Mittwoch, 13. Februar 2019

Als man noch dicke Kataloge wälzte

Wer kann sich noch an die guten, alten Zeiten erinnern, in denen sich die Eltern auf die druckfrischen Versandhaus-Kataloge stürzten und diese genüsslich durchblätterten? Gibt es heute überhaupt noch Kataloge aus Papier in dieser Grössenordnung? Und ruft noch jemand die netten Damen in der Bestell-Hotline an?

Ich war vor ein paar Tagen auf der Suche nach einem Technik-Artikel. Im Internet auf einem Portal für Preisvergleiche fand ich das Objekt meiner Begierde auch schnell, und der günstigste Anbieter war: Quelle! 'Oh, die gibt es noch', war mein erster Gedanke.

Es handelte sich um den Schweizer Ableger, der offenbar immer noch sehr aktiv ist und das schon immer bekannte breite Angebot aus Mode und Technik verkauft.

Also habe ich den Artikel zum Preis von sehr günstigen 109 Franken in den Warenkorb gelegt. Nach Erstellung eines Kontos konnte ich den Bestellprozess fortführen, freute mich noch über die Möglichkeit, auf Rechnung kaufen zu können und schloss die Bestellung ab. Kurz danach erhielt ich Sonntagmittag die Bestellbestätigung. Lieferzeit drei bis fünf Tage. Perfekt.

Montagvormittag schaute ich dann neugierig in mein Kundenkonto auf der Homepage, um zu erfahren, wann das gute Stück denn bei mir eintreffen würde. Aber in meinem Profil war keine Bestellung verzeichnet! Irritiert rief ich den Kundendienst an. Die Dame war freundlich, und nachdem ich ihr mein Anliegen schilderte, konnte sie mir den Fehler zunächst auch nicht erklären und wollte meine Bestellung nun bei sich erneut eingeben.

Mittendrin meinte sie dann plötzlich etwas unsicher, sie hätte die Bestellung nun doch gefunden, sie wäre ausgesteuert worden und ein Kollege würde sich nun manuell darum kümmern. Ich sollte in den nächsten ein bis zwei Tagen noch einmal Bescheid bekommen über die Bestellung.

Diese Aussage fand ich ziemlich komisch. Mir kam in den Sinn, dass ich mal Probleme hatte mit der Bestellung einer Kreditkarte, vermutlich wegen unserer Adresse, unter der ja mal unsere Mietnomadin massenweise betrogen hat. Sollte in diesem Fall vielleicht bei Quelle eine "rote Lampe" aufgeleuchtet haben?

Da ich nicht warten wollte, dachte ich mir, man könnte das Teil ja noch einmal kaufen, diesmal per Kreditkarte, und dann später die erste Bestellung stornieren, wenn sie wieder auftauchen sollte. Aber dann das: der Artikel war jetzt 20 Franken teurer! Hatte man sich also vielleicht im Preis vertan und wollte deswegen die Bestellung nicht ausführen? Zum neuen Preis wollte ich aber nicht kaufen, also schrieb ich dem Kundendienst mit der Bitte, mir doch kurzfristig den Liefertermin für die Bestellung vom Sonntag mitzuteilen.

Es kam - nichts! Keine Antwort, keinerlei Reaktion. Gestern Mittag schaute ich dann mal wieder im Kundenkonto nach, und siehe da - die Bestellung war plötzlich wieder drin, ohne dass mich jemand informiert hätte. Aber zum neuen Preis, also 20 Franken teurer als in meinem Bestätigungsmail.

Was für eine Frechheit!

Direkt neben dem Artikel gab es - immerhin - den Button "Artikel stornieren". Zack - gedrückt - und erledigt. Ein paar Stunden später kam dann tatsächlich noch eine Antwort auf meine Frage per Mail: Da ich meinen Artikel storniert hätte, könne man nichts weiter dazu sagen. Besser ist das wohl. Und tschüss!

Nie wieder werde ich dort etwas kaufen.



Dienstag, 12. Februar 2019

Geld ausgeben leicht gemacht

Es ist erstaunlich und erschreckend zugleich, wie einfach es heutzutage ist, Geld auszugeben. Rosalie und ich sind seit einigen Wochen Kunden von Revolut, dem englischen Fintech-Unternehmen, das kostenlos und zu sehr fairen Umrechnungskursen Prepaid-Kreditkarten anbietet. Man überweist also im Voraus Geld auf das dortige Konto und kann mit seinen Karten jederzeit darüber verfügen.

Soweit, so normal. Nun gibt es manchmal Shops im Internet, da ist man sich nicht ganz so sicher, ob und wie der Laden läuft, oder man bestellt vielleicht nur einmal und nie wieder. Hier kommen nun virtuelle Kreditkarten ins Spiel. In der App des o. g. Anbieters kann man mit einem Klick eine Einmal-Karte generieren. Im Shop gibt man dann die Daten der erstellten Karte ein, bezahlt damit, die Karte verfällt und kann nicht missbraucht werden.

