Freitag, 22. Juli 2016

Genug geflogen

Seit ich Rosalie kennen gelernt habe, bin ich inzwischen über 200 000 km, also mehr als fünf Mal um die Erde geflogen. Hätte mir jemand Ende 2012, als ich in meine Wohnung nahe des Flughafens zog, voraus gesagt, dass das kein Zufall sei und ich bald diese Nähe zu schätzen wissen würde (vermutlich ist der BER nur meinetwegen noch immer nicht eröffnet worden) - ich hätte ihn für verrückt erklärt. Eine Beziehung im Ausland - wie das denn? Und jede Woche fliegen? Das geht doch gar nicht!

Ich kann mich noch an meine Zeit vor der Behörde erinnern, da habe ich mich als Flugzeugfan immer darauf gefreut, etwa ein Mal pro Monat nach Bonn, Düsseldorf oder Frankfurt fliegen zu können. Zu dieser Zeit war es für mich noch etwas Besonderes. Inzwischen ist es fast so normal wie eine Busfahrt in der Stadt, den Film über die Sicherheit an Bord kann ich längst mitsprechen. Manchmal bemerke ich nicht einmal mehr die beeindruckende Beschleunigung beim Start, sondern bin mit den Gedanken irgendwo anders. Im Grunde ist es nicht mehr als ein etwas (genauer gesagt 4,5 Stunden) längerer Heimweg.

Mein Bedarf an Flügen ist damit allerdings dann nach dem Oktober ganz sicher gedeckt und ich kann gut darauf verzichten. Viel mehr freue ich mich darauf, am Sonntag nicht ständig auf die Uhr schauen zu müssen, um meinen Zug Richtung Zürich nicht zu verpassen. Um es mit Elisabetta zu sagen: Ich genieße dann das langweilige Sitzen auf der Terrasse oder dem Balkon, ein Glas Wein und die Zweisamkeit mit meinem Schatz.

In diesem Sinne: ein schönes Wochenende!

Donnerstag, 21. Juli 2016

Die Kollegen

In meiner jetzigen Firma bin ich seit mittlerweile 13,5 Jahren angestellt. Auch wenn ich mit dem Mief einer Behörde immer wieder mal meine Probleme hatte, aber mit den Kollegen und Kolleginnen bin ich stets gut klar gekommen. Das gilt auch für den derzeitigen Bereich, in dem ich seit 2010 arbeite. Es ist ein gutes Gefühl, wenn das Team einem vertraut, gern und oft um Rat fragt und sich auch wohlwollend nach dem Stand der Arbeitssuche in der Schweiz erkundigt.

Heute fand nun eine Teamrunde statt, auf der meine Chefin vor versammelter Mannschaft und mit ernstem Blick meinen Weggang in die Schweiz verkündet hat. Dass der Verlust schmerzlich sei, schmeichelte mir natürlich. Aber vor allem habe ich mich gefreut, dass mein Team mir zu dem Durchbruch gratuliert hat und sich mit mir freut (und das nicht nur wegen des gewünschten Ausstandes mit Schweizer Schoki). Damit ist meine Entscheidung auf beruflicher Ebene nun höchst offiziell, und der Letzte, dem ich es noch schonend beibringen muss, wird in der nächsten Woche mein Papa sein ...

Hier noch ein Song, der mich aktuell begleitet und stets für gute Laune sorgt. Zunächst hatte ich nur zufällig im Radio die locker-flockige Musik für mich entdeckt, aber das Video steht durchaus auch für meine Situation des Auf- und Umbruchs, daher passt es hier gut hin.


Mittwoch, 20. Juli 2016

Schritt für Schritt

Lange hat es nicht mehr so viel Freude gemacht, eine ToDo-Liste abzuarbeiten. Mit jedem Haken komme ich meinem Wunschziel einen Schritt näher.

Am Wichtigsten war natürlich die Unterschrift unter meinen Arbeitsvertrag. Hier geht er auf die Reise zu meinem neuen Arbeitgeber:

Ein wenig gewagt mag es sein, da ich noch keinen Aufhebungsvertrag habe, aber ich gehe mal davon aus, dass das nach der mündlichen Zusage jetzt nur noch Formsache sein wird ...

Zurück geht es inzwischen ohnehin kaum noch - Wohnung gekündigt, Festnetz und Mobilfunk gekündigt, Versicherungen aufgelöst. Ihr seht, es ist mir wirklich ernst! :-)

Derzeit bin ich am Studieren, wie ich künftig am besten zu meinem Arbeitsplatz gelange. Der bequemste Weg ist natürlich ein Auto. Man ist unabhängig von Fahrplänen, muss nicht bei jedem Wetter auf windigen Bahnhöfen stehen und kann unterwegs gleich noch einkaufen gehen. Leider ist das auch die teuerste Variante, zumal ich am Arbeitsort einen Parkplatz mieten müsste! Allerdings muss ich von daheim bis zum nächsten Bahnhof in jedem Fall auch ein Auto benutzen. In der Schweiz gibt es so gut wie keine kostenlosen Parkplätze, sodass auch das Parken am Bahnhof in jedem Fall Kosten verursacht. Und da die Verbindung in die Stadt "nur" halbstündlich besteht  (innerhalb der City bin ich halt sehr verwöhnt), wäre das speziell für den Feierabend immer mit einer genauen Planung verbunden, um nicht 29 Minuten auf den Zug warten zu müssen. Ganz optimal ist daher auch diese Lösung nicht, schließlich sind Schweizer Arbeitstage auch so schon länger als in Deutschland. Aber es ist noch Zeit, da wird uns etwas einfallen.

