Montag, 8. April 2019

Das Kleingedruckte

Wer kennt sie nicht: unendlich lang, verklausuliert, klein gedruckt - die AGB. Und wer liest sie schon? Man setzt den Haken auf der Webseite und fertig. Das kann auch mal ins Auge gehen.

So einen Fall hatte ich gerade. Zum Glück ist mir kein Schaden entstanden, es war nur mal wieder ein Hinweis darauf, dass man achtsam sein sollte, bevor man irgend etwas Verbindliches im Netz tut.

Kennt Ihr Quandoo? Diese Plattform bietet kostenlos Reservierungen in Restaurants an. Eine wirklich coole Sache. Man findet auf Goo*le Maps ein gutes Lokal, klickt auf "Reservieren", sucht sich eine freie Zeit aus und hat seinen Tisch gebucht. Das funktioniert super.

Da man bei der Buchung eine Mail-Adresse angeben muss, erhält man dann ein Mail mit der Bestätigung und dem Angebot, sich doch auf dem Portal anzumelden, denn dann würde man "Treuepunkte" sammeln, für jede Buchung 100 Punkte bekommen, und bei 1000 Punkten 10 Euro erhalten.

Nun ist das natürlich nicht der Hauptzweck dieses Portals, aber eine nette Geste. Also hab ich mich angemeldet und zur Begrüssung gleich 400 Punkte erhalten. Dazu noch ein paar Punkte für die abgegebenen Bewertungen.

Bei den folgenden zwei Besuchen in Berlin habe ich diese Möglichkeit wieder genutzt, weil es viel praktischer ist, schon von zu Hause aus einen Tisch zu buchen, als mühsam anrufen zu müssen. Auch gestern habe ich das wieder getan für unseren kommenden Trip. Diesmal bin ich aber nicht den Weg über Maps gegangen, sondern direkt über die App, weil ich schauen wollte, wie viele Punkte ich habe.

Und was sehe ich? Null Punkte. Wie das? Zunächst musste ich feststellen, dass die beiden letzten Buchungen zwar im Konto vermerkt waren, jedoch keine Punkte brachten. Das Buchen über Maps gilt nämlich nicht, man muss direkt über die App buchen. Steht nirgends, muss man halt wissen. Aber was ist aus den schon erworbenen Punkten geworden? Laut App wurden die vom Kundendienst am 1. März einfach gelöscht. Wie kann das sein?

Ich hab also dem Support geschrieben und darum gebeten, mir das zu erklären. Die Antwort kam schnell: Ich möge doch in den AGB unter Punkt 7.8 schauen (also "sehr" prominent): Alle Punkte vom Konto werden gelöscht, wenn man innerhalb von 180 Tagen keine Buchung getätigt hat.

Na toll. Mal davon abgesehen, dass nicht jeder in einer Grossstadt wohnt und längst nicht jedes Restaurant diesen Service anbietet, muss man also fleissig essen gehen, um die gross beworbenen Treuepunkte überhaupt nutzen zu können. Vom Verfall der Punkte steht natürlich auf der Website nichts - ausser in den AGB.

Es ist nur ein unbedeutendes Beispiel, aber es zeigt, wie schnell man unlauteren Werbeversprechen auf den Leim gehen und sich nicht einmal dagegen wehren kann. Schliesslich steht ja alles ausdrücklich in den AGB ...

4 Kommentare:

  1. Ja, ja, die modernen Rabattmärkli-Systeme. Irgendwie müssen sie ja die zehn Euro wieder reinholen und das geht entweder mit Konsumation oder mit dem Adressen-Handel. Interessant ist ja, dass der Mensch sehr anfällig für jede Art von Rabatten ist.

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    1. Ist das spezielle eine "Macke" der Deutschen Geiz ist geil-Mentalität? Ich wusste damals zunächst gar nichts von dieser Treueprämie, als ich mich dort angemeldet habe. Aber danach bekommt man halt immer wieder mal Lock-Mails, man möge doch oder solle doch, schliesslich würde man ... Aber eben kein Wort zu den Bedingungen. Und das ist das Ärgerliche. Die kleinen Gemeinheiten werden geschickt in den AGB versteckt, und die sind bei o. g. Firma so lange, dass niemand auf die Idee kommen wird, das zu lesen, geschweige denn, die wichtigsten Absätze finden würde.

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    2. Das System ist gar nicht sooo modern. Schon in meiner Kindheit (also vor 50 Jahren ! ) gab es Rabattmarken beim Kaufmann und Hersteller druckten Punkte auf die Verpackungen von Haferflocken, Margarine, Nudeln und anderen Verpackungen. Die konnte man sammeln und für eine bestimmte Anzahl gab es dann eine Kochrezeptesammlung oder anderen Schnickschnack als Treueprämie.
      Wir wurden also schon Jahrzehnte in die Richtung erzogen, um nicht zu schreiben: manipuliert.

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    3. So etwas gibt es ja auch beim Friseur oder Jeans-Laden. Dagegen ist auch nicht zu sagen, wenn es der Kundenbindung dient. Ich finde es nur unanständig, die wichtigen Bedingungen im Kleingedruckten zu verstecken. Schließlich gibt es sicher Menschen, die auch mal 180 Tage nicht ins Restaurant gehen. Und schwups, sind alle Punkte weg ...

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