Mittwoch, 6. Juni 2018

Die lieben Kollegen (30) - Der CIO

Meine Ex-Frau erzählte mal von einer Begegnung, als ein Vorstandsmitglied in einer Sitzung über einen Angestellten sagte: "Wie heisst der Mann? Mit dem wische ich den Fussboden auf!"

An diese Geschichte fühlte ich mich gestern Morgen erinnert, als nach der vierten Terminverschiebung gestern um 8 Uhr endlich die Vorstellung meines Teams beim neuen CIO stattfand. Das ganze Team war versammelt, und Punkt 8 Uhr erschien der Herr. Knapp 20 Minuten stellte mein Chef unseren Bereich vor. Während der Zeit sass der Typ mit verschränkten Armen auf seinem Stuhl und kippelte gelangweilt hin und her.

Da der Vortrag meines Chefs mit drei Fragen schloss, setzte der CIO an der Stelle an. Irgendwas wäre available, sustainable, brauche einen ROI. Und er hätte die vielen scheiss fucking Projekte alle erst mal gestoppt. In diesem Ton ging es weiter, bis er Punkt 8:30 Uhr aufstand und sich verabschiedete. Das Team hatte nur Statistenfunktion, und während seiner scheiss fucking Ausführungen schaute er auch nur starr meinen Chef an. Obwohl ich genau neben ihm sass, würdigte er mich nicht eines Blickes.

Ich bin froh, dass ich mit diesem scheiss arroganten fucking CIO vermutlich nie wieder was zu tun haben werde, denn Menschen interessieren den Mann absolut nicht. Wer im Weg steht, wird beseitigt. Diese scheiss fucking Mitarbeiter stören sowieso nur.

Jetzt habe ich diese Gossen-Wörter bei weitem nicht so oft gebraucht, wie ich sie gestern in den dreissig Minuten gehört habe. Ihr habt jetzt vielleicht eine Vorstellung, wie das dort abgelaufen ist. Und was mich erschreckt hat: Die meisten meiner jungen Kollegen fanden das cool! Für mich war das nur menschenverachtend und unglaublich arrogant, wenn einige der Kernaussagen auch sicherlich richtig waren. Wenn sich so ein Typ dann noch darüber beklagt, dass er am Telefon und in Mails aufgrund seiner Entscheidungen Wörter gehört hat, die er bisher noch gar nicht kannte, dann sollte er sich vielleicht mal an das alte Sprichwort erinnern, dass es so aus dem Wald schallt, wie man hineinruft ...

Dienstag, 5. Juni 2018

"Fast" wie zu Hause

Am Wochenende waren wir essen und wurden im Restaurant von einer Frau um die dreissig bedient. Ich bemerkte, dass die Dame hochdeutsch sprach, aber Rosalie fragte mich irgendwann, ob sie eben ein "jut" gehört haben könnte. Möglicherweise war es mir entgangen, denn dieser Dialekt ist mir einfach zu vertraut, wenn auch nicht unbedingt mitten in Bern.

Ich hörte aber danach etwas genauer hin und fand einige verräterische Wörter wie "wat" oder "did" in den Sätzen. Also fragte ich sie irgendwann, als sie wieder an unseren Tisch kam, aus welcher Ecke rund um Berlin sie denn käme. Sie war überrascht von der Frage und entgegnete, dass sie in Potsdam geboren und in Berlin aufgewachsen sei. Sie wäre jetzt seit sechs Jahren in Bern und wolle auf keinen Fall zurück. Ich outete mich dann auch als Berliner. Wir sprachen nur noch kurz, weil der Laden brechend voll war.

Die Deutschen haben sich also nicht nur im Gesundheitswesen breit gemacht, sie sind überall in der Schweiz. :-) Berliner habe ich darunter allerdings bisher noch sehr selten entdeckt. Deshalb war es lustig, für einen Augenblick mal ungeniert und deftig Dialekt zu sprechen.

Ansonsten belasse ich es dann doch eher beim Hochdeutsch, auch wenn im normalen Gespräch die "üblichen Verdächtigen" der Berliner Sprache nicht zu überhören sind. Mein Kollege amüsiert sich dann immer darüber und versucht, mich nach zu machen, was wohl genauso lustig klingt wie mein Versuch, Berndeutsch zu sprechen. :-)

Montag, 4. Juni 2018

Zwischen Hoffen und Bangen

Gut zehn Tage ist es jetzt her, seit die Frist für die Stellungnahme abgelaufen ist. Nun warten wir gespannt auf eine Reaktion vom Gericht zur Frage, ob der Ex-Gemahl seiner Verpflichtung zur Zahlung von Alimenten nachkommen muss oder nicht. Obwohl so eine Entscheidung eigentlich keinen Aufschub duldet, ist der Richter dafür bekannt, sich Wochen und Monate Zeit zu lassen, bis er mal zu einem Ergebnis kommt.

