Dienstag, 28. März 2017

Ich bin wieder komplett

Nach mehr als einem Monat und insgesamt sechs Besuchen im Shop des Providers habe ich nun endlich mein Handy zurück! Das Wichtigste: es funktioniert!

Etwas skeptisch bin ich trotzdem. Mein Telefon war jetzt zum dritten Mal wegen des selben Fehlers zur Reparatur eingeschickt worden, und eigentlich hatte man mir zugesagt, dass ich diesmal definitiv ein neues Gerät erhalten würde. Diese Aussage war allerdings - wie so viele in den letzten Wochen - falsch.

Der Mitarbeiter vor Ort hat mir gestern erklärt, dass Samsung sehr streng ist, wenn es um den Austausch des kompletten Gerätes geht. Stattdessen wird so lange herum repariert, bis das Handy irgendwie dann doch wieder funktioniert. In meinem Fall wurden dafür so gut wie alle Einzelteile ersetzt - selbst das Display und der Home-Button wurden ausgetauscht. Somit habe ich im Grunde ein ganz neues Gerät, zusammengesetzt von Hand aus diversen Einzelteilen. Wie sich das rechnen soll, wenn man noch die in der Schweiz besonder teure Arbeitszeit berücksichtigt, kann ich mir nicht erklären.

Meine Sorge ist nur, dass die Qualität des Gesamtpakets, wie die Wasserdichtigkeit, gelitten haben könnte. Aber zumindest tritt der ursprüngliche Fehler nicht mehr auf und ich habe wieder ein "gesundes" Smartphone (ausserdem wird es jetzt sommerlich, da brauche ich keinen Handwärmer mehr). Nach über einem Monat und drei Reparaturen. Das ist ja mal eine Leistung!


Montag, 27. März 2017

Mutter

Irgendwie hat ja jeder sein Päckchen im Leben zu tragen, und den meisten Menschen wird das bereits im Kindesalter geschnürt. Genau so geht es mir auch.

Ich war 12, als meine Mutter von einem Tag zum anderen "verschwand". Sie liess meinen Vater und mich allein, ohne ein Wort. Der Westen lockte, der Reichtum, das schöne Leben. Als ich eines Tages nach Hause kam, war die Wohnung voll mit Menschen und Medizinern. Mein Papa war zusammen gebrochen und musste anschliessend acht Wochen im Krankenhaus verbringen. Ich suchte ein paar Sachen zusammen und zog für diese Zeit zu meiner Grosstante. Von jetzt auf gleich waren sowohl Vater als auch Mutter nicht mehr erreichbar. Ein Albtraum.

Zum Glück durfte ich nach ein paar Tagen meinen Vater täglich nach der Schule besuchen, das machte es etwas erträglicher, aber ihn wie ein Häufchen Elend im Krankenhaus zu sehen, ist für einen 12jährigen verstörend. Ich hatte grosse Mühe mit mir und meinem Leben in dieser Zeit.

Nach rund zwei Monaten konnte ich dann endlich mit meinem Vater wieder nach Hause. Er lernte in dieser Zeit im Krankenhaus seine Frau, also meine spätere Stiefmutter kennen. Noch so ein Schicksalsschlag für mich, denn wir haben uns gehasst. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Meine Mutter sah ich dann etwa drei Jahre später wieder. Wir trafen uns bei ihren neuen Schwiegereltern, wo ich ein paar Tage verbrachte. Dort lernte ich auch meinen Halbbruder kennen, denn sie hatte von ihrem neuen Mann noch ein (von Geburt an behindertes) Kind bekommen. Schon zu diesem Zeitpunkt war meine Mutter für mich mehr Bekannte als Verwandte, alles fühlte sich fremd an.

Während mein Vater ein paar Jahre später heiratete und sich das Verhältnis zu meiner Stiefmutter zumindest normalisierte, starb der neue Mann meiner Mutter und sie war plötzlich mit ihrem behinderten Kind allein. Das war nun für sie der wohl grösste Schicksalsschlag. Sie hatte seit vielen Jahren nicht mehr gearbeitet und lebte fortan von den Ersparnissen ihres verstorbenen Gatten.

Und so kehrten sich mit der Zeit die Verhältnisse um - meinem Vater ging es finanziell immer besser, meiner Mutter immer schlechter. Dazu kam ihre Hypochondrie, sodass sie vor lauter Angst, unterwegs krank zu werden, auch ihren Enkel, also meinen Sohn, seit der Einschulung nie wieder gesehen hat.

