Freitag, 31. März 2017

Frei-Tag

Es ist wieder so weit - mein Superfreitag ist dran, ich hab frei! Was für ein wundervolles Stück Lebensqualität.

Und was stellt man an so einem schönen, frühsommerlichen Tag an? Unten warten Berge von Papier auf Rosalie, die für die Scheidung durchgesehen werden müssen. Eigentlich ist keine Zeit zum Chillen. Sicher, Papier ist geduldig, aber der Leidensdruck steigt mit jedem Tag. Und es gibt einige Fristen bei Gericht, die einzuhalten sind. Also werden wir wohl nicht umhin kommen, nach einem gemütlichen Frühstück und ein paar Erledigungen in der Stadt (z. B. Müll entsorgen - wie schön!) das Wohnzimmer zum Büro zu machen und den Tag mit Zahlen und Stellungnahmen zu verbringen.

Ein kleines Highlight wartet heute Abend noch, auf das ich gespannt bin. Davon aber ein anderes Mal mehr ...

Zumindest die Katzen, die den Garten besuchen, machen es richtig:
Stillleben mit Katze

Donnerstag, 30. März 2017

Wie lange noch?

Je länger dieser Scheidungskampf bei Rosalie dauert, desto mehr bewundere ich sie für ihre Ausdauer. Das wurde mir gestern erst wieder bewusst, als sie von dem aktuellen Schriftwechsel zwischen den beiden Parteien berichtete. Ich war zu diesem Zeitpunkt im Büro und merkte sofort, wie mein Puls in die Höhe ging, samt Adrenalinausstoss und Schweissausbruch. Und das schon als nicht direkt Beteiligter!

Wenn man mit offensichtlichen Lügen konfrontiert wird, die im Freundeskreis verbreitet werden, wenn man um jeden Rappen kämpfen muss, der einem eigentlich per Gesetz und Beschluss zusteht, und zeitgleich der Gatte das Geld mit beiden Händen ausgibt, und wenn dann noch die Kinder in die Schusslinie geraten - das kostet unheimlich viel Kraft. Rosalie ist gefordert, immer wieder nach Argumenten zu suchen, ohne allzu emotional zu werden, obwohl sie innerlich kocht, immer wieder daran zu glauben, dass die Gerechtigkeit siegen wird, und sich immer wieder zu motivieren, überhaupt weiter für ihr gutes Recht zu kämpfen ...

Ich helfe, so gut ich kann, erwarte sie mit einem Glas Wein schon auf dem Parkplatz vor dem Haus, versuche, ihr Mut zu machen, Argumente zu sammeln und sie darin zu bestärken, dass sie keinesfalls die Böse in diesem "Spiel" ist, wie es der künftige Ex so gern darstellt.

Anstatt die letzten Sonnenstrahlen des Frühlingstages zu geniessen, sass meine Liebste nach Feierabend noch bis halb elf in der Küche am Tisch und schrieb ihre Antworten auf die Frechheiten des Noch-Gatten. Solange er nicht an einer fairen Lösung interessiert ist, wird das wohl noch Monate so weitergehen ...


Mittwoch, 29. März 2017

Die lieben Kollegen (7)

Ich hab mich hier schon öfter über Zusammenarbeit und Verlässlichkeit im Team ausgelassen. Das aktuelle Beispiel dieser Woche zeigt mal wieder, dass der Ärger meines Chef leider nur zu berechtigt ist.

Mein junger Kollege hatte sich den Montagvormittag frei genommen, weil er etwas Privates erledigen wollte. Allerdings war er um 12 Uhr noch immer nicht da. Kurz darauf kam ein Mail, es würde sich bei ihm alles verzögern und er könne frühestens 14 Uhr im Büro sein. Doch das würde sich ja kaum lohnen, da er um 16 Uhr schon wieder los müsse. Also hat mein Chef ihm spontan den ganzen Tag frei gegeben.

Gestern Morgen kam um 8 Uhr ein Mail, er wäre krank. Er (ein Tamile!) hätte das indische Essen am Vorabend nicht vertragen ... Ohne Worte, das ist an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Mein Chef wäre fast explodiert, als er die Nachricht las. Damit war ich also den zweiten Tag allein im Team.

Und da er mittwochs sowieso immer frei hat, weil er ab Mittag zur Schule geht, fehlt er nun drei Tage am Stück. All seine offenen Aufgaben bleiben an mir hängen, und da er nie etwas dokumentiert, habe ich keine Ahnung, wie der aktuelle Stand ist, und kann mich bei jedem Fall erst einmal durchfragen.

SO macht TEAM-Arbeit wirklich keinen Spass.

Dienstag, 28. März 2017

Ich bin wieder komplett

Nach mehr als einem Monat und insgesamt sechs Besuchen im Shop des Providers habe ich nun endlich mein Handy zurück! Das Wichtigste: es funktioniert!

