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Donnerstag, 25. Juli 2019

Strange

TV-Serien sind die neuen Hollywood-Filme? Das stimmt zum Teil sicherlich, denn bei der Vielzahl der Formate, die auch dank der Streaming-Anbieter den Markt überschwemmen, sind auch viele gute Produktionen dabei. Man muss sie nur finden.

"This is us" wurde mir bei einem früheren Post zu diesem Thema empfohlen, und wir sind inzwischen auf dem aktuellen Stand. Das war ein guter Tipp!

Es gibt aber auch Serien, die ich mir allein anschaue, weil sie für Rosalie zu düster sind. Dazu gehörte bis vor ein paar Tagen zum Beispiel "Bates Motel", eine Reihe, die ich mal angefangen hatte und nun endlich zu Ende geschaut habe. Hier wird vor der Kulisse des Originals "Psycho" eine sehr ähnliche Geschichte von Norman Bates und seiner Mutter erzählt - allerdings mit anderem Ausgang. Bermerkenswert fand ich, dass Rihanna in zwei Folgen einen Gastauftritt hatte, was durchaus einmal mehr zeigt, welche Beliebtheit Serien heutzutage haben.

Nun habe ich mit der dritten Staffel von "Stranger Things" begonnen. Diese schräge Mischung diverser Genres ist schon etwas Besonderes, wenn man sich denn darauf einlassen möchte. Mir gefällt besonders die Musik der 80er Jahre und natürlich das ganze Look and Feel aus dieser Zeit. Ich war damals etwa genauso alt wie die Kids in der Serie. Und so muss ich immer wieder mal schmunzeln, wenn ein Walkmen zu sehen ist oder die Frauen mit den heissen Dauerwellenfrisuren herum laufen.

Das Horror-Element spielte in den bisherigen Staffeln kaum eine Rolle, dafür geht es jetzt mal ein bisschen "zur Sache". Gefällt vermutlich nicht jedem, aber ich hab Spass beim Anschauen. Leider sind es wieder nur acht Folgen bis zum Staffelfinale. Früher war man da mit wöchtentlichen Folgen zwei Monate beschäftigt, heute kann man das in wenigen Tagen wegschauen. Das ist einerseits cool, andererseits verdirbt es einem auch etwas den Spass, wenn man sich beim Cliffhanger nicht mehr die Haare raufen muss, weil man wieder eine Woche warten muss, sondern einfach mit der Fernbedienung zur nächsten Folge springen kann.

Und so muss man dann schon bald wieder ein Jahr auf die nächste Staffel warten ...

Donnerstag, 18. Juli 2019

Die ganze Welt auf dem Notebook

Was für unsere Kinder ganz normal erscheint, ist für mich immer noch ein kleines Wunder: das Internet! Eine schier unerschöpfliche Quelle des Wissens, Mittel gegen Langeweile, virtueller Treffpunkt.

Ich bin in dem einen oder anderen technischen Forum aktiv, und hier zeigt sich in bester Weise, was Globalisierung bedeuten kann. Es ist schade, dass man oft nicht weiss, wo die Fragesteller herkommen, zumal hauptsächlich englisch geschrieben wird. Ich weiss aber, dass die Produkte, die in einer Community diskutiert werden, fast auf der ganzen Welt vertrieben werden, sodass ganz sicher Menschen von Canada bis Australien ihre Fragen und Probleme posten. Nur aus Neugier würde ich manchmal einfach gern wissen, wo sie zu Hause sind. Gestern habe ich durch Zufall gesehen, dass jemand aus Südafrika im Forum eine Frage gestellt hat. Und ich finde es genial, wenn dann irgend jemand auf der Welt (meist allerdings ich in diesem speziellen Forum) darauf antwortet.

Ganz ähnlich ist es ja auch mit der Blogwelt. Man "trifft" Menschen, lernt sie ein wenig kennen, begleitet sie über eine gewisse Zeit, verliert sich aus den Augen, trifft sich vielleicht wieder. Diese Blogwelt hat mir schliesslich Rosalie geschenkt. Und es ist auch schön, wenn man nach Jahren wieder von Menschen liest, die (zumindest im Netz) verschwunden waren, wie es gestern bei der Hoffenden der Fall war.

Es ist toll, dass es das Internet gibt, nicht nur zum schnellen Einkaufen oder zum Lesen der News. Und ich hoffe, dass es ein freies Medium bleibt, und political correctness und Kontrollwahn es nicht irgendwann kaputt machen.

Mittwoch, 10. Juli 2019

Was nun?

Auf Arbeit weiss niemand, wie es weiter geht. Das Einzige, was deutlich zu erkennen ist: Chaos. Am Montag hatten wir unseren Team-Abschiedsabend. Wir haben quasi die Klassenkasse geplündert und waren nett essen. Das war gut. Auf Grund der Reorg wird es uns in Kürze in dieser Form nicht mehr geben. Einige sind schon weg, weitere werden folgen. Diejenigen, die im neuen Kader Jobs bekommen haben, stöhnen, weil es derzeit noch nicht einmal ein Büro für sie gibt! Was für eine peinliche Vorstellung. Darüber hinaus war man wohl der Meinung, erst mal Kaderstellen zu schaffen und sich erst danach zu überlegen, wie die Verantwortlichkeiten aussehen werden. So nervt sich mein ehemaliger Chef, dass er mit Dingen bombardiert wird, für die er seiner Meinung nach gar nicht zuständig wäre ...

Das Gute ist: Das bleibt mir erspart. Aber es ist völlig offen, was aus mir hier werden wird. Die Zwischenzeugnisse sind wohl so gut wie fertig. Wenn ich meines in der Hand habe, werde ich mich mal "draussen" umsehen. Vielleicht bietet sich irgendwo eine neue Chance, bevor ich hier verheizt werde.

Stillstand auch bei Rosalies Scheidung. Der Richter muss aktuell entscheiden, ob das ganze Verfahren bis zur Klärung durch die Staatsanwaltschaft ausgesetzt wird oder nicht. Ihr Ex ist natürlich dagegen, wir dafür - denn ohne den Vermögenswert von ihm zu kennen, macht eine Scheidungsverhandlung wenig Sinn. Ob es dazu vor den Gerichtsferien noch etwas zu lesen geben wird, muss man abwarten.

