Dienstag, 20. November 2018
Eifersucht
Wir haben es aufgegeben, uns gegen den Wunsch von Bernie zu stellen, der unser Haus als sein neues Zuhause auserkoren hat. Die Besitzerin weiss im Zweifel, wo sie ihn findet, und wenn er sich bei uns so wohl fühlt und sie ihn auch gar nicht vermisst, dann ist es doch für alle eine gute Lösung. Und ganz offenbar liebt er unser Haus und unsere Nähe. Es gibt auch schon Rituale. So ist es "Brauch", dass wir zunächst mal kurz im Bett kuscheln, wenn ich heim komme. Er läuft dann schon vor und wartet auf der Bettdecke, bis ich endlich erscheine.
Womöglich haben wir aber auch einen Grund gefunden, warum er und unser Henry das eine oder andere Problem haben: Eifersucht. Beim Menschen ist das ja nicht unüblich, und ich schliesse mich da selbst durchaus mit ein. Eigentlich eine blöde Sache, lässt sich aber so schwer abstellen. Da braucht es ziemlich viel Selbstbewusstsein und Lebenserfahrung. Und überhaupt. Wer kennt das nicht? Da kann man Bücher lesen und es eigentlich besser wissen, und doch ... ;-)
Nun haben wir den Eindruck, dass auch Bernie uns manchmal ganz für sich allein haben will und Henry dann verjagt. Erst kürzlich wieder haben die Beiden sich durchs ganze Haus, raus aus der Tür und quer durch den Garten gejagt, bis Henry ausser Sichtweite war. Dann kam Bernie ganz in Ruhe zurück, ging durch die geöffnete Tür und legte sich wieder in unsere Nähe, als sei nichts geschehen. Da tut mir Henry dann schon leid, schliesslich hat er die älteren Rechte, kann sich aber nicht durchsetzen. Stattdessen ist Bernie dann manchmal den ganzen Abend an meiner Seite.
Dass an der Theorie etwas dran sein könnte, zeigte sich heute noch an einem anderen "Fall".
Seit ein paar Wochen tauchen noch andere Geschöpfe regelmässig an unserer Tür auf. Da wäre zunächst ein kleines Kätzchen (kann natürlich auch ein Kater sein), das einen überaus bedauernswerten Eindruck macht. Ein Auge ganz rot, viele Narben auf der Nase und kürzlich eine grosse Wunde auf der Stirn. Sie wirkt erschöpft und hat einen traurigen Blick. Jeden Abend kommt sie vorbei und sitzt zum Teil fast eine Stunde direkt vor dem Haus, immer mit Blick auf die Gartentür. Inzwischen bekommt sie von uns auch immer ein wenig Futter, das sie gierig verschlingt.
Sie ist jedoch sehr scheu und geht sofort auf Abstand, wenn man die Tür öffnet. Aber zuletzt schien sie sich daran zu gewöhnen und blieb schon mal sitzen, wenn man näher kam. Neulich haben wir mal die Tür einen Spalt weit offen gelassen, und dann hat die Neugier gesiegt und sie kam herein, drehte eine Runde durchs Zimmer - und machte es sich auf dem Sofa gemütlich. Sie verschwand erst wieder, als ich ihr zu nahe kam. Wir wissen nicht, wohin sie gehört und ob sie überhaupt jemandem gehört. Aber es ist ein gutes Gefühl, ihr irgendwie helfen zu können.
Und dann ist da noch Henrys "Freundin". Kurz nachdem Henry raus durfte, haben wir die Beiden öfter mal durch den Garten toben sehen - unheimlich niedlich. Mehr oder weniger plötzlich war die Dame dann verschwunden, was wir sehr schade fanden, vor allem für Henry.
Seit ein paar Tagen nun ist sie wieder da - und möchte jetzt auch rein. Dabei verhält sie sich ganz anders als Bernie. Sie frisst, legt sich eine Weile bei uns hin, schaut sich ein wenig um und geht dann auch wieder. Aber heute Morgen wollte sie unbedingt mal mit hoch. Also kam sie mit - und Bernie auch. Aber als der das bemerkte, fauchte er sie an und verjagte sie, obwohl sie sich ansonsten scheinbar gut verstehen. Doch das da oben ist offenbar sein Reich. Nachdem er sie zurückgedrängt hatte, legte er sich demonstrativ quer auf den Flur nach dem Motto: Bis hierhin und nicht weiter!
