht mehr.
      Manchmal fällt einem schon der Film "Falling Down – Ein ganz normaler Tag" mit Michael Douglas ein. :-(

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  3. Ach menno, das ist echt eine mega Sch... ich kenne das Gefühl zumindest teilweise, ich darf mich hier mit einem völlig unfähigen Finanzamt rumärgern ohne Möglichkeit, was dagen zu unternehmen. Diese völlige Machtlosigkeit ist wirklich extrem frustrierend und läßt einen in der Tat den Glauben an den Rechtsstaat bzw. Verwaltungsstaat manchmal verlieren :-(

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    1. Das ist leider so. Mit jedem neuen Schreiben hofft man wieder, dass sie es doch jetzt endlich verstehen müssten. Und dann kommt schon der nächste Hammer ... Es ist wirklich zum Verzweifeln.

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