Mittwoch, 7. Dezember 2016

Dorf im Nebel

Wenn ich an die (läääängst vergangene) Zeit in Berlin denke, erinnere ich mich an den einen oder anderen Morgen im Nebel, aber meist kam nach ein paar Stunden schon wieder die Sonne hervor. Ganz anders ist es hier. Nun schon rund eine Woche lang hängt der Nebel über der Region, und bis auf zwei Stunden am Sonntagnachmittag war die Sonne im Dorf seit dem nicht mehr zu sehen. Tristes Grau prägt das Bild, und viel weiter als bis zum übernächsten Haus kann man meist nicht schauen. Noch schlimmer wird es, wenn man dann mit dem Auto das Dorf verlässt.

Ursache ist neben der aktuellen Wetterlage die Topographie mit den Bergen und den grossen Seen. So schön, wie es hier im Sommer ist - dafür muss man im Herbst und Winter dann öfter mal den grauen Alltag ertragen. Einziger Lichtblick im wahrsten Sinne sind dann teilweise die Arbeitstage, denn hier in der Schweizer Hauptstadt hat man öfter mal die Chance auf ein paar Sonnenstrahlen. Dummerweise liegt das Fenster meines Büros Richtung Norden, sodass ich auch hier die Sonne nur erahnen kann, und bis zum Feierabend ist sie längt untergegangen. Wer sie heute sieht, kann mir gern ein paar Strahlen schicken ...

Aber der nächste Sommer kommt bestimmt! Bis dahin tragen wir die Sonne halt im Herzen. ;)

Dienstag, 6. Dezember 2016

Dünne Luft

Am letzten Sonntag bin ich, während meine Liebste mit den Kindern beim Backen war, auf dem Sofa gegen 18:30 Uhr eingeschlafen. Etwas, was mir früher nie passiert ist, noch dazu, wo der Tag absolut entspannt und ohne Anstrengung war. Auch gestern im Büro fielen mir gegen 15 Uhr fast die Augen zu. Woran liegt das? Ist es tatsächlich die veränderte Luft? Immerhin bin ich hier rund 500 Meter höher als in Berlin. Kann es sein, dass sich der Körper darauf einstellen muss, oder ist das Unsinn bei dem geringen Unterschied? Ich kann mich erinnern, dass ich früher während des Urlaubs im Harz auf rund 600 Meter auch oft müde war, doch dort war man den ganzen Tag an der frischen Winterluft unterwegs.

Gestern hab ich hier im Blog von unserer Gemeindeversammlung berichtet. Am nächsten Tag die Überraschung - kaum ist man mal bei so einer Veranstaltung dabei, gibt es prompt im Regionalteil der Tageszeitung ein Bild davon. Zum Glück hatte ich da die Augen offen! :)

Noch eine schöne Überraschung heute Morgen im Büro: Unser Chef hat jedem ein Säckchen mit Süssigkeiten zum Samichlaus auf den Tisch gestellt. Da ich auch von meiner Liebsten schon Leckereien bekommen habe, fällt das Mittagessen diesmal wohl aus! :D

Montag, 5. Dezember 2016

Das pralle Dorfleben

Am Samstag haben wir uns zum ersten Mal ins Dorfleben gestürzt. Was für ein Erlebnis!

Zunächst fand eine Gemeindeversammlung statt, an der wir teilnahmen. Es war die letzte vor der Fusion mit anderen Gemeinden. Ich durfte als Ausländer nicht abstimmen, aber ich verstand auch nicht sehr viel vom Gesagten, weil nur französisch gesprochen wurde. Meinen Spaß hatte ich trotzdem, denn die Dame von der Gemeinde, die Notebook und Beamer bedienen sollte, stellte sich dermaßen tollpatschig an, dass ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte. Erst war sie ständig zu weit in der Präsentation der Seiten, dann sperrte sie versehentlich das Notebook, dann ging der Beamer aus, und schließlich schaltete sich das Notebook ganz ab, weil es keinen Saft mehr hatte. Beim Neustart war dann ein privates Bild von ihr und ihrem Mann auf der Leinwand zu sehen. Sehr professionell!

Auch der Rahmen war alles Andere als schön. Mangels Alternative fand die Versammlung in der "Kirche" statt, ein hässlicher Bau aus den 70er Jahren, da man die alte, schöne Kirche damals aus unerfindlichen Gründen abgerissen hatte. So saßen wir im ungeheizten Raum mit dicken Jacken auf Holzbänken, während ein selbstherrlicher Bürgermeister die Tagesordnung abhakte.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden wir übrigens auch als neue Einwohner begrüßt. Nun weiß also jeder im Dorf, wer wir sind und wo wir herkommen (aber vermutlich hat sich das schon vorher längst herum gesprochen).

Danach waren wir dann zum Dorffest eingeladen. Das war der eigentliche Höhepunkt des Tages und ein voller Erfolg. Wir saßen zufällig mit zwei alten Pärchen zusammen, alle weit über 70 Jahre alt, aber völlig fit im Kopf und sowas von lebensfroh, dass man neidisch werden konnte. Man erlebt es nicht jeden Tag, dass ein 80jähriger sein iPhone herausholt, um zu sehen, wie sich das Eishockey-Team geschlagen hat, und eine alte Dame stolz auf ihrem Handy Photos ihrer Enkel vorführt.