Das alles kostet nichts extra und funktioniert tadellos, wie wir gestern getestet haben. Innerhalb von fünf Sekunden war die Karte erstellt, binnen einer Minute im Internet-Shop eingegeben und schwups - bezahlt, samt Bestätigung der Zahlung in der Karten-App. Einfacher und sicherer geht es nicht.

Nachdem ich ein Jahr nach dem ersten USA-Urlaub mal eine Karte wegen Missbrauchs sperren lassen musste und am eigenen Leib spürte, wie leicht es offenbar ist, mit solchen Daten zu betrügen (auch wenn mir zum Glück kein finanzieller Schaden entstanden ist), ist das Verfahren hier deutlich besser und transparenter, zumal ich bei jeder Transaktion sofort in der App informiert werde. Damit habe ich auch bei den physisch vorhandenen Karten sofort die Möglichkeit, bei falschen Buchungen die Karten unmittelbar per Klick zu sperren.

Vielleicht ein kleines Stück mehr Sicherheit in Zeiten, wo der Betrug überall lauert.


Montag, 11. Februar 2019

Heile Welt

Wir sind derzeit dabei, unsere Urlaubspläne abzuklopfen. Ausserdem drängelt der Ex und möchte wissen, ob Rosalie seinem Vorschlag zustimmt: Kinder im Frühling bei uns und im Herbst bei ihm. Nun hatten wir ja eigentlich geplant, im Oktober mit beiden Kindern vielleicht, eventuell, nach Florida ...

Während die Tochter sofort Zustimmung signalisierte, war der Sohn unentschlossen. Da wir nun eine Entscheidung brauchten, haben wir gestern mit Beiden gesprochen. Die Tochter war weiterhin Feuer und Flamme, aber Sohnemann hat keine Lust auf Familienurlaub. Das eigentlich Interessante dabei war aber die Begründung ...

Seit Rosalies Ex eine neue Freundin hat, haben wir immer das Gefühl, sie sei ein Statussymbol für ihn und er stellt sie überall auffällig zur Schau. Als das Verhältnis zu Rosalie noch besser war, sind wir mal an einem Fest bei ihm gewesen. Damals kannten sich die Beiden rund ein halbes Jahr. Was uns sehr irritierte, waren die Fotos, die während der Party in Dauerschleife auf dem TV zu sehen waren: Vorwiegend (Zungen-)Kuss-Selfies der Beiden. Wie bei Teenagern! Und auch das Verhalten des Pärchens wirkte wie ein überzeichnetes Zur-Schau-Stellen des neuen Lebens und der Glückseligkeit. Rosalie fiel ausserdem auf, dass der Ex in Gegenwart seiner Neuen eine Rolle zu spielen schien und gar nicht er selbst war und ständig auf dem Sprung, ihr alles recht zu machen.

Nun sind das natürlich sehr subjektive Beobachtungen aus einer ganz speziellen Sichtweise. Aber genau diese Feststellungen bestätigte uns gestern ganz ungefragt Rosalies Sohn. Man war ja im vorletzten Jahr gemeinsam auf Hawaii: der Ex mit seinen beiden Kindern, die neue Freundin mit ihrer Tochter (alles grosszügigerweise vom Ex bezahlt ...). Und es war offenbar alles sooo (gespielt) harmonisch, das so tolle neue Leben wurde in jeder Sekunde betont, die neue Super-Familie gepriesen, es gab eine WA-Gruppe "Family-Team", dazu die Hektik von sieben Flügen in drei Wochen, Jetlag, täglich jede Menge Aktivitäten ... Das war dem Sohnemann offenbar zu viel.

Er mag darum keinen Familienurlaub mehr, hat aber betont, dass das nichts mit uns zu tun habe, sondern er einfach für sich sein möchte. Das müssen wir natürlich akzeptieren, stellt uns aber vor Probleme. Wir hatten angedacht, in unseren Lieblingshotel zwei Zimmer zu buchen, eines für die Kinder und eines für uns. Wenn nur die Tochter mitkommt, ist das blöd, und ein Zimmer zu dritt wäre auch keine Lösung, denn der Urlaub ist der Moment, in dem wir auch mal wirklich Zeit für uns haben (wollen) ...

Davon abgesehen ist völlig offen, wie viel Geld die Scheidung noch verschlingen wird. Es mag daher ratsam sein, kleine Brötchen zu backen und die schönen Pläne auf ein anderes Jahr zu verschieben. Das wäre zwar bitter, aber rational vielleicht eine sinnvolle Entscheidung.


Freitag, 8. Februar 2019

Katzen-Sorgen

So schön, wie es ist, Haustiere zu haben, aber wenn sie krank werden, dann leidet man genauso wie bei einem Familienmitglied. Das war für mich in der Vergangenheit auch mit ein Grund, lieber keine Tiere daheim zu haben.