Auch wir haben uns nach 14 Jahren im letzten Oktober zum ersten Mal wieder getroffen. Gesehen habe ich eine verarmte, alte Frau, die sich nicht einmal einen Restaurant-Besuch leisten kann, mit Mühe das Geld für das Nötigste zusammen kratzt, und mit ihrem Sohn, der keine Arbeit hat, tagein tagaus zu Hause sitzt. Offenbar gibt es auch keine Freunde oder Bekannte in ihrem Umfeld. Aus dem Luxusleben vor dreissig Jahren wurde ein Leben am Existenzminimum.

Im nächsten Monat wird sie 75. Es wird ein einsamer und trauriger Geburtstag werden.


Freitag, 24. März 2017

Freundschaften

Gestern Abend beim Essen sprach ich mit meiner Liebsten über Freundschaften. Rosalie hatte sich gerade einer Schein-Freundschaft "entledigt" und war verärgert ...

Was aber zeichnet denn eine "richtige" Freundschaft aus, und hab ich eigentlich welche?

Mein ganzes Leben lang hatte ich schon immer mehr Kontakt zu Frauen als zu Männern. Das schliesst den Bereich Freundschaften ein. Eine klassische Männerfreundschaft gab es in meinem Leben nie. Ob ich damit etwas verpasse? Ich weiss es nicht, und ich weiss auch nicht, ob mir mit den wenigen Personen, die ich als Freunde bezeichnen würde, etwas fehlt.

Natürlich macht es ohnehin nicht die Masse, sondern wirklich die Klasse, aber wenn man die Personen, die man als wahre Freunde ansieht, zum Teil nur alle paar Monate oder gar Jahre sieht - ist das dann tatsächlich eine Freundschaft?

Ich denke schon, denn wenn wir uns dann wirklich mal sehen oder zumindest sprechen, ist es immer so, als wäre der letzte Kontakt gestern gewesen. Alles ist vertraut, es gibt keine Hemmungen, etwas zu erzählen und es tut auch gut. Und auch wenn man so selten Kontakt hat, weiss ich doch, dass ich im "Ernstfall" auf sie zählen kann. Das gilt umgekehrt natürlich genauso.

Wenn man Freunde vom anderen Geschlecht hat, kommt meist auch das Thema Se* irgendwann einmal ins Spiel. Wenn es dann brenzlig wird, muss man sich entscheiden. Bei einer der Freundinnen, die ich seit der Schulzeit kenne, haben wir das sehr schnell getan. Ob es uns vor etwas bewahrt oder etwas verwehrt hat, lässt sich nicht sagen. Es spielt aber für mich auch keine Rolle. Viel spannender ist, dass wir uns schon mehrfach über Jahre durch verschiedene Umstände aus den Augen verloren hatten und uns doch immer wieder fanden. Dass oft so viel Zeit dazwischen lag, merkte man nur daran, dass es so viel zu erzählen gab. Die Vertrautheit aber war jedes Mal sofort wieder da.

Bei E. war es bekanntermassen anders (diese lange Geschichte steht in meinem alten Blog). Wir hatten zuerst eine Beziehung, und nach einem kurzen, heftigen Ende wurde daraus eine Freundschaft. Auch das kann also funktionieren, obwohl es wohl eher selten ist.

Die Chance auf eine Männerfreundschaft hatte ich nie. Es ist mir niemand über den Weg gelaufen, der dafür in Frage gekommen wäre. Man kann ja nicht danach suchen, aber ich hab auch nie jemanden kennen gelernt, dem ich gern mein Innerstes offenbart hätte. In der Schule sass ich neben einem Jungen. Wir waren ein super gutes Team, aber ein Freund war er nie. Seit der Trennung von meiner Frau treffe ich mich regelmässig mit dem Man der besten Freundin meiner Ex. Aber ich würde nie auf die Idee kommen, mit ihm über meine Probleme zu sprechen. Unsere Unterhaltungen bleiben immer nur an der Oberfläche, und nach einem guten Essen und zwei, drei Gläsern Bier geht uns dann meist auch der Gesprächsstoff aus.

Es wäre wohl fast ein Wunder, wenn sich jetzt in meiner neuen Heimat in der Richtung noch etwas entwickeln würde. Aber ich vermisse auch nichts. Alles ist gut so, wie es ist, und ich hatte in meinem Leben fast nie das Gefühl, allein zu sein. Das ist doch schon eine Menge wert.


