Freitag, 14. Februar 2020

Ein neuer Gast

In unserem Tierasyl ist irgendwie immer etwas los. Nicht nur Füchse, Igel, Marder und Mäuse, vor allem natürlich Katzen gehen aus und ein im Garten. Aktuell sind vier Fellnasen bei uns zu Hause, fünf weitere von den Nachbarn kommen täglich kurz zu Besuch. Und drei Katzen, auch zugelaufen, haben wir leider schon verloren.

Seit Monaten erscheint nun ein neuer Asylbewerber. Ihn oder sie, wir haben das Tier wieder Weisspfötchen genannt, konnten wir zu Anfang nur über die Webcam beobachten, weil es beim leisesten Geräusch das Weite gesucht hat. Es kam jedoch jeden Abend und suchte gierig nach Futter.

Dann, von einem Tag zum anderen, hat es seine Scheu verloren. Ich hatte die Tür zur Terrasse geöffnet, hörte es unter der Bank mauzen und schwups - kam Weisspfötchen die Treppe hinauf und stand im Wohnzimmer. Direkt hinter der Tür stand ein Futternapf, und es frass und frass und frass ...

So geht das nun seit Wochen. Weisspfötchen kommt in der Regel erst nach Einbruch der Dunkelheit, sitzt vor der Tür und mauzt herzerweichend, bis es endlich jemand herein lässt. Dann frisst es, dreht eine Runde durch das Wohnzimmer und geht wieder.

Seit zwei Tagen hat es nun das Bett im Gästezimmer entdeckt. Als ich es neulich herein liess und kurz das Zimmer wechselte, war es anschliessend verschwunden - und hatte es sich im Bett gemütlich gemacht. Da ich es nicht vertreiben wollte, liess ich es liegen in der Hoffnung, dass es irgendwie allein mit der Katzenklappe klar kommen würde, wenn es nach draussen will. Und tatsächlich öffnete es nach zwei Stunden Schlaf die Klappe fast so, als würde es das seit Jahren machen.

Vorgestern kam die Katze wieder gegen 22 Uhr zu uns. Ich liess sie herein - und dann verbrachte sie gleich mal die ganze Nacht auf dem Bett!

Ihr Verhalten ist allerdings sehr ungewöhnnlich. Mit den anderen Katzen im Haus hatte sie zu Beginn Probleme (was ja normal ist), aber zum Teil scheinen sie sich inzwischen schon arrangiert zu haben und lagen schon zu zweit im Bett. :-) Aber mit Menschen kann das Weisspfötchen scheinbar nicht gut umgehen. Es kommt auf einen zu, mauzt einen bettelnd an, und hockt man sich hin, streicht es einem um die Beine, als wäre es immer unter Menschen gewesen. Aber wehe, man streckt den Arm aus und versucht es zu streicheln! Dann stellt es sich blitzschnell auf die Hinterbeine und man bekommt mit beiden Vorderpfoten eine gewischt, so als würde ein Mensch einem mit beiden offenen Händen je eine Backpfeife geben. Das Gleiche hat es auch schon mit meinem Bein gemacht, als ich neben ihr her lief. Dazu knurrt es dann kurz und geht nach der Attacke auf einen Meter Abstand.

Wir fragen uns, warum es sich so aggressiv verhält? Ist das Tier doch nicht an Menschen gewöhnt und hat Angst, oder hat es vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht? Wir wissen natürlich auch nicht, woher es kommt. Ich habe schon ein paar Mal beobachtet, in welche Richtung es verschwindet. Dort gibt es aber kaum Häuser und es ist fast ausgeschlossen, dass es dort "wohnt", denn wir kennen die Bewohner recht gut. Vielleicht kommt es von einem Bauernhof? Abgemagert und verwahrlost sieht es nicht aus, aber das hat ja nicht so viel zu sagen. Schaut selbst:


9 Kommentare:

  1. Bist du sicher, daß es keine Wildkatze ist, die sich von ihren domestizierten Verwandten etwas abgeschaut hat? Vielleicht braucht sie aber auch länger, um Vertrauen aufzubauen.

