Dienstag, 30. Juli 2019

Mutlosigkeit und Frust

Gestern Abend rief mein Papa an. Am Telefon wirkte er wie ein Häufchen Elend und fing irgendwann an zu weinen. Es muss schlimm sein, wenn man seinen eigenen körperlichen Verfall mehr oder weniger hilflos ansehen muss.

In diesem speziellen Fall hätte frühzeitige Aufklärung und/oder ein guter Arzt vielleicht helfen können. Aber offenbar hatte er weder das Eine noch das Andere. Seit gut einem Monat klagt er über eine Wunde an der rechten Ferse. Ausgerechnet an dem Bein, das bisher noch recht gut funktionierte. Die Wunde schmerzt beim Laufen, sodass er noch mehr Mühe hat mit der Fortbewegung. Und was noch schlimmer ist: Es heilt nicht, sondern wird immer schlimmer.

Hier muss ich den Ärzten, zumindest nach der Erzählung meines Vaters, eine nicht unerhebliche Mitschuld geben. Drei verschiedene "Experten" mit drei Meinungen - das geht gar nicht. Dabei wäre die Ursache so verdammt naheliegend gewesen, doch erst die Podologin letzten Freitag hat sie gefunden: Diabetes.

Dieses Leiden ist bei meinem Vater zwar zum Glück nur schwach ausgeprägt, aber trotzdem von Bedeutung, wenn es um genau solche Verletzungen geht, Stichwort "Diabetisches Fusssyndrom (DFS)". Das kann ganz übel enden - davon ahnt mein Vater zum Glück nichts, da er sich bei Krankheiten nicht im Netz informiert und sich lieber auf die - leider oftmals zweifelhaften - Aussagen der Ärzte verlässt. Wie kann es sein, dass ein Hautarzt diese mögliche Diagnose nicht erkennt und einfach irgend eine Salbe verschreibt??

Die Podologin hat meinem Papa nun erklärt, dass er mit dieser Wunde dringend in ein Diabetes-Zentrum gehen muss, um sie dort von einem ausgebildeten Arzt behandeln zu lassen!

Nun hat er erst am kommenden Montag dort einen Termin bekommen. Und das hat ihm ziemlich zugesetzt, schliesslich freut er sich riesig auf die Schweiz-Reise in 2,5 Wochen und hat Angst, dass daraus nichts wird. Ausserdem macht er sich Sorgen, dass er uns hier nur zur Last fällt, was natürlich völliger Unsinn ist. Ich konnte ihn am Telefon ein wenig beruhigen und er hat sich später per WA für seine schlechte Laune entschuldigt. Ich kann seinen Frust aber gut verstehen und ich frage mich, warum es einen Monat dauern musste, bevor jemand mal den richtigen Ansatz findet? Diabetes ist ja nun nicht gerade eine exotische Krankheit, und in Verbindung mit diesem Krankheitsbild hätten auch schon beim ersten Arzt die Alarmglocken läuten müssen. Schliesslich kann so eine Wunde bis zur Amputation führen. Es ist eigentlich ein Skandal, aber das wollte ich meinem Papa nicht so direkt sagen, und es ist ja auch nicht mehr zu ändern. Da seine Frau die offenen Stellen täglich gut versorgt hat, gehe ich davon aus, dass zumindest die Gefahr einer Infektion relativ gering ist.

Ich hab in Berlin damals leider ähnliche Erfahrungen machen müssen, als es um meinen Rücken ging. Als Kassenpatient ist man leider nicht von Interesse und wird einfach in eine Schublade gesteckt, ob die passt oder nicht. Bei mir passte sie gar nicht, aber ich hatte keine Möglichkeit, dort wieder heraus zu kommen. Das ist mir erst hier in der Schweiz gelungen.

Montag, 29. Juli 2019

Vergangenheit ganz nah

Das war seltsam heute Morgen. Bis zum Abitur musste ich jeden Samstag zur Schule. Also aufstehen kurz nach sechs Uhr, leise sein, um die Eltern nicht zu wecken, müde in eine leere Strassenbahn steigen, endlich zurück gegen halb zwei und ins kurze Wochenende starten. Kennt Ihr das auch noch?