Das sehe ich heute anders, aber trotzdem werden unsere "Miezen" natürlich auch mal krank. Der Wildfang, der seit ein paar Monaten fast täglich bei uns vorbeikommt und inzwischen auch gern mal ein paar Stunden im Haus schläft, war am Montag das letzte Mal da. Rosalie bemerkte heftige Verletzungen am Kopf und am Hals, vermutlich von einem Kampf. Das Tier schlief rund vier Stunden auf der Bank, dann ging es wieder. Seitdem haben wir die Katze nun nicht mehr gesehen, und es ist gut möglich, dass sie nicht mehr lebt. Gesund sah das Kätzchen schon lange nicht mehr aus, und vielleicht ist es nun erlöst von seinem traurigen Leben. Womöglich werden wir es nie erfahren.

Und auch Henrys Freundin macht uns Sorgen. Es begann vor zwei Tagen, als ich sah, dass sie sich bei uns im Schlafzimmer hinhockte. Dort lag noch eine Hose von mir, und nachdem die Katze wieder weg war, fand ich eine kleine feuchte Stelle auf dem Stoff. Sie nutzt nun auch das Katzenklo im Erdgeschoss, das eigentlich gar keine Funktion mehr hatte, ziemlich oft, scheinbar auch für kleine Mengen Urin. Es scheint daher, als ob sie Probleme mit den Nieren oder der Blase hat.

Wenn das nicht besser wird, müssen wir unsere Bemühungen, den oder die Halter ausfindig zu machen, wohl doch verstärken, damit der Katzendame geholfen werden kann. Im schlimmsten Fall bringen wir sie halt selbst zum Tierarzt.

Kaum ist beim Ex mal eine Woche Ruhe, melden sich neue Sorgen. Das Leben gibt irgendwie keine Ruhe.

Donnerstag, 7. Februar 2019

Wunder der Technik

Ich muss schon sagen, dass ich bei genauerer Überlegung selbst als IT-Mensch doch immer wieder mal fasziniert bin, was Technik heutzutage so kann. Gerade bei uns daheim auf dem Land - und verglichen mit Deutschland! Vor unserem Haus wurde ein dünnes Drähtchen in 5m Höhe quer über die Strasse zum nächsten Mast gespannt, und mit diesem schwarzen Kabel bin ich nun in der Lage, mir Live-Bilder von Key West anzschauen, binnen Millisekunden Millionen von Musikstücken abzurufen, meinen Papa nicht nur zu hören, sondern auch zu sehen und Briefe in nullkommanichts in die ganze Welt zu senden. Ist das nicht eigentlich unvorstellbar?

Begeistert bin ich dabei tatsächlich vom Ausbaustandard hier in der Schweiz. Wenn ich meinen Papa sehe oder auch eine ehemalige Kollegin, die beide mitten in der Stadt wohnen und froh sind, knapp 6000 MBit/s durch die Leitung zu bekommen, und das dann mit uns vergleiche, am Dorfrand, das Drähtchen über der Strasse, und dann rassige 110000 MBit/s ...

Wer erinnert sich noch an alte Zeiten mit analogem Modem und so: Habe ich früher zum Herunterladen eines Liedes fast eine halbe Stunde warten müssen, landet heute ein ganzes Album in einer Minute auf meiner Festplatte. Am besten hat man vorher noch in der Familie gefragt, ob jemand einen Anruf erwartet, damit der Download nicht vielleicht durch ein Anrufsignal unterbrochen wurde.Und soeben hat mein Handy (!) satte 1,8 GB für das neue Android Pie mal eben aus dem Netz gesaugt. Irre.

Man nimmt es heute schon als selbstverständlich hin, dabei ist diese Technik noch gar nicht so alt. Verzichten möchte ich aber nicht mehr darauf. Irgendwie ist es auch cool, meinen smarten elektronischen Zuhörer mal eben zu bitten, Mamma Mia von ABBA zu spielen, und eine Sekunde später läuft der Song auf einem Lautsprecher meiner Wahl.

Die Kehrseite der Medaille sei natürlich auch nicht ganz vergessen: Wenn ich heute sehe, dass Rosalies Kinder keine Sekunde ohne ein Internet-Gerät sein können, mit Handy oder gar Notebook vor der Nase sogar aufs Klo gehen, dann frage ich mich, ob wir "Alten" uns daran gewöhnen müssen, weil es normal geworden ist, oder ob man einschreiten müsste. Obwohl ich nun wirklich kein Handy-Junkie bin, erzählt mir mein Smartphone, dass selbst ich täglich schon zwischen ein und zwei Stunden aktiv mit dem Gerät verbringe. Bei den Kindern ist es vermutlich drei oder vier Mal so viel Zeit, wenn man das Notebook noch dazu rechnet.

Es gibt eine schöne Karikatur zu dem Thema: Früher musste man die Kids an den Haaren ins Haus zerren, heute muss man die Kids an den Haaren ins Freie ziehen. Muss man sich darüber Gedanken machen oder ist das der Lauf der Dinge?