Donnerstag, 23. März 2017

Die lieben Kollegen (6)

Ich hab lange nichts mehr von meinen Kollegen erzählt. Gestern Abend waren zum ersten Mal fast alle zusammen bei einem Feierabend-Bier, nur die üblichen Verdächtigen fehlten - die beiden jungen Kollegen, die auch ständig meinem Chef Anlass zum Ärgern geben.

Das war auch am Tag zuvor in der Teambesprechung wieder der Fall. Offenbar war die Kritik mal wieder zu viel für den einen, sodass er sich gestern krank gemeldet hat. Und das hatte zur Folge, dass sich der zweite Kollege trotz vorheriger Zusage dann auch wieder fürs Bier abgemeldet hat.

Die beiden jungen Männer sind leider eine gewisse Belastung für unser kleines Team. Ich spüre das auch selbst, wenn ich im Büro bin. Ohne die beiden ist die Stimmung im Team besser und aufgelockerter. Insbesondere einer der Kollegen meidet mich zudem wie der Teufel das Weihwasser und würde mich nie von sich aus ansprechen. Ob er nun Angst hat vor mir oder mich als Konkurrenz sieht - keine Ahnung. Beides wäre albern und kindisch.

Dafür war der Abend gestern im Herzen von Bern sehr angenehm. Ich konnte zwar nur zwei kleine Bier trinken (Auto), aber ich brauche auch keinen Alkohol, um mich zu amüsieren. Ausserdem hatte man es sowieso auf mich "abgesehen": Genüsslich stellten meine Kollegen fest, dass ich mit Abstand der Älteste im Team bin. Der nächste in der Rangliste ist drei Jahre jünger, der jüngste von allen ist ganze 27 Jahre später geboren als ich.

Du meine Güte - ich werde wohl wirklich alt! War es nicht gerade gestern, dass ich als junger Kollege in Teilzeit während des Studiums jobbte? :)) Das soll aber nicht heissen, dass ich mich grämen würde über mein Alter. Ganz im Gegenteil, ich bin froh über die Erfahrungen, die ich schon machen konnte und die mir im Alltag nützlich sind. Nur die kleinen Gebrechen, die sich immer mal wieder zeigen, wären durchaus entbehrlich. Aber es ist nun einmal so, dass man das Eine nicht ohne das Andere bekommt. Und solange ich noch ohne Hilfsmittel (bis auf eine Brille beim Autofahren) durchs Leben komme, kann ich zufrieden sein.

Mittwoch, 22. März 2017

Was kann ich für Sie tun?

Wie berichtet, sind wir seit ein paar Wochen im Besitz der Domain unseres Dorfes, da es, zumindest verwaltungstechnisch, nicht mehr eigenständig existiert. Genau das haben wir auch im Text auf der Homepage erwähnt und darauf hingewiesen, dass man sich für offizielle Informationen doch bitte an die neue Grossgemeinde und deren Website wenden solle.

Offenbar haben es einige Mitmenschen im Dorf nicht ganz so mit dem Lesen. Am Freitag erreichte uns das erste Mail unter der neuen Adresse, und es war - eine Anfrage an die Verwaltung! Wir sassen gerade im Zug Richtung Zürich, als wir die Nachricht bekamen mit der Frage, an wen man sich wenden müsse, um seinen Partner im Ort anzumelden. Sie hätte dazu auf der Homepage nichts gefunden ...

In dem Moment musste ich lachen, aber im Nachhinein ist es mehr als traurig, dass uns solche Mails geschrieben werden, und es unterstreicht meine These aus diesem Post, dass viele Menschen völlig apathisch sind und gar nicht mitbekommen, was um sie herum passiert. Im Vorfeld der Fusion gab es Info-Material, Gemeindeversammlungen, Artikel in Zeitungen und sogar eine Abstimmung. Hat die Dame das alles verschlafen, verdrängt oder vergessen?

Wir sind ja nette Menschen, also haben wir ganz kurz und sachlich darauf hingewiesen, dass wir keinesfalls die Gemeinde sind, es die Verwaltung im Dorf nicht mehr gebe und sie sich nun im neuen Hauptort anmelden müsse (was ohne Auto eine halbe Weltreise ist).

Lebt es sich eigentlich besser, wenn man so naiv und ignorant durch die Welt geht?