Donnerstag, 9. Februar 2017

Aufgehübscht

Kurz vor meiner Umsiedelung war ich in Berlin noch einmal bei meinem Friseur, um möglichst lange "durchzuhalten", bevor es wieder nötig wird. Aber nun kann ich bald einen Zopf flechten ...

Also die G-Maps befragt, ob es in der Nähe meines Arbeitsplatzes einen Coiffeur gäbe. Und es hat reichlich in einem Umkreis von 1 km. Nun hatte ich die Qual der Wahl. Wo immer eine Homepage verfügbar war, habe ich mich inspirieren lassen, die Bilder angeschaut ... Und natürlich auch die Preise, die, wie überall, für deutsche Verhältnisse exorbitant hoch sind.

Schliesslich fand ich einen Laden, der mir optisch sofort gefiel, nicht zuletzt wegen der hübschen Angestellten ... :) Man kann sich auf der Website sogar aussuchen, von wem man bedient werden möchte. Also flink die schönste der Friseurinnen angeklickt und einen Termin ausgewählt. Auch das ging nämlich ganz bequem online.

Pünktlich zu meinem Termin stand ich nun gestern im Laden und fand auch sofort die Friseurin meiner Wahl. Schon beim ersten Satz hörte ich: Das ist doch eine Deutsche! Na, da war der Rest doch schon fast geritzt. Wir erzählten ein wenig über unsere Erfahrungen in der Schweiz, und zehn Minuten später war mein Schnitt auch schon fertig!

Nun hatte ich beim Buchen des Termins einen "Maschinenschnitt" gewählt. Dafür muss natürlich auch alles mit der Maschine geschnitten werden, was mir aber teilweise etwas zu kurz gewesen wäre. An diesen Stellen griff sie dann zur Schere. Doch welcher Preis würde mich nun erwarten? Schliesslich sind die Unterschiede enorm.

Sie meinte aber ganz cool, ich hätte ja einen Maschinenschnitt bestellt und sie hätte zum Teil die Schere genommen. Da es aber trotzdem rasend schnell ging, würde sie mir nur den günstigen Preis in Rechnung stellen. Und sollte das beim nächsten Mal jemand anders machen, solle ich darauf hinweisen, dass das mit ihr so abgesprochen sei.

Tja, ich glaube, so ein bisschen müssen wir Deutschen eben auch im Ausland zusammen halten. :)

Mittwoch, 8. Februar 2017

Ich könnte schreien, aber nicht vor Glück!

Liebe Schweiz, wenn Du mich nicht haben oder/und vergraulen willst, dann sag es doch ganz offen und nicht mit solchen Methoden ...

Mit meinem Umzug in die Schweiz musste ich mich auch um eine Krankenkasse bemühen. Das System funktioniert hier etwas anders als in Deutschland, aber darum soll es hier gar nicht gehen. Rosalie und ihre Kinder sind schon lange in einer bestimmten Kasse und recht zufrieden. Da mein neuer Arbeitgeber bei dieser Versicherung auch noch Rabatte anbot, entschloss ich mich, ebenfalls mit diesem Anbieter Kontakt aufzunehmen.

Wie immer, wenn es um Neukunden geht, war ein Vertreter schnell vor Ort und schwärmte in den höchsten Tönen. Auch der errechnete Tarif klang vielversprechend. Also unterschrieb ich letzten August, allerdings mit dem Hinweis, dass doch die Versicherung bitte erst ab November laufen solle, denn bis dahin sei ich ja noch in Deutschland pflichtversichert. Das sei natürlich alles kein Problem, meinte der Vertreter ...

Kurze Zeit später erhielt ich die erste Police, zahlbar ab sofort. Also nahm ich Kontakt mit dem Vertreter auf: Das sei ein Missverständnis, meinte er, ich solle nicht zahlen und er würde das klären. Kurze Zeit später erhielt ich die nächste Police, ebenfalls mit falschen Zahlen, und einen Brief, in der man mich als neues Mitglied begrüsste. Die Ausrede diesmal am Telefon: Da könne er nichts machen, diese Schreiben gingen von einer Zentrale aus und er würde sich kümmern. Es läge offenbar an einer fehlenden Bestätigung der Gemeinde, dass ich erst ab November zahlungspflichtig sei.

Immerhin, irgendwann, ein paar Wochen später, kam dann tatsächlich die richtige Police, allerdings kurz hintereinander zwei verschiedene Versichertenkarten. Erklären konnte mir das der gute Mann auch wieder nicht, ich solle halt die zuletzt erhaltene nutzen und die andere vernichten.

