Dienstag, 25. Oktober 2016

50 Jahre Leben

... und das ist alles, was davon übrig ist? So sieht es jetzt gerade bei mir aus, wenn ich auf dem Sofa sitze. Nicht gerade sehr gemütlich, aber es ist ja nur vorübergehend. Und da sich Tüten besser packen lassen im Auto, habe ich größtenteils auf Kartons verzichtet. Zumal noch immer nicht feststeht, mit welchem Wagen wir fahren werden.

Aber es ist schon verdammt wenig, was mir aus fünfzig Jahren geblieben ist, oder? Wie sieht das bei Euch aus? Leider waren meine beiden langen Beziehungen von einem eher unschönen Ende geprägt, sodass schon dadurch das Eine oder Andere verloren gegangen sein könnte. Darüber hinaus fehlen auch Dinge aus meiner Kindheit, zum Beispiel mein Tagebuch, das ich zeitweise mal führte. Es ist einfach verschwunden.

Mir geht es hier natürlich nur um die rein persönlichen Dinge und Erinnerungen, nicht um Bekleidung und Mobiliar. Aber wenn ich mir Rosalies Hab und Gut anschaue, könnte man meinen, ich sei schon mehrfach abgebrannt. Dem ist aber nicht so. Meine Bücher und CDs sind zum großen Teil bei meiner Ex geblieben, Fotos habe ich noch viele besessen, und auf Memorabilien habe ich früher (männertypisch?) nicht so viel Wert gelegt.

So passt nun mein Leben mehr oder weniger gut in einen Skoda Octavia. Schon verrückt.

Montag, 24. Oktober 2016

Endspurt

Am Freitagabend ist der erste Koffer voller Kleidung in der Schweiz angekommen und ich habe einen Schrank in meinem neuen Heim in "Besitz" genommen. Ein schönes Gefühl! Damit sind nun zumindest die meisten Sommerhemden schon mal an ihrem Platz, bis es draußen wieder heiß wird.

Gestern Abend ging es dann zum letzten Mal mit dem Zug nach Zürich und anschließend mit Zwischenstopp in der Lounge nach Berlin. Ich nehme Euch mal schnell mit:

Richtungsanzeige im Zug
In der Business Lounge
Mein sonntäglicher Flug
Meine Maschine wartet
Und nach einer Stunde war der Flug ganz unspektakulär, wie Dutzende zuvor, einfach vorbei ... Tschüss, SWISS, so schnell werde ich Dich nicht wieder brauchen. Aber es war angenehm mit Dir!

Nun beginnt der Endspurt. Heute, nach meinem dreistündigen Seminar, werde ich zu Hause die Hardware abbauen und verpacken (bis auf den Router), sowie die letzten Kisten packen. Am Dienstagabend dann der letzte Check, Abtauen des Kühlschranks usw.

Und dann ist schon Mittwoch - mein letzter Morgen in Berlin und letzter Büro-Tag. Bisher noch immer keine guten Neuigkeiten von Rosalies Auto. Es kann gut sein, dass wir doch mit meinem Wagen fahren müssen und dann eventuell ein paar nicht ganz so wichtige Dinge bei meinem Papa zwischenlagern. Noch besteht ein wenig Hoffnung ...





Freitag, 21. Oktober 2016

Der Umzug beginnt

Ich war fleißig! Inzwischen sieht meine Wohnung aus wie ein Schlachtfeld, aber irgendwann musste das ja mal passieren. Gestern Morgen überkam mich kurz eine leichte Panik, ob denn wirklich all meine Sachen, die ich mitnehmen werde, am Ende in Rosalies Auto (sofern es bis dahin wieder fährt ...) hinein passen würden. Also habe ich erst einmal alle Schränke durchwühlt. Nachdem dann nicht mehr als drei Kisten mit Ordnern, Bürokram und Bildern sowie vier Taschen mit CDs zusammen kamen, war ich beruhigt.

Dafür ist nun in allen Zimmern das Chaos ausgebrochen. Überall liegen Taschen, Tüten und Klamotten rum, dazu Berge mit Dingen, die wegzuwerfen sind (ich glaube, mit meinen Sachen habe ich bereits einen Müllcontainer ganz allein gefüllt). Trotzdem habe ich jetzt ein gutes Gefühl, immerhin ist nicht mehr zu übersehen, dass es nun wirklich los geht! Und heute Abend, nachdem ich eine weitere Schulung hinter mich gebracht haben werde, fliege ich mit dem ersten Koffer voller Kleidung zu meiner Liebsten. Es wird ein ganz kurzes Wochenende, aber in diesem Fall spielt das keine Rolle, denn wir können nun die Stunden zählen, bis wir uns danach wiedersehen. Melancholie wird es also am Sonntag nicht mehr geben.

Die gab es dafür gestern, vermischt mit ein paar Tränchen. Es war ein schöner Abend mit E. Wir haben zusammen gut gegessen, die letzten Jahre noch ein wenig Revue passieren lassen und uns noch ein paar Mal ganz lange gedrückt. Immerhin kennen wir uns nun auch schon 10 Jahre, eine lange Zeit ...