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    1. Soweit ich weiss, haben Wildkatzen die typische getigerte Färbung und sind nicht so gefleckt wie "unser" Tierchen. Ich könnte mir gut vorstellen, dass sie von einem Bauernhof kommt, wo sie nicht besonders verwöhnt wurde ... Jedenfalls wirkt sie nicht so, als hätte sie bisher eng mit Menschen zusammen gelebt. Wenn sie Freude daran hat, hier mal eine Nacht zu verbringen oder leckeres Futter zu fressen, dann soll sie. Das Haus ist ja gross genug. Wo vier Katzen wohnen, ist auch noch Platz für eine Gastkatze. :-)

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  2. Ich nehme an, sie hat böse Erfahrungen mit Menschen(händen) gemacht und ist jetzt misstrauisch. Wie wäre es mit Hand scheinbar zufällig hängen lassen? Damit Weißpfötchen mal in aller Ruhe dran schnuppern kann und merkt, dass da nix passiert? Und erst nach einigen Schnupperbegegnungen mit den Zärtlichkeiten anfangen? Vielleicht bildet das Vertrauen?.

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    1. Das hab ich schon versucht. Komisch ist, dass sie durchaus mal köpfelt und ich mich dann "überreden" lasse, die Hand vorsichtig hinzuhalten. Dann reibt sie sich manchmal daran, um sich im nächsten Moment blitzschnell umzudrehen und mich abzuwatschen. Sehr eigentartig, hab ich noch nie so erlebt.

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  3. Hallo Herr B.,
    ich weiß nicht wie du zu der Annahme kommst, dass Katzen auf ihrem Bauernhof nicht geliebt werden. Du irrst gewaltig wenn du so denkst und es tut mir leid, dass du so denkst. Ich kenne keinen einzigen Bauernhof der nicht ein Herz für seine Katzen hat.
    Keine Wohnung der Welt bietet ein ähnlich artgerechtes Umfeld wie ein solcher Ort.

    Viele Grüße,
    G.

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    1. Ich wollte damit nicht alle Bauern unter Generalverdacht stellen. Aber zumindest hier im Dorf gibt es mindestens zwei Höfe, bei denen sich niemand kümmert - die Tiere werden nicht kastriert und vermehren sich, wie sie lustig sind, niemand geht mit ihnen zum Tierarzt, und wenn es zu viele Junge hat, dann "verschwinden" die halt auch mal, wenn sie niemand haben will (uns hat er auch schon Kätzchen angeboten) ... Und auf dem Hof hier gegenüber wohnt der Bauer nicht selbst, sondern kommt nur zwei Mal am Tag zum Versorgen der Rinder. Dort laufen auch Katzen herum - um die kümmert sich mit Sicherheit auch niemand. Sie bekommen vielleicht "irgendwelches" Futter, aber das ist auch schon alles, denn mehr Zeit bleibt gar nicht.
      Aber auf "klassischen" Höfen, auf den ganze Familien leben und arbeiten, ist das sicherlich anders. Doch die gibt es hier im Dorf nicht.

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    2. Ah okay, verstehe...
      Danke für die Antwort.
      Schönes Wochenende und Grüße!

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  4. Weißpfötchen, wie süß! Mir fielen gleich Schneeweißchen und Rosenrot ein! :-)
    Ich kenne mich mit Katzen nicht so wirklich aus, aber vom Tierheim her weiß ich, dass es wirklich welche gibt, die so wild sind. Die sind letztlich auch sehr schwer vermittelbar, weil sie eben keine Schmusekätzchen sind. Manche greifen auch tatsächlich die Beine an, wenn sie ihnen zu nahe kommen. Das muss nicht unbedingt schlechte Erfahrungen als Grund haben, sie wollen einfach Distanz. Das beste Mittel ist wohl, diese dann auch zu wahren, weil es sonst zu ernsten Verletzungen kommen kann.
    Liebe Grüße und danke im Namen der Tiere für euer großes Herz!
    die Hoffende

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    1. :-) Katzen sind halt immer noch recht nah am Wildtier, das muss man akzeptieren. Und natürlich darf das putzige Tierchen selbst entscheiden, wie weit es uns an sich heranlässt, und das akzeptieren wir. Interessanterweise haben die "Kinder" keine schlechten Erfahrungen gemacht. Sie haben sie schon mehrfach problemlos streicheln können, was bei mir nicht funktioniert. Da versteh einer die Katzen ... ;-)

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