Gestern Abend haben wir unter Tränen unser Weisspfötchen beerdigt. Abgesehen von der traurigen Situation war es ziemlich unangenehm, denn der Geruch des Kadavers war schon ziemlich stark, selbst durch die Masken, die wir dabei trugen. Nun hat der arme kleine Kobold seine letzte Ruhe dort gefunden, wo er in den letzten Monaten so gern gewesen ist - bei uns im Garten. Es fehlt nur noch ein schöner Stein mit seinem Namen. Die Stimmung und das Verhalten der Katzen sind immer noch spürbar verändert. Ich bin gespannt, ob das so bleiben wird oder sich wieder "normalisiert". Jedenfalls wird der Futterverbrauch nun deutlich zurück gehen ohne den süssen Racker ...

Noch gut ein Monat, dann wird mein Papa uns besuchen. Der Gedanke, dass dies mit ziemlicher Sicherheit das letzte Mal sein wird, macht mich auch nachdenklich. Auf der anderen Seite bin ich froh, dass es ihn noch gibt. Schliesslich wird er schon 79, ein Alter, das Rosalies Vater längst nicht erreicht hat. Wir werden ihm hier in der Schweiz noch drei schöne Tage bereiten, an die er sich dann noch lange erinnern kann.

Donnerstag, 4. Juli 2019

Schaulaufen

Heute ist es wieder soweit: Nachdem vor zwei Jahren Rosalies Sohn an der Reihe war, ist heute für ihre Tochter der grosse Tag. Das Ende der regulären Schulzeit wird mit einem grossen Schaulaufen beendet.

Auf diesem Tag warten auch die Autovermietungen, denn sämtliche Stretch-Limousinen der Umgebung sind im Einsatz, um die jungen Erwachsenen zu ihrer feierlichen Zeugnis-Übergabe zu chauffieren. Aus Mädchen werden junge Frauen, die in den letzten Monaten schwer damit beschäftigt waren, das richtige Outfit für diesen Tag zu beschaffen, und Jungs stehen als Männer mit Anzügen herum, in denen sie zum Teil noch etwas verloren wirken.

Das Kleid für Rosalies Tochter haben wir in Berlin gekauft. Rot, lang, sehr fraulich. Dazu schicke Schuhe und die passende Handtasche. Es dürfte ein gelungener Auftritt werden. Das einzige Ärgernis ist die Anwesenheit von Rosalies Ex, der wir natürlich nicht aus dem Weg gehen können. Aber der Saal ist gross genug, sodass wir zumindest einen gewissen Sicherheitsabstand halten werden.

Mein Sohn wird heute schon 22 Jahre alt. Gerade gestern bin ich auf Arbeit an einem Frühchen im Inkubator vorbei gelaufen. Es dürfte in etwa so klein gewesen sein wie mein Sohn damals im Juli 1997. Zum Glück ist alles gut gegangen, er ist gesund und geht seinen Weg. Happy Birthday!

Dienstag, 2. Juli 2019

Schreibt doch ein Buch!

Wenn wir jemandem von den Ereignissen der letzten sechs Jahre erzählen, hören wir immer wieder, dass wir gut und gern ein Buch schreiben könnten und sollten. In der Tat hätten wir jede Menge Stoff dafür und müssten uns gar nichts ausdenken: Unser Kennenlernen im Blog, die erste Begegnung in der Schweiz, unsere Krise ein paar Wochen später, das Wiedersehen, meine leidige Jobsuche und die Pendelei, der Hauskauf, die Mängel und die Klage gegen die Verkäufer, die Mietnomadin, die Klage gegen die Spekulanten auf der anderen Strassenseite, und  nicht zu vergessen die unendliche Geschichte der Scheidung bei Rosalie.

Aber so ein Buch ist eben etwas Anderes als ein paar Posts im Internet. Es braucht Struktur, einen erkennbaren Faden, einen Spannungsbogen. Bücher gibt es viele, gut sind aber längst nicht alle. Und ein Buch, das niemand liest, muss man eigentlich auch nicht schreiben.

Ausserdem braucht es viel Zeit, und die ist derzeit auch noch Mangelware. In den letzten Wochen ist es zwar ein wenig ruhiger geworden, doch die Baustellen haben wohl nur Sommerpause und es ist längst nicht ausgestanden. Früher oder später werden wir uns damit wieder beschäftigen müssen.

Aber wer weiss - wenn das alles überstanden ist, können wir ja mal über das Projekt nachdenken. Mit der guten Mischung von Rosalies Perfektion und meinem pragmatischen Ansatz ist alles möglich.

Mittwoch, 5. Juni 2019

Kein Monopoly

Wer das Spiel kennnt, hat sich bestimmt auch schon über die Karte "Du kommst aus dem Gefängnis frei" gefreut. Womöglich würde die Rosalies Ex auch bald von Nutzen sein ...

Nachdem Rosalie dem Gericht schon im vorletzten Jahr eine lange Liste mit Beweisen zur Verfügung gestellt hat, in denen die Mauscheleien des Ex offenkundig wurden, hat der Richter sich bekanntlich bisher beharrlich geweigert, diese Beweise zur Kenntnis zu nehmen. Nun, nachdem Rosalie nicht mehr bereit ist, weitere Summen an einen vom Gericht beauftragten Gutachter zu zahlen, damit der sich mit den Zahlen beschäftigt, ist dem Richter, wohl gemerkt 1,5 Jahre nach Erhalt der Unterlagen, aufgefallen, dass diese Beweise ein deutliches Indiz für Steuerhinterziehung seien könnten, und er hat Anzeige beim Staatsanwalt erstattet. Ein "kluger" Schachzug vom Richter, denn damit muss er sich wieder nicht selbst mit den Unterlagen auseinander setzen, sondern verschiebt diese Aufgabe erneut, und ausserdem wird das Scheidungsverfahren damit nochmals für Monate oder Jahre blockiert.

Rosalie hat ihrem Ex schon damals gesagt, dass er froh sein kann, wenn der Richter die vorliegenden Zahlen nicht an die Steuerbehörde leitet. Nun ist es aber doch passiert, wenn auch nur wegen Unfähigkeit des Richters! Doch der Ex, offenbar völlig von der Realität abgekoppelt, lacht nur und meint, er werde jetzt mal in Ruhe abwarten und sich "der Herausforderung stellen". Wie bitte? Es geht um Geld-Beträge, für die ich 20 Jahre lang arbeiten muss. Wenn die Staatsanwaltschaft sich Mühe gibt und zudem noch wiederholte und vorsätzliche Betrügereien beweisen kann, landet der Mann im schlimmsten Fall hinter Gittern, im besten Fall ist er Haus, Hof und Auto los und kann sein restliches Leben in einer Zwei-Zimmer-Wohnung fristen. Wer absolut jedes familiäre Mittagessen am Sonntag (!) auf der Ski-Piste als Geschäftsessen abbucht, Urlaub in Amerika mit neuer Partnerin und drei Kindern als Firmenausflug angibt und sogar Geburtstagsgeschenke oder neue Fahrräder über die Firma abrechnet (und damit einerseits sein eigentliches Einkommen verschleiert und andererseits das Firmenkapital vernichtet, um Rosalie nichts abgeben zu müssen), der sollte über jeden Tag froh sein, an dem man ihm nicht auf die Schliche kommt.