Daran musste ich vorhin denken, denn die Kinder haben Ferien und Rosalie schon Urlaub, sodass ich der Einzige war, der sich "mitten in der Nacht" aus dem Bett quälen und zur Arbeit gehen musste. Zum Glück bleibt das nur bis Mittwoch so. Am Donnerstag ist hier Nationalfeiertag, danach beginnt dann endlich auch mein Urlaub.

Aber das wollte ich eigentlich gar nicht schreiben. Wir haben gestern die letzte Folge der aktuellen Staffel von "This is us" angeschaut (Achtung Spoiler!). Der Titel 'Das sind wir' passt hier wirklich gut, denn u. a. geht es ja um eine Frühgeburt. Und die Daten des kleinen Jack sind fast exakt wie bei meinem Sohn: 12 Wochen zu früh, Gewicht 2,5 Pfund. Meiner war lediglich noch 100 Gramm leichter. Zur Grösse wird da zwar nichts gesagt, aber das sollte auch in etwa hinkommen.

Und wenn ich die Bilder so sehe, erinnere ich mich nur zu gut an die Zeit: Ängste, Sorgen, wenig Schlaf. Tag und Nacht verbrachte man fast ohne Pause am Inkubator. Ganze acht Wochen dauerte es, bis wir unseren Knirps mit nach Hause nehmen durften. Im Film läuft bisher ja alles bestens, bei uns, und das ist typisch für Frühchen, gab es mehrere schwierige Situationen, in denen das Leben des Babys am seidenen Faden hing.

Mein Sohn ist ein Kämpfer und hat diese Phasen ohne bleibende Schäden überstanden. Was für ein Glück! Man darf gespannt sein, ob das in der nächsten Staffel auch für die Filmeltern so gut laufen wird.

Freitag, 26. Juli 2019

Die riesige Spitze des Eisbergs

Am Mittwoch kam der Abschlussbericht des Steuerbüros bei uns an, in dem es darum gehen sollte, die Buchhaltung von Rosalies Ex zu prüfen. Aufgrund der unverschämten und völlig überflüssigen Honorarforderungen des Prüfers hat Rosalie das Manöver ja vorzeitig beendet, aber trotzdem konnte sich der Experte der Firma einen ersten Überblick verschaffen und berichtet, dass er "starke Zweifel" an der Rechtmässigkeit zahlreicher Buchungen hat.

Beispielhaft führt er in einer längst nicht abschliessenden Aufzählung so "lustige Buchungen" wie Ferienreisen (aka "Firmenausflüge"), private Fahrräder, Gartenpflege, Unterwäsche, Schiffsunterhalt auf - natürlich alles Dinge, die zwingend in eine Firmenbuchhaltung gehören. ;-)

Mit dieser Liste sollte es auch dem letzten Laien auffallen, dass der Ex betrügt, wo es nur geht. Nur er selbst (und vermutlich sein schlechter Anwalt auch) hält starrköpfig an seinem Glauben fest, das alles würde ihm so zustehen. Wie er das dann der Staatsanwaltschaft, bei der dieser Fall nun liegt, erklären möchte, darf man gespannt abwarten.

Ärgerlich ist nur, dass damit auch Rosalies Geld dahin geht ...

Eingreifen können wir jetzt nicht mehr, sondern nur warten. Und das kann Monate oder Jahre dauern. Aber bei der momentanen Hitze bewegt man sich sowieso am besten gar nicht mehr und döst lieber vor sich hin.

Donnerstag, 25. Juli 2019

Strange

TV-Serien sind die neuen Hollywood-Filme? Das stimmt zum Teil sicherlich, denn bei der Vielzahl der Formate, die auch dank der Streaming-Anbieter den Markt überschwemmen, sind auch viele gute Produktionen dabei. Man muss sie nur finden.

