Dienstag, 26. Februar 2019

Die lieben Kollegen (54) - Der nächste Paukenschlag?

Zur Erinnerung: Bis zum Mai 2017 war ich der neueste Kollege in unserem dreiköpfigen Team. Dann ging (endlich) einer der beiden anderen und ein frischer Kollege kam dazu. Nach ein paar Startschwierigkeiten habe ich ihn inzwischen ganz gut "erzogen" und es läuft mit uns.

Im Dezember wurde der zweite Kollege raus geschmissen und ein neuer Mitarbeiter gesucht. Der fängt nun am kommenden Freitag an und damit wäre das Team komplett.

Wäre ... Gestern Nachmittag wollte mein Teamkollege unbedingt mit unserem Chef sprechen. Noch bevor die Tür zu dessen Büro geschlossen wurde, ahnte ich, worum es gehen könnte, und als mein Kollege anschliessend nach einem freien Tag fragte, war es mir klar: Er bewirbt sich auf eine andere Stelle bei einer anderen Firma! Aus seiner Sicht nachvollziehbar, denn die Perspektive hier ist ungewiss durch die Reorg, und das Gehalt ist im Vergleich zur Privatwirtschaft jämmerlich. Dass man sich da mit 25 noch entwickeln möchte, ist völlig normal.

Und so wird er also nächste Woche Donnerstag fehlen und sich bewerben. Wenn das klappt, sind wir ab Sommer wieder nur noch zu zweit. Mit anderen Worten - ich sässe dann mit einem fast noch neuen Kollegen allein hier. Dazu passt ja bestens die Ansage vom Chef, ich möge meine Überstunden abbauen. Daraus würde dann wohl vorläufig nichts.

Die äusserst mickrige Bezahlung ist derzeit das Einzige, was mich an dem Job hier ärgert. Ich bin es zwar mein Leben lang gewohnt, mit wenig Geld auskommen zu müssen, aber wenn ich sehe, wie Anderen hier Pöstchen zugeschoben werden, dann muss ich mir überlegen, ob das momentan wirklich der Job ist, den ich bis zur Rente ausüben möchte. Leider ist es mit über 50 nirgends leicht, eine Stelle zu bekommen. Lohnerhöhungen, wie man sie aus Deutschland kennt, sind hier aber leider so gut wie ausgeschlossen, sodass man durch die Inflation im Laufe der Zeit ohnehin schon immer weniger übrig hat. Im Grunde bleibt einem also nur, weiter zu ziehen, wenn man die Möglichkeit hat.

Vielleicht sollte ich mal ein Zwischenzeugnis beim Chef einfordern und signalisieren, dass ich nicht gewillt bin, hier für einen "Hungerlohn" bis ans Ende meiner Tage zu bleiben.

8 Kommentare:

  1. Den letzten Satz würde ich genau so umsetzen...
    Aber eigentlich ist es ja auch spannend, was bei der Reorg passiert. Da könnte sich für dich auch noch etwas Spannendes ergeben. Nach meiner Erfahrung setzt der Staat bei Reorgs die Mitarbeiter nicht einfach in den Sand.

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    1. Versprochen war natürlich, dass sich niemand Gedanken machen muss ... Aber auf Sprüche der Geschäftsleitung kann man bekanntlich nichts geben. Bleibt nur das Abwarten. Und vielleicht auch Hoffen, dass es interne Alternativen geben könnte. Denn ein kompletter Wechsel wäre in meinem Alter ein grosser Glücksfall.

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  2. In Deutschland gibt es auch nicht überall Lohnerhöhungen. Längst nicht alle Betriebe sind tarifgebunden oder haben Vorgesetzte, die die Inflation für ihre Mitarbeiter auszugleichen gedenken. Heißt konkret: Mir geht's leider ganz ähnlich wie Dir ... :-/

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    1. Ja, das stimmt natürlich, wobei ich das Glück hatte, während meiner Zeit in D immer in einer Branche tätig gewesen zu sein, wo zumindest hin und wieder mal etwa 2% mehr auf dem Lohnzettel standen ...
      In der Schweiz gibt es allerdings so starke Tarifverbände wie in D gar nicht, Streiks kennt man hier, soweit ich weiss, überhaupt nicht, und schüttelt nur ungläubig mit dem Kopf, wenn solche Meldungen in den Nachrichten aus D auftauchen.Immerhin gab es in meiner Firma entsprechende Regelungen, die mit dem Dienstalter regelmässig Erhöhungen vorsahen. Die sind praktischerweise just in dem Jahr aufgehoben worden, als ich dort angefangen habe. Nun stecke ich also in meiner Lohnklasse fest. Was bleibt uns - machen wir das Beste draus. Liebe Grüße!

