Dienstag, 3. September 2019

Betrunkene und Kinder

Es fällt noch schwer, wieder in den Alltag hineinzufinden nach dem Verlust am Sonntag. Auch wenn noch andere Katzen im Haus sind, fehlt die eine momentan ganz besonders. Und man fragt sich, warum das geschehen musste? Meine "alte" Freundin E., die ja einen Draht fürs Spirituelle hat, schrieb Rosalie gestern, dass der Kater seine Aufgabe auf der Erde erfüllt hätte und sich ganz bewusst an diesem Sonntagmorgen das eine Auto direkt vor dem Haus ausgesucht hätte, damit wir wissen, was aus ihm geworden ist und die liebevolle Ausstrahlung noch eine Weile spüren können. Ein schöner Ansatz, wenn man denn daran glauben möchte.

Am Freitag hatte mein Arbeits-Team ein kleines Abschiedsfest organisiert. Das war richtig schön. Ich hatte zwar frei, bin aber trotzdem am Abend in die Stadt gefahren, und es hat sich gelohnt. Es war ein nettes Lokal, wir konnten draussen im Garten sitzen und es gab leckeres Essen. Auch wenn ich nicht so viel Wein trinken konnte, habe ich mich gut unterhalten. Und mein ehemaliger Chef, der ja auch einen neuen Posten übernommen hat, hielt eine recht wehmütige Rede. Ich hab den Eindruck, dass er die alten Zeiten vermisst und in seinem neuen Job momentan aufgrund des Durcheinanders, das dort herrscht, gar nicht zufrieden ist. Es scheint, als könnte ich froh sein, dass meine Bewerbungen da nicht funktioniert haben.

Als ich  mich gegen 22.30 Uhr verabschiedete, war er schon recht alkoholisiert. Man sagt ja, dass Betrunkene und Kinder die Wahrheit sagen. Wenn er mich also zum Abschied umarmt hat, mir sagte, dass ich die beste Neueinstellung in seiner Zeit als Chef gewesen sei und noch ein wenig durchhalten müsse, denn in Kürze würden ein paar Stellen frei werden, und ich solle doch auf  keinen Fall kündigen, dann mag er wohl die Wahrheit gesagt haben. Das hat mich ein wenig überrascht und schmeichelte mir natürlich. Erst recht, als ein weitere Kollege dann auch noch ins selbe Horn stiess und ein paar Mal wiederholte: "Bitte, geh nicht!". So viel Emotion hatte ich an diesem Abend gar nicht erwartet, aber es hat gut getan.

Konkrete Pläne für einen Wechsel habe ich bisher ja nicht, aber bei Rosalie im Amt gäbe es ein paar Stellen, die einen Versuch womöglich wert wären. Ich muss mir nun überlegen, ob ich das will ...


4 Kommentare:

  1. Hm, ganz ehrlich? Die Erklärung mit dem Kater? Spirituell hin oder her, man muss sich doch nicht alles schön reden.

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    1. Ich tue mich auch schwer damit. Rosalie und ich sind erstaunt, dass die hinterlassene Lücke größer ist als erwartet. Auch wenn er in letzter Zeit eher selten zu sehen war, hat sein freundliches Wesen einen immer zum Lächeln gebracht. Nun ist es plötzlich merkwürdig still im Haus.

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    2. Meine Schwester kann sowas auch immer so erklären. Eine Weile habe ich diese Gedanken mal mitgesponnen, aber es ist nicht wirklich meins. Allerdings verstehe ich, worauf die Freundin hinauswill und welches Weltbild sie hat. Ich denke, sie wollte dich wirklich trösten. Vielleicht braucht ihr aber eure echte Trauer, damit die Wunde heilen kann.

      Mit deinem Chef, das ist ja ein Ding. Ich kann mir gut vorstellen, dass dir diese Äußerungen gut getan haben! Freilich sollte man sowas nicht überbewerten, aber genießen darf man es!

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    3. Die Trauer ist immer noch groß, da dieser Kater ein sehr liebes, freundliches Tier war, das viel gute Laune ins Haus brachte und oft präsent war. Genau das fehlt jetzt hier ein wenig, weil die anderen Tiere einen ganz anderen Charakter haben. Wir vermissen ihn und können es noch immer nicht fassen.

      Ich nehme die Aussage meines Chefs mal so hin und bewerte sie sicherlich nicht über. Aber schön zu hören war es allemal. :-)

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