Und er lacht nur darüber?

Rosalie wird einen allerletzten Versuch starten, ihn zur Vernunft zu bringen, indem man die möglichen Szenarien aufzeigt und die Strafen, die nun drohen. Es ist die vermutlich letzte Gelegenheit, um noch etwas vom Vermögen für die Kinder zu retten, bevor alles den Bach hinunter geht. Gestern haben auf Rosalies Drängen auch die Anwälte mal telefoniert. Man ist sich einig, dass ein Strafverfahren schnell mal fünf Jahre dauern kann. In dieser Zeit wäre die Scheidung ausgesetzt und würde damit am Sankt-Nimmerleins-Tag durchgeführt. Der gegnerische Anwalt erwähnte auch, dass er seinem Mandanten angeblich schon mehrfach geraten habe, sich doch finanziell etwas zu mässigen, um seinen Verpflichtungen nachkommen zu können. Aber er ignoriert das, denn ihm ist offenbar persönlicher Luxus viel wichtiger als die (richterlich angeordnete) Unterstützung seiner Familie.

Es hätte nie soweit kommen müssen, wenn der Ex damals, als die Zahlen auf dem Tisch lagen, vernünftig gewesen wäre, seine Verfehlung eingestanden und ein faires Angebot gemacht hätte. Stattdessen streitet er bis heute, obwohl alle Beweise vorhanden sind, sämtliche Zahlen ab und behauptet stets, es wäre alles in Ordnung, man könne ihm nichts anhaben und ausserdem würde Rosalie nichts davon zustehen.

Wenn er, wovon ich leider ausgehe, auch auf den neuerlichen Vorschlag von Rosalie nicht eingeht, liegt sein Schicksal allein in den Händen des Staatsanwaltes. Dann gnade ihm Gott ...


Dienstag, 14. Mai 2019

Schatten der Vergangenheit

Gestern wurde ich - oh Wunder - tatsächlich noch zu einem Vorstellungsgespräch für den Job, der meinen beruflichen Erfahrungen am meisten entspricht, eingeladen. Eigentlich wollte nur der Chef des Bereichs anwesend sein, aber er brachte dann doch noch eine weitere Person, die sich als externer Coach vorstellte, mit.

Die Beiden spielten dann so etwas wie good cop, bad cop. Während der Chef mich ständig anlächelte und die "netten" Fragen stellte, stocherte der Externe in meinem Lebenslauf und in den Zeugnissen herum und versuchte, Ungereimtheiten aufzudecken. So meinte er, dass das Zeugnis der Behörde ja sehr passiv sei und gar nicht viel drin stehen würde.

Ja, es ist halt Behördeneutsch, und ich musste das Werk damals auf meinen ausdrücklichen Wunsch hin zwei Mal ändern lassen, weil es davor noch schlimmer war. Nicht nur, dass Begriffe und Abkürzungen verwendet wurden, die man ausserhalb der Behörde und erst recht in der Schweiz gar nicht kennt: Es wurde z. B. auch eine Form des "Codes" benutzt, die unterstellt, ich würde im Büro ständig nach sexuellen Kontakten zu Kolleginnen suchen. So ein Fauxpas sollte natürlich einem HR-Bereich nicht passieren, ist aber vielleicht kein Wunder, denn Zeugnisse schreibt man in der Behörde eher selten. Wer einmal da ist, geht in der Regel nicht mehr. Ganz viele machen ihre Ausbildung dort und bleiben bis zur Rente.

Das macht den Laden zu einem trägen, verstaubten Haufen. Und die strengen Hierarchien führen ebenfalls dazu, dass nur ganz wenige die Chance erhalten, überhaupt irgendeine Karriere zu machen. Es ist nämlich zum Beispiel so, dass sich ein "Zuarbeiter" nicht auf eine Dezernentenstelle bewerben kann, selbst wenn er die fachlichen Voraussetzungen mitbringen würde. Neben der fachlichen Qualifikation wird immer auch die zumindest zweijährige Tätigkeit in der unmittelbar darunter liegenden Hierarchie-Stufe verlangt. Man muss also die lange Kette durchlaufen, um irgendwann mal in eine Stelle wechseln zu können, die vielleicht auch Personalführung beinhaltet.

Genau das war gestern auch eine Frage vom bad cop. Die ausgeschriebene Stelle beinhaltet nämlich Personalführung, und der Vorwurf war, dass ich das ja bisher noch nie gemacht hätte. Die Frage, warum nicht und warum jetzt war dann halt nicht so leicht zu beantworten und für einen Schweizer offenbar kaum nachvollziehbar. Dabei habe ich für Behördenverhältnisse schon eine steile Karriere hinter mir von der "Registraturkraft" zum "Hauptsachbearbeiter". Das schafft fast niemand, und ohne Unterstützung durch Führungskräfte und ein wenig Vitamin B ist es auch kaum möglich.

Das alles interessierte aber nicht, stattdessen kam mehrfach die Frage nach dem "warum nicht früher".

Ich kann verstehen, dass man in der Position natürlich möglichst die perfekte Person mit Führungserfahrung und super fachlicher Qualifikation sucht. Es ist aber wie schon bei der anderen Stelle die Crux, dass man Menschen auch die Chance geben sollte, Erfahrungen zu machen - wie will man sich sonst weiter entwickeln? Jede Führungskraft hat mal angefangen, und nur weil ich schon die Fünf im Alter habe, geht das nicht mehr? Keine Erfahrung, also auch keine Entwicklung?

Es könnte gut sein, dass mir mein Behördendasein nun den nächsten Schritt verbaut, da es für Aussenstehende so aussieht, als hätte ich in den 13 Jahren nicht genug getan. Da reicht es vielleicht auch nicht, dass mein Chef-Chef sich letzte Woche persönlich dafür eingesetzt hat, dass ich eine Perspektive bekomme, nachdem er hörte, dass ich ein Zwischenzeugnis angefordert habe: "So einen guten Mann könne man doch nicht gehen lassen." Tja, vielleicht hätte er sich das früher mal überlegen sollen ...