Was mir bei den vielen Katzen jetzt aber auch auffällt: Dauerhaft vier oder mehr Katzen im Haus lassen sich kaum alle gleich behandeln, sodass keine zu kurz kommt. Es wundert mich daher nicht, wenn Bernie sein Zuhause verlassen hat, weil er zu wenig Aufmerksamkeit bekommen hat. Dass er die nun nicht schon wieder abgeben will, ist ja eigentlich völlig menschlich. :-)
Ich hab hier noch ein Foto von einer Erkundungsrunde des streunenden Kätzchens:
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Das ist alles irgendwie sehr anrührend. Sie scheinen sich zum Katzenflüsterer zu entwickeln ... bis Sie wegen Überfüllung schließen müssen?
AntwortenLöschenCharlotte
:-) Das meinte Rosalie neulich auch. Vielleicht ein neuer Job, falls das hier nichts mehr wird? Es ist tatsächlich schon mein ganzes Leben lang so, dass Katzen meine Nähe suchen, nur musste ich sie bis vor 1,5 Jahren wegen der Allergie auf Distanz halten. Nun habe ich das überwunden und hole offenbar alles nach. Es ist auch faszinierend, wie schnell sich die Tiere beruhigen, wenn sie meine Hände spüren.
LöschenEs gibt eben wirklich Dinge zwischen Himmel und Erde, die man nicht mit blossem Auge wahrnehmen oder erklären kann.
Hach süß! Man kann Katzen nie gleich behandeln, denn jedes Tier hat seine eignen Bedürfnisse und Wünsche nach Nähe/Distanz...
AntwortenLöschenDas bedauernswerte Kätzchen, das müsste wohl mal dringend zum Tierarzt. Gut, dass es bei Ihnen wenigstens Futter kriegt. Hoffentlich hat es irgendwo einen warmen Unterschlupf, jetzt, wo der Winter schon fast da ist.....
Eine Runde Kraul an alle Feliden!
caterina
Werde ich gern "ausrichten". :-)
LöschenWir sind uns nicht sicher, ob das Kätzchen ein Zuhause hat. Meist ist es nur in den Abend- und Nachtstunden bei uns am Haus, sitzt manchmal ewig vor der Tür oder liegt in einem kleinen "Nest", das wir dort hingelegt haben. Aber ich freue mich, dass es gaaaanz langsam etwas Vertrauen fasst und es wäre schön, wenn wir es "einladen" könnten, sich regelmässig bei uns aufzuwärmen.
Ich ergänze mal gleich oben im Post noch ein Foto von dem "Mäuschen". :-)
hach, ein hübsches mäuschen!!!!!
AntwortenLöschenDas finden wir auch, deshalb können wir sie da draußen nicht einfach so ignorieren ... :-)
LöschenBei der Streunerin musst du aber achtgeben, das sie nicht irgendwelche Seuchen ins Haus schleppt. Wir hatten vor drei Wochen einen roten Tiger draußen. Ganz abgemagert hat er jämmerlich unter einem Fenster gesessen und gejammert. Ich habe ihm (nicht kastriert oder gechipt) ein Nest in der Scheune gemacht (da unsere Diva keine anderen Katzen mehr neben sich duldet) und ihn ordentlich gefüttert. Er war unglaublich dankbar und anhänglich und ist immer sofort auf meinen Arm. Dabei fiel mir auf, das er möglicherweise Katzenschnupfen hat. Da bin ich mit ihm zum Tierarzt und er hat Wurmkur, Flohmittel und Augentropfen bekommen. Gleichzeitig wurde er dem Tierschutzverein gemeldet und nach einer Woche hatten die eine Pflegestelle für ihn frei und er durfte umziehen. Er wollte auch gerne bei uns ins Haus, aber mit Katzenschnupfen und Flöhe geht das gar nicht.
AntwortenLöschenGrüßli :-)
Aber er war zum Erbarmen, der kleine, liebe Kerl. Jetzt hat er es bestimmt gut und wird vermittelt.
Das ist ein guter Hinweis! Sie ist aber so scheu, dass sie sich weder berühren lässt noch weit herein kommt. Sie sitzt lieber vor der Tür und freut sich, wenn sie mal ein wenig Futter bekommt. Trotzdem sieht sich mitleidserregend aus ...
Löschen