Dienstag, 2. April 2019

Das tut weh

Während meiner Zeit in der Behörde in Berlin ist es mir fast nie aufgefallen. Und ich hätte es sicherlich bemerkt. Zum Teil erhielt ich zwar auch Schreiben zur Durchsicht, aber da ging es eher um Formulierungen als um Korrekturen.

Als ich dann in der Schweiz ankam, sah ich zunächst die Schwierigkeiten von Rosalies Kindern bei der deutschen Rechtschreibung. Teilweise ist es ein Kauderwelsch aus grammatikalischen und orthographischen Fehlern, das sich aber damit erklären lässt, dass beide Kinder eine Schule besuchen, in der französisch gesprochen wird und die deutsche Sprache eine Fremdsprache ist.

Zu meinem Entsetzen muss ich nun aber feststellen, dass meine Team-Mitglieder beim Schreiben ganz ähnliche Probleme haben. Teilweise tut es richtig weh, deren Mails zu lesen. Gross- und Kleinschreibung, Zeichensetzung, Fallunterscheidung - alles erscheint eher zufällig. Zunächst vermutete ich, dass es an der jungen Generation liegt, aber nun sehe ich (leider), dass der neue Kollege mit 53 Jahren ganz ähnliche Fehler macht.

Das ist schrecklich! Degeneriert unsere schöne deutsche Sprache? Auch wenn es zum Beispiel einfacher ist, nur klein zu schreiben, würde ich das selbst bei WA niemals machen. Es sieht furchtbar verstümmelt aus.

Schaut man sich auf Kommentar- und Forenseiten um, ist das Ergebnis leider auch niederschmetternd. Da ich öfter in einer bestimmten Community unterwegs bin, sehe ich da auch zum Teil haarsträubende Einträge. Zum Beispiel diesen:

"Ich habe so ein Gerät gekauft aber in der Liste ist meinem Hund seine Rasse nicht dabei was kann ich da tun?"

Aber viel wichtiger sind heute offenbar Gendersternchen oder Binnenstriche ...

15 Kommentare:

  1. Tun?
    Duden kaufen, Grammatikhandbuch kaufen.
    Ich mein, wir haben so schöne Verben, aber außer tun und machen findet kaum noch eins Gebrauch.

    Mal davon abgesehn das es verstümmelt aussieht, Texte nur in Kleinschreibung finde ich, sind sehr anstrengend zu lesen.
    Tuten tut im übrigen die Feuerwehr.

    Und PS:
    Ich hab noch ganz andere Deutschergüsse zu bieten.

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    1. Hätte ich auch, aber der Anstand verbietet es, Zitate meiner Kollegen hier zu veröffentlichen ...

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    2. Und ich dachte, die Feuerwehr heult...

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  2. Bitte nicht vergessen; die Schriftsprache ist für Schweizer eine Fremdsprache. Gerade die etwas Älteren lernten erst ab der 1. Klasse Hochdeutsch und dies nur im Unterrichtsfach "Deutsch". Mathe und alle anderen Fächer wurden damals auf Schweizerdeutsch gehalten. Heute sind alle Schulfächer (auch Turnen) in Hochdeutsch und die Kinder haben durch den TV, Internet etc. etwas früher Zugang zu Schriftdeutsch.

    Somit lässt es sich nicht mit Deutschen vergleichen, die die gesamte Schulzeit über Hochdeutsch lernten.

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    1. Interessant, das wusste ich gar nicht. Allerdings habe ich den Eindruck, dass meist die "Alten" die Sprache besser beherrschen als die Jungen, und das gilt vermutlich in beiden Ländern. Legt man in Zeiten der Autokorrektur keinen Wert mehr auf richtiges Schreiben?

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    2. Das ist mir gar nicht bewusst, dass auch in Schweizer Schulen nur noch Hochdeutsch gesprochen wird. Irgendwie finde ich das schade, aber verstehe, dass es wegen der vielen nicht-Dialekt-sprechenden Kindern so am einfachsten ist. Nur müssen wir meiner Meinung nach aufpassen, dass die vielen herrlichen Schweizer Dialekte nicht verloren gehen.

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    3. Von daher finde ich es gut, dass in Radio und TV noch Dialekt gesprochen wird, eine Besonderheit, die man in Deutschland nur in Nischenprogrammen findet.