Der "bad cop" bescheinigte mir abschliessend gestern immerhin, dass ich ein "Machertyp" sei. Ob das Argument genug ist, um mir eine Chance zu geben, werde ich vielleicht am Freitag wissen. Dann soll ich eine erste Rückmeldung bekommen.

Momentan bin ich eher skeptisch, was meine Zukunft und vor allem meine berufliche Karriere hier betrifft. Dabei ist das eigentlich ein Irrsinn. Ich habe einen tollen Stand in den Kliniken und im Team, meine Arbeit wird sehr geschätzt, mein Chef hat mir eine super gute Beurteilung im letzten MAG vorgelegt, und gestern hat mir eine Mitarbeiterin sogar spontan eine Flasche Wein geschenkt, weil sie so zufrieden war mit meiner professionellen Unterstützung. Wenn das alles nicht genug ist, zählen hier wohl andere Werte, und dann muss ich mir überlegen, ob ich hier auf Dauer wirklich am richtigen Platz bin, zumal auch das Gehalt nicht sonderlich entschädigt.

Wir werden sehen.


Mittwoch, 8. Mai 2019

Kein Leuchtturm

Kurz vor Feierabend gestern erhielt ich per internem Chat von dem Menschen, bei dem ich das Vorstellungsgespräch hatte, eine Anfrage, ob ich noch schnell für einen "kurzen Austausch" vorbei kommen könnte. Als ich das las, war mir ziemlich klar, worum es gehen würde ...

Also packte ich zusammen und ging auf dem Weg zum Auto in seinem Büro vorbei. Der Herr bot mir nicht mal einen Platz an, sondern stellte sich mit mir an sein Stehpult. Nach den üblichen Höflichkeitsfloskeln meinte er dann, ich sei noch nicht bereit, um "einer der zehn Leuchttürme der IT im Hause" zu sein. Meine Frage, ob er das begründen könne, konnte er nicht beantworten. Er meinte, es wäre ein Bauchgefühl.

So so. Ich hab zwei Mal studiert (und dann noch genau das, was hier gesucht wird), 14 Jahre ununterbrochene Erfahrung in der IT, in der letzten Beurteilung sämtliche Punkte übererfüllt - und das reicht nicht? Da bin ich jetzt sehr gespannt, wer denn der Leuchtturm sein wird. Und ich hoffe, dass da kein fahler Beigeschmack entstehen wird ...

Es ist irgendwie schräg: Kein Job ohne Erfahrung, keine Erfahrung ohne Job. Wie soll das gehen? Nur mit Vitamin B?

Mein beruflicher Weg war schon immer hart und steinig und ich bin noch nie meiner Qualifikation entsprechend bezahlt worden. Entweder war gerade kein "Taschengeld" übrig, wie meine damalige Chefin gern sagte, oder es gab keine Möglichkeit für eine neue Stelle, oder die Tarifverträge wurden nach unten angepasst und vermasselten mir damit schon zwei Mal den finanziellen Aufstieg.

Nein, ich nage nicht am Hungertuch, aber ich musste immer mit recht wenig Geld auskommen, immer wieder von vorn anfangen, auch finanziell (angefangen habe ich mal mit 6,86 MARK pro Stunde!). Dass ich mit über 50 Jahren Geld vom Papa brauche, um mir ein Auto kaufen zu können, war eigentlich nicht geplant ... Es wäre schön gewesen, wenn es zum "Ende" hin mal etwas gemütlicher geworden wäre, zumal die Jahre hier in der Schweiz bis zur Rente besonders wichtig sind für die spätere Pension. Wenn jetzt irgendwas passieren sollte und ich im Alter allein wäre, müsste ich wohl nach Deutschland zurück, denn von meiner Rente kann ich hier nicht Leben, ohne Zusatzleistungen zu beantragen.

Gehen wir mal nicht davon aus, denn ich bin ja nicht allein. :-) Und noch ist nicht aller Tage Abend. Zumindest eine theoretische Option habe ich aktuell noch, denn auf eine der Bewerbungen habe ich noch gar keine Antwort erhalten. Da die aber längst überfällig ist, glaube ich nicht an ein Wunder.

Mein Chef ist aus allen Wolken gefallen, als ich ihm die Entscheidung mitteilte, und er wunderte sich auch, warum man ihn niemals zu mir befragt hat. Heute werde ich ihn bitten, mir ein Zwischenzeugnis auszustellen. Nicht mit dem Ziel, hier so schnell wie möglich zu flüchten. Aber wenn ich noch einmal etwas wagen möchte, dann muss es jetzt sein. In ein paar Jahren mit knapp 60 werde ich das dann sicher nicht mehr schaffen.

Montag, 29. April 2019

Trauerfeier mit schmunzelndem Auge

Nachdem ich letztes Jahr von solchen Ereignissen glücklicherweise verschont blieb, war es nun leider wieder soweit: Wir mussten zur Abdankung eines Freundes von Rosalie. Mal von der Peinlichkeit des Ex von ihr, der auch dort war, abgesehen, war es eine sehr schöne Feier.

Der Ex war nicht mal in der Lage, im Rahmen dieser besonderen Situation Anstand zu zeigen, was einmal mehr seinen naiven Verstand offenbart hat. Wir standen alle in einer Runde von etwa acht Personen. Er kam an, schüttelte jedem die Hand - nur uns nicht. Er ging mit einem "Hallo" an uns vorbei. Wie kindlich ist das denn?

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Die letzten Anlässe dieser Art waren allesamt sehr schwermütig, begleitet von trauriger Musik, wie dem bedeutungsschwangeren "Time To Say Goodbye". Ja, natürlich, eine solche Feier ist traurig, schmerzvoll für alle, die der Person nahe standen, die beerdigt wird. Aber muss man diesen Schmerz, der ohnehin vorhanden ist, auch noch besonders betonen?

Dass es anders geht, bewies die Feier am Freitag. In der Kapelle stand vorn am Rednerpult die Urne, umrahmt von Blumen, einem wichtigen Gegenstand aus seinem Leben und einem wunderschönen Bild des Verstorbenen mit seinem allseits bekannten Lächeln. Ich kannte ihn kaum, aber er war ein lebensfroher, gütiger Mensch, warum ihn also nicht so in Erinnerung behalten, wie er war?