Und nun auf ins Wochenende!

Donnerstag, 20. Oktober 2016

Abschied ist

... ein bisschen wir Sterben, sang einst Katja Ebstein. Ganz so melodramatisch mag es vielleicht nicht sein, aber der letzte Besuch bei meinem Papa gestern war schon schwierig! Bereits bei meiner Ankunft liefen ihm die Tränen in dem Wissen, dass es nie wieder so sein wird. Natürlich wünscht er mir und uns alles Gute und freut sich, aber der Gedanke, dass ich wegziehe, bereitet ihm Kummer. Da hilft auch der Trost nicht, dass wir weiterhin telefonieren und skypen können wie bisher und ich natürlich auch sobald wie möglich wieder nach Berlin kommen werde.

Ich habe zwar versucht, diesen Abschied ein wenig zu entzerren, indem wir uns nächste Woche noch einmal zum Essen treffen, wenn Rosalie und ich mit dem Auto in der Stadt sind, aber das ist noch etwas Anderes als mein gewohnter Besuch zu Hause bei ihm. Beim Abschied gestern konnte er mir kaum noch in die Augen sehen, hat mich nur lange gedrückt, sich dann umgedreht und ging zurück ins Wohnzimmer, ohne sich noch einmal umzudrehen.

In den letzten Jahren war ich sein großer Rückhalt und einziger richtiger Bezug zu SEINER Familie (bzw. dem Rest davon), und er hat gestern auch immer wieder betont, dass nun bloß noch seine Stieftochter "übrig" sei. Ich werde versuchen, dieses Gefühl des Verlassenwerdens so schwach wie möglich zu halten, in dem wir wie bisher regelmäßig telefonieren. Gegen den Gedanken im Kopf, dass ich nun 1000 km entfernt bin, wenn wir miteinander sprechen, kann ich allerdings wenig tun ...

Der nächste Abschied wartet dann auch gleich heute Abend, wenn ich mich mit E. zum Essen treffe. Sie schrieb mir gestern schon, dass sie bei dem Gedanken feuchte Augen bekommen werde. Wir stehen uns immer noch nah durch die gemeinsame Zeit. Dabei geht es hier nicht um eine Liebesbeziehung, die war es ja so richtig von ihrer Seite sowieso nie. Ich war und bin ihr auf andere, sehr spezielle Weise nah, als Zuhörer, Eingeweihter, Versteher, Freund. Es gibt in ihrem Leben außer mir auch kaum jemanden, mit dem sie ihr Leben, ihre Gedanken und Erlebnisse in dieser Art teilen kann. Und ich bin ihr für so Vieles dankbar und hoffe, dass wir uns auch nach meinem Umzug weiterhin austauschen werden. Sie hat mein Leben nach der Trennung von meiner Frau entscheidend beeinflusst und verändert, und das werde ich ihr nie vergessen. Ich fürchte allerdings, wenn ich ihr das heute noch einmal sage, brechen alle Dämme ...

Bis es soweit ist, nutze ich den freien Tag für notwendige Aufräumarbeiten, um mir einen Überblick zu verschaffen, wie viel Zeug ich denn nun mitnehmen möchte, wenn meine Liebste und ich nächste Woche gemeinsam hier sind. Es sollte ja alles ins Auto passen! Zwischendurch noch zum Friseur, damit ich vernünftig aussehe an meinem ersten Arbeitstag in der Schweiz (und weil es viel billiger ist als dort!).

Noch schnell einen Kaffee, und dann geht es los!

Mittwoch, 19. Oktober 2016

Perfekte Organisation

Ich mag Arztpraxen nicht, bei denen man trotz Termins eine Stunde oder noch länger warten muss. Als ich gestern mit Termin zum Arzt ging, ahnte ich schon Schlimmes, nachdem ich das volle Wartezimmer sah. Wenn die alle noch vor mir dran sein sollten ... Doch schon nach 15 Minuten wurde ich aufgerufen, obwohl andere Patienten vor mir angekommen waren. Super, und das mir - als Kassenpatient!

Auch die Organisation hin zum letzten Arbeitstag schreitet voran. Heute Morgen werde ich zum letzten Mal an meinem Schreibtisch sein. Leer geräumt habe ich ihn schon, nun kann ihn offiziell mein Kollege übernehmen (mein Tisch ist nämlich deluxe - er steht im Großraumbüro ganz hinten und daher kann niemand beim Vorbeigehen mal schnell auf den Bildschirm starren!). Die restlichen Tage werde ich nur noch im Seminarraum verbringen und meine Schulungen für die netten Kollegen durchziehen.

Wenn der Tag heute überstanden sein wird, arbeite ich noch genau NEUN Stunden, verteilt auf drei Tage. Das klingt ziemlich relaxt, oder? Der Mittwoch zählt dann ohnehin nicht mehr, da ist nur "Party" angesagt (natürlich ohne Alkohohl, ist schließlich eine Behörde!). Es gibt dafür jede Menge Schweizer Schoggi für das ganze Team!

Meine Tage in Berlin sind nun wirklich gezählt.