Donnerstag, 28. November 2019

Schildbürgerstreich vor dem Haus

Es ist schon erstaunlich, was sich grosse Firmen so erlauben (können). In diesem Fall geht es um unseren Telefon-Provider.

Derzeit wird ja fleissig gebuddelt vor dem Haus, die gesamte Strasse wurde aufgerissen und neue Leitungen verlegt. Unter anderem auch ein Leerrohr fürs Telefon. Warum? Derzeit ist unser Haus eines der wenigen im Dorf, deren Anschluss noch überirdisch erfolgt. Die Situation: Das Telefonkabel kommt auf der anderen Strassenseite aus dem Boden, steigt einen kleinen Holzmast empor, verläuft wie eine Wäscheleine 4 Meter über der Strasse zum anderen Holzmast. Von dort teilt es sich in drei Richtungen: Fünf Meter nach links zum Dach des Nachbarn, dreissig Meter nach rechts zu unserem Dach, und wieder unter die Erde zu den Nachbarn hangabwärts.

Nun sind wir davon ausgegangen, und das war auch die Aussage des Bauführers vor Ort, dass die beiden Holzpfähle weg kommen und die Leitungen unter die Erde - eine bessere Möglichkeit gibt es schliesslich nicht als jetzt, wo alles offen ist. Doch auf Nachfrage beim Provider teilte man uns mit, dass man lediglich die Infrastruktur schaffen wolle, es aber keine Pläne gebe, die Leitungen unter die Erde zu legen.

Wie bitte? Man gibt also Geld für Leerrohre aus, ohne die Absicht zu haben, die Kabel zu verlegen? Das ist so, als würde man eine neue Strasse bis zum Fluss bauen, ohne eine Brücke einzuplanen. Was soll das denn? Wenn man beabsichtigen würde, in nächster Zeit Glasfaser zu legen, würde ich das verstehen, aber unser kleines Dorf wird in den nächsten Jahren ganz sicher keine neue Anbindung bekommen. Somit wird es auch keinerlei Grund geben, an den Leitungen irgend etwas zu ändern.

Wir haben also ein tolles leeres Rohr im Keller, während die "Wäscheleine" weiterhin unser Haus ziert. Das ist doch nicht zu glauben. Vor allem auch, weil man mit der Verlegung die ganze Strasse erledigt hätte und Leitungen in der Erde zweifelsohne wartungsärmer sind, als Kabel, die Wind und Wetter ausgesetzt sind.

Ich hab gestern noch einmal ein eindringliches Mail an die zuständige Abteilung geschrieben, aber ich gehe nicht davon aus, dass sie das umstimmen wird. Vermutlich wird die lapidare Antwort lauten, dass die Strasse eben momentan nicht dran sei, man aber gern aktiv werde, wenn wir die Umstellung selbst zahlen - was wir ganz sicher nicht tun werden, zumal das Ganze nur optische Verbesserungen mit sich bringen würde und sich an der Geschwindigkeit nichts ändert.

Dann bleibt es halt die nächsten hundert Jahre so. Bis dahin ist das Leerrohr vermutlich zerbröselt.

Mittwoch, 27. November 2019

Genuss

Man hat es als Teenager schon nicht leicht. Der Körper verändert sich, die ganze Welt um einen herum schaut "plötzlich" anders aus. Damit muss man erst einmal umgehen können.

Und dann kommen noch die Veranlagungen und Gene dazu. In dieser Beziehung scheint Rosalies Sohn so Einiges von seinem Vater mitbekommen zu haben, was nicht zu seinem Vorteil ist. Allem voran die Hektik und Ungeduld. Mal innehalten und etwas in Ruhe ansehen oder gar geniessen? Ausgeschlossen. Wunderbares Beispiel sind Zoobesuche. Auch nur 30 Sekunden vor einem Gehege stehen bleiben? Unvorstellbar. "Chommit, chommit" ist ein Running Gag bei uns. Kaum sind wir bei einem Käfig angekommen, rennt das Kind schon weiter zur nächsten Attraktion. Ein Tier beobachten oder genauer anschauen? Kostet viel zu viel Zeit ...