Das spiegelte dann auch die gesamte Feier wider. Ein sichtlich bewegter Redner eröffnete mit einem kurzen Lebenslauf, danach hatten dann Weggefährten bzw. Angehörige die Möglichkeit zum Sprechen. Und sie erinnerten an die eine oder andere Begebenheit aus seinem beeindruckenden Leben, immer mit einem leichten Schmunzeln auf den Lippen. Dazu wurde live Countrymusik und Blues gespielt, und auch hier war die Auswahl der Songs sehr gelungen und nicht übertrieben schwermütig.

Und so verliessen wir die Kapelle nach rund einer Stunde längst nicht so todtraurig und verweint, wie man es meist kennt, sondern allenfalls betrübt über den Verlust und mit gemeinsamen Erinnerungen an den Verstorbenen, die man dann vor der Kapelle noch einmal austauschte.

Ich hab zu Rosalie auf der Heimfahrt gesagt, dass ich mir so meine eigene Trauerfeier auch wünschen würde, und Musik, bei der man bei jedem gespielten Song eigentlich das Bedürfnis hätte, zu klatschen und mitzuwippen, könnte ich mir auch gut vorstellen. Es kann allerdings ruhig noch eine Weile dauern. Der Mann, um den es am Freitag ging, wurde leider nur 54 Jahre alt ...


Donnerstag, 11. April 2019

Sentimental

Während meiner Kindheit habe ich in einem der bekanntesten Chöre des Landes gesungen. Neben diversen (TV-)Auftritten hatten wir fast jeden Donnerstag auch zwei bis drei Stunden am Nachmittag Rundfunk-Produktionen im Studio.

Viele Aufnahmen aus dieser Zeit finden sich auf alten Schallplatten. Oder auch auf Spo*ify. Mit der Installation von smarten Lautsprechern daheim bietet sich dieser Dienst an, um zu Hause per Sprachbefehl und überall im Haus Musik zu hören.

Das geht am besten, wenn man zuvor Playlists aus seinen Lieblingssongs erstellt hat. Um dies zu tun, muss man fleissig im Angebot stöbern. Und dabei bin ich auch auf diverse dieser Lieder aus alter Zeit gestossen. Im Einzelfall lässt sich nicht sagen, ob ich nun gerade bei der einen oder anderen Aufnahme dabei war, da die Lieder immer mal wieder neu produziert wurden. Aber allein das Anhören und Mitsingen der Musik lässt die alten Bilder und Gefühle aus dieser längst vergangenen Zeit wieder zum Vorschein kommen.

Und dann ist alles wieder da: der Probenraum in der Schule, die Chorleiter, Mitschüler, Busfahrten zum Aufnahmestudio, Auftritte im Fernsehen ...

Es ist spannend, was so ein Schlüsselreiz auslösen kann. Und ich lächle dann und denke gern an die alten Zeiten zurück. Es sind überwiegend schöne Erinnerungen und ich bin froh, dass mich meine Eltern damals an diese Spezialschule geschickt haben, die meine Entwicklung intensiv prägte.

Freitag, 22. Februar 2019

Sehnsuchtsvolle Blicke

Hierzulande traut sich gerade der Frühling aus dem Versteck und zeigt schon mal, was er drauf hat. Ich wünschte mir, das bliebe jetzt sechs Wochen so und dann würde es wärmer ...

Dem ist vermutlich nicht so und der Winter kehrt sicherlich noch einmal zurück. Aber wie dem auch sei - immer öfter sehne mich nach Sonne, Wärme und Meer und schiele über den grossen Teich. Das ist heutzutage ja so leicht wie nie zuvor dank diverser Live-Kameras, die mir, sogar mit Ton, fast den Eindruck vermitteln, ich sei zurück in Florida. Ich kann förmlich das Klima fühlen, mich an das Gefühl erinnern, am Wasser zu sitzen und zu frühstücken.

Sagt selbst, bei den Bildern aus Fort Lauderdale oder von der berühmten "Tonne" in Key West kann man doch Fernweh bekommen (am besten nach 14 Uhr schauen, dann ist es dort hell), oder?

Seufz. Was bin ich froh, dass mir diese Reisen möglich sind. Die Generation vor mir hatte kaum Gelegenheit, die Welt zu erobern. Immerhin war mein Papa mal in Kanada, traute sich danach aber nie wieder nach Amerika, weil er kein Wort Englisch spricht und sich daher dort nicht zurecht fand. Da Rosalie seit unserem ersten Besuch in den Staaten aber genauso angetan ist von dem Land wie ich, werden wir ganz bestimmt noch öfter dort sein, wenn es uns finanziell und gesundheitlich möglich ist. :-)

Trotzem freue ich mich jetzt auf ein sonniges und frühlingshaftes Wochenende daheim im Garten!

Mittwoch, 20. Februar 2019

Wo komme ich her?

Während unseres Besuchs bei meinem Vater am Samstag fragte er plötzlich, ob wir ein paar Bilder anschauen möchten. Natürlich wollten wir, es waren nämlich Bilder aus seiner Vergangenheit, die ich bisher noch nie gesehen hatte.

Es kamen Fotos zum Vorschein aus seiner Kindheit und Jugend, Bilder seiner Eltern, Grosseltern und der Geschwister. Zum ersten Mal erzählte er auch Einiges aus der Zeit nach Kriegsende, und ich hörte zum ersten Mal, dass er eine Schwester hatte, die in den letzten Kriegstagen tragisch durch einen Granatsplitter ums Leben kam.

Dabei fiel mir auf, wie wenig ich eigentlich aus dem Leben meiner Eltern weiss. Und mein Vater hat ganz viele alte Bilder schon entsorgt, weil er der Meinung war, dass sich die sowieso niemand mehr anschauen würde ...

Die gezeigten Bilder haben wir mitgenommen, dazu noch ein paar Informationen zu Namen und Daten meines Stammbaumes. Mein Papa ist der Letzte der fünf Geschwister, der noch lebt, wenn er nicht mehr da ist, gehen auch viele Erinnerungen mit ihm verloren. Geschichten aus der Zeit nach dem Krieg, Spaziergänge mit seinem Bruder vorbei an brennenden Ruinen in Berlin, Vertreibung durch die Russen, die erste Banane seines Lebens und viele andere kleine Anekdoten.

Es waren schwere Zeiten damals und die Kindheit war alles andere als unbeschwert. Manchmal wünschte man sich, die heutige Generation hätte etwas mehr Respekt vor dem, was inzwischen alltäglich ist, und würde nicht vieles als selbstverständlich hinnehmen und leichtfertig aufs Spiel setzen.