Es wurde Oktober, dann erhielt ich schon wieder eine Police, gültig ab Januar 2017. Plötzlich sollte mein Beitrag um rund 63 Franken im Monat steigen. Wie bitte? War das also nur ein Lockangebot? Nein, nein, versicherte mir der Versicherer. Es wären die Umstände und neue Bestimmungen ... Er hätte aber "schlaflose Nächte" hinter sich (wie rührend), um mir ein besseres Angebot unterbreiten zu können. Dafür müsste ich nur einer bestimmten Gesellschaft beitreten, um den Rabatt zu bekommen, und auch die einmaligen Kosten für den Eintritt dort würde er übernehmen. Nun ja, also warum nicht, wenn ich damit Geld sparen kann. Immerhin sollte der Beitrag damit "nur" um rund 25 Franken steigen, wie in der Offerte stand, die er mir zusandte.

Zwei Monate lang hörte ich anschliessend - nichts. Stattdessen flatterte Ende Dezember die nächste Rechnung herein für den Monat Januar. Natürlich zum erhöhten Preis, kein Wort von der verminderten Police. Ich rief am 31. Dezember an und erfuhr, dass die Korrektur dauern würde und ich solle doch erst einmal zahlen. Die zu viel gezahlten Beträge würden verrechnet. Die Dame am Telefon wollte sich gleich nach Neujahr kümmern und sich melden.

Passiert ist, man ahnt es, wieder nichts. Ich zahlte also zähneknirschend und erhielt gleich die nächste Rechnung für Februar, wieder mit falschem Betrag. Nun schön, also weiter warten und hoffen.

Die Hoffnung verflog letzte Woche, als endlich die neue Police eintraf. Keine Erklärung, einfach die nackten Daten. Statt der versprochenen Ersparnis von fast 38 Franken waren es gerade mal noch 10! Ich wäre fast explodiert, als ich die Zahlen sah. Noch am selben Abend schrieb ich ein recht böses Mail an die Agentur mit der Frage, ob man mich für dumm verkaufen wolle (natürlich etwas freundlicher, aber auch für Schweizer Verhältnisse deutlich).

Eine Antwort habe ich bis heute nicht erhalten ... Nun bin ich kurz davor, mir im Herbst eine andere Versicherung zu suchen. Bei diesem Durcheinander schon bei den Beiträgen, möchte ich nicht wissen, was abläuft, wenn ich mal eine Rechnung einreichen muss. Nein, danke, liebe Versicherung, so nicht!

Aber nicht nur die Versicherung macht mir das Leben schwer, auch andere Firmen wollen mich einfach nicht als Kunden haben. Ende des letzten Jahres hatte ich ja eine Kreditkarte beantragt, der Antrag wurde mit fadenscheinigen, verschiedenen Argumenten (ein Mitarbeiter meinte, das Antragsverfahren hätte zu lange gedauert, ich solle den Antrag wiederholen, der andere meinte, ich wäre nicht lange genug in der Schweiz angemeldet) abgelehnt.

Nun wollte ich eine Tankkarte bei einer der grossen Ketten im Land beantragen. Gestern erhielt ich eine Absage per Post. Das wollte ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen und rief an, um nach den Gründen zu fragen. Die Dame meinte, Begründungen würden sie grundsätzlich nicht mitteilen. Womöglich liege es daran, dass ich noch nicht lange genug im Lande sei. Aha - sieben Monate reichen also nicht, ein fester Arbeitsvertrag, ein normales Einkommen, ein Schweizer Bankkonto, mehrere Kreditkarten aus Deutschland und ein Wohnsitz in einem stattlichen Haus zählen nicht? Sehr merkwürdig. Ich hab darum gebeten, eine Wiedererwägung einzuleiten, aber viel verspreche ich mir nicht davon.

Es ist schon sehr ärgerlich, wenn man immer mal wieder das Gefühl vermittelt bekommt, nicht dazu zu gehören, ob nun bewusst oder unbewusst. Ich werde das jedenfalls nicht auf mir sitzen lassen und auch dort nachhaken, sollte erneut eine Ablehnung kommen.

Eine gute Nachricht kam dann gestern aber doch noch per Post: Rosalie hat einen ersten Erfolg im Scheidungsverfahren errungen. Die Anträge des künftigen Ex-Mannes, ab sofort nur noch einen Bruchteil des Unterhaltes zu zahlen, wurden zu grossen Teilen abgewiesen!

Dienstag, 7. Februar 2017

Bürokratie - einfach unschlagbar

Habt Ihr schon einmal etwas vom VwZG gehört? Nein, das ist kein Auto, sondern das Verwaltungs-Zustellungsgesetz. Was es nicht alles gibt! Damit habe ich jetzt gerade zu tun ...