"This is us" wurde mir bei einem früheren Post zu diesem Thema empfohlen, und wir sind inzwischen auf dem aktuellen Stand. Das war ein guter Tipp!

Es gibt aber auch Serien, die ich mir allein anschaue, weil sie für Rosalie zu düster sind. Dazu gehörte bis vor ein paar Tagen zum Beispiel "Bates Motel", eine Reihe, die ich mal angefangen hatte und nun endlich zu Ende geschaut habe. Hier wird vor der Kulisse des Originals "Psycho" eine sehr ähnliche Geschichte von Norman Bates und seiner Mutter erzählt - allerdings mit anderem Ausgang. Bermerkenswert fand ich, dass Rihanna in zwei Folgen einen Gastauftritt hatte, was durchaus einmal mehr zeigt, welche Beliebtheit Serien heutzutage haben.

Nun habe ich mit der dritten Staffel von "Stranger Things" begonnen. Diese schräge Mischung diverser Genres ist schon etwas Besonderes, wenn man sich denn darauf einlassen möchte. Mir gefällt besonders die Musik der 80er Jahre und natürlich das ganze Look and Feel aus dieser Zeit. Ich war damals etwa genauso alt wie die Kids in der Serie. Und so muss ich immer wieder mal schmunzeln, wenn ein Walkmen zu sehen ist oder die Frauen mit den heissen Dauerwellenfrisuren herum laufen.

Das Horror-Element spielte in den bisherigen Staffeln kaum eine Rolle, dafür geht es jetzt mal ein bisschen "zur Sache". Gefällt vermutlich nicht jedem, aber ich hab Spass beim Anschauen. Leider sind es wieder nur acht Folgen bis zum Staffelfinale. Früher war man da mit wöchtentlichen Folgen zwei Monate beschäftigt, heute kann man das in wenigen Tagen wegschauen. Das ist einerseits cool, andererseits verdirbt es einem auch etwas den Spass, wenn man sich beim Cliffhanger nicht mehr die Haare raufen muss, weil man wieder eine Woche warten muss, sondern einfach mit der Fernbedienung zur nächsten Folge springen kann.

Und so muss man dann schon bald wieder ein Jahr auf die nächste Staffel warten ...

Mittwoch, 24. Juli 2019

Fox-Trott

Dank unserer Aussenkamera haben wir schon öfter den oder die Füchse ertappt, wenn sie nachts um unser Haus schleichen. Meist ist das Licht aus, sodass man nur Infrarot-Aufnahmen sieht. Diesmal war das Licht zufällig eingeschaltet und ich stand dem Herrn Fuchs Auge in Auge gegenüber, nur durch eine Glasscheibe getrennt. Ich weiss nicht, wer sich mehr erschreckt hat ... Hier sieht man ihn, wie er neugierig die Treppe herauf kommt. Ein stattliches Exemplar:



So stelle ich mir einen Fuchs vor. Daher war ich vorgestern völlig irritiert, als ich im Auto während der Fahrt zur Arbeit um die Ecke bog und ein Tier am Ende der Strasse sah. Im "Halbschlaf" dachte ich zunächst aufgrund der Kontur an ein junges Reh - aber es war ein Fuchs! Ein ganz eigenartiges Exemplar, sehr dünn und hochbeinig. Er war völlig sorglos, lief gemütlich vor meinem Auto über die Strasse und jagte auf dem Rasen ein Insekt.

Am nächsten Morgen sah ich ihn wieder. Diesmal hatte ich mein Handy parat und konnte ein Foto machen, während er gemütlich am Strassenrand döste.



Er sieht schon ungewöhnlich aus, oder? Man stellt sich einen gedrungenen, kräftigen Körper vor. Dieser Herr hier sieht eher wie ein kleiner Windhund aus. Da er auf dem Bild liegt, sieht man die Statur nicht ganz so gut. Vermutlich ist er noch jung und unbedarft und deswegen so sorglos. Warum er allerdings immer mitten im Dorf unterwegs ist, und dann doch am hellichten Tage, kann ich mir kaum erklären.