Etwas skeptisch bin ich trotzdem. Mein Telefon war jetzt zum dritten Mal wegen des selben Fehlers zur Reparatur eingeschickt worden, und eigentlich hatte man mir zugesagt, dass ich diesmal definitiv ein neues Gerät erhalten würde. Diese Aussage war allerdings - wie so viele in den letzten Wochen - falsch.

Der Mitarbeiter vor Ort hat mir gestern erklärt, dass Samsung sehr streng ist, wenn es um den Austausch des kompletten Gerätes geht. Stattdessen wird so lange herum repariert, bis das Handy irgendwie dann doch wieder funktioniert. In meinem Fall wurden dafür so gut wie alle Einzelteile ersetzt - selbst das Display und der Home-Button wurden ausgetauscht. Somit habe ich im Grunde ein ganz neues Gerät, zusammengesetzt von Hand aus diversen Einzelteilen. Wie sich das rechnen soll, wenn man noch die in der Schweiz besonder teure Arbeitszeit berücksichtigt, kann ich mir nicht erklären.

Meine Sorge ist nur, dass die Qualität des Gesamtpakets, wie die Wasserdichtigkeit, gelitten haben könnte. Aber zumindest tritt der ursprüngliche Fehler nicht mehr auf und ich habe wieder ein "gesundes" Smartphone (ausserdem wird es jetzt sommerlich, da brauche ich keinen Handwärmer mehr). Nach über einem Monat und drei Reparaturen. Das ist ja mal eine Leistung!


Montag, 27. März 2017

Mutter

Irgendwie hat ja jeder sein Päckchen im Leben zu tragen, und den meisten Menschen wird das bereits im Kindesalter geschnürt. Genau so geht es mir auch.

Ich war 12, als meine Mutter von einem Tag zum anderen "verschwand". Sie liess meinen Vater und mich allein, ohne ein Wort. Der Westen lockte, der Reichtum, das schöne Leben. Als ich eines Tages nach Hause kam, war die Wohnung voll mit Menschen und Medizinern. Mein Papa war zusammen gebrochen und musste anschliessend acht Wochen im Krankenhaus verbringen. Ich suchte ein paar Sachen zusammen und zog für diese Zeit zu meiner Grosstante. Von jetzt auf gleich waren sowohl Vater als auch Mutter nicht mehr erreichbar. Ein Albtraum.

Zum Glück durfte ich nach ein paar Tagen meinen Vater täglich nach der Schule besuchen, das machte es etwas erträglicher, aber ihn wie ein Häufchen Elend im Krankenhaus zu sehen, ist für einen 12jährigen verstörend. Ich hatte grosse Mühe mit mir und meinem Leben in dieser Zeit.

Nach rund zwei Monaten konnte ich dann endlich mit meinem Vater wieder nach Hause. Er lernte in dieser Zeit im Krankenhaus seine Frau, also meine spätere Stiefmutter kennen. Noch so ein Schicksalsschlag für mich, denn wir haben uns gehasst. Aber das ist eine andere Geschichte ...

Meine Mutter sah ich dann etwa drei Jahre später wieder. Wir trafen uns bei ihren neuen Schwiegereltern, wo ich ein paar Tage verbrachte. Dort lernte ich auch meinen Halbbruder kennen, denn sie hatte von ihrem neuen Mann noch ein (von Geburt an behindertes) Kind bekommen. Schon zu diesem Zeitpunkt war meine Mutter für mich mehr Bekannte als Verwandte, alles fühlte sich fremd an.

Während mein Vater ein paar Jahre später heiratete und sich das Verhältnis zu meiner Stiefmutter zumindest normalisierte, starb der neue Mann meiner Mutter und sie war plötzlich mit ihrem behinderten Kind allein. Das war nun für sie der wohl grösste Schicksalsschlag. Sie hatte seit vielen Jahren nicht mehr gearbeitet und lebte fortan von den Ersparnissen ihres verstorbenen Gatten.

Und so kehrten sich mit der Zeit die Verhältnisse um - meinem Vater ging es finanziell immer besser, meiner Mutter immer schlechter. Dazu kam ihre Hypochondrie, sodass sie vor lauter Angst, unterwegs krank zu werden, auch ihren Enkel, also meinen Sohn, seit der Einschulung nie wieder gesehen hat.

Auch wir haben uns nach 14 Jahren im letzten Oktober zum ersten Mal wieder getroffen. Gesehen habe ich eine verarmte, alte Frau, die sich nicht einmal einen Restaurant-Besuch leisten kann, mit Mühe das Geld für das Nötigste zusammen kratzt, und mit ihrem Sohn, der keine Arbeit hat, tagein tagaus zu Hause sitzt. Offenbar gibt es auch keine Freunde oder Bekannte in ihrem Umfeld. Aus dem Luxusleben vor dreissig Jahren wurde ein Leben am Existenzminimum.

Im nächsten Monat wird sie 75. Es wird ein einsamer und trauriger Geburtstag werden.