Gestern bekam ich ein Mail meines neuen Arbeitgebers - eine Einladung zum Teamausflug im September. Das wäre natürlich ein genialer Einstieg! Leider ist der Termin ein Montag, und für den Sonntag davor habe ich meinen üblichen Flug nach Berlin schon gebucht. Nun werde ich versuchen, diesen Flug zu verschieben, auch wenn das zusätzliche Gebühren verursacht. In diesem Fall wäre es mir das wert, denn wo kommt man besser mit den Kollegen ins Gespräch als auf solchen zwanglosen Veranstaltungen!

Der Amtsschimmel wiehert übrigens auch in der Schweiz. Um überhaupt arbeiten zu dürfen, ist eine Aufenthaltsbewilligung notwendig. Diese muss ich spätestens am ersten Arbeitstag im Büro abgeben. Eigentlich ein unkompliziertes Verfahren für Personen aus der EU. Das Dumme daran: Ich kann sie erst beantragen, wenn ich in der Schweiz angekommen bin. Das wäre nach der aktuellen Planung der 30. Oktober, ein Sonntag. Wie soll ich dann innerhalb eines Tages die Bewilligung erhalten, wenn das ein bis zwei Wochen dauern kann? Außerdem muss ich binnen fünf Tagen nach Arbeitsantritt meine neue Bankverbindung angeben, um mein Gehalt zu bekommen. Und auch eine neue Krankenkasse sollte ich bis November gefunden haben. Ohne diese Bewilligung wird das auch schwierig. Vermutlich werde ich bei dem Termin der Einreise wohl etwas schummeln müssen und den Antrag schon jetzt stellen.

Für alles gibt es sicher eine Lösung, sodass ich in 104 Tagen gut vorbereitet mein neues Büro betreten werde. Was für eine plötzliche Wende nach der langen Suche!



Montag, 18. Juli 2016

Es geht los!

Ja, so heißen viele erste Posts auf einem Blog. Bei mir bedeutet es allerdings etwas Anderes, denn für mich beginnt in diesen Tagen die Vorbereitung für einen neuen, bedeutenden Lebensabschnitt: mein Umzug in die Schweiz!

Wie es dazu kam? Ich denke, die meisten Besucher dieses Blogs kennen die lange Geschichte, die dazu gehört. Hier ist sie aufgeschrieben. Daher auf dieser Seite nur kurz: Ich habe meinen Schatz über das Bloggen im Jahr 2013 kennengelernt. Seitdem bin ich bester Kunde bei SW*SS und pendle jede Woche als Frequent Flyer zwischen der alten und neuen Heimat. Auch wenn eine Fernbeziehung den einen oder anderen Reiz hat - auf Dauer ist es eine Belastung, nicht nur finanziell.

Daher haben wir uns vor rund 2,5 Jahren entschlossen, für mich einen neuen Job zu finden, fernab vom sicheren Arbeitsplatz in Berlin. Mit Mitte 40 sollte das in der IT-Branche doch nicht so schwer sein?! War es leider doch.

Es dauerte rund 60 Bewerbungen und 1,5 Jahre, bis ich meine erste Einladung zum Vorstellungsgespräch hatte, und das auch nur mit etwas Vitamin B. Ich hatte ein gutes Gefühl und die Stelle hätte recht gut zu mir gepasst. Leider landete ich im Ranking der Bewerber letztlich nur auf dem 2. Platz. Das war natürlich eine Enttäuschung und ich brauchte etwas Zeit, um mich davon zu erholen. Trotz der Unterstützung durch einen Personalvermittler tat sich anschließend dann erneut nichts mehr und es dauerte ein weiteres Jahr bis zur Bewerbung Nummer 93, als Ende Juni mein Telefon klingelte und ich endlich wieder eine Einladung bekam - diesmal ganz ohne fremdes Zutun!