Das Ganze fand in einer Art Gemeinderaum an der Kirche statt. Es war nett eingedeckt, obwohl nur Wegwerf-Geschirr benutzt wurde. Wir sassen an langen Tafeln mit weissen Tüchern und weihnachtlichem Schmuck. Das Hauptgericht war ein Fondue chinoise, das wirklich lecker war. Da man bei diesem Essen viel Zeit mit Warten verbringt, kann man sich in der Zwischenzeit gut mit den Leuten unterhalten. So erfuhren wir Einiges über das Dorf und auch die Geschichte unseres Hauses. Und wie so oft schwärmten alle von Berlin und schauten etwas ungläubig, wie ich aus dieser tollen Stadt aufs Dorf ziehen konnte.

Während des ganzen Abends spielte vorn ein einsamer Unterhalter abwechselnd auf Saxophon und Akkordeon zu einem Playback. Ein undankbarer Job, aber nach dem Essen und diversen Gläsern Rotwein wurde die Stimmung im Saal dann noch besser, die Leute begannen mitzusingen und zu tanzen. Auch Rosalie und ich waren zumindest kurz mal auf der Tanzfläche zu sehen. Und natürlich auch die alten Herrschaften, die das Tanzen zu zweit noch perfekt beherrschten.

Nach gut drei Stunden verabschiedeten wir uns, während die Alten noch länger durchhielten ... Es war ein schöner, interessanter Abend, und genau solche Veranstaltungen sind es wohl, die so ein Dorleben letztlich (auch) ausmachen.


Freitag, 2. Dezember 2016

Der erste Monat

Nun ist der erste Monat in der Schweiz vorüber. Gut vier Wochen, in denen Vieles neu war. Und nein, ich habe es noch nicht bereut, umgezogen zu sein. :)

Ganz im Gegenteil. Es ist schön, am Wochenende nicht auf die Uhr schauen zu müssen mit dem Gedanken, in Kürze wieder den Rucksack packen und nach Berlin zu fliegen. Ich freue mich jeden Abend darauf, mit meiner Liebsten gemeinsam in der Küche beim Z`Nacht sitzen zu können und sich über den Tag auszutauschen. Beim täglichen Weg zur Arbeit bewundere ich den tollen Blick auf die Alpen im Morgenrot und geniesse den Luxus, im eigenen Auto fahren zu können, anstatt sich mit fremden Menschen im Zug zu drängeln. Auch mein Biorhythmus stellt sich allmählich auf die neuen Bedingungen ein und ich werde nicht mehr jeden Morgen schon um 4 Uhr wach.

Bisher fehlt mir nichts. Nun ist es sicherlich auch noch zu früh dafür, und wenn ich jetzt schon Sehnsucht nach Berlin hätte, müsste ich meine Entscheidung wohl wirklich in Frage stellen. Aber ich glaube nicht, dass sich das ändern wird. Ganz sicher nicht beruflich! Meine frühere Chefin hat mir gestern gerade ein Mail geschrieben mit dem, was sich derzeit dort im Job abspielt, und das bestätigt meine Vermutung, dass ich mich, trotz mancher Kritik am neuen Job, eigentlich nur verbessern konnte!

Nun freue ich mich erst einmal auf die Weihnachtszeit. Ich werde zwischen den Jahren frei haben, und da die Kinder beim Vater sein werden, können wir es uns dann auch mal zu zweit gemütlich machen!


Donnerstag, 1. Dezember 2016

Von "Läusen", Männern und Kindern ...

Mein Chef stammt wie ich aus dem Norden Deutschlands. Vorgestern unterhielten wir uns über die anstehenden Feiertage und die notwendigen Planungen dafür. Als ich ihn fragte, ob er denn für seinen zweijährigen Sohn schon einen Weihnachtsmann organisiert habe, machte er ein erschrecktes Gesicht und schrieb das gleich auf seine ToDo-Liste.

Zu Hause erzählte ich das meiner Liebsten. Sie schaute etwas irritiert, denn hier in der Schweiz (wie vielleicht auch in anderen Teilen Deutschlands) ist alles ein bisschen anders, wie ich erfuhr. An Heiligabend kommt hier für gewöhnlich niemand ins heimische Wohnzimmer. Die Geschenke liegen unter dem Weihnachtsbaum, wo sie das Christkind heimlich abgelegt hat.

Dafür ist der Samichlaus am 6. Dezember im ganzen Land unterwegs, fragt Kinder nach Gedichten und Liedern und beschenkt sie mit kleinen Säckchen voller Naschereien und Obst - oder einer Rute. Schuhe putzen muss man hier also nicht unbedingt, um an diesem Tag ein Geschenk zu bekommen!

Mich hat dann interessiert, woher der Begriff "Samichlaus" überhaupt stammt. Und ich habe gelernt, dass der gute Mann vermutlich gar nichts mit dem Sankt Nikolaus zu tun hat - die beiden Herrn sehen sich wohl nur zufällig ähnlich und sind am selben Tag unterwegs. :)

Wer das mal nachlesen und vielleicht auch etwas lernen möchte, findet hier eine interessante Begriffserklärung.