Mittwoch, 6. Februar 2019

Selbstreflexion

Es gibt Menschen, die machen sich wenig Gedanken über ihr Dasein, die Vergangenheit oder die Zukunft und leben einfach in den Tag hinein. Und dann gibt es Menschen voller Selbstzweifel mit ständiger Sorge um sich und Andere.

Ich gehöre weder zur einen noch zur anderen Gruppe. Vor etwa zehn Jahren traf ich mal eine Frau, die mir schon nach kurzem Gespräch sagte, ich sei ja ein sehr reflektierter Mensch. Dieser Satz hat mich sehr überrascht und zunächst nachdenklich gemacht, weil es mir bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht bewusst war.

Aber sie hatte Recht. Nach diesem Tag habe ich mehr darauf geachtet und festgestellt, dass ich sowohl unmittelbar in einer Situation als auch danach wie aus einer Metaebene heraus prüfe, wie ich mich fühle oder gerade gefühlt habe und warum das so ist. Dabei kommt man zu spannenden Erkenntnissen über sich und seine Umwelt, und die helfen einem, bei nächster Gelegenheit, die Auswirkungen des eigenen Handelns besser voraussehen und ggf. anpassen zu können.

Vermutlich deshalb komme ich mit meiner Umwelt in der Regel so gut aus, werde oft als jemand beschrieben, der den sozialen Zusammenhalt fördert, wurde jahrelang zum Klassensprecher oder später Gesamtbetriebsratsvorsitzenden gewählt und in meinen Arbeitszeugnissen liege ich gerade bei Sozialkompetenz immer über 100%.

Diese Denkweise läuft ja automatisch ab und ist (normalerweise) keinesfalls eine Quälerei oder selbstzerstörerisch - ganz im Gegenteil. Das Hineinhören in seine Emotion und die Überlegung, was dazu geführt hat, ist eine interessante Sache und kann auch vor Fremdbestimmung schützen.

Wenn ich mir dann für bestimmte Situationen eine Vorgehensweise zurecht lege und damit auch erfolgreich bin, erzeugt das ein gutes Gefühl. Und wenn man am Abend ein positives Tagesfazit ziehen kann, schläft es sich auch viel besser.

Dienstag, 5. Februar 2019

Die lieben Kollegen (52) - Casting

Gestern war Showtime: Der erste und bisher einzige ernstzunehmende Kandidat für die Besetzung der offenen Stelle im Team war zum Schnuppertag hier. Nachdem mein Chef ihn kurz begrüsste, habe ich ihn dann knapp fünf Stunden lang mit unserer Arbeit vertraut gemacht.

Er ist genauso alt wie ich, machte einen ruhigen, abgeklärten, freundlichen Eindruck, wirkte recht interessiert, wenn auch nicht brennend neugierig. Im Grunde hätte ich nichts Negatives sagen können, bis auf die eine Feststellung von ihm, dass wir hier ja doch recht viele Eingangskanäle hätten. Ach so? Mail, Telefon und Tickets? Ist das nicht normal heutzutage?

Ich hab dem nicht so viel Bedeutung beigemessen und dieser Satz wurde mir erst hinterher bewusst, als er gegangen war und der Chef zum Debriefing zu uns kam. Er meinte, er wäre jetzt doch ziemlich desillusioniert, da der Kandidat bei weitem nicht so euphorisch und aufgeschlossen gewirkt habe wie im Vorstellungsgespräch. Ausserdem habe er zum Abschied verkündet, dass er in zehn Tagen noch ein anderes Bewerbungsgespräch habe und sich erst danach entscheiden wolle.

Mit diesem Satz hat er sich ziemlich ins Abseits geschossen. Sind wir dann der Notnagel? Gemäss der ausgegebenen Devise, dass wir unser Team nur erweitern, wenn alle zu 100 Prozent überzeugt sind, sieht es derzeit nicht so aus, als hätte ich gestern den dritten Mann im Team gesehen. Es sei denn, er meldet sich jetzt kurzfristig und ist total begeistert. Er wirkte aber wohl eher so, als sei ihm das alles hier zu gross und zu viel ...