Daheim kann man sich auch nur im Dauerlauf vom Kinderzimmer zum WC oder von der Haustür zum Kinderzimmer bewegen. Essen ist eine Pflichtübung und muss im Eiltempo erledigt werden, und wenn noch der letzte Bissen im Munde steckt, springt man schon auf und stellt hektisch noch schnell den Teller in die Spüle. Gläser werden stets in einem Zug geleert, und nur, wenn wir drei Mal darauf hinweisen, kann man bei einem Glas Wein vielleicht mal eine Ausnahme machen.

Dieses "Kind" (18) kann einfach nichts im Leben geniessen, ist ständig getrieben, unruhig, hektisch. Wir haben uns schon vorgestellt, wie wohl ein Candlelight-Dinner mit der Freundin ablaufen würde oder gar ein intimes Beisammensein ... Ob das der Grund ist, warum die erste halbwegs "ernste" Beziehung nicht so recht vom Fleck kommt, wissen wir nicht, aber möglich wäre es sicher.

Kann man lernen, die kleinen Dinge im Leben zu geniessen und nicht immer nur getrieben zu sein? Braucht es dafür Reife und Erfahrung oder klappt das womöglich nie? Vielleicht hilft die richtige Freundin, ihn ein wenig zu erden? An der Intelligenz mangelt es ganz sicher nicht, aber der Alltag braucht halt mehr als das. "Schnell, schnell" ist da kein gutes Überlebens-Motto.

Dienstag, 26. November 2019

Dem Ingenieur ist nichts zu schwör

Bereits vor Wochen hatte ich hier unsere Bedenken hinsichtlich der anstehenden Tiefbauarbeiten vor dem Haus geschildert. Inzwischen ist es fast so schlimm wie befürchtet.

Das liegt im Wesentlichen am Ingenieur-Büro, dass die Planung und Leitung übernommen hat. Das Baugeschehen läuft absolut planlos, die Anwohner werden nicht informiert, die rechte Hand weiss nicht, was die linke macht. Wir fragen uns besorgt, wie so ein Büro überhaupt überleben kann.

Dank unserer Webcam im Garten konnte ich gestern sehen, dass sich Bauarbeiter an der Kellertür zu schaffen machten, die zum Glück verschlossen war. Ohne uns vorher zu fragen! Ganz plötzlich hat man sich nämlich entschlossen, nun die Kernbohrung durchzuführen, denn unser Haus soll einen neuen Anschluss für Wasser, Strom und Telefon im Keller bekommen.

Es wäre vielleicht hilfreich gewesen, uns vorher zu informieren? Schliesslich hat man ein riesiges Loch vor dem Eingang gegraben, sodass wir nicht einmal das Haus betreten konnten, bevor ein Steg auf das Loch gelegt wurde.

Rosalie hat nun heute kurzerhand frei genommen, um vor Ort zu sein, bevor sie am Ende noch das ganze Haus abreissen ... Irgendwann soll dann auch der Stromanschluss umgeschaltet werden, wann weiss niemand. Ach ja, und ob und wann die Telefonleitung in die Erde verlegt wird, ist auch offen. Der Mann vom Provider, der uns vor einigen Wochen besucht hatte, meinte, es sei gar nicht geplant, die rund 30 Meter Überlandleitung in die Erde zu verlegen. Dagegen sagte der Bauführer neulich, der zugehörige Mast komme in jedem Fall weg. Und dann - hält jemand das Kabel rund um die Uhr fest oder wie?