Ich fand es spannend, die Bilder anzuschauen und meinem Papa zuzuhören. Manche Erinnerung mag mit der Zeit verblasst oder verfälscht sein, und vielleicht gibt es Einiges, was er verdrängt oder vergessen hat. Immerhin habe ich zu einigen Fotos jetzt auch einen Hintergrund, und irgendwann wird es das Einzige sein, was bleibt.

Dienstag, 19. Februar 2019

Wie lange noch?

Diese Frage kann einem (zum Glück?) niemand beantworten. Zumindest nicht, wenn es um den Tod geht. Ich arbeite in einem Krankenhaus, und hier wird man zwar nicht täglich mit dem Thema konfrontiert, aber auf dem Weg zum Pausenraum muss ich am "Raum der Stille" vorbei, und dort sehe ich durchaus immer mal Menschen hineingehen oder fassungslos heraus kommen.

Warum ich jetzt darüber schreibe? Gestern habe ich mal wieder meine Chat-Liste auf WA durchgescrollt, um zu schauen, wer neue Profilbilder gespeicher hat. Dabei bin ich an einem Chat ohne Bild hängen geblieben - es war der Chat mit meinem langjährigen Bekannten aus Berlin, der im November 2017 so plötzlich verstorben ist. Und wieder bekam ich eine Gänsehaut, als ich die letzten Zeilen las, die wir ein paar Tage zuvor noch ausgetauscht hatten. Damals war er nach langer Ehe recht frisch getrennt und nun gerade dabei, sich aufzurappeln. Sogar einen Besuch bei uns in der Schweiz hatte er geplant.

Daraus wurde nichts mehr. Kurz vor seiner Pensionierung war es vorbei ... Wie ich schon früher hier schrieb, hatten wir nie ein besonders enges Verhältnis, und doch gehörte er irgendwie dazu, wenn ich an Berlin, mein Umfeld, meine Vergangenheit und Gegenwart dachte. Wir trafen uns damals etwa alle acht Wochen, und nach meinem Umzug was es quasi "Pflicht", einen Abend für ein gemeinsames Essen zu reservieren, wann immer ich in Berlin war.

Erstaunt bin ich, dass mich das so beschäftigt. Vermutlich liegt es daran, dass er der erste Mensch aus meinem Bekanntenkreis ist, der "in etwa" so alt ist wie ich, mich viele Jahre lang begleitet hat, und der nun schon gehen musste. Und dann so ganz ohne Vorwarnung.

Es kann eben leider ganz schnell gehen. Also lassen wir die Zeit nicht sinnlos dahin ziehen. Und wann immer es möglich ist, erfüllen wir uns den einen oder anderen kleinen Wunsch.

Bevor es zu spät ist.

Donnerstag, 14. Februar 2019

Auf ins siebte Jahr!

Nein, ich werde das Wort "verflixt" nicht benutzen. Es gibt ja genügend Beispiele, die dieses Klischee Lügen strafen.

Am 13. Februar 2013 habe ich Rosalie zum ersten Mal getroffen. Darüber hab ich im alten Blog ja seinerzeit ausgiebig berichtet. Seit dem ist wahnsinnig viel passiert, wobei mein Umzug in die Schweiz dabei für mich sicherlich das bedeutendste Ereignis war.

Mit diesem Umzug hat sich auch unsere Beziehung ein wenig verändert. In den ersten Jahren war sie vor allem von der Sehnsucht geprägt, endlich wieder zusammen sein zu können und die Tage zwischen den Wochenenden möglichst schnell vergehen zu lassen.

Diese Sehnsucht braucht es nun nicht mehr - wir verbringen jeden Tag miteinander. Das Thema Beziehungsalltag kennt sicherlich jeder, der schon in einer längeren Beziehung gelebt hat. Wenn man nicht aufpasst, läuft man Gefahr, dass sie sich abnutzt.

Unsere grossen Sorgen (Mängel am Haus, Klage gegen Bauprojekte gegenüber, Scheidung) haben von Anfang an viel Energie und Zeit gefressen. Ich denke, die Gefahr dabei ist, dass man in einen Strudel gerät, und dieser stressige Alltag die Zweisamkeit mit der Zeit immer mehr verdrängt: Wochenenden und halbe Nächte gehörten dem Aktenstudium und dem Schreiben von Stellungnahmen, dazwischen der tägliche Ärger über immer neue Anwaltsschreiben und -rechnungen, Stress mit den Kindern, Sorgen um den Arbeitsplatz.

Die grosse Kunst dabei ist, sich davon nicht zu sehr beinflussen zu lassen und der Partnerschaft trotz allem genug Raum zu geben. Neben Vertrauen, Sensibilität und Kraft bedarf es auch einer Portion Achtsamkeit, sich selbst und dem Anderen gegenüber. Es geht nicht darum, wie Kletten aneinander zu kleben, sondern die Nähe immer wieder neu zu erobern und das Glück zu spüren, sich gefunden zu haben, reden und zuhören zu können und den Augenblick zu geniessen.

Das Wissen darum ist das eine, die Umsetzung das andere.

Gleich heute gönnen wir uns solche Momente. Schliesslich starten wir nachher zu unserem Kurz-Tripp nach Berlin. Also - bis nächste Woche!


Montag, 11. Februar 2019

Heile Welt

Wir sind derzeit dabei, unsere Urlaubspläne abzuklopfen. Ausserdem drängelt der Ex und möchte wissen, ob Rosalie seinem Vorschlag zustimmt: Kinder im Frühling bei uns und im Herbst bei ihm. Nun hatten wir ja eigentlich geplant, im Oktober mit beiden Kindern vielleicht, eventuell, nach Florida ...

Während die Tochter sofort Zustimmung signalisierte, war der Sohn unentschlossen. Da wir nun eine Entscheidung brauchten, haben wir gestern mit Beiden gesprochen. Die Tochter war weiterhin Feuer und Flamme, aber Sohnemann hat keine Lust auf Familienurlaub. Das eigentlich Interessante dabei war aber die Begründung ...