Vor einigen Tagen habe ich meine Steuererklärung auf elektronischem Wege nach Berlin geschickt. Die gute Nachricht: Sie wird offenbar derzeit bearbeitet.

Aber nun kommt's: Gestern erhielt ich vom FA ein Mail, in dem man mir mitteilte, dass Verwaltungsakte nicht in die Schweiz bekanntgegeben werden können. Wie bitte? Muss ich das Schreiben jetzt persönlich abholen oder ein Postfach in Deutschland einrichten? Es geht doch "nur" um einen Steuerbescheid ... Immerhin hatte ich die Möglichkeit, einen Empfangsberechtigten in Deutschland anzugeben, nämlich meinen Papa. Ich hoffe, das wird so und per Mail akzeptiert. Aber was machen Auswanderer, die daheim keine Angehörigen mehr haben? Die müssen einen Steuerberater oder Anwalt bemühen, um den Verwaltungsakt entgegen zu nehmen, oder persönlich erscheinen.

Und warum nun dieses Theater? Die Antwort bietet eben jenes VwZG. Dort ist genau geregelt, wer wann was in welches Ausland zustellen darf. Dort heisst es:

"Die unmittelbare postalische Bekanntgabe von Verwaltungsakten im Ausland ist nur im Verhältnis zu solchen Ländern zulässig, die dies gestatten."

Und weiter, speziell auf die Schweiz bezogen:

"Das deutsch-schweizerische DBA enthält keine Regelungen über Rechtshilfe bei Zustellungen. Die Auslandsvertretungen in der Schweiz dürfen Zustellungen in Fiskalsachen weder an eigene noch an fremde Staatsangehörige oder an Staatenlose bewirken. Zustellungen an Empfänger in der Schweiz sind daher – sofern kein inländischer Empfangsbevollmächtigter benannt ist – i. d. R. durch öffentliche Zustellung zu bewirken, da die Schweiz auch gegen die postalische Bekanntgabe Bedenken erhoben hat."


Wieder etwas dazu gelernt ...

Montag, 6. Februar 2017

Oh, die Frauen*

Manchmal gibt es Tage, da finde ich das Rasieren überaus lästig und wünschte mir, keinen Bartwuchs zu haben. Doch was wäre die Alternative?

Unser gemeinsamer Samstag endete diesmal schon gegen 21 Uhr im Bett, weil meine Liebste starke Monatsschmerzen hatte und nur dank Tablette im Schlaf etwas Erholung fand. Da beneide ich Euch Frauen nun wirklich nicht. Wenn ich das so miterlebe, ist mir die Rasur dann doch lieber, auch wenn sie fast täglich notwendig ist (außerdem soll ein Drei-Tage-Bart ja recht sexy sein ...). Und, wie man so liest, wird es dann mit den Jahren auch nicht besser.

Doch auch außerhalb dieser Zeit quält Ihr Euch für uns Männer - in Push-Ups und High Heels, von denen ich mich immer wieder frage, wie man darin laufen kann. Aber ja, heiß sieht es natürlich aus! Wir Männer dagegen fühlen uns schon am Rande des Erträglichen, wenn wir uns einen "Kulturknoten" um den Hals hängen.

Nicht zu vergessen - die Geburt! Wenn ich gut genährte Babys mit über 4000 Gramm und riesigem Kopf sehe, dann mag ich mir gar nicht die Frage stellen, wie so ein Kind DA durch gepasst hat, wo Mann sonst ... Na, Ihr wisst schon. ;)

Also meine Hochachtung vor all den körperlichen Strapazen in Eurem Leben. Ihr seid eben die Besten.

*Aus Brahms Liebeslieder-Walzer, op. 52: "Oh, die Frauen, wie sie Wonne tauen. Wäre lang ein Mönch geworden, wären nicht die Frauen!"

Sonntag, 5. Februar 2017

Bildstörung

Was bin ich froh, dass wir am Freitag draußen waren und den Hauch von Frühling genossen haben. Entgegen der Vorhersage regnet es heute nicht, sondern es schneit wie im tiefsten Winter. Unglaublich, was da gerade vom Himmel fällt. Eigentlich ein tolles Naturschauspiel, und da es windstill ist, wirkt es fast märchenhaft, erdend, jungfräulich. Aber wenn ich daran denke, dass ich morgen früh wieder zur Arbeit fahren muss, verfliegt das schöne Gefühl dann auch ziemlich rasch wieder ...
Trotzdem - einen schönen Sonntag!