Diese Stelle schien wie für mich gemacht, und so ging ich selbstbewusst und optimistisch in das sehr nette, aufgeschlossene Gespräch. Mein möglicher neuer Chef machte einen sehr angenehmen Eindruck, stammte noch dazu aus einem benachbarten deutschen Bundesland, und wir waren absolut auf einer Wellenlänge. Irgendwie hatte ich fast das Gefühl, die Entscheidung sei bereits während des Gesprächs gefallen. Nach 90 Minuten verließ ich voller Euphorie das Gebäude, keine zwei Stunden später hatte ich die telefonische Zusage für die neue Stelle! Es war wie eine Erlösung. Ich stand da mit weichen Knien, umarmte meinen Schatz, öffnete eine kleine Flasche Champagner und konnte den Erfolg kaum fassen. Es dauerte noch mehrere Tage, und selbst jetzt habe ich noch nicht restlos realisiert, was da an diesem Freitag seinen Anfang genommen hatte: unsere Alltagsbeziehung wird Realität! Für mich wird sich damit so ziemlich alles ändern. Und auch wenn ich mich in der Schweiz zum großen Teil schon heimisch fühle, werden viele Dinge neu sein, vor allem im Arbeitsumfeld. Aber ich bin flexibel und mache mir da keine Sorgen. Der Umschlag mit dem unterschriebenen Vertrag geht heute auf die Reise. Ganz kurz hatte ich noch gezögert, denn - kaum zu glauben - unmittelbar nachdem ich den Vertrag in den Händen hielt, erreichte mich ein Mail einer anderen Unternehmung mit einer weiteren Einladung zum Vorstellungsgespräch. Der Arbeitsort wäre noch günstiger gewesen, aber die anderen Bedingungen waren mir nicht bekannt, und aufgrund der Kürze der Zeit (mein Vertrag sollte innerhalb von fünf Tagen unterzeichnet werden) hab ich dort unmittelbar abgesagt.

Ändern wird sich auch die Sprache. Nein, ich meine nicht den Schweizer Dialekt, denn den verstehe ich mittlerweile recht gut. Aber unser Wohnort liegt in einer französisch sprechenden Gemeinde, und meine Kenntnisse der Sprache beschränken sich noch auf das Kindergarten-Niveau. Auch wenn einige Nachbarn deutsch sprechen, möchte ich künftig nicht immer auf Hilfe angewiesen sein, wenn mich jemand auf französisch anspricht.

Nach kurzer Feierlaune beginnt nun eine aufregende, anstrengende Zeit. Die erste Herausforderung ist meine Kündigungsfrist von sechs Monaten zum Quartalsende, die ich natürlich im Gespräch verschwiegen hatte, um meine Chancen nicht gleich wieder zu verspielen. Dummerweise bin ich gerade mitten in einem Projekt, was meine Verhandlungsbasis nicht verbessert. Nach anfänglichem Widerstand deutet sich nun jedoch ein Kompromiss an und ich hoffe, dass ich "pünktlich" Ende Oktober gehen darf, um meine neue Stelle am 1. November antreten zu können.

Jetzt sind viele Dinge zu erledigen: Antrag auf Aufenthaltsbewilligung, ein neues Bankkonto, eine neue Krankenkasse, Kündigen der Wohnung, des Telefons, der Versicherungen, Strom, Gas, Abmeldung des Wohnsitzes und bei der Krankenkasse, neues Abo für die Bahn ... Die Liste scheint fast endlos, und doch freue ich mich darauf, sie abzuarbeiten, denn sooo lange habe ich darauf warten müssen!

Eines haben wir schon erledigt: mein neuer Mobilfunkvertrag ist gebucht! Mit etwas Geduld haben wir eine tolle, leicht zu merkende Nummer mit unseren Geburtstagen gefunden. Der Kontakt in die "alte Welt" bleibt also nahtlos erhalten.

So sehr mein Sohn sich mit mir freuen wird, so schwer dürfte es meinem Vater fallen, mit dieser Nachricht umzugehen. Ich glaube kaum, dass wir uns ab November wesentlich seltener sehen werden als jetzt - es ist einfach der Gedanke, dass ich nicht sofort verfügbar bin, sondern rund 800 km weit reisen muss. Aber es gibt WA, Telefon und Video, ich bin also nicht aus der Welt. Trotzdem fällt mir dieser Gang schwer, nächste Woche wird es soweit sein. Ich erwarte eine sehr emotionale Reaktion, und wer erlebt das schon gern bei seinen Eltern.

Immerhin bin ich froh, dass die Kinder von meinem Schatz mir gegenüber sehr positiv eingestellt sind und mir das sogar schon unaufgefordert gesagt haben. Es wäre eine große Belastung für alle, wenn sie meine/unsere Pläne boykottieren würden. Das Haus, in dem wir leben werden, ist zwar groß genug, um sich aus dem Weg gehen zu können, aber ein harmonisches Miteinander erleichtert den Alltag doch sehr.

Dies soll als kleine Einführung und zum Testen des noch etwas sparsamen Layouts erst einmal ausreichen. In den nächsten Tagen, Wochen, Jahren ... werde ich hier von meinen nächsten Schritten, Erfahrungen, Erlebnissen mit und rund um die Eidgenossen berichten.

Viel Spaß beim Lesen!