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Donnerstag, 26. Januar 2017

Ehe vor Gericht

Gestern Abend kam Rosalie recht aufgewühlt nach Hause. Zuvor hatte sie den zweiten Gerichtstermin bezüglich der Scheidung. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es seinerzeit bei mir war. Ich liess damals alles zurück: Haus, Inventar, Auto, und ging nur mit meinen persönlichen Dingen und etwas Bargeld. Es bedeutete für mich, völlig von vorn anzufangen, in einer Ein-Zimmer-Wohnung, ohne Auto, mit gebrauchten Möbeln. Und trotzdem war meine Ex der Meinung, lebenslangen Unterhalt verlangen zu können. Das machte mich wütend, ich war enttäuscht über diese offensichtliche Ungerechtigkeit.

Immerhin konnten wir das damals alles noch bilateral lösen und letztlich musste ich (gerechterweise) keinen Unterhalt zahlen. Bei meiner Liebsten ist das alles etwas anders. Auch sie ging, ganz ähnlich wie ich, aus dem Haus mit fast nichts. Doch während ich damals weder Kraft noch Mut aufbrachte, um auf meinen Anteil der ehelichen Errungenschaft zu bestehen, wird sie dafür kämpfen. Und genau das ist das Problem, denn ihr künftiger Ex-Mann ist der Meinung, nichts abgeben zu müssen und den Grossteil der Errungenschaft für sich beanspruchen zu können.

Tja, und dann steht man sich vor Gericht gegenüber und wirft sich Argumente an den Kopf. Plötzlich zählt die Vergangenheit, zählen die gemeinsamen Jahre gar nichts mehr. Der Eine will nichts abgeben, der Andere besteht auf sein Recht, und vorn sitzt ein Richter ohne Rückgrat, der nicht in der Lage ist, etwas zu entscheiden. Und so ging man nach zwei Stunden auseinander, ohne einen grossen Schritt weiter zu sein.

Es wird wohl mindestens Sommer werden, bevor dieses Trauerspiel ein Ende findet. Und das ist nicht nur nervenaufreibend, sondern auch noch teuer. Aber aufzugeben ist keine Alternative, und zum Glück muss mein Schatz das nicht allein durchstehen.



Dienstag, 10. Januar 2017

Schicksale

Mein Arbeitsplatz hier in der Schweiz befindet sich mitten in einem Spital/Krankenhaus. Auch wenn ich "nur" für IT zuständig bin, werden öfter mal Patienten in ihren Betten an mir vorbei geschoben, muss ich regelmässig an OP-Sälen und der Intensivstation vorbei, und dabei laufe ich auch durch den Wartebereich für die Angehörigen. Immer wieder sehe ich dort Menschen mit verweinten Gesichtern, bangen Blicken und nervösem Auf- und Ablaufen.

Und dann frage ich mich, was sich wohl gerade für Schicksale abspielen mögen oder wann man selbst mal in der Situation sein wird, vor den Stationstüren unruhig auf eine Nachricht der Ärzte zu warten (oder gar selbst Patient zu sein). Dabei ist es mir fast peinlich, wenn meine Kollegen und ich gerade über etwas schmunzeln oder gar lachen müssen, weil jemand einen Scherz gemacht hat. Aber es ist nun mal unser Arbeitsplatz, und es kann wohl niemand erwarten, dass wir immer mit ernster Miene über die Station laufen. Da wir keine Kittel tragen, sondern nur am Ausweis als Mitarbeiter zu erkennen sind, sollte das auch kein Problem sein. Ein eigenartiges Gefühl ist es trotzdem.

Ich musste zum Glück schon lange nicht mehr um jemanden bangen, und ich hoffe sehr, dass mir das auch noch eine ganze Weile erspart bleiben wird.

Dienstag, 20. Dezember 2016

Fassungslos

Nun also Berlin. 12 Menschen tot. Von einer Sekunde zur anderen einfach nicht mehr da. Mitten auf einem Weihnachtsmarkt.

Schon vor Monaten habe ich gesagt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Berlin vom Terror eingeholt wird. Nun ist es soweit. Und alle, die derzeit in den Medien erzählen, sie hätten sich so etwas niemals in Berlin vorstellen können (wie z. B. gestern Abend die Reporterin auf N-TV), sind einfach nur naiv.

Weder "Mutti" noch sonst irgend jemand kann uns vor diesen Verrückten schützen. Das zeigt sich trotz aller Präventivmassnahmen leider immer wieder. Während meines Umzuges Ende Oktober traf ich eine 90jährige Mieterin aus meinem Aufgang. Noch fit im Kopf und immer nett und hilfsbereit. Wir unterhielten uns über die Veränderungen in Deutschland, Berlin und selbst in unserem Hausaufgang. Irgendwann meinte sie traurig: "Deutschland ist verloren". Dies aus dem Mund einer alten Frau zu hören, die so viel erlebt hat, macht betroffen.

Ganz so drastisch würde ich es zwar nicht bezeichnen, aber die Welle der Gewalt in den letzten Monaten in Europa macht mir auch grosse Sorgen. Wo führt das alles hin?

Freitag, 16. September 2016

Zeit des Abschieds

Weniger als sechs Wochen bin ich noch in Berlin. Und immer öfter ertappe ich mich bei dem Gedanken "das letzte Mal dies, das letzte Mal das". Das ist nicht wehmütig, lediglich eine Feststellung, manchmal mit einem Lächeln.

Gestern flossen aber mal wieder ein paar Tränen - bei meinem Papa. Jetzt, wo der Termin näher rückt und wir unseren Abschied im Oktober planen müssen, wird ihm offenbar doch bewusst, dass es "ernst" wird und sein Sohn bald 1000 km weit weg ist. Unser nächstes ("letztes") Treffen wird also noch einmal etwas Besonderes sein ... Es wird eine meiner vorrangigen Aufgaben im November sein, den ersten Besuch in Berlin zu planen!

Auch mit meinem Sohn hatte ich diese Woche schon dieses letzte Mal, das verlief aber ganz locker. Er ist ja erwachsen, selbständig, reist durch sein Studium ständig in Deutschland umher und im Grunde fällt es kaum auf, ob ich nun in Berlin oder Bern bin.

Weitere Abschiedsbesuche, nicht nur bei Ärzten, stehen in den nächsten Wochen an, aber ich bin ja nicht aus der Welt! Sobald etwas Normalität eingekehrt ist und ich freie Tage planen kann, werde ich sicher immer wieder mal in meine Heimat zurückkehren und dann auch die Menschen wiedersehen können, mit denen ich mich jetzt regelmäßig getroffen habe, wenn auch nicht spontan und auf Zuruf.

Hey, es ist Freitag, und Freitag ist Reisetag! Daher mache ich mich am Mittag wieder auf den Weg. Das Wochenende werden wir erneut hauptsächlich am Notebook verbringen, weil wir uns mit zwei Klagen beschäftigen müssen und noch dazu das Dorf mobilisieren wollen, um gegen die geplanten neuen Bauzonen aktiv zu werden. Alles Themen, die Rosalie eigentlich gern mal auf ihrem Blog aufgreifen möchte, aber die Zeit reicht einfach nicht. Auch in der Schweiz hat der Tag leider nur 24 Stunden.

Uns steht ein heißer Herbst bevor.