Seit Rosalies Ex eine neue Freundin hat, haben wir immer das Gefühl, sie sei ein Statussymbol für ihn und er stellt sie überall auffällig zur Schau. Als das Verhältnis zu Rosalie noch besser war, sind wir mal an einem Fest bei ihm gewesen. Damals kannten sich die Beiden rund ein halbes Jahr. Was uns sehr irritierte, waren die Fotos, die während der Party in Dauerschleife auf dem TV zu sehen waren: Vorwiegend (Zungen-)Kuss-Selfies der Beiden. Wie bei Teenagern! Und auch das Verhalten des Pärchens wirkte wie ein überzeichnetes Zur-Schau-Stellen des neuen Lebens und der Glückseligkeit. Rosalie fiel ausserdem auf, dass der Ex in Gegenwart seiner Neuen eine Rolle zu spielen schien und gar nicht er selbst war und ständig auf dem Sprung, ihr alles recht zu machen.

Nun sind das natürlich sehr subjektive Beobachtungen aus einer ganz speziellen Sichtweise. Aber genau diese Feststellungen bestätigte uns gestern ganz ungefragt Rosalies Sohn. Man war ja im vorletzten Jahr gemeinsam auf Hawaii: der Ex mit seinen beiden Kindern, die neue Freundin mit ihrer Tochter (alles grosszügigerweise vom Ex bezahlt ...). Und es war offenbar alles sooo (gespielt) harmonisch, das so tolle neue Leben wurde in jeder Sekunde betont, die neue Super-Familie gepriesen, es gab eine WA-Gruppe "Family-Team", dazu die Hektik von sieben Flügen in drei Wochen, Jetlag, täglich jede Menge Aktivitäten ... Das war dem Sohnemann offenbar zu viel.

Er mag darum keinen Familienurlaub mehr, hat aber betont, dass das nichts mit uns zu tun habe, sondern er einfach für sich sein möchte. Das müssen wir natürlich akzeptieren, stellt uns aber vor Probleme. Wir hatten angedacht, in unseren Lieblingshotel zwei Zimmer zu buchen, eines für die Kinder und eines für uns. Wenn nur die Tochter mitkommt, ist das blöd, und ein Zimmer zu dritt wäre auch keine Lösung, denn der Urlaub ist der Moment, in dem wir auch mal wirklich Zeit für uns haben (wollen) ...

Davon abgesehen ist völlig offen, wie viel Geld die Scheidung noch verschlingen wird. Es mag daher ratsam sein, kleine Brötchen zu backen und die schönen Pläne auf ein anderes Jahr zu verschieben. Das wäre zwar bitter, aber rational vielleicht eine sinnvolle Entscheidung.


Dienstag, 15. Januar 2019

Die Qual der Wahl

Erinnert Ihr Euch noch an Zeiten, in denen man seinen neuesten Schatz in Form einer Langspielplatte nach Hause brachte, sie vorsichtig auspackte, vom Staub befreite, die Nadel vorsichtig auf die Rille legte, dem erwartungsvollen Knistern und dann ein paar neuen Songs lauschte, bevor man die Scheibe auch noch umdrehen musste?

Wie lang ist das her? Und heute? Ich hab mich neulich mit meinen Kollegen darüber unterhalten, wie sie Musik hören. Die meisten nutzen Spo*ify. Für 12,95 Franken im Monat kann man sich Playlisten aus Millionen von Songs erstellen, sie jederzeit und überall hören, sogar herunter laden und nach einzelnen Songs gezielt suchen. Oder themenbezogen einfach automatischen Playlists lauschen.

Ganz ähnlich geht das natürlich auch bei den weiteren Streaming-Diensten. Alles ist jederzeit und ohne aus dem Haus gehen zu müssen abrufbar. Schöne neue Welt! Ich könnte das auch ohne Dienst im Internet in meinem heimischen Netzwerk mit meiner Musiksammlung tun. Könnte ... Ich hab aber gar keine Lust, mir aus Millionen von Songs mühsam Playlisten zusammen zu stellen und dann letztlich immer wieder das Selbe zu hören. Ich lasse mich lieber überraschen und lausche dem guten alten Radio! Das ist ja inzwischen auch digital und rauscht nicht mehr wie früher. Und mit dem richtigen Sender, der mir neben der Musik auch gleich noch die Infos übermittelt, die mich interessieren, bin ich persönlich in der Regel viel besser bedient - und kostenlos noch dazu.

Sie ist luxuriös, die schöne neue Welt. Aber irgendwie macht sie auch viel zu schnell satt, und die Freude, wie oben beschrieben, gibt es im Grunde gar nicht mehr. Ein paar Klicks auf dem Handy genügen, und schon hab ich alles, was ich mir wünsche. Cool, und doch irgendwie auch schade.

Montag, 31. Dezember 2018

Das war 2018

Am letzten Tag im Jahr muss ich diesmal arbeiten. In diesem Punkt war ich bisher verwöhnt - das letzte Mal ist mehr mal 25 Jahre her, dass ich Silvester nicht frei hatte. Aber einen halben Tag werde ich schon überstehen, zumal ich nicht davon ausgehe, dass hier heute die Hölle los bricht.

Die zwei Urlaubswochen waren sehr willkommen, ich hab mich gut erholt, und die Feiertage haben wir in aller Ruhe begangen. So stelle ich mir das vor, und im Vergleich zu früheren Jahren, als ich noch verheiratet war, ist es eine Wohltat. Dieser Besuchs-Stress, das ständige Essen und Trinken ... Das brauche ich alles nicht mehr.

Und wie war es nun, das abgelaufene Jahr? Durchwachsen. Insgesamt hatten Rosalie und ich endlich wieder etwas mehr Freizeit als im Jahr zuvor, an dem fast alle Wochenenden und auch viele weitere Abende mit Scheidungs-Schreibkram ausgefüllt waren. In diesem Jahr waren wir wieder etwas öfter im Garten und haben auch mal ein paar gemütliche Film-Abende vor dem Fernseher verbracht. Aber emotional war es gerade in Sachen Scheidung weiterhin eine Achterbahnfahrt, Ende nicht in Sicht. Gerade noch kurz vor Weihnachten hat der Ex wieder ein paar Mails abgesondert, die einen fast sprachlos machen vor Ignoranz und Starrsinn. Wenn sich da nichts ändert, wird es noch viele Monate dauern bis zu irgend einem Ende.

Ich bin froh, dass es meinem Vater unverändert "gut" geht. In Gänsefüsschen deshalb, weil seine Vitalwerte für sein Alter zwar super sind. Aber durch seine MS ist er schon sehr eingeschränkt, und das ist so schade. Ob es im nächsten Jahr noch einmal für einen Besuch in der Schweiz langt, ist daher sehr ungewiss.