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    2. In der Schweiz streikt man nicht. Das ist auch mein Urgefühl und ich finde die Streiks hier in Canada immer irritierend.
      Hier ein Auszug aus einer Schweizer Webseite: https://www.swissinfo.ch/ger/wirtschaft/arbeitsfrieden_warum-schweizer-arbeitnehmende-kaum-streiken/43038320

      In der Schweiz sind Streiks selten, weil das Land eine lange Tradition kennt, Konflikte durch Verhandlungen zu verhindern. So legen etwa Gesamtarbeitsverträge die Beschäftigungsbedingungen für die Arbeitnehmenden fest.

      "Es liegt in unseren Genen, Probleme durch Gespräche zu lösen, statt zu feindseligen Massnahmen zu greifen", sagt Hansjörg Schmid, Sprecher des Branchenverbands Angestellte Schweiz. "Diese Tradition ist in unserer Gesellschaft verankert und kann auch in der Schweizer Demokratie beobachtet werden. Die Leute können ihre Meinung kundtun und durch Referenden Dinge verändern, was ebenfalls zur Konfliktverminderung beiträgt."

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    3. Ich finde das sehr angenehm und sympathisch. Und ich frage mich immer, was das Ganze in D eigentlich soll. Der Ablauf ist doch immer der selbe: Gewerkschaft fordert zu viel, Arbeitgeber bieten zu wenig, dann droht man Streiks an, streikt, setzt sich an einen Tisch und einigt sich irgendwo in der Mitte. Könnte man die Schritte nicht weglassen und sich gleich einigen? Beide Seiten wissen doch, worauf es hinausläuft, und ärgern tun sich immer die Betroffenen von den Streiks. Also wem bringt es etwas??

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  3. Ich würde auch Deinem Chef dezent durch die Blume mittels Zwischenzeugnis signalisieren, dass Du nicht alles als Gott gegeben hinnimmst.

    Es war mir noch nie aufgefallen, das in der SChweiz nicht gestreikt wird :-) Interessant!

    Bzgl. Streiks sehe ich das auch so. Dass es die beiden Gegenparts AG - AN-Seite gibt, ist natürlich absolut wichtig. Aber auf welche Art hier manche Forderungen auf Gewerkschaftsseite vertreten werden - fragwürdig.

    Auch sind die Gewerkschaften für die Personen da, die arbeiten (denn da kommen die Beiträge her). Also nicht für die potentiellen Arbeitnehmer*innen oder gar Arbeitslose. Natürlich gibt es ab und an entsprechende Verlautbarungen, aber die Lobbyarbeit ist für die Leute, die sich in Lohn+Brot befinden.

    Merkt man immer gut, wenn es um Kündigungsschutz geht. Der hilft genau einer Gruppe: den Arbeitenden. Setzt aber (je nach Strenge) die Hürde für Neueinstellungen richtig hoch, da das Risiko für das Unternehmen gross wird, jemanden im Zweifelsfalle wieder los werden zu können.

    Aber ok, das ist nunmal der Sinn von Lobbygruppen - bestmöglich die Interessen der jeweiligen Gruppe zu vertreten :-)

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    1. Ich finde es schon gut und richtig, dass zumindest die Inflations-Verluste durch Erhöhungen der Löhne ausgeglichen werden. Das passiert hier halt nicht, wodurch mein Gehalt von Jahr zu Jahr faktisch schrumpft. Da die KK-Beiträge zum Teil dramatisch steigen, macht sich das durchaus im Portemonnaie bemerkbar.
      Insofern finde ich es gut, dass die beiden Seiten an einem Tisch sitzen und verhandeln. Nur das Brimoborium drum herum hilft aus meiner Sicht niemandem. Der AG weiss, welche Macht die Gewerkschaften haben, und diese wissen, dass sie ihre Forderungen niemals durchbringen. Also warum spart man sich das Muskelspiel nicht und erspart der Bevölkerung Streiks, die nur zu Frust führen bei den Betroffenen, die ihre Kinder nicht abgeben oder nicht zur Arbeit fahren können ...

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