Mittwoch, 31. August 2016

Es war einmal ...

... ein kleines, süßes, verschlafenes Dorf mit gut 500 Seelen. Dort regierte seit rund 20 Jahren ein kleiner König, wie es ihm gefiel. Das halbe Dorf war verwandt und verschwägert, niemand traute sich, seine Meinung zu sagen, und wer brav war, wurde mit Geschenken bedacht. Entscheidungen wurden heimlich gefällt, Aufträge an wohlgefällige Unternehmen verteilt, Land so eingezont, dass der "Hofstaat" begeistert war. Dafür wurde ein schöne alte Kirche geopfert, um sie gegen ein hässliches Architektur-Monster auszutauschen, und auch sonst war der Erhalt des alten Dorfbildes zugunsten eigener (finanzieller) Vorteile nicht von Interesse.

In diese "Idylle" sind wir nun eingebrochen und haben uns erdreistet, sogleich Einsprachen gegen spekulative Bauvorhaben einzureichen. Darüber hinaus gibt es seit einer Ewigkeit für die anstehenden Wahlen mal wieder einen weiteren Kandidaten aus unserer Nachbarschaft. Das erzürnt den König, und man darf gespannt sein, wie sich die Lage weiter zuspitzen wird.

Dies ist der Grund, warum Rosalie aktuell schon wieder jeden Abend am Schreiben ist, aber leider nicht für den Blog, sondern um für den Erhalt des Dorfes in seiner jetzigen Form zu kämpfen. Zum Glück haben wir schon zwei Familien gefunden, die sich ebenfalls dafür einsetzen, aber das reicht nicht. Wir müssen jetzt aktiv werden und versuchen, viele Einwohner zu mobilisieren. Unter der Hand hört man hier und da Kritik, aber kaum einer traut sich, dies laut zu sagen, aus Angst, seine Stellung im Dorf in Gefahr zu bringen und Repressalien zu erleiden.

Für einen Großstädter wie mich ist das schon eine kaum vorstellbare Erfahrung, welcher Filz in einem Dorf herrschen kann. Sicherlich gibt es auch in einer Stadt solche Erscheinungen, Seilschaften, Lobbyisten, Schmiergeldaffären. Doch dass EIN Mann, der natürlich durch seine Tätigkeit über wichtige Kontakte zu vielen anderen Entscheidungsträgern in den Ämtern verfügt und uns damit das Leben noch schwerer macht, gänzlich ohne Gegenwehr über das Wohl eines ganzen Dorfes entscheiden kann, und das schon über 20 Jahre lang, hätte ich heutzutage nicht gedacht.

Bis Freitag muss die eine Einsprache fertig werden, eine Woche später schon die zweite. Es wird also noch etwas still sein auf dem Blog meiner Liebsten. Aber das ist jetzt notwendig, geht es doch auch um die künftige Nachbarschaft unseres Hauses.

2 Kommentare:

  1. Uiuiui, da seid ihr ja in was reingeraten. Hut ab, das ihr Euch dieser Herausforderung stellt, denn wenn es nicht klappt, vermute ich, wird das Leben dort nicht wirklich idyllisch.

    Ich drücke Euch die Daumen.

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    1. Da hast Du leider Recht. Nicht nur, dass das idyllische Bild des Dorfes kaputt ginge, es würde auch viel Lärm und Dreck während der Bauphase bedeuten, und wie sich die drei Gebäude mit den neuen Einwohnern samt fast 50 Parkplätzen/Autos auf das gesamte Dorfleben auswirken würden, ist noch gar nicht abzusehen.

      Danke für die Unterstützung, dann drücken wir also jetzt gegenseitig. :-)

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