Das Positive in diesem Jahr war zweifellos die Beziehung zu meinem Sohn. Die lag zuletzt doch ziemlich im Argen. Aber das haben wir jetzt hinter uns gelassen und uns im zweiten Halbjahr schon zwei Mal in Berlin getroffen. Es waren sehr schöne Abende, und ich hoffe, dass ich ihn im nächsten Jahr vielleicht mal überreden kann, uns hier zu besuchen.

Beruflich hat sich auch Einiges zum Guten gewendet. Zufrieden bin ich zwar nicht, aber das Schlimmste - nämlich das schlechte Team - ist überstanden. Beide Kollegen sind weg, und mit dem "Ersatz" kann ich allemal ganz gut leben. Der zweite Kollege, der eigentlich am 21. seinen letzten Tag gehabt hätte, hat wohl die ganze letzte Woche davor unentschuldigt gefehlt. Es hätte nicht dieses Beweises bedurft, um klar zu stellen, dass man auf diesen Typen verzichten kann, aber nun ist er wirklich weg.

Ich wünsche mir für das neue Jahr in erster Linie ein ruhigeres Privatleben, damit Rosalie endlich den Mist der letzten Jahre hinter sich lassen und damit abschliessen kann. Dieser Dauerstress ist ungesund und schlägt sich auch auf alles Andere nieder. Es wäre so schön, wenn das ein Ende hätte.

Die berufliche Zukunft ist etwas ungewiss. Reorg, Entlassungen - alles ist möglich. Ich sehe die Gefahr bei mir gering und hoffe eher darauf, mich einbringen und verbessern zu können. Aber das steht alles in den Sternen.

Apropos - das Horoskop für 2019 sieht düster aus für Zwillinge. Also gehe ich mal lieber davon aus, dass das sowieso alles Quatsch ist, was da geschrieben steht. ;-)

Und nun: Einen guten Rutsch und ein gutes, neues Jahr!


Freitag, 14. Dezember 2018

Machs gut!

Nun ist es also soweit - Rosalies treuer Begleiter über so viele Jahre findet seine letzte Ruhe vermutlich in Afrika.

Geächzt und gewimmert hat er schon lange, diverse Teile mussten ersetzt werden. Aber nun pfeift er wirklich auf dem letzten Loch, und bevor er sich gar nicht mehr bewegt, wird er jetzt verkauft: der alte Volvo. Viele gute Dienste hat er uns geleistet, Schränke und Betten transportiert, Gartenabfälle, und natürlich uns. :-)

Zwei Mal war er sogar in Berlin! Das eine Mal hat er meinen Umzug begleitet, das andere Mal meinen Papa aus Kiel zurück nach Hause gebracht.

Nun hat er fast 300000 km und rund 15 Jahre hinter sich, bringt ständig diverse Fehlermeldungen im Display, die rechte hintere Tür lässt sich nicht mehr öffnen und die Heckklappe schliesst nicht richtig. Mit gutem Gewissen fahren kann man das Auto daher nicht mehr.

Es gibt Händler, die freuen sich über solche Autos, solange immerhin der Motor noch anspringt. Offenbar ein lohnendes Geschäft, denn man hat uns mehr geboten als wir erwartet hatten. Nun wird Rosalie das Auto heute abmelden, und dann sollte es in den nächsten Tagen abgeholt werden. Irgendwo auf der Welt wird sich dann noch jemand freuen, einen Volvo mit sieben Sitzen fahren zu dürfen, wenn er notdürftig repariert wurde.

Also, alter Mann: Mach's gut! Und danke für alles.

Montag, 3. Dezember 2018

Lieblingsfilm

Gestern war es mal wieder soweit - spontan und auch wegen des gruseligen Wetters draussen haben wir einen Fernsehnachmittag eingelegt. Und ausgesucht habe ich mir meinen Lieblingsfilm: Zurück in die Zukunft.

Warum das mein Lieblingsfilm ist? Zum Einen war es der erste Film, den ich damals auf VHS-Kassette besass (gibt es sowas überhaupt noch zu kaufen?). Lange Zeit war es auch der einzige Film und ich hab ihn schon deswegen damals oft gesehen, sodass ich weite Teile mitsprechen konnte.

Zum Anderen finde ich ihn noch heute ziemlich originell. Steven Spielberg hat sich so richtig ausgelebt, die Musik von Alan Silvestri ist toll, Christopher Lloyd ist zum Totlachen, und aus heutiger Sicht sind die Klamotten und Frisuren aus dieser Zeit schon fast Kult.

Und so haben wir uns gestern ein weiteres Mal köstlich amüsiert über die Gags und Wendungen, auch wenn sie natürlich nicht mehr überraschen. Aber dieser Film ist einer der wenigen, die ich immer wieder gern anschauen kann, ohne dass es mir langweilig wird.

Habt Ihr solche Filme auch?

Mittwoch, 3. Oktober 2018

Verdammt lang her

Es sind nun schon fast 29 Jahre vergangen, seit die Grenzen in Deutschland verschwunden sind. Heute Morgen im Radio kamen junge Menschen aus Deutschland zu Wort, die, wie auch mein Sohn, die Teilung gar nicht mehr miterlebt haben und sich deswegen auch nicht vorstellen können, wie das damals gewesen sein mag.

Ich denke noch heute, vor allem in Berlin, öfter man daran, wenn ich die imaginäre Linie überquere, dass dies noch am 8. November 1989 unvorstellbar war. Und nun ist es völlig selbstverständlich und viele Menschen wissen nicht einmal mehr, wo die Grenzlinie überhaupt verlaufen ist.

Das ist gut so, und ich habe diesen Tagen im November 1989 auch viel zu verdanken. Sicherlich hätte ich auch ohne Mauerfall meinen Weg irgendwie gemacht, aber er wäre ein gänzlich anderer gewesen. Für meinen beruflichen Weg kam die Grenzöffnung sogar etwas zu früh und hat mir manche Chance verbaut. Aber sei es drum. Ich war nie arbeitslos, habe viel gelernt, auch fürs Leben, und so manche notwendige Veränderung, gerade aufgrund der veränderten Bedingungen im vereinten Land, war letztlich wichtig für meine persönliche Entwicklung.

Und hätte mir jemand am 8.11.89 gesagt, dass ich am 3.10.2018 in Bern sitzen und dieses Post schreiben würde - ich hätte ihn für komplett verrückt erklärt. :-)

Also, Ihr da "drüben" - dann schlaft mal aus und feiert schön für mich mit!