Wer baut, kann was erleben, das trifft auch in diesem Fall ohne Abstriche zu. Es bleibt zu hoffen, dass am Ende alles doch noch an seinem Platz ist und auch funktioniert. Nicht, dass das Wasser aus den Steckdosen kommt und der Strom über WLAN ... oder so ähnlich. ;-)

Montag, 25. November 2019

Zibelemärit

Vor einem Jahr um diese Zeit war ich schon "betrunken". Es ist Markt in der Stadt, und das schon ab 4 Uhr früh. Im vergangenen Jahr habe ich mich mit einem Kollegen um 6 Uhr in der Stadt getroffen. Zunächst haben wir Zwiebelkuchen gegessen und dann einen Glühwein getrunken (zum Glück in dieser Reihenfolge, sonst hätte ich gleich wieder schlafen gehen können).

Entsprechend "aufgewärmt" sind wir dann eine Stunde später im Büro angekommen. Ich war zum ersten Mal auf diesem Event und beeindruckt, wie voll es um diese Zeit mitten in der Stadt sein kann. Dabei war aber alles ganz ruhig, friedlich und ich hab auch keine alkoholisierten Gestalten gesehen. Insofern ist es schon anders als z. B. auf einem Weihnachtsmarkt, wo man überall mit Musik berieselt wird.

Diesmal habe ich das Datum aus den Augen verloren und daher nicht daran gedacht, mich zu verabreden. Da uns der Arbeitgeber heute zwei Stunden schenkt, könnte man zwischendurch oder zum Feierabend noch vorbei gehen, aber daraus wird wohl nichts. Dann fahre ich lieber heim und trinke meinen Wein gemütlich auf dem Sofa. :-)

Donnerstag, 21. November 2019

Es ist vorbei!

Ich weiss nicht, was schlimmer ist - im Gerichtssaal zu sitzen und sich die Lügen der Gegenseite anhören zu müssen, oder daheim auf den erlösenden Anruf zu warten. In diesem Fall musste ich mehr als fünf Stunden vor dem Telefon lauern, bis ich die Nachricht erhielt:

Wir haben uns geeinigt!

Zu Beginn der Verhandlung sah es wohl gar nicht gut aus. Die Fronten waren verhärtet wie erwartet und die Forderungen beider Seiten lagen so weit auseinander, dass ein Wunder nötig war, um sich irgendwo zu einigen. Rosalie war natürlich wahnsinnig nervös, als ich sie absetzte, aber ich war mir sicher, dass sie in den passenden Momenten alle Argumente parat haben würde. Schliesslich beschäftigt sie sich seit Jahren mit fast nichts Anderem mehr und kennt jede Zahl auswendig.

Und so konnte sie immer mal wieder einhaken und die Forderungen des Ex zurecht stutzen. Wenn der z. B. behauptete, man hätte damals abgemacht, dass alles, was er seit der Trennung verdient hatte, nur ihm zustehen würde (was an sich schon absurd ist), wie kann es dann sein, dass er gleichzeitig seine Schulden aus eben dieser Zeit zur Hälfte Rosalie anlasten wollte?

Kurz bevor die Verhandlung zu scheitern drohte, öffnete sich doch noch ein Weg für einen Kompromiss. Der bedeutete zwar für Rosalie, auf Einiges zu verzichten, aber gleichwohl verlangte er von ihrem Ex, mehr als doppelt so viel zahlen zu müssen wie er ursprünglich wollte.

Die Alternative wäre eine Fortsetzung des status quo gewesen mit ungewissem Ausgang, weiteren horrenden Ausgaben für die Anwälte und einer Menge verschenkter Lebenszeit. Stattdessen ist nun die Konvention unterschrieben, jeder weiss, woran er ist, und wenn alles normal läuft, sollte die Scheidung bis zum Jahresende amtlich sein.

Das sind doch gute Aussichten für einen Neustart 2020. So richtig fassen können wir es beide noch nicht und das wird auch noch ein paar Tage dauern. Am Freitag wird eine gute Freundin von Rosalie nach einer ähnlichen Schlammschlacht ebenfalls geschieden sein, und am Abend wird dann ein wenig gefeiert. Das haben sie sich sowas von verdient!