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  3. Die jungen Schweizer/innen (manchmal auch die "Alten") schreiben durchgehend alle Whats, SMS und Mails in Schweizerdeutsch, welches ohne Rechtschreibung daher kommen kann, gerade wie man es für lustig und richtig empfindet. Wenn sie nicht im Beruf täglich mit dem Hochdeutsch in Kontakt kommen, oder viel lesen, kann es schon sein, dass sich Fehler einschleichen. Abgesehen davon (und da möchte ich jetzt keine Lehrer beleidigen), wenn man sich mal in eine Schulstunde in der Schweiz mit rein setzt, dann hört man schon sehr gut, dass auch deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Beispielsweise wird von Vorhängen anstelle Gardinen gesprochen usw. Klar, dass die Schweizer Kinder kein perfektes Hochdeutsch lernen. Oder auch das bekannte "wo" im Sinne von: Gestern waren wir im Zoo, wo wir viele Tiere sahen.

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    1. Aua. Aber ich weiss, was Du meinst. Bei den Kindern von Rosalie wurde der Deutschunterricht auch nicht immer von Muttersprachlern durchgeführt. Dementsprechend eigenartig waren manchmal die Randbemerkungen oder Korrekturen deutscher Texte. Wobei Schweizer es ganz sicher noch schwerer als Deutsche haben durch den etwas anderen Wortschatz.

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  4. Kleiner Nachtrag; bei Kindern, die bilingue aufwachsen denke ich, ist es "normal", dass die eine Sprache schriftlich nicht ganz fehlerfrei daher kommt. Egal ob nun franz./deutsch oder ital./deutsch. Trotzdem profitieren sie von der Sprachenvielfalt. Wie es in Deutschland ist mit dem Fehlerteufel kann ich nicht beurteilen. (Komma setzen habe ich verlernt *smile*)

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    1. Absolut, das sehe ich auch so. Die Kinder schreiben besser französisch und sprechen besser Deutsch. An diese eigenartige "Mischung" musste ich mich erst mal gewöhnen, ist aber natürlich ganz normal, wenn das Fach Deutsch in der Schule Fremdsprache ist.

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  5. Auch mir ist die korrekte deutsche Sprache sehr wichtig, korrekte Sprache überhaupt. Und ja, für uns Schweizer ist Hochdeutsch nicht immer einfach, weil es durchaus Schweizer Wörter gibt, die man in Deutschland als falsch wahrnimmt. Generell ist mir aufgefallen, dass bei den jüngeren Jahrgängen (und vielleicht auch bei Nicht-Sprach-Interessierten) generell nicht viel Wert auf korrekte Grammatik gelegt wird. Das gilt hier auch mit der englischen Sprache. Einmal habe ich ein Schreiben von der Bank erhalten und den Text einfach nicht verstanden. Bis ich beim laut Vorlesen gemerkt habe, dass ein Wort völlig falsch geschrieben wurde und somit der geschriebene Text keinen Sinn ergab. Das Wort richtig buchstabiert ergab dann wohl einen Sinn.

    Sehr schwierig für mich ist inzwischen, die beiden Sprachen nicht zu vermischen. Das wird euch daheim bestimmt ähnlich ergehen mit Deutsch und Französisch.

    Und nun hoffe ich, dass ich keinen Fehler in meinem Kommentar gemacht habe... ;-)

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    1. :-) Bei den Kindern passiert das mit dem Mischen der Sprachen regelmässig, finde ich aber sympathisch. Allerdings bestätigt mir Rosalie auch, dass bei französischen Texten (z. B. auf FB) die gleiche Probleme zu beobachten sind. Und vermute ich, dass die Rechtschreibung in der Sprache noch einmal schwieriger als die deutsche ist. Trotzdem scheint mir, dass die Menschen heute kaum noch darauf achten, wie sie schreiben. Das ist sehr schade.

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  6. Bzgl. Schweiz kann ich nichts sagen, aber da ist sicher die Biligualität einzubeziehen (die ich btw toll finde).

    In D geht es mir wie Dir: einfach zum Weglaufen, wie da oft geschrieben wird. Und selbst wenn es öfter nur Flüchtigkeitsfehler sind - wenn die sich häufen, sagt auch das einiges aus über die Sorgfalt und Wertschätzung dieser Person den anderen gegenüber. Gerade in Foren, wo viele Kinder/Jugendliche unterwegs sind - oft grausam.

    Hier bei mir im Unternehmen erlebe ich eine andere Form furchtbarer Sprache: kompliziert as kompliziert can. Da werden Formulierungen verwendet, die man mit ein wenig Überlegung auch mit halb sovielen Worten deutlich einfacher und damit verständlicher hinbekommen hätte.

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    1. Oh ja, das kenne ich noch aus meinen Behördenzeiten - da wurde aber wirklich jedes Klischee hinsichtlich Sprache bedient!
      Ich habe auch keine Probleme mit einzelnen und deutlich erkennbaren Flüchtigkeitsfehlern. Das passiert sicher jedem und ist überhaupt nicht schlimm. Aber wenn Sprache nur noch schlampig aussieht, macht mich das traurig.

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