Das zehrt an den Nerven. Nach menschlichem Ermessen und auch nach Auffassung des Anwalts kann es zwar nur ein Urteil geben, aber man weiss eben nie, wie so ein Richter, und insbesondere der, wirklich tickt, und deshalb müssen wir mit allem rechnen. Dabei ist der Ausgang dieses Verfahrens von essenzieller Bedeutung. Ich befürchte, und auch das sieht Rosalies Anwalt genauso, dass, unabhängig von den direkten finanziellen Auswirkungen, nur ein knackiges Urteil zu Rosalies Gunsten den Ex endlich mal zum Nachdenken bringen kann. Anderenfalls wird sich seine Arroganz und Siegesgewissheit ins Unermessliche steigern, was den weiteren Prozessverlauf noch einmal massiv beeinträchtigen könnte.

Ein Mann, der sich nicht zu fein ist, die Hälfte der von ihm verursachten Müll- und Rundfunkgebühren von seiner Frau zu verlangen, nur weil sie noch im Grundbuch steht, ist so weltfremd, dass man nur den Kopf schütteln kann. Und das ist längst nicht alles, was auf seiner Liste der Forderungen steht. Man hat beim Lesen ständig das Gefühl, den Typen schütteln und aufwecken zu müssen.

Nun warten wir und hoffen, dass Justitia, die ja bekanntlich blind ist, in diesem Fall trotzdem den richtigen Durchblick hat. Alles Andere mag ich mir gar nicht ausmalen.


Freitag, 1. Juni 2018

Die lieben Kollegen (29) - Der Neue

Heute kommt er, um 8:30 Uhr nehme ich ihn am Haupteingang in Empfang: der Neue. Jung, erst 24, dynamisch, motiviert (hoffe ich). Immerhin hat er mir schon gestern Abend auf XING eine Einladung geschickt ... Wenn er immer so flink ist, kann das durchaus was werden. :-)

Da ich während der Einarbeitung sein Pate sein werde, habe ich eine gwisse Chance, ihn in "meine Richtung" zu lenken und dafür zu sorgen, dass er tatsächlich eine Bereicherung für das Team darstellen wird. Er hat zwar wohl schon rund drei Jahre in einem anderen Krankenhaus gearbeitet, aber was genau er dort gemacht hat und warum er da weg wollte (oder sollte?), weiss ich natürlich nicht.

Die nächsten Tage und Wochen werden zeigen, was in ihm steckt. Schlechter kann es nicht werden, also bin ich optimistisch, dass unser Team profitieren wird und der Ärger der letzten Monate bald der Vergangenheit angehören wird. Nach dem ersten Schritt mit dem neuen Arbeitsplatz wäre das ein weiterer Fortschritt.

Die Sonne lacht, ich hab gute Laune - beste Voraussetzungen für einen guten Tag und ein schönes Wochenende.

Donnerstag, 31. Mai 2018

Räumkommando

Kennt Ihr diese Filme oder Serien, in denen der Bösewicht reihenweise Leute umbringt, und sein "Team" dann anschliessend die Leichen beseitigen muss?

So kommen wir uns inzwischen daheim auch vor, wobei der Bösewicht "Henry" heisst und wir sein Team sind. In den letzten Tagen haben wir täglich eine (noch lebende) Spitzmaus gefunden, heute waren es gleich zwei, allerdings tote Tiere im Erdgeschoss. Auf dem Bildmaterial (wir lassen zwei Kameras laufen zur Kontrolle) sieht man, wie er mit den Mäuschen rein kommt und sie dann in der Luft herum wirbelt. Das machen sie offenbar nicht lange mit ...

Dabei haben wir dem Raubtier erklärt, dass Spitzmäuse keine Nagetiere, sondern Insektenfresser und damit nützlich sind. Aber das scheint ihn nicht zu interessieren. Und interessanterweise sondern sie wohl ein Sekret ab, das übel riecht, weshalb sie von Raubtieren in der Regel gar nicht gefressen werden.

Henry hat aber offenbar den Dreh raus und ein Nest gefunden, dem er nun jede Nacht auflauert. Womöglich gibt es im Haus noch irgendwo ein totes Tier. Es riecht seit zwei Tagen relativ streng im Erdgeschoss, aber trotz intensiver Suche konnten wir die Ursache nicht finden. Ob es wirklich ein totes Tier ist, kann man nicht mit Sicherheit sagen.

Der Kater hält uns also auf Trab, aber so hatte ich mir das eigentlich nicht vorgestellt. Das ist halt der Nachteil, wenn das Tier seine eigene Tür hat ...