Wie geht es nun weiter? Ende letzer Woche trafen wohl noch zwei interessante Bewerbungen ein, die jetzt vermutlich noch zum Gespräch eingeladen werden. Ausserdem gibt es noch eine interne Bewerbung. Mein Chef kennt die Frau bereits, und ich bin ihr auch einmal begegnet. Was mir davon in Erinnerung blieb, spricht nicht gerade für diesen Job hier. Sie ist zwar sehr nett und sympathisch, aber ihr fehlt das Fachwissen.

Wir haben uns jedoch entschieden, ihr eine Chance zu geben, und so wird sie nun morgen die selbe Einführung von mir bekommen wie der Kandidat gestern, nur mit etwas mehr Technikkram, um zu sehen, ob das für beide Seiten passen könnte.

Wer hätte das gedacht - wir sind eigentlich davon ausgegangen, dass die Stelle gar nicht mehr bewilligt werden würde. Nun haben wir das OK, finden aber keinen passenden Bewerber. Verrückte Welt.

Montag, 4. Februar 2019

Niedere Instinkte?

Der Ex und sein Anwalt lassen ja keine Woche aus, in der ihnen nicht irgend ein Unsinn einfällt. Diesmal haben sie dem Richter (der ja bald weg ist) einen bösen Brief geschrieben mit der Aufforderung, doch schnell einen neuen Termin zu finden, zumal die böse Rosalie schon drei Mal die Hauptverhandlung verschoben hätte.

An diesem Schreiben ist mal wieder alles gelogen - und damit verdienen Anwälte ja bekanntlich gern ihr Geld. Aber es ist einfach nur peinlich, was da zusammen geschrieben wird. Und auch einem minderbemittelten Anwalt sollte doch klar sein, dass sich ein Richter nicht drängen lässt, schon gar nicht mit solchem Quatsch (ein Blick in die Akten reicht, um zu sehen, dass diese Unterstellungen aus dem Reich der Märchen stammen). Und was sollte der jetzt auch entscheiden, wenn er doch klar und deutlich  mitteilte, dass er das Verfahren seinem Nachfolger ab März überlässt? Aber schön, mit dem Schreiben kann der Anwalt seinem Klienten wieder locker 150 Franken in Rechnung stellen - für nichts.

Apropos nichts: Der Ex hatte Mitte Januar per Mail angekündigt, dass er am 25. zumindest zwei der drei ausstehenden Monatszahlungen für den Unterhalt überweisen wird. Passiert ist - ihr ahnt es - nichts. Bleibt nur die Frage, ob er es von Anfang an nur heisse Luft war, ob er beim Richter zu der nun abgesagten Verhandlung einen guten Eindruck machen wollte oder ob er jetzt eingeschnappt ist, weil er noch immer nicht geschieden ist?

Vergessen tut er dabei immer, dass nur ein Fünftel der Alimente für seine Ex ist, der Rest steht den Kindern zu. Er behauptet aber gern und überall, Rosalie würde damit jetzt in Saus und Braus leben. Das ist einfach lächerlich, dämlich und zeigt seinen Egoismus und Geiz.

Rosalie hat also nun zum zweiten Mal eine Betreibung (=Zwangsvollstreckung) einleiten müssen, denn auch bei uns fällt das Geld nun mal nicht vom Himmel und wir sind darauf angewiesen. Was allerdings besonders dämlich ist: Der Ex sollte ja wissen, dass er um die Zahlung nicht herumkommt, lediglich ein wenig Zeit gewinnt, denn das ganze Verfahren hatten wir ja schon mal im letzten Jahr. Und Rosalie hat einen Gerichtstitel, gegen den er sich nicht wehren kann. Und er wird nun erneut nicht nur die Alimente selbst, sondern dazu noch Zinsen, Gerichtskosten und eine happige Entschädigung an Rosalie zahlen "dürfen". Und wofür? Nur aus infantilem Trotz?

Wann wacht der Mann endlich mal auf?

Donnerstag, 31. Januar 2019

Ich höre jetzt "Kaltschläger"

Neulich hab ich bereits über die neuen Gadgets bei uns daheim berichtet. Gestern gesellte sich noch eines dazu: der G**gle Home Hub. Neben der Stimme von Tante G. bekommt man damit das Ganze auch optisch hübsch dargestellt. So kann man sich Rezepte anzeigen lassen und direkt Schritt für Schritt danach kochen, den Weg zur Arbeit erfragen, seine Beleuchtung steuern, das Gerät als Fotorahmen benutzen oder auch Antworten auf alle möglichen Fragen erhalten.

Das Problem: Aktuell gibt es das Gerät nur im englischsprachigen Raum zu kaufen. Es versteht also kein Deutsch. Das ist eigentlich kein grosses Problem. Aber da es jedes Wort ins Englische transkribiert, kann es mit dem einen oder anderen deutschen Begriff nichts anfangen.

Wir benutzen die G**gle-Geräte oft auch als Radio, das ist überaus praktisch. Hin und wieder dann auch gern mal zum Spass, um so richtig "olle Schlager" zu hören. Dafür gibt es einen wunderbaren Sender, nämlich Radio Paloma Kultschlager. Nun muss man natürlich dem Gerät sagen, was man hören möchte - und da wird es in der englischen Sprache schwierig. Mit "Kultschlager" kann das Teil nämlich nichts anfangen. Nuschelt man aber ein "Kaltschläger" ins Mikro, wird tatsächlich der richtige Sender abgespielt.

So ganz optimal ist es also noch nicht mit dem neuen Gerät, aber demnächst wird es auch die deutsche Sprache beherrschen, dann klappt es wieder perfekt mit Gitte, Mary Roos und Michael Holm. :-))

Mittwoch, 30. Januar 2019

Ich hätte da eine Frage

Es kann wirklich ein schweres Los sein, einen IT-Job zu haben. Wenn ich zu meinem Vater reise, bin ich es gewohnt, wenigstens eine Stunde meiner Zeit für die "Reparatur" der IT-Geräte im Haus einzuplanen. Und bei Familienfeiern ist es bisher auch nie ohne ein: "Sag mal, Du bist doch IT-Spezialist. Ich hätte da mal eine Frage ..." ausgegangen. Besonders "niedlich" wird es, wenn man mich nach einer ganz speziellen Funktion in einem ganz speziellen Programm fragt, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Offenbar geht manch einer davon aus, dass ein IT-Mann allwissend und in jedem Programm der Welt zu Hause ist.

Hier auf Arbeit nehmen diese privaten Fragen nun auch zu, je mehr man mich persönlich oder zumindest meinen Namen (der am Ausweis immer sichtbar ist) kennt. Es gibt einen Mann, dem weichen inzwischen schon alle im Team aus, weil man in der Regel nie vorbei kommt, ohne eine Frage zum privaten Router, dem Handy oder Notebook gestellt zu bekommen. Der Mann lässt dann auch nicht locker und man kommt nur weg, wenn man einen Termin vortäuscht.

Vorhin beim Kaffeeholen sprach mich nun schon wieder jemand an. Das läuft meist so ab: Ganz vorsichtig pirschen sie sich heran, wenn sie einen nicht genau kennen, fragen dann vorsichtig, ob ich nicht in der IT arbeite, und dann gehen sie zum Angriff über ... Sehr lustig, auch wenn man manchmal weder Lust noch Zeit hat, um sich irgendwelche abstrusen Probleme anzuhören, die man oft aus der Ferne ohnehin nicht lösen und daher nur raten kann.

Aber ich bin ja ein netter Mensch und höre mir das Leid